Mit dem Mietauto rund um Tilos

Um dreiviertel zehn stehe ich bei Stefanakis Travel am Hafen um mir ein Auto zu leihen. Da er für einen Kleinwagen der Fiat-Panda-Klasse zwei Euro weniger nimmt als die Konkurrenz habe ich mich für ihn entschieden. Leider hat der Vorentleiher den Wagen noch nicht zurückgebracht, ich soll eine Viertelstunde warten und um zehn Uhr wieder kommen. Das tue ich, und fotografiere so lang die „Sea Star“. Und treffe Flo, die mich anspricht – treue Leserin meiner Website aus Wien. Nett! 

 

Als ich nach zehn Uhr wieder bei Stefanakis bin, winkt der ab – das Auto ist immer noch nicht da. Ich solle doch zur Konkurrenz gehen, hier könne das dauern. Und so lande ich doch bei „Drive - Rent a Car“ gegenüber der Taverne von Michalis und bekomme für 30 Euro einen Fiat Panda. Der Tank ist fast leer, die einzige Tankstelle befände sich ein paar Kilometer außerhalb von Livadia bei Mikro Chorio und habe nur bis 14 Uhr geöffnet. Gut zu wissen. Wir packen Badesachen und Wanderschuhe ein und fahren los.

Erstes Ziel: die Tankstelle. Ich habe überschlagen, dass die Insel eigentlich nicht so groß ist und dass wir kaum mehr als 30, 40 Kilometer fahren werden. Und weil ich schon so oft unser Benzin mit dem Auto zurückgegeben habe, bin ich mal sparsam schwäbisch: für sechs Euro tanke ich. Dass das Benzin hier 2,03 Euro pro Liter kostet, sehe ich auch erst später. Wow – persönlicher Rekord! Keine drei Liter reicht das, die Tankanzeige gibt sich nicht mal die Mühe, das anzuzeigen.

 

Ich möchte zuerst in den abgelegenen Inselsüden, ein Stück weit auf der Straße Richtung Müllkippe, einfach mal einen Blick auf die süd(öst)liche Inselseite werfen. Aber ich verpasse die Abzweigung. Also fahren wir halt (wieder) hinunter nach Livadia, wollte eh bis Agios Stefanos bzw. Agios Ioannis fahren, so weit wie die Straße halt reicht.

Rechts biegt eine Straße zum Kloster Panagia Politissa ab – gut, nehmen wir das auch noch mit. Dort haben wir vor Jahren ein Panigiri erlebt – jetzt ist schon das Tor zum Hof abgeschlossen, das Ganze wirkt trostlos. Schnell wieder weg, an der Kreuzung nehmen wir nun die nach Osten führende Straße, die kurz darauf am Ostende des Strandes von Livadia mündet. Vorbei am „Marina Beach Hotel“ und der Taverne „Faros“, am Winterhafen Agios Stefanos endet die Straße nach einer kurzen kräftigen Steigung bei den Häuschen von „Stefanakis Villa“.

Schöne Aussicht auf die Bucht, Livadia mit dem mastengekrönten Gipfel des Amalí gegenüber, aber jwd und badetechnisch auch nicht sehr begünstigt. Trotzdem wird unterhalb, in der Steilkurve, ein neues Haus gebaut. Sicher für touristische Zweck. Ja wenn Tilos so boomt…

Es ist ziemlich windig heute, Böen bis Windstärke 8 waren vorausgesagt. Ob der Fährverkehr beeinträchtigt ist?

Wir nehmen einen zweiten Anlauf auf die Straße zur Südküste, verlassen also Livadia und zweigen nun richtig ab auf die Piste, die auch zur Bar in Mikro Chorio führt. Diese Bar wird auf einigen Plakaten in Livadia beworben, es soll einen kostenlosen Zubringerbus geben („every night“), nachts um 23, 24, 1 Uhr, und natürlich wieder zurück. Wochenends noch länger. Ob das auch noch in der Nachsaison gilt? Kann ich mir kaum vorstellen (letztes Jahr auf Sikinos gab es ein vergleichbares Plakat für die Winery – war das gedruckte Papier nicht mehr wert). Aber auf alle Fälle kann man mit dem Fahrzeug bis zum verlassenen Mikro Chorio gelangen. Das ist aber jetzt und heute nicht unser Ziel, das nehmen wir uns ein anderes Mal vor.

Nach etwa zwei Kilometern zweigt rechts eine Straße ab zum Gipfel des Amalí. Klar, wenn es dort Telekommunikationsmasten (und evtl. eine Kaserne) gibt muss auch eine Straße hinaufführen. Ich biege ab Richtung Aussichtspunkt. Die Straße wird schnell schlechter und die Ränder sind nicht gut befestigt, von Leitplanken mal ganz abgesehen. Die Proteste der Beifahrerin ignoriere ich trotzdem, denn ein Stück vor uns fährt ein Auto, ein Kleinbus. Wenn der da fahren kann, kann ich es erst recht!

