Sykiá - jeder Tag ist ein Feiertag

Der Sonntag beginnt tatsächlich windig. Gegen Nordwind liegt mein Balkon aber wunderbar geschützt, und so kann ich trotzdem draußen frühstücken. Die nahen Kirchenglocken läuten im vertrauten 3-3-7-er-Rhythmus und wenig später liegt Weihrauch in der Luft. Schön, die Ruhe am Morgen.

 

Durch die noch leeren Gassen gehe ich wandermäßig ausgerüstet zur Bushaltestelle hinab. Sie liegt an der Kreuzung nach Tripiti gegenüber der Krankenstation. Der Bus kommt pünktlich von Tripiti, hupt kurz - die Fahrgäste sollen zur anderen Straßenseite hinüberkommen. Maske auf und rein. Die Route führt im Zick-Zack durch Triovassalos und dann nach Adamas hinab, wo der Bus die Fahrgäste nicht an der offiziellen Haltestelle entlässt, sondern zu Beginn der Ausfahrtsstraße nach Zefiria, damit sich aus- und einsteigenden Fahrgäste nicht begegnen. Das Entgelt von 1,80 wird beim Aussteigen fällig.

 

Die komplette Flotte der Ausflugsschiffe liegt im Hafen - an Ausflugsfahrten ist bei dem stürmischen Nordwind nicht zu denken.

Ich gehe gleich hinüber zum Autoverleiher Happy Ride, wo ich letztes Jahr einen Kleinwagen in den Inselsüdwesten geliehen habe. Die Chefin Katerina sitzt hinter den plexiverglasten Theke, beide ziehen wir erst mal die Maske auf. Meine Frage nach einem Wagen zum Kloster Agios Ioannis muss sie abschlägig beantworten: alle vergeben. Sie mussten notgedrungen die Flotte verkleinern, wobei ich jetzt nicht weiß, ob sie keinen freien Jeep oder keinen freien Kleinwagen mehr hat. Sie verweist mit Bedauern auf die zahlreich vorhandenen Konkurrenz - da würde ich sicher fündig.

 

Nebenan möchte man für einen Jeep und einen Tag hundert Euro. Panagia mou, stammen die hier von Kleftes ab? Nächster Versuch bei Tourlakis, ein netter junger Mann. Zum Kloster Agios Ioannis? Nur mit einem Allrad. Den Suzuki Jimny bekomme ich für heute für 55 Euro. Gut, das übersteigt meine Preisvorstellung zwar auch, aber der Ausflug ist es mir wert.

Ich bin noch nie Allrad gefahren, lasse mir die Zuschaltung erklären, äußere dann meinen Wunsch, nach Sykiá zu wandern. Das wäre eine Stunde oneway, und ich können auch noch nach Kleftiko wenn ich wolle und schnell wäre. Nö, eigentlich nicht.

 

Die 55 Euro Miete bezahle ich gleich, erfahre dass Sprit für zwanzig Euro reichen sollte (für die paar Kilometer?) und dass ich, wenn ich im Südwesten eine Panne hätte, den Service extra zahlen müsse. Na prima. Aber ich hab ja nicht vor, liegenzubleiben. Am Ortsausgang tanke ich für zwanzig Euro und mache mich auf den Weg, entlang der Bucht von Milos, halte nur kurz bei Agia Marina für ein paar Fotos. Bestes Fotowetter bei blauem Himmel, aber auch verwackelnde Windböen.

Ab hier ist die Straße nicht mehr befestigt und deutlich schlechter als ich sie in Erinnerung habe. Ich bin froh, nicht in einem Kleinwagen zu sitzen und probiere den Allrad aus. Ja, klappt gut. Heute ist Sonntag, das sind wenigstens keinen LKW unterwegs. Aber überraschend viele Autos.

 

Wenig später zweigt links die Straße zum Kloster ab. Nun wird die Piste nochmals schlechter. Aber es sieht tatsächlich so aus, als würde daran gearbeitet. Kurze Zeit später kommt mir ein Pflugbagger entgegen, der die groben Brocken von der Straße in den Graben räumt. Das verbessert die Straße zwar nur unwesentlich, aber der gute Wille ist erkennbar.

