Im Nordosten

Heute hat es endlich mal wenig Wind und viel Sonne. Es ist Montag und ich hatte die Tour zu den Ausgrabungen im Nordosten der Insel auf Dienstag geplant, nachdem ich Theo zum Flughafen gebracht haben würde. Aber dann ist mir noch rechtzeitig auf- und eingefallen, dass in Griechenland Ausgrabungen und Museen dienstags geschlossen sind. Also wird umgeplant, und wir werden heute die archäologischen Stätten von Ifestia und Kaviri/Kavirion besuchen. Auf der "Schnellstraße" über Agios Dimitrios sind wir schnell am Flughafen und biegen dahinter auf guter Straße nach Varos ab. Kotsinas lassen wir links liegen, durchfahren die Gegend der limnischen Heilerde "Limnia Gi" und erreichen Repandi. Ifestia (auch Hephaistia) liegt nördlich davon in Küstennähe, aber es führt keine befestigte Straße dorthin. Nur ein Netz von Schotterpisten. Welche ist die richtige? Wegweiser leiten uns weiter durch Kontopouli. Rechts erstreckt sich jetzt weites Marschland mit dem großen Salzsee von Alyki. Jetzt im Oktober ist er ausgetrocknet, weiß leuchtet die Fläche. Die Hügel dahinter gehören schon zur türkischen Insel Gökçeada, die wir als Philhellenen aber griechisch und einfacher "Imbros" nennen.

 

Einige Kilometer hinter Kontopouli dann das Schild nach Ifestia. Links ab auf eine Piste, die sich im weiteren Verlauf gelegentlich verzweigt und mal besser, mal schlechter ist, aber langsam befahrbar ist. Nicht immer sind die Abzweigungen beschildert, und nach einigen Kilometern in flacher und einsamer Hügellandschaft und entlang einer weiten Bucht mit Dünen und einigen Nebelkrähen bin ich überzeugt, dass wir erstens falsch sind, und zweitens, wenn doch richtig, die Ausgrabung an diesem Ort abseits der erkennbarer Zivilisation mit Sicherheit geschlossen ist. Beides erweist sich glücklicherweise als falsch, als wir unseren Mietwagen vor dem Gelände des antiken Theaters abstellen, wo immerhin ein weiterer PKW parkt. Das Tor ist geöffnet und wir dürfen nach Bezahlung des Eintritts (drei Euro für mich, Theo als Senior bezahlt zwei) eintreten.

Ifestia ist benannt nach dem griechischen Gott des Feuers Hephaistos, der auf Limnos gelandet sein soll nachdem sein Vater Zeus ihn nach einem Streit - Hephaistos hat die Partei seiner Mutter Hera ergriffen, was dem Vater missfiel - vom Olymp herab geschleudert hatte. Schon im 7. Jahrhundert gab es hier ein Heiligtum der Kabiren oder "Großen Götter". Heiligtum und Kult bedingten und befruchteten sich, im frühen 5. Jahrhundert wurde ein hölzernes Theater errichtet, später folgte dann der steinerne Bau, dessen gut erhaltene Überreste wir nun besichtigen. Wie immer bei antiken griechischen Theatern (nein, es ist kein Amphitheater, denn dann müsste es rund sein) bildet die sorgfältig für den Bau ausgewählte umgebenden Landschaft mit der Bucht von Achivadoli und Tigani links und dem Golf von Pournias rechts die Kulisse mit.

 

Man kann sich recht frei im Theater bewegen, nur einige Passagen sind abgesperrt. Wer ins Detail gehen möchte, findet auf erklärenden Tafeln weitere Informationen. Wir gehen seitlich hoch bis auf den obere Ebene, lassen die Eindrücke auf uns wirken. Über die Ränge geht es dann wieder zurück zur Bühne, wo sich inzwischen ein paar weitere Besucher eingefunden haben. Vielleicht sollte die Gemeinde Limnos mal über eine bessere Zufahrtsstraße nachdenken. Oder möchte man doch eigentlich gar keine Touristen haben? Limnos scheint da in einem Zwiespalt zwischen Militär und Tourismus zu stecken. Aber gut, immerhin ist die Ausgrabung geöffnet, keine Selbstverständlichkeit im Oktober.