 

Für einen Fotostopp halt ich auf halber Höhe kurz an: toll der Blick auf die Bucht von Livadia, und die Felsenformationen am Kap Pelekousa. Da kommen doch tatsächlich zwei Fußgänger auf der Straße herab, sie mit Badeschlappen, freundlich grüßend. Auch sie haben die Aussicht genossen, aber zu Fuß auf den Gipfel? In meiner Landkarte von Terrain ist kein Weg von der Mikro-Chorio-Seite auf den Amali-Gipfel (415 m.ü.M.) eingezeichnet – der Gipfel fällt dort recht steil ab. Und in Schlappen eh nicht…. Da werden sie wohl die Straße hinauf sein, was nicht so steil ist, sich aber zieht. Knapp fünf Kilometer schätze ich. Hoppla, fällt mir da auf: wir sind schon deutlich mehr Kilometer gefahren als veranschlagt: die Straßen sind ziemlich kurvig hier. Ob das Benzin noch bis Agios Panteleimonas und nach Eristos reicht? Ich glaube, wir müssen nachfassen.

 

Zuerst aber hinauf auf den Amali, die Straße ist jetzt wieder besser und der Hang fällt daneben weniger steil ab. Dem vorausfahrenden Auto ist ein schwedische Großfamilie entstiegen, nach schnellen Blicken nach rechts und links sind sie aber wieder weg. Denn es zieht mächtig hier oben, die omnipräsenten Meerzwiebeln schwanken im Wind. Außer ihnen wachsen hier nur Steine und stacheligen kniehohe Dornenbüsche. Eine Kaserne scheint es doch nicht zu geben, das Gipfelgelände mit den Masten ist abgezäunt und wirkt verlassen. Eine kleine Kapelle gibt es westlich des Plateaus, eher eine Ikonostase.

Nach Norden hin liegt die tiefblaue Bucht von Eristos vor uns, der nackt-graue Felsenberg des Profitis Ilias dahinter. Dort herum würde die Wanderung von Agios Panteleimonas führen, die ich ins Auge gefasst habe. Mhhh. Von Eristos nach Osten erstreckt sich eine grüne Ebene bis zum Hauptort Megalo Chorio, der unterhalb des Kastro-Hügels am Hang klebt. Da wollte ich heute noch hinauf, später. Vielleicht. Noch weiter weg, hinter dem Küstenörtchen Agios Antonios, ist die Nachbarinsel Nisyros sichtbar, mit dem am Calderarand klebenden Nikia.

Lange bleiben wir nicht oben, es ist schon Mittag und wir wollen weiter. Den Abstecher zur Südostküste sparen wir uns jetzt doch – eine Müllkippe als Ziel ist wenig romantisch, und wir haben schon so viele Eindrücke gesammelt. So wollen wir nun zum Kloster Agios Panteleimonas an der Nordwestküste bevor es womöglich Mittagspause macht – wenn es überhaupt offen hat.

Nach einem erneuten Tankstopp (nun für acht Euro, vier Liter, was wiederum zu viel ist – sei‘s drum!) geht es auf der Hauptstraße nach Norden, vorbei an Megalo Chorio. Faszinierend, wie die Straße die Insel zu teilen scheint: links liegt grünes, fruchtbares Land, rechts öde Stein- und Dornenwüste. Von Megalo Chorio sind es noch gut sieben Kilometer bis zum Kloster, erst zum am Meer gelegenen Weiler Agios Antonios, dann entlang der Küste vorbei am Plaka-Strand, schließlich Höhe gewinnend und auf über zweihundert Meter führend.

 

Ich hatte das Kloster gar nicht so hoch liegend in Erinnerung. In geschützter Lage, hoch über dem Meer, unverputzt und damit gut versteckt. Nicht so spektakulär am Felsen klebend wie Chosowiotissa auf Amorgos, dafür umgeben von hohen Bäumen: Platanen, Zypressen, außerdem Blumen, Kräuter. Eine richtige Oase also, und mit eigener, gut fließender Quelle vor dem Kirchentor. Das Kloster ist nicht mehr bewohnt, aber geöffnet – es gibt Sommer- und Winteröffnungszeiten. Fragt sich nur wann Sommer und wann Winter ist…. Ein Pappas sieht nach dem Rechten, er sitzt mit einigen Leuten bei dem Kafenion auf einer der großen Terrassen unterhalb der Kirchenanlage, schaut nur kurz hinauf. Momentan sind wir die einzigen Besucher, treten durch das innere Tor in die wehrbauähnliche Anlage, und gleich links in die Kirche hinein. Der heilige Panteleimonas – wie oft begegnet man ihm in Griechenland, und häufig abseits, in der Natur gelegen.