 

Als das Kloster Agios Ioannis Siderianos zu Gesicht kommt, sehe ich, dass zahlreiche Autos davor auf dem großen Parkplatz stehen. Huch, letztes Jahr war ich alleine hier, musste über die Mauer steigen. Jetzt sind die Tore offen und in den zahlreichen Räumen sind Leute zugange mit Putzen. Kinder spielen im Hof. Die Architektur erstrahlt in frischem Weiß. Aber natürlich: demnächst ist hier das große Panigiri und da muss natürlich alles tipptopp sein. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass eine solches Fest dieses Jahr stattfinden darf, aber Milos hat sich bisher beinahe virenfrei gehalten und unterliegt damit aktuell kaum Restriktionen.

 

Auch die Kirche ist offen und ich kann dort eine ganze Wandnische mit Tamata - Votivtafeln - betrachten. Und Kerzen anzünden, damit ich gut nach Sykia und zurück komme. Ein älterer Herr schaut nach dem Rechten, wir kommen ins kurze Gespräch: das Panigiri ist am Freitag (25. September) und es würden wohl weniger Leute kommen als sonst, aber wichtig wäre es schon. Weshalb die Menschen aus verschiedenen Gemeinden auch jetzt schon hier an den Vorbereitungen wären und das Ganze mit einem Sonntagsausflug verknüpfen würden. Kein Wunder musste der Bagger die vom Regen malträtierte Straße ebnen damit die Anfahrt möglich ist.

Ich knipse noch ein paar Fotos von der fotogenen Klosteranlage, aber dann wird es Zeit, dass ich meine Wanderung beginne. Es ist zwölf Uhr vorbei. Zunächst wandere ich entlang der Straße nach Süden bis zur ersten Kurve, in der Spitzkehre weist ein Schild nach rechts den Weg nach Topakas. Topakas ist ein Berg, auf dem im Zweiten Weltkrieg eine deutsche Stellung war. Es soll dort noch diverse Ruinen von damals geben und wäre wohl mal einen Besuch wert. Aber nicht heute, denn da möchte ich nach Sykiá, und zu Beginn ist der Weg der gleiche.

 

Sykia wird oft als Höhle bezeichnet, aber das trifft es nicht richtig. Denn das Dach der ursprünglichen Höhle ist eingestürzt und hat ein großes, fast rundes Loch im hellen Gestein hinterlassen. Das ist also eher eine Doline. Vom Meer aus gibt es einen niedrigen Tunnel hinein, den man aber nur mit Schlauchboot oder Kajak passieren kann. Vor drei Jahren hat mich eine Bootstour dort vorbeigeführt, aber drinnen war ich nicht. Mit dem Kajak hinein wäre ein Traum, aber das Wetter muss passen und die Anfahrt zum Ausgangspunkt am Agios-Ioannis-Strand mit den Kajaks über die schlechte Piste ist lange und Rod fährt das nur sehr selten. Am 3. September war er hier, neidvoll habe ich die Fotos betrachtet. Und beschlossen, es wenigstens auf dem Landweg zu probieren.

 

Boote sind heute nicht zu erwarten, denn der Wind hat mächtig zugelegt. Seine wilden Böen erfassen mich immer wieder als ich den Weg entlang der Steinmännchen gehe. Zunächst ist die Wegführung problemlos, aber gemäß meiner Landkarte (Terrain/Sky) geht dann irgendwann der Weg zum Topakas-Hügel ab und ich lasse mich verlocken und biege nach rechts ab statt geradeaus zu bleiben. Mein Weg verliert sich zwischen Ziegenpfaden und Terrassen, überall sind Wege, und nirgends. Zum Glück ist die Flora nicht dornig, sondern steinig-wacholderbüschig, so bleiben die Waden fast unverkratzt als ich mich durch sie hindurcharbeite und ein kleines Bachtal überquere. Ich muss weiter nach Westen, glaube ich, denn das Ziel hebt sich ja nicht von der Umgebung ab und ist somit von der Ferne nicht auszumachen. Immerhin der Wind verhindert das Schwitzen.

Draußen am Horizont Antimilos mit ungewohnter Silhouette.

Nachdem ich etwa eine Stunde durch die Botanik geirrt bin, erreiche ich ein Stück Steilküste. Wildweiss gischtet die Brandung daran. Eine Wegmarkierung, endlich! Sie führt oberhalb vorbei. Ich halte respektvoll Sicherheitsabstand vom Steilhang, überklettere den Buckel und finde wieder Steinmännchen nach Süden.