Nach einer halben Stunde fahren wir auf der Piste wieder zurück Richtung Hauptstraße. Jenseits der Bucht von Tigani entdeckt Theo ein großes Dorf, wo er das Kavirion vermutet, das als nächstes auf unserer Besucherliste steht. Ein großes Dorf? Nein, eigentlich gibt es dort keines am Saravari-Strand. Zumindest ist auf der Karte nichts eingezeichnet. Komisch. Oder mal wieder eine Kaserne?

Wir erreichen die Hauptstraße, der wir weiter Richtung Nordosten folgen.

 

Nach zwei Kilometern zweigt wieder links eine befestigte Straße ab, die durch die verfallenen Häuser eines Weilers namens Agios Alexandros führt. Das ist aber nicht der Ort, den wir von Weitem gesehen haben. Den erblicken wir kurz darauf am Hang zwischen Meer und Straße: es ist ein großes Hoteldorf, allerdings nicht mehr genutzt und dem Verfall preisgegeben. Das Luxushotel "Kaviria Palace" wurde in den 1990er-Jahren für 650 Gäste erbaut, war aber nur kurz in Betrieb und wurden dann geschlossen. Offenbar hat sich die Anlage nicht rentiert. Seither gammelt sie als Geisterdorf vor sich hin, und erinnert uns an eine ähnliche Anlage auf Kreta östlich von Sitia. Auch hier hielten die hochfliegenden (und teuren) Pläne der Realität nicht stand. Ein Besuch der Geländes wär für Liebhaber von Lost Places sicher interessant (könnte man sie nicht als Kaserne nutzen?), aber uns zieht es weiter zum nahen Kavirion.

Beim Kavirion handelt es sich um die Ausgrabungen eines antiken Kabirenheiligtums. Schon auf Samothraki haben wir mit den Kabiren Bekanntschaft geschlossen, einer Gruppe von antiken Göttern, genannt "die großen Götter", über die wenig bekannt ist und deren Kult ab 700 vor Christus vor allem auf den Inseln der Nordostägäis - Samothraki, Limnos und Imbros - aber auch in Böotien und Mazedonien ausgeübt wurde. Später wurden die Kabirengötter - Axieros, Axiokersa, Axiokersos und Kasmilos/Kadmilos - mit den bekannten antiken Göttern Demeter, Persephone, Hades und Hermes gleichgesetzt. Die Initiierten mussten über den Kult Verschwiegenheit bewahren, und offenbar haben sie das auch recht gut getan, sonst wüßte man mehr darüber. Während allerdings das weitläufige Heiligtum auf Samothraki wunderschön in einem waldigen Hain liegt und man der Fantasie freien Lauf lassen kann, sind die Überreste hier spärlicher und liegen im freien und felsigen Gelände. Noch bevor wir sie uns ansehen, sind wir aber beeindruckt von der Besucher-Infrastruktur. Nicht nur war die Straße befestigt und gut ausgeschildert, auch die ganze Anlage ist behindertengerecht ausgebaut: von einer breiten Rampe, die zur Ausgrabung hinab führt, einem offenbar für Gehandicapte in einer Garage bereitstehenden Elektrowägelchen über die geräumige und stilsichere Toilette bis zum Tastmodell der Anlage für Blinde: hier hat man sichtbar viel Geld investiert (mit EU-Unterstützung?) und ein Renommierobjekt geschaffen. Wir bezahlen den obligatorischen Eintritt - drei und zwei Euro - und bekommen eine aufwendig gestaltete Broschüre in englischer Sprache in die Hand gedrückt. Die darin enthaltenen Luftausnahmen machen die dann doch eher spärlichen Kabirion-Überreste anschaulicher, als man sie vor Ort am Boden erlebt.

 

Über die besagte Rampe geht es hinab Richtung Küste. Links kann man schon einen Blick auf die Terrasse mit dem größeren Teil des Heiligtumes werfen, das aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert stammt. Davon zweigt etwas weiter hinten der ältere Teil aus dem 8. Jahrhundert vor Christus ab. Von unten her kann man bei einem leider schon geschlossenen Café-Pavillon dann auf die Terrasse gehen. Natürlich sind auch hier sind Erklärtafeln aufgestellt. Weil ich mir die Details eh nicht merken kann und außer Fundamenten und wieder aufgestellten Säulentrommeln wenig zu sehen ist, finde ich das Ganze nicht soo spannend. Und außerdem möchte ich hier vor allem einen Nebenschauplatz besuchen: die Höhle des Philoktetes.