Das Kloster wurde zwar im fünfzehnten Jahrhundert gegründet, die Kirche selbst ist aber nicht so alt. Dennoch gefällt sie uns mit ihrer einst prächtigen, nun schon etwas verwitterten Zier. Ob eine Kerze heute die Chance hat länger zu brennen als vor acht Jahren? Votivtäfelchen rechts an der Ikone des namensgebenden Heiligen. Was hängt man eigentlich hin wenn man einen neuen Job möchte?

Im Hof der Kirche besticht der schöne Kieselmosaik-Boden im Zickzackmuster, umrahmt vom dreistöckigen Zellentrakt. Schön hier.

Und da kann ich gleich mal einen Blick auf den Beginn der avisierten Wanderung nach Eristos werfen, die laut Schild vor der Klosterpforte nur 5,7 Kilometer lang sein soll. Der Hang, über den der Weg führt, liegt in der prallen Mittagssonne, zunächst geht es zweihundert Höhenmeter hinauf. Sieht nicht sehr verlockend aus. Will ich mir das wirklich antun? Mal sehen was Theo davon hält, den ich morgen auf Tilos erwarte und mit dem ich am Montag evtl. hier wandern möchte.

 

Zurück vor dem Kloster. Katzen verschiedener Größe tummeln sich auf dem schattigen Platz. Ein paar Touristen sind noch gekommen mit einem Mietauto, Russen scheint mir. Trotzdem kursbehost in der Kirche. Ein junger Mann füllt stapelweise Flaschen mit dem Wasser der Quelle. Zu Trinken bekämen wir vielleicht etwas unten im Kafenion, aber wir haben nun eher Hunger. So fahren wir nach Agios Antonis, wo es zwei geöffnete Tavernen geben soll. Das Meer schlägt in schäumenden Wellen ans Ufer des unattraktiven Strandes westlich von Agios Antonis. Baden? Nein, danke…

Wo die Stichstraße zum Ort von der Hauptstraße abzweigt ist eine der Tavernen („Elpida“?), da halten wir gleich. Es sind schon einige Tische belegt, wir bestellen Skordalia und griechischen Salat, dazu von der Wirtin selbstgebackenes Brot (wie das meiste Brot auf der Insel ist es vergleichsweise salzlos) und sind zufrieden mit Leistung und Preis. Für zwei ankommende Gäste, denen der Sinne nach Gegrilltem steht, wird extra der Grill angeworfen.

 

Jetzt irgendwo am Strand ein Schläfchen, und wir wären zufrieden. Nach einem Kurzbesuch am Minihafen von Agios Antonis – sehr überschaubar - also wieder zurück Richtung Agios Panteleimonas bis zum Plaka-Strand, auf der Holperpiste von der Straße bis zum Parkplatz am Anfang des Strandes. Tamarisken spenden Schatten, ein dichtes Wäldchen liegt dahinter. Wellen hat es hier nur wenig, der Strand liegt geschützt von Kap Pounta. Zwei Dutzend Badegäste verteilen sich am gut fünfhundert Meter langen, nicht sehr tiefen Kieselstrand. Ziegen und Pfauen dazwischen. Es ist ein Naturstrand, im Wasser hat es Algen und auch Felsen. „Traumstrand“ nennt Hans E. Latzke das in seinem schon etwas älteren Dumont-Reisetaschenbuch „Rhodos“, und A. wird sich am Montag darüber ärgern. Aber wer weiß schon was die Leute für Träume haben?

Apropos Reiseführer: Tilos wird von der aktuellen Reiseführerliteratur stiefkindlich behandelt. Ganze vier Seite erübrigt Michael-Müllers „Griechische Inseln“ für Tilos (außerdem eindeutig nicht aktuell), andere Bücher sind noch dürftiger. Und war Tilos früher noch im Dumont-Reisetaschenbuch „Rhodos“ vertreten (siehe oben), so sucht man es in Neuauflage vergeblich. Auch für Klaus Bötigs Reisetaschenbuch „Kos“, das wird dabei haben, ist Tilos zu weit weg. Aber sicher gibt es ausführliche Tilos-Reiseliteratur auf Englisch, Schwedisch und Norwegisch. Und natürlich Grafs Wanderführer „Südlicher Dodekanes“ – den haben wir auf Tilos schon vor Jahren beim Abstieg zur Panagia Politissa verflucht… Hilfreicher ist das Internet, vor allem die Website tilos-greece.com.

 

Weil ich noch gerne auf das Kastro von Megalo Chorio möchte brechen wir gegen 16 Uhr vom Strand auf und fahren zum Inselhauptort, der in nachmittäglicher Ruhe völlig ausgestorben liegt. Weil wir denken, dass wir eh nochmals nach Megalo Chorio kommen werden (was dann doch nicht der Fall ist) gehen wir zügig hinauf zur Hauptkirche, die oberhalb des Ortes am Hang liegt und einