(N)ios - Chora und Gialos

Von Norden her zeigt sich Ios als eine ziemlich kahle und unbewohnte Insel, und die große Hafenbucht von Gialos versteckt sich lange vor unseren Blicken. Keine Wunder, es ist einer der bestgeschütztesten Häfen der südlichen Ägäis, weshalb Ios (auch Nios) schon in der frühen Bronzezeit besiedelt war. Rechts grüßt die flaggengeschmückte Kirche Agia Irini - sie hat morgen Namenstag. Da werden wir mal vorbeigucken.

Gegen 14 Uhr legen wir am Hafen an. Die Website der KTEL Ios hat noch keine Busfahrpläne gelistet, wir werden also ein Taxi hinauf nach Chora nehmen, wo wir wohnen wollen. Wir haben dieses Mal kein Quartier reserviert, auch wenn booking penetrant suggeriert hat, dass Ios um diese Jahreszeit stark gefragt und die Zimmer knapp wären. Wir wollten uns zeitlich nicht festlegen falls wir noch auf Amorgos bleiben wollten, und Zimmer gibt es auf Ios wirklich genug. Wobei die bei booking auf der Karte zu einem großen Teil an völlig falscher Stelle eingezeichnet sind!

 

Zwei, drei Dutzend Menschen verlassen das Schiff, rechts am Wartehäuschen vorbei stehen auch Zimmervermieter. Ist kein Name dabei, der mir etwas sagt, also zum Taxi. Fünf Euro kostet das, und tatsächlich hätte es doch auch einen Bus gegeben - er fährt direkt hinter uns. :-)

 

Ich lasse die Mutter mit dem Gepäck auf dem großen Platz im Sattel der Chora sitzen und mache mich auf Quartiersuche. Chorablick hätte ich gerne, und ein nettes Zimmer, nicht zu klein. Zunächst strebe ich rechts zum Hügel hinauf, wo die Anlage "Lofos Village" verlockend aussieht. Aber die ist noch geschlossen. Egal, es hat ja drei Reihen Pensionen hier. Aber die sind alle zu, und wenn sie nicht zu sind, so ist dort niemand den man fragen könnte. Letztes Mal, vor vierzehn Jahren, haben wir im "Markos Village" gewohnt (für 30 Euro das DZ, im April. Das war 2002, direkt nach der Euroumstellung. Ganz schön teuer eigentlich, so im Rückblick, aber 30 Euro für das DZ waren damals normal).

Auch das "Markos Village" macht einen unbewohnten Eindruck. Ich gehen die Stufen dort hinab, niemand da. Zum unteren Ausgang raus wende ich mich nach Osten, da hatte der Reiseführer eine Empfehlung am Ortsausgang, das "Pavezzo". Es hat keinen Chorablick mehr, dafür auf eine Baustelle und die Straße nach Milopotas gegenüber. Sieht nett und klein aus, aber es ist niemand da. Anrufen? Weiß nicht. Da überzeugt mich die Lage dann doch nicht so ganz.

 

Mir ist inzwischen warm geworden, ich kehre zur Mutter zurück und lasse meine Jacke dort, dann suche ich weiter. In der Altstadt selbst kann es nachts laut werden von den Discos (ich habe keine Ahnung, ob die jetzt schon in Betrieb sind), da wollen wir nicht. Also nochmals auf die Hotelterrassen am Hügel. Vorne, beim "Lofos Hotel" (nicht zu verwechseln mit "Lofos Village"), sitzt jemand. Hmm, sieht sehr einfach aus. Ich möchte lieber was schickeres. Bei "Markos Village" arbeitet ein Mann auf der Terrasse. Ich frage, ob offen ist. Ja, aber nur die einfachen Zimmer unterhalb, ich solle runtergehen. Das tue ich, und eine Frau zeigt mir dann ein Zimmer. Sehr, sehr basic - eigentlich nur drei Betten, und der Chorablick ist auch leicht versperrt. Dafür verläuft die Hauptstraße davor. Was es kosten würde? Zehn Euro pro Bett, also zwanzig Euro. Das mag für die jungen Ios-Reisenden, die knapp bei Kasse sind und das Zimmer wirklich nur zum Schlafen brauchen, gut sein, aber mir ist das zu basic. Ich würde wiederkommen wenn ich nichts anderes finde.