Philoktetes war einer der Gefährten des Odysseus, der wegen eines unheilbaren schwärenden Schlangenbisses, verbunden mit Gestank und Schmerzensschreien, von Odysseus bei der Fahrt nach Troja auf Limnos ausgesetzt wurde. Er siechte dort neun Jahre, die Schmerzen immerhin durch die limnische Heilerde gelindert, ehe ihn Odysseus wegen eines Orakelspruches zurückholte.

Und die Höhle, in der er die neun Jahre gelebt hat, soll sich nun unterhalb des Kabirion am Meer befinden. Keine normale Höhe, denn sie hat zwei Eingänge: eine vom Meer aus, und eine durch einen an Land, bei dem man aber durch das Wasser waten muss. Klingt interessant.

 

Von dem Pavillon führt eine Steintreppe hinab zum felsigen Ufer. Den Felsenspalt, der den Höhleneingang vom Meer aus bildet, kann ich von oben sehen: eine tiefe Kerbe im hellen, glatten Felsen, ultramarin vom Meer gefüllt. Ich klettere über die von Natur - Wellen, Wind und Vulkan - mal knubbelig, mal mit Linien gestalteten Felsen und versuche, einen Blick in die Höhle zu erhaschen. Auch wenn es heute nicht so windig ist: es ist kein Badewetter und auch wenn ich Badeschuhe und -klamotten dabei haben, liegt der Zugang auf dem Seeweg heute außerhalb meiner Möglichkeiten. Also suche ich den Landeingang. Aber da sind nur enge Spalten, das kann nicht sein. Felsenblöcke sind vom Hang heruntergestürzt, vielleicht wurde der Eingang verschüttet? Ich suche nun jenseits der Spalte und bin froh, meine Wanderstiefel an zu haben, denn es führt nur ein schmaler Sims oder steile Felsenabschnitte auf die andere Seite, der Stein ist manchmal glatt. Aber auch auf der anderen Seite finde ich keinen Eingang finde. Mhh, blöd. Ein einzelner Tourist, Italiener oder so, kommt die Treppe herunter, fotografiert wie wild. Er war auch schon Iphestia mit einer Mini-Reisegruppe undefinierbarer Herkunft und merkwürdiger Zusammensetzung. Auf meiner Frage nach der Höhle reagiert er ratlos, er scheint nichts davon gehört zu haben. Schon wieder steigt er die Treppe hinauf, ein flüchtiger Besucher. Aber das junge griechische Paar, das nun kommt, sucht den Eingang. Die Frau im luftigen Kleid und dünnen Sandalen, halsbrecherisch und auf dem Hinterteil rutschend, überwindet sie den Sims am Spalt, aber auch die beiden werden nicht fündig.

 

Ich bin schon wieder auf dem Weg die Stufen hinauf, als mir das Ganze keine Ruhe lässt und ich nochmals im Internet nach Information suche. Der Eingang muss links nahe der Kerbe liegen. Also wieder hinunter, den Rucksack abziehen, und dann, tatsächlich: in einem der Felsenrisse, knapp schulterbreit, gibt es unten einen Durchgang, in den von der Seite zögerlich das Tageslicht hineinscheint. Ich zwänge mich hinein, die Beine voraus, den Oberkörper verdreht. Weiter muss ich aber ins knietiefe Wasser, und nun stören die Wanderschuhe, die ich ungerne fluten möchte. Dazu ist der Felsen grünbealgt glitschig. Die Höhle ist nicht groß, hat an der einen Seite einen kleinen Kiesstrand. Das war wenig Platz für den armen Philoktetes, aber bestimmt war er schlanker als ich. Und kein Wunder hat er Odysseus gegrollt. Neun Jahre mit nassen Füßen...

Was ich erkennen kann, sieht ganz hübsch aus, aber ich habe schon imponierendere Meereshöhlen gesehen. Auf die nassen Füße und das Risiko des verletzenden Ausrutschens und Festsitzens kann ich daher verzichten und halte nur den Fotoapparat in die Höhle, drücke ab, und zwänge mich dann wieder ans Tageslicht.