Und sehe nach eineinviertel Stunden endlich das Ziel: das große kreisrunde Loch von Sykia am unteren Ende eines steilen Abhang. Eine Windkante offenbar, denn nun erfassen mich Windstöße in solcher Stärke, dass die Schritte unsicher werden, ich einmal sogar gegen den Hang geworfen werde. Soll ich unter diesen Bedingungen wirklich nach Sykia hinabsteigen? Ja, verdammt, deshalb bin ich da! Ich werde mich doch jetzt von Wind und Einsamkeit nichts in Bockshorn jagen lassen. Zumal der Weg hier mit weißen Pfeilen und Steinpyramiden sehr gut markiert ist, und der Wind hier auch wieder etwas nachlässt. Im Zickzack führt er in einer Viertelstunde hinab zum weißen Seitenrand des Felsenloches, das viel größer ist als ich mir vorgestellt hatte. Sechzig bis achtzig Meter dürfte es im Durchmesser haben, und an der höchsten Stelle vierzig Meter tief. Unten im Loch liegt ganz ruhig das grüne Meer, völlig unbeeindruckt von der draußen tobenden Brandung. Der Tunnel hinaus ist von hier nur zu erahnen, nicht zu sehen.

 

Die eingestürzte Höhlendecke liegt schräg an der niedrigen Kante im Loch und führt hinab zum Meer, aber das Ganze ist so lose und halsbrecherisch, der Wind so heftig, dass ich mich weder an den Rand noch hinab traue. Gut, ich hatte gedacht, ich könnte dort baden. Kann man sicher. Aber nicht heute, und nicht solo.

Wobei: ganz alleine bin ich aber doch nicht hier. Zwei Menschen klettern auf der oberen Felsenkante herum, geben einen Maßstab für die Dimensionen. Und ein Paar Eleonorenfalken sitzt schreiend auf einem Felsenvorsprung in der von Erosion gemaserten Steilwand. Diese wunderbaren Flugkünstler, ich liebe sie.

Sykia heißt Feigenbaum. Einen solchen soll es hier gegeben haben, aber ich sehen keinen. Vielleicht irgendwann abgestürzt ins Meer.

 

Nach außen zum Meer hin fällt die Küste sarakiniko-ähnlich ab, wie Stracciatella mit schwarzbraunen Lavabrocken getupft. Eine eindrucksvolle Landschaft, und wirklich auch von Land sehenswert zu erleben.

Helle Stufen ziehen sich am rechten Rand des Steilabsturzes hoch bis zur oberen Kante, ich klettere hinauf bis mir Wind und Steilheit Grenzen setzen. Der Wanderstock ist hier sehr nützlich, auch weil der Untergrund immer wieder lose ist.

Ein rundes Fenster im weiße Felsen, dunkel kontrastierend.

 

Das Paar sucht auf der anderen Seite einen Weg, sie sind weit weg, wir haben keinen Kontakt. Ich suche mir schließlich eine windgeschützte Stelle an der niedrigen Nordseite und hocke mich für eine unbequeme Vesperpause auf eine Felsenstufe. Beeindruckend hier, hätte ich nicht gedacht. Wenn der Wind nur nicht so heftig wäre.

Nach einer Weile mache ich mich auf den Rückweg, den steilen Hang hinauf, den weißen Markierungen folgend. Dieses Mal wirft mich der Wind an der Kante gleich zweimal ins Gestrüpp und auf die Felsen, das gibt blaue Flecken. Aber von hier aus kann ich nun den Steinmännchen treu bleiben und steige nahezu in der Falllinie aufwärts. Die Markierungen verlieren sich weiter oben als der Hang noch steiler wird. Ich quere nach links und suche mal wieder. Dieses Mal werde ich schnell fündig und finde den doch gut markierten Weg, der nun auf einer Höhe verlaufend wieder zurück bis zur Straße führt. Eine Stunde zurück. Es ist doch schon halb vier vorbei, aber ich habe ja heute nichts mehr vor.