 

Also doch zum "Lofos", wo drei Frauen auf der Terrasse zusammensitzen. Die eine, Evangelia, ruft ihren Mann Nikos, der mir ein Zimmer zeigt. Es ist nicht groß, und einfach, aber sauber, und vom Balkon davor hat man einen schönen Blick auf die Chora. 25 Euro soll es pro Nacht kosten, und Nikos bringt auf meine Bitte noch einen Heißwasserkocher samt Tassen und Besteck. Und eine Tüte Koulourakia. Dann holt er mit seinem Hotelbus (ihm gehört auch das "Logos Village", aber das öffnet erst Ende Mai) die Mutter mit unserem Gepäck ab. Sie hat inzwischen auch ein Zimmerangebot bekommen, von "Margarita" aus der Chora. Ebenfalls 25 Euro. Zu spät.

 

Wir ziehen zufrieden in unser Zimmer ein, wo wir die ganzen Tage die einzigen Gäste bleiben werden und uns auf dem Balkon breit machen können. Und dann erinnere ich mich, dass es vor 14 Jahren mit der Zimmersuche auch schon so schwierig war. Ios setzt nicht auf Besucher der Vorsaison.

Später am Nachmittag schauen wir uns die Altstadt an. Auf dem großen Platz zwischen Straße und Altstadt spielen Kinder Ball, in den kupierten Maulbeerbäumen hängen Mädchen auf der Suche nach frischen Früchten. Neben der großen Kirche steht noch eine nette tiefergelegte Kapelle, für Agia Ekaterini, am Eingang zu Altstadt hat es eine Ticketagentur mit dem inzwischen seltener gewordenen Aufsteller der heutigen und morgigen Fährverbindungen. Daneben ist die Apotheke, der breite Eingang davor dient einigen Senioren als Lieblingsplatz und Kafenionersatz . Oder ist die Farmakia nur Tarnung?

Einen Bäcker gib es auch, und seine Koulourakia haben wir als besonders gut in Erinnerung.

 

Dann hinein in die Altstadt, wo zahlreiche Klamotten und Schmuckläden um die noch geringe Kundschaft werben. Die typische Kykladenarchitektur wird immer wieder massiv unterbrochen durch Discoeingänge, die nach Großstadt aussehen. Hässlich, aber man lebt auf Ios gut vom jungen und feierwütigen Publikum.

Ein paar Tavernen sind geöffnet, vor dem "The Nest" werden wir freundlich gegrüßt - Anwerben der Kundschaft für den Abend. Vielleicht, mal sehen.

 

Der Platz oben bei dem Mühlen sieht trostlos aus, da können auch die bunten Kissen eines Cafés auf den Treppenstufen nur schwer drüber hinwegtäuschen. Aber die Gassen und Tordurchgängen sind hübsch, und blühende Bougainvillea hat es allerorten.

Wieder zurück an der großen Platia unten. Über uns thront die Panagia-Kirche (nebst Palme) und die Reihe der vier weißen Kapellen. Saumäßig malerisch. Noch ein Blick auf den Stufenweg hinab zum Hafen. Nein, heute nicht mehr, aber das Meer liegt in der Abendsonne glitzernd-bleieren in der Hafenbucht, Sikinos dunkel-nah dahinter.

An der Bushaltestelle fotografiere ich den Fahrplan. So früh im Jahr fährt der Bus nur zwischen Gialos, Chora und Milopotas, etwa zehn Mal am Tag. Die Fahrt kostet 1,80, egal wie weit man fährt.

 

Ein großer Supermarkt direkt unterhalb unseres Quartieres und neben dem Café "Wheel well" hat einkaufstechnisch alles was das Herz begehrt. Das Café mit einer dekorativen Förderradbrunnen (nicht mehr in Betrieb) und mit zu öffnender Glasfront zur Straße ist immer gut frequentiert und besonders gefällt mit der Spruch, der dort hängt: "No wifi - talk to each other".

Zum Abendessen gehen wir dann aber ins "Katogi" in der Altstadt, ein Mezedopolio mit Fusionsküche, das in die Erde gebaut liegt, daher der Name. Es ist hübsch und leicht südamerikanisch angehaucht eingerichtet, die Speisekarte ist überschaubar, die Preise sind etwas höher. Wir entscheiden uns schließlich für Keftedes in Spinat-Sahne-Sauce (saulecker!) und Boujouti (ja, ok). Jeweils neun Euro werden dafür fällig, die Gesamtrechnung beläuft sich auf 26 Euro. Das Lokal ist sehr gut belegt, das ganz junge Publikum ist aber noch nicht da, in der Vorsaison kommt eher das mittelalterliche. International ist es aber trotzdem. Ob die sich jetzt ins Nachtleben stürzen?

