Wieder die Tour nach Piräus, dann mit der Metro hinein nach Athen bis Thisio, an der Akropolis vorbei zum Hotel. Puh, ich bin erledigt.
Es ist mein letzter Urlaubsabend, und obwohl ich nicht hungrig bin, möchte ich ihn nicht im Hotelzimmer verbringen. Der Regen hat aufgehört, ich gehe Richtung Plaka und lande im "Saita Bakaliaro", einem netten Kellerlokal.
Der Salat mit paximadi und ein karafaki raki dazu, das passt (rein). Und zum ersten Mal in dem Urlaub sehe ich andere deutsche Touristen, gleich eine ganze Gruppe. Komisch, denn eigentlich ist ein Athen ein optimales Winterreiseziel. Scheint man nur in Deutschland nicht zu wissen.
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Beim Frühstück am Sonntagmorgen fällt mir eine Gruppe griechischer Männer am Nachbartisch auf, die sich über die Wahl unterhalten. Sie sehen nicht wie Urlauber aus. Sind sie auch nicht, stelle ich kurz darauf fest, als ich mit dem Aufzug auf die Dachterrasse des Hotels fahre (im Sommer gibt es das Frühstück wohl hier oben) und einen der Männer dort treffe: sie bauen alles für eine Fernsehübertragung auf - heute sind ja die Wahlen, und die Akropolis im Hintergrund ist eine wunderbare Kulisse. Das sei für "german television, channel one", wird mir die Rezeptionistin später erzählen. Na da schau an, das muss ich mir heute Abend aber angucken. Vermutlich hat die Aussicht auf diese Zusatzeinnahme den Hotelbesitzer veranlasst, das Hotel trotz der Winterpause kurzfristig doch noch zu öffnen, wenn auch nur für ein paar Tage.
Ich packe meine Sachen und kann sie bis zum Mittag im Hotel deponieren. Mein Rückflug geht erst am Nachmittag.
Der Regen hat aufgehört, der Himmel ist wolkig mit blauen Stellen dazwischen. Und die Stadt sieht aus wie frischgewaschen. Hervorragend.
Und um halb zehn stehe ich am Ticketbüro der Akropolis. Ich war schon zwei Mal hier oben, aber das ist über zwanzig Jahre her - bei Hitze und Menschenmassen ist die Oberstadt kein Muss. Beides ist heute nicht vorhanden.
Zwölf Euro kostet der Eintritt, der auch für Kermaikos, die Agora und das Thisio gilt. Der Preis ist absolut angemessen. Dann geht es treppenaufwärts, durch die imposanten (und teileingerüsteten) Propyläen auf das Plateau mit dem Parthenon-Tempel. Ich hatte das alles nicht so beeindruckend in Erinnerung. Aber der eigentliche Star ist heute die Stadt - das Häusermeer mit den Hügeln von Lykabettos und Philopappos, der Tempel des Hephaistos (Thisio), der in einer grünen Wiese zu Füßen der Akropolis liegt, der Blick über Piräus hinaus bis Aegina. Der Gipfel des Hymettos ist in den Wolken, aber das stört nicht.
Am Erechtheion vorbei strebe ich zunächst zum Aussichtspunkt am Ostende der Oberstadt, wo die griechische Flagge weht. Heute sind Wahlen, es wird ein schicksalsträchtiger Tag für Griechenland (und Europa?) werden. Aber der Tempelberg hat so viele Dinge gesehen in zweieinhalbtausend Jahren, vielleicht relativiert sich da manches?
Die Zahl der Besucher ist sehr überschaubar, ich höre osteuropäische Töne, und sehe einige Asiaten. Eine Gruppe Amerikanerinnen lichtet sich gegenseitig und in allen Positionen ab. Ich schaue lieber hinab zum malerischen Anafiotika-Viertel, und dahinter dem Lykabettos-Kegel.
Dann drehe ich zwei Runden um den Parthenon, gucke mir die Details an. Aber ein abschweifender Blick zum Dionysos-Theater oder zu den weiter entfernten Säulen des Tempels des olympischen Zeus muss schon sein. Ich muss mir mal mehr Zeit für Athen nehmen, stelle ich fest. Bisher bin ich aus der Stadt immer so schnell wie möglich geflohen. Ein Fehler, zumindest jetzt im Winter.
Neben dem Erechtheion gefällt mir vor allem der kleine Nike-Tempel (eigentlich Tempel der Athena Nike), der rechts über dem Eingang der Propyläen steht. Man kommt aber nicht näher hin. Der Parthenon-Tempel ist immer noch eine große Baustelle (im GEO Special vom Februar 2015 kommt eine Artikel über die andauernde Restaurierung und die Gründe dafür) und hat für mich nicht so viel Ausstrahlung.
Aber ich genieße das Wetter und die Aussicht an diesem schönen Tag hier oben. Unbezahlbar.
Es ist schon fast elf, als ich über die Nordseite und durch das Anafiotika-Viertel Richtung Monastiraki gehe, einen Schlenker zum Syntagma-Platz mache (die Wachablösung ist gerade vorbei, die Touristen strömen davon), und dann beschließe, doch noch schnell das Thisio zu besuchen (zumal der Eintritt schon bezahlt ist). Entlang der Plaka ist mächtig was los, kaum ein Sonnenplatz frei in den Cafés. Athen brummt. Ist es im Wahlfieber? Mir kommt alles recht entspannt vor.
Im weitläufigen Gelände der Ausgrabungen von antiker Agora, den Stoen und den verschiedenen Tempeln verlieren sich nur wenige Menschen. Athen bietet einfach zu viel an Sehenswürdigkeiten - da kann man den am besten erhaltenen Tempel der griechischen Antike auf griechischem Boden (neben dem Apollon-Tempel von Bassae) schon mal übersehen. (Tolle Tipps für einen Athen-Besuch findet man übrigens hier.)
Ich drehe ein paar Runden um das Thisio (auch Theseion), das tatsächlich ein Hephaistos-Tempel ist und den Namen "Thisio" bekam, weil während der byzantinischen Zeit geglaubt wurde, dass hier der Held Theseus begraben sein soll (der von der Geschichte mit Kreta und dem Minotauros, der Ariadne auf Naxos sitzenließ. Und dessen Vater Aigeos Namensgeber der Ägäis wurde - mit seinem Tod).
Die weitere Besichtigung der Agora unterbleibt zugunsten eines Orangensafts an der Promenade zwischen Thisio und Akropolis. Keine preiswerte Ecke (der Saft kostet vier Euro), aber man kann so wunderbar dem Flanieren und Sonntagstreiben der Einheimischen zusehen. Dass die Sonne sich nach dem Regentag gestern wieder so gemacht hat - einfach schön!
Ich werde wiederkommen, im Winter.
Und dann muss ich ins Hotel, meine Sachen holen, und zur Metro (Haltestelle Akropolis), mit der ich heute zum Flughafen fahren werde (umsteigen in Syntagma). Die Flughafenlinie ist ziemlich voll - heute ist Reisetag.
Aber pünktlich bin ich am Ziel, und der Rückflug mit Zwischenstopp in Thessaloniki verläuft auch reibungslos. Aegean Airlines kann ich nur empfehlen.
Das Fazit meiner griechischen Eisvogeltage: Ja, unbedingt wieder!!
Nächstes Jahr vielleicht etwas weiter südlich.