 

Um mich etwas auszuruhen, gehe ich nochmals ins Kloster. Dort haben sich die Grüppchen jetzt an verschiedenen Orten zum gemütlichen Teil versammelt. Aus einem der Räume kommt Nissiotika-Musik, neugierig schaue ich nach. Ein knappes Dutzend jüngerer Leute sitzt eng um einen Tisch, auf dem Getränkedosen und Teller stehen. Ein Laouto-Spieler und eine Geiger begleitet die Gesänge der anderen. Ich grüße kurz hinein, dann setze ich mich auf den Absatz vor der Türe und höre zu. Gesang in kleinen Räumen, das ist in diesen Zeiten nicht unproblematisch, aber ich will das jetzt einfach mal vergessen. Wenig später steht eine junge Frau vor mir und bietet mir einen Plastikbecher mit Wein an. Ich stehe auf und bedanke mich in die fröhliche Runde und es kommt die unweigerliche Frage des Woher. Auf meine "Jermanía" kommt prompt die Antwort "Merkel. Soible", aber ehrlich gesagt hatte ich sie länger nicht mehr bekommen. Gut, auf Milos gehen die Uhren anders. Ich mache eine entschuldigende Geste und alles löst sich in Gelächter auf. Was sie denn feiern würden? Jeder Tag sei ein Feiertag, ist die wunderbare Antwort. Wie wahr!

Meine positiven Anmerkung zur Musik werden dafür prompt mit einem großen Teller Spaghetti mit Tomatensauce belohnt. Oh, das ist echt nett! Und schmeckt hervorragend. Ich hatte gar nicht gemerkt wie hungrig ich war.

Essend lausche ich von draußen weiter der Musik, genieße den glücklichen Augenblick, der mich heute hierhergeführt hat. Man kann planen was man will, das Salz des Urlaubes sind die Überraschungen. Wenn sie positiv sind. Aber auch von den negativen kann man hinterher erzählen.

Vom Kloster führt eine unbefestigte Straße südlich des Profitis Ilias oberhalb der Südküste entlang bis Kipos und Provatas. Nachdem ich jetzt mit einem Allradfahrzeug ausgestattet wird - was sicher nicht so bald wieder vorkommen wird - nutze ich die Gelegenheit, die mir noch unbekannte Gegend zu durchfahren. Von der Nachahmung mit einem herkömmlichen PKW kann ich vor allem für das erste Stück bis Xylokeratia nur dringend abraten - eine ausgefahrenen Schotterpiste mit tiefen Löchern und Felsbrocken übersät. Ein Fiat Panda, der mir in Xylokeratia entgegenkommt, muss das einsehen und wendet lieber. Ich hab aber auch nicht viel von der Landschaft, denn ich muss mich auf die Piste konzentrieren. Aber alles kein Problem mit dem Allrad wenn man langsam fährt.

 

Xylokeratia besteht nur aus drei Häusern und einer Kapelle, niemand wohnt hier mehr dauerhaft. Aber angrenzend befindet sich ein großer Pozzolan-Tagebau, in den man von der Straße aus guten Einblick hat. Auch in bereits stillgelegte Bereiche, die bepflanzt wurden damit die Erosion nicht zu schnell fortschreitet. Im Milos Mining Museum erfährt man auch einiges über die Renaturierung der stillgelegten Steinbrüche, die inzwischen zwingend vorgeschrieben ist.

Pozzolane (auch Puzzolane) wirken festigend und bindend in Beton, Putz und Mörtel und werden daher oft beim Bau verwendet. Hier an der Südküste westlich von Gerontas gibt es eine Verladestelle, ich habe sie schon mit Boot und Kajak passiert. Nur noch selten würde hier verladen, sagte Rod damals, und auch jetzt ist kein Betrieb im Steinbruch. Aber es ist ja auch Sonntag. Was mir immerhin LKW-Verkehr auf der Straße erspart.

 

Zu den Stränden von Gerontas oder Katergo könnte ich mit dem Auto und zu Fuß vielleicht hinab, aber ich werde es mir bequem machen und in Provatas noch ins Meer hüpfen. Und vielleicht komme ich die nächsten Tage ja mit dem Kajak noch hierher, der Wind soll weiter aus Norden wehen.

Die nun bessere Panoramastraße bietet nahe und ferne Ausblicke: faszinierend rot-geäderte Felsen entlang der Straße, eine große Ziegenherde, die Küstenlinie mit weißen Felsenkaps und vorgelagerten Felseninselchen, und in der Ferne der weiße Steinbruch von Tsigrado. Links erhebt sich der Profitis Ilias mit seinen 748 Metern Höhe.

 

Bei Psathadika fasziniert mich ein Abschnitt mit großen kantigen Felsenbrocken, grün überwachsen. Und in Kipos gibt es die älteste Kirche der Insel, Panagia tou Kipou, in frühbyzantinischer Zeit soll sie entstanden sein. Das weiße Kapellchen liegt unterhalb der Straße und versteckt sein Alter sowie diverse alte Fragmente unter einer weiße Schutzschicht aus Farbe und Kalk. Aber sie ist geöffnet und ich kann einen Blick hinter die Ikonostase werfen, wo allerlei alte Steinfragmente aufbewahrt werden. Sonst ist das Innere aber unscheinbar.