 Wir sind dafür zu alt, und außerdem zu müde. Nikos hat uns fürsorglich noch warme Bettdecken gebracht, und wir werden sie brauchen. Nur gelegentlich dringt Musik von der Altstadt herüber - doch, auch Anfang Mai gibt es schon Remmidemmi für Nachtschwärmer (weswegen auch von Quartieren in der Altstadt abgeraten wird wenn man nicht mitfeiern möchte). Und es regnet wieder in der Nacht.

 

*

 

Unser Balkon ist zu nass um draußen zu frühstücken, und die Sonne drückt sich auch noch unentschlossen zwischen den Wolken herum. Es ist kühl, gerade 13° zeigt das Thermometer an. Wir haben heute nichts großes vor, wollen nur hinab zum Hafen laufen, und zur Agia-Irini-Kirche. Irini hat heute Namenstag, vielleicht findet dort irgendeine Festivität statt. Wobei mein Eindruck ist, dass die internationale und junge Kundschaft, die sich kaum für Traditionen interessiert, diese auf Ios weitgehend zum Abklingen gebracht hat. Was schade wäre.

 

Erst ums dreiviertel zwölf gehen wir los, hinab auf dem breiten gepflasterten Treppenweg. Schirme haben wir dabei, Badesachen nicht. Der bequeme Weg, vorbei an einigen größeren Pensionen im Winterschlaf, kürzt die ausladenden Straßenserpentinen ab, in gerade zehn Minuten sind wir unten bei der versunkenen Kapelle Agios Georgios. An einem Laternenmasten wird Muli-Trekking angepriesen, was abenteuerlicher klingt als es ist: es geht wohl nur auf dem Treppenweg nach Chora hinauf. Und jetzt ist eh kein Muli in Sicht.

 

Die kleine Georgskapelle, die wir beim letzten Besuch als halb in der Erde versunken erlebt haben, ist dank des kurz gemähten Grases, in dem sie steht, dieses Mal nicht ganz so fotogen. Und verschlossen ist sie auch - wie so ziemlich alle Gotteshäuser auf Ios. Zu viele Fremde, kein Vertrauen (mehr).

 

Im Hafenort Gialos ist jetzt viel weniger los als bei unserer Ankunft gestern. Homer guckt stumm von seinem Denkmal, nur wenige Segler sind da, auf einem Piraten-Ausflugsschiff ist man noch in den Saisonvorbereitungen. Da gehen wir an einem Fischerboot vorbei, das seinen Fang zum Verkauf anbietet, gleich entlang der südlichen Bucht Richtung Agia-Irini-Kirche.

Währenddessen fährt der "Seajet 2" mit seiner Schwertfischbemalung in die Hafenbucht zum Anleger. Und nur wenige Minuten später der größere, cosmotegrüne Katamaran "Highspeed 4", eine Segelyacht zur Seite scheuchend. Aha, Rushhour der Schnellfähren.

Die Anlegezeit ist jeweils sehr kurz, dauert zwei, drei Minuten, da muss man pünktlich da sein.

 

Der "Seajet 2" hat die Bucht schon wieder verlassen, die Highspeed ist noch da, da ertönt vom Buchteingang ein neues Hupsignal und der "Champion Jet 1" betritt von links die Hafenbühne. Wie ein außerirdisches Raumschiff kriecht er durch die schmale Hafeneinfahrt, wirkt bedrohlich. Kommt es jetzt zum Kampf der Giganten in der Bucht von Ios? "Highspeed 4" und "Champion Jet" reißen gegeneinander die Mäuler auf, aber es ist nur Imponiergehabe, dann macht man sich freundschaftlich Platz. Klar, es kann jeweils nur eine Fähre anlegen.

Damit aber noch nicht genug des Katamaran-Spitzentreffens: eine weitere Fähre erscheint, dieses Mal die "Highspeed 6". Sie bildet den Ausgang des Quartetts, das sich hier innerhalb einer halben Stunde die Klinke in die Hand gibt. Normale Fähren? Fehlanzeige, die "Blue Star Delos" kommt heute ja nicht, allenfalls mal die "Artemis" oder die "Adamantios Korais" auf ihrer Runde Richtung Sikinos.

 

Nachdem die Show vorbei ist, können wir uns nun unserem Ziel zuwenden: der Kirche Agia Irini.

Die ist zwar wimpelgeschmückt, aber von einer Feier ist nichts zu sehen, und die Kirche ist abgeschlossen. Na, das macht nichts, denn die schneeweiße Kapelle mit den zahlreichen Kuppeln und Halbkuppeln, mit der farbenfrohen Wimpelkette und der griechischen Flagge ist auch so ein Fest für den Fotoapparat. 