Theo hat oben am Eingang beim Auto gewartet. Schade, dass es hier kein Café gibt. Immerhin eine Handvoll Besucher haben den Weg an dieses entlegene Inselende jetzt gefunden. Wobei es bis zum nordöstlichen Ende von Limnos am Kap Plaka noch ein paar Kilometer sind. Wir haben ein Faible für Inselenden, und vielleicht findet sich ja ein netter Landgasthof an der Straße, die durch die Orte Panagia und Plaka führt. Also steuern wir nordostwärts, durch hügellose Gegend, in der sich weiße Kapellen schon von weitem abheben. Die Dörfer sind bewohnt und im Vorbeifahren nicht ohne Reiz, aber nichts lockt uns zum Halt. Vielleicht gibt es eine Taverne am Fischerhafen von Plaka, der sich zwei Kilometer weiter an einer sandigen Bucht befindet. Ich wollte ja auch noch baden.

 

Der Fischerhafen erweist sich als überdimensionierte, EU-geförderte Anlage mit einigen bunten Kaikia im Wasser und an Land, an denen zwei, drei Männer werkeln, sich aber sonst nichts befindet. Hinter dem Hafen beginnt schilderreich und unmissverständlich das für limnische Landenden obligatorische militärische Sperrgelände. Natürlich.

Die Badelust ist mir auf der Strecke irgendwo abhanden gekommen, weil es inzwischen schon fast zwei Uhr ist, steigert dagegen der Appetit. Zeit, das Ziel fürs Mittagessen anzusteuern, in der Hoffnung, dass es geöffnet ist: die Taverne "Giannakaros" in Kotsinas, im Online-Update des Reiseführers des Michael-Müller-Verlages empfohlen. In einer halben Stunde geht es auf der kaum befahrenen Straße durch das beige-honigfarbene oder salzweiße Nordost-Limnos wieder zurück bis Repanidi und weiter zur Bucht von Pournias nach Kotsinas, wo sich dieser Ort als Mini-Ansiedlung von zwei Tavernen, zwei Häusern, einem Bootsanleger und einer Kapelle auf einem Hügel entpuppt. Vor der Kapelle der Panagia Zoodochou Pigis steht die Bronzestatue der Maroula, einer jungen Frau, die 1475 mit ihrem Mut und ihrem Schwert half, die osmanischen Angreifer in die Flucht zu schlagen, nachdem ihr Vater zuvor bei der Verteidigung gefallen war. Auf dem Hügel stand damals eine Festung, von der aber heute nichts mehr zu sehen ist. Es gibt eine unterirdische Quelle darunter, zu der eine lange Treppe hinab führt. Die Treppe soll hinauf und hinab unterschiedlich viele Stufen haben, ich werde ihr und der Quelle nachher einen Besuch abstatten (und das Zählen prompt vergessen). Offiziell sind es 64 Stufen.

 

Zu unserer Freude und Erleichterung ist die Taverne Giannakaros geöffnet. Zunächst sind wir die einzigen Gäste, aber es kommen noch weitere Besucher, darunter ein achtköpfige Parea mit einem Griechen, der im Hotel neben uns wohnt. Vielleicht ein Geschäftsessen?

Theo ordert Pasta mit Meeresfrüchte, ich entscheide mich gegen Fisch (der Oktopus-Bedarf ist definitiv gedeckt) und für pikante lokale Wurst. Einen Saganaki mit lokalem Käse vorab, ob es eine kleine Portion gäbe? Nein, die Portion wäre sowieso nicht so groß, gibt die Wirtin freundlich Auskunft. Na gut, das schaffe ich schon.

Offenbar hat man hier andere Vorstellungen von Portionsgrößen, denn mag der Saganaki noch essbare Ausmaße haben, so fällt mir die Kinnlade herunter, als ich meinen Loukaniko bekomme. Besser: meine Loukanika, denn auf dem Teller liegen, begleitet von Pommes und Reis, zwei ellenlange Würste, von denen schon eine mein Fassungsvermögen auf einer harte Probe stellen würde. Panagia mou! Und Theo kann mir da auch gar nicht helfen, denn die ihm servierte Pasta in einer tiefen Schüssel, garniert mit einem halben Dutzend Scampi, wird auch ihn vor eine unlösbare Aufgabe stellen. Was um so bedauerlicher ist, als die Qualität der Größe der Portionen nicht nachsteht. Immerhin finden sich einige helfende Mitesser in Gestalt von Katzen ein. 35 Euro bezahlen wir für alles zusammen.