Draußen sorgen ein knorriger Baum (Terebinthe?) und eine reliefierte Steinstele für ansprechende Optik. Leider ist alles schon in bläuliche Schatten getaucht, es ist schon halb sechs vorbei. Wenn ich noch baden will, dann muss ich mich ranhalten. Die Stichstraße führt hinab nach Kipos, aber der Ort - offiziell sechs Einwohner - ist keiner, die beschilderte Strandbar geschlossen und der Strand auch nicht der Rede wert.

 

Dann doch schnell weiter nach Provatas, wo ich mich flugs umkleide und im 24°C warmen Meer die Septemberbadesaison eröffne. Wunderbar!

Weniger wunderbar die Blase am großen Zehen, die ich bei der Gelegenheit entdeckt. In den nächsten Tagen werden noch Blasen an der Händen sowie Kratzer und blaue Flecken folgen - so ist das in Aktivurlauben.

Ich muss das Auto erst spät am Abend um 21.30 Uhr zurückgeben. Soll ich den Abend in Adamas verbringen und endlich mal im "Alevromilos" essen gehen? Aber mir ist nach einer Dusche und nach frischen Klamotten, will die Wanderstiefel loswerden. Und so geht es zunächst nach Plaka ins Quartier zurück, wo der Sonnenuntergang heute wesentlich stärker frequentiert ist als gestern. Den Wagen parke ich auf dem großen Parkplatz am Ortseingang bei der Bushaltestelle. Plaka ist ja autofrei.

 

Schon im Dunkeln fahre ich dann mit Umweg über Parasporos, hier liegt das gelobte Restaurant "Alevromilos". Nein, das ist zu weit weg von Adamas, zumal nach einem Wandertag. Außerdem sieht es wieder so verlassen aus. Ich werde das Auto abgeben und mit dem Bus um 20.30 Uhr nach Tripiti fahren und dort essen.

An der Uferpromende in Adamas ist jetzt viel los, Parkplätze sind Mangelware. Ich parke mit Warnblinker in zweiter Reihe und gebe das Auto zurück. Alles in Ordnung, kein Problem. Für zwanzig Euro hatte ich getankt, keine Ahnung wie viele Kilometer ich gefahren bin, aber so ein Allrader schluckt ganz schön.

 

Tripiti ist die Endstation des Busses, und ich steuere gleich das "Ergina" an. Die wieder trockengelegte und bedachte Terrasse ist fast voll belegt - natürlich stehen die Tische mit vorgegebenem Sicherheitsabstand. Ich hab die Qual der Wahl und entscheide mich für Rote-Bete-Salat mit Nüssen und einen Zwiebel-Käse-Kuchen. Der Salat ist köstlich und ich frage mich, warum ich das Lokal erst jetzt entdeckt habe. Dann entdeckt mich die Wirtin und freut sich überschwänglich dass ich wiedergekommen bin. Ich müsse unbedingt ihre Revithia probieren. Und zack - hab ich einen Teller vor mir stehen, aufs Haus natürlich. Der Kichererbseneintopf schlägt geschmacklich alles, was ich in dieser Richtung je gegessen haben (signomi, Sifnos), und ich verputze ihn restlos. Blöd, dass ich jetzt schon satt bin als der Zwiebelkuchen aufgefahren wird: ein großes Stück mit dickem Teigmantel. Ich kann nur ein Stückchen davon probieren, dann ist meine Kapazitätsgrenze erreicht. Wie ich noch überlege ob ich den Kuchen einpacken soll, kommt die Wirtin wieder und bietet mir an, den Kuchen einzupacken, ich solle ihn morgen zum Frühstück essen. In Deutschland mag das längst normal sein, in Griechenland ist es aber absolut unüblich (ich denke an Psara, wo ein Mann am Nachbartisch das Einpacken des Restessens mit "for the dog" entschuldigte - es war ihm offensichtlich peinlich). Ich nehme das Angebot an und freue mich auf die Erweiterung meines Frühstücks morgen.

Da geht es nun endlich ins Kajak. Südküste ab Agia Kyriaki, wenn es dabei bleibt. Ich bin jetzt schon aufgeregt.