Ich umrunde sie und knipse aus allen Positionen. Was für eine schöne Kirche in so schöner Lage! Der Himmel macht inzwischen auch einen auf Blau-Weiß, und auf den steinernen Bänken sitzt es sich gut. Zwei Französinnen statten die Kirche ebenfalls eine Besuch ab, bitten um ein Foto. Pas de problème.

Und ich muss mal gucken, wie ich die bunten Fähnchen am besten in ein Panoramafoto einbinde. Und die vier Paare Hörner der Kirche, und die Kuppeln, und den steingefliesten Boden, und den Kormoran, der draußen auf einem Stein sitzt. Da vergeht die Zeit, und wir bekommen langsam Hunger.

Zurück nach Gialos. Der pittoreske "Oktopus-Tree" hat geschlossen, und plötzlich drückt der Himmel wieder ein paar Tropfen heraus. So flüchten wir zu "Sousana" auf eine Pizza und einen grünen Salat. Die polyglotte Sousana spendiert uns als Zugabe ein Glyko tou koutaliou in orange und lässt uns raten, um was für eine Frucht es sich handelt. Natürlich kommen wir nicht darauf, denn es sind Karotten! Das Rezept gibt es gratis - ist eigentlich einfach.

Der nächste Bus hinauf fährt erst um vier Uhr, und laufen wollen wir nicht, essensschwer wie wir sind. Es ist wieder trocken, und so steht einem Strandbesuch nichts im Weg.

 

Den langen Strand von Gialos haben wir vor allem wegen der schönen Kieselsteine in Erinnerung, und wir werden nicht enttäuscht, auch wenn es ein Sandstrand ist. Und wenn ich ja gerne mal ein Naxos-Auge (hier dann Ios-Auge) finden würde. Falsche Zeit, falscher Ort, oder was weiß ich.

Ein oder zwei Cafés hinter dem Strand sind geöffnet oder in Vorbereitung, und es gibt auch einiges an Rooms hier. Hier ist es beschaulicher als in Chora, wohin uns der Bus pünktlich um 16 Uhr bringt (er fährt übrigens eine Schleife: wer am Strand einsteigt, sollte nicht warten bis der Bus von der Hafenhaltestelle zurückkommt - das tut er nicht).

Nach einer kurzen Siesta mache ich mich dann auf die Suche nach Fotomotiven hinauf zum kapellengekrönten Kirchenhügel. Das Kafenio und die Bars an der kleinen Platia im Ort liegen verlassen da (hier befindet sich auch die kleine öffentliche Bibliothek), weiter oben weisen Pfeile den Weg zur Kirche Panagia Gremiotissa. Aufwärts wird mir in der schwülen Luft schnell warm, und der Himmel im Nordosten sieht gewittergrau aus. Noch durch einen Torbogen, dann stehe ich auf der Terrasse vor der Kirche. Die lange elegante Palme schwankt davor im Wind, eine zweite ist noch zu kurz um es ihr nachzutun, reckt aber eifrig die Wedel in die Höhe.

Der Blick auf den Hügel mit der einzelnen Kapelle Agii Anargyri und den zahlreichen Hotels gegenüber ist schön, dahinter zeichnen sich dunkel die Umrisse von Santorin ab, von den weißen Dörfern auf dem Calderarand bekleckert wie von Vogelschissen.

Ein schmaler Treppenweg führt weiter hinauf auf den Hügel zur Kapellenreihe. Etwas abseits und unterhalb ist eine Kapelle (welchem Heiligen sie geweiht ist, war nicht zu eruieren, Agios Anonymos schlägt Theo vor...) mit herrlichem Blick über die Bucht von Gialos und nach Sikinos.

Entlang von blühendem Oleander und Geranien dann die letzten Stufen hinauf zur Dreierreihe Agios Nikolaos, Georgios und Eleftherios (von oben nach unten). Darüber ist der Himmel schwarz. Hmm, kein guter Platz für ein Gewitter, und die Kapellen sind natürlich alle abgeschlossen. Aber hier hat man nun auch einen Überblick Richtung Norden und Osten, mit den mastenbesetzten Gipfeln des Profitis Ilias (der wurde schon vor 14 Jahren von uns erwandert und fällt deshalb dieses Mal aus) und des Pirgos, des höchsten Inselberges (714 m). Der könnte mich schon locken.