Es ist vier Uhr mittags geworden. Wir können nun entweder noch einen Abstecher zur Ostküste nach Keros machen, oder zu den vulkanischen Formationen am Kap Falakro hinter Propouli. Theo ist's egal, und entscheide ich mich für letzteres. Über Varos und Atsiki fahren wir nach Propouli, wo die ausgebaute Straße endet und wir uns auf inzwischen schon gewohnter, teilweise ziemlich mieser Schotterpiste nach Norden zur Küste vorkämpfen. Unser Suzuki Alto hat sich bewährt und lässt uns auch jetzt nicht im Stich. Gelegentlich weisen und mehr oder weniger verwitterte Schilder den Weg.

 

Die Piste endet an einer Kapelle. Ich stelle das Auto ab, in dem Theo bleibt - ist nicht sein Gelände. Über die zunehmend knubbeligen, sand- und terracottafarbenen Felsen klettere zur Küste hinab. Eigentlich war meine Erwartungshaltung eher niedrig - zu viele der hier angepriesenen Spektakel relativierten sich im Vergleich zu anderswo.

Aber die runden Blasen, die bis halbmetergroßen glatten Steinkugeln mit Löchern oben, die sich hier über das Gelände verteilen, sind wirklich beeindruckend. Sie erwecken den Eindruck, von der Hand eines Töpfers geschaffen worden zu sein, für eine große, offenen Küche mit runden Töpfen. Oder wie die versteinerten Hinterlassenschaften eines Riesen-Esels. Dazwischen zeigt der sandhelle Felsen glatte Mulden mit weißen Maserungen oder organisch scheinenden Fraßspuren. Bis zur Küste zieht sich diese Naturgestaltung, die einen Fotorausch bei mir auslöst.

 

Nur noch ein Touristenpaar hat über die miese Piste an dieses Inselende gefunden hat, zum Glück verkrümelt es sich bald wieder, denn am Ufer lockt ein kleiner Sandstrand zum Bade. Schnell raus aus den Klamotten und in die kühle Flut eintauchen, den Bikini schonend. Ist schon herbstlich-frisch geworden, das Meer, und die Sonne wirft lange Schatten. Die Saison zum Sonnenbaden ist hier an der Nordägäis am 4. Oktober vorbei. Die 350 Kilometer zur Südägäis der Kykladen machen einen größeren Unterschied als gedacht

Dieser Abstecher an die Nordküste hat sich definitiv gelohnt. Limnos gefällt mir ausnehmend gut. Wären da nicht die widrigen Militärs, und der oft starke Wind.

Wieder geht die Fahrt zurück nach Myrina gegen die untergehende Sonne. Ein knappe Dreiviertelstunde benötigen wir, 123 Kilometer sind wir heute gefahren.

 

Die Abendstimmung am Hafen ist heute besonders schön. Angler hoffen am alten Fähranleger auf Beute, Spaziergänger warten am alten Hafen auf die Rückkehr des Fischerkutters "Panagia M". Allabendlich können wir von unserem Balkon aus beobachten, wie der Fisch fangfrisch direkt vom Schiff verkauft wird. Was nicht direkt weggeht, wird in den Fischladen am Eingang der Kida-Gasse gebracht und dort verkauft. Die "Panagia M" scheint aber das einzige Fischerboot mit so guter Ausbeute zu sein.

Noch satt vom späten und üppigen Mittagessen gehen wir am Abend nur auf Tsipouro und Mezedes ins "Aktaion". Zum Tsip wird eine ordentliche Auswahl an Hartkäse, Feta, Schwarzaugenbohnen, Käsecreme und gegrillten Wurststückchen geboten. Und als kostenlose Zugabe gibt es vom Lokal "To Kastro" auf der anderen Straßenseite Live-Musik. Zwei Musiker mit Gitarre und Bouzouki spielen gekonnt griechische Evergreens. Schade, dass man so selten inseltypische Musik hört. Und Limnos hat doch auch so schöne Tänze, etwa den Pát(i)ma, den ich besonders mag. Am OTE-Platz warb ein Plakataufsteller noch für eine entsprechende Tanzvorführung, aber er schien mir vom Sommer vergessen.

Und so klingt unser letzter gemeinsamer Abend als wunderbares Abschluss aus. Morgen werde ich Theo zum Flughafen bringen und mir danach noch irgendeine limnische Ecke ansehen. Welche, habe ich noch keine Idee.