Unten hinter der Ebene von Kato Kambos kann man den Grabungshügel von Skarkos ausmachen, einer bedeutenden bronzezeitlichen Siedlung. Sicher einen Besuch wert. Ein archäologisches Museum gibt es in Chora auch, aber bei unserem Glück hat es bestimmt zu.

Nachdem die dunkeln Wolken nur so vor sich hin drohen, genieße ich noch eine Weile die sensationelle Aussicht ehe ich mich wieder an den Abstieg mache.

Auch die Panagia Gremiotissa ist natürlich abgeschlossen. "Panagia Gremiotissa" bedeutet so was wie 'die Muttergottes am steilen Abgrund', was vermutlich an der Lage der Kirche liegt. Die Ikone hat sich den Ort selbst ausgesucht: gemäß der Legende wurde sie immer wieder hier gefunden, auch wenn man sie jedes Mal in ihre angestammte Dorfkirche zurückbrachte. Schon in der Antike befand sich hier die Oberstadt von Ios, und im Mittelalter eine Burg.

 

Ich gönne mir noch einen Bummel durch die verzweigte Chora, in der sich zahlreiche weitere und gar nicht so kleine Kapellen befinden. Abseits des Hauptwege sind die Gassen nicht so herausgeputzt, und die überall ins Bild ragenden Leitungen sorgen dafür, dass die Fotomotive nicht zu idyllisch werden.

An unserem Quartier vorbei suche ich dann gleich noch den Weg zur Kapelle Agii Anargiri hinauf. Ein Hotelrohbau hat diesen verdrängt, so muss man sich an einer Mauer vorbeidrängen und über Felsenstufen klettern. Nicht nett für Kirchgänger.

 

Von oben hat man dann nicht nur einen schönen Blick auf die Chora, sondern auch auf die andere Seite Richtung Kolitzani- und Milopotas-Strand. Bei unserem letzten Besuch gab es hier kaum Häuser, nun reiht sich Kubus an Kubus. Vermutlich als ruhigere Alternative zu den orts- und strandnahen Quartieren.

 

Zurück im "Lofos Hotel" kommt dann die Nachricht, die ich zwar seit Tagen erwartet, aber doch verdrängt hatte: morgen beginnt ein 48-Stunden-Fährenstreik gegen die geplanten Rentenkürzungen der Regierung. Dass man nicht die Hauptreisezeit um Ostern bestreiken würde, war mir schon klar, nun, wo diese vorbei ist, schlägt man zu. Und um ihrem Widerstand Nachdruck zu verleihen, streikt man statt 48 Stunden gleich volle vier Tage, bis Dienstag früh. Womit wir von den Streiks doch auch betroffen sein werden, denn eigentlich wollten wir am Montag weiterreisen. Mal sehen, wie sich die Lage entwickelt. Streiks werden in Griechenland gerne auch mal verlängert.

 

Aber die nächsten Tage werden wir uns davon nicht stören lassen und Ios genießen.

Auch am Fährenbüro hängt noch unverdrossen der Plan mit den morgigen Fährverbindungen. Tha doume.

Morgen wollen wir mit einem Mietauto die Insel anschauen. Bei "Trochokinisi" neben dem großen Parkplatz erkundige ich mich nach den Preisen. Zwanzig Euro am Tag für einen Fiat Panda, und die kommunikative Besitzerin erzählt dann gleich noch, dass sie eben erst im Inselbulletin gelesen hat, dass man einige Wanderwege geräumt und markiert hat. Das klingt doch gut, unsere letzten Wandererfahrungen auf Ios waren nicht so positiv.

 

Zum Abendessen gehen wir heute ins "The Nest". Ein großes Lokal, traditionell eingerichtet, mit hunderten von Geldscheinen in Glas und Rahmen dekoriert, und gut belegt. Eine deutsche Seniorenreisegruppe am Nachbartisch (nein, das sind keine Wanderer), es gibt also momentan doch auch deutsche Urlauber auf den Kykladen.

Der Service ist beflissen und schnell (beides fast zu sehr), die Portionen Moussaka und Souzoukakia sind (fast zu) groß und der Grießkuchen als Zugaben vom Haus ist zu üppig. Mir hat es im "Katogi" gestern besser gefallen und geschmeckt, der Mutter hier. Die Preise sind aber fair, gerade mal zwanzig Euro bezahlen wir inklusive Wein und Wasser.

 

Dann werden wir morgen die Insel unsicher machen. Ich bin sehr gespannt darauf, denn vor 14 Jahren waren wir nur um Chora und Milopotas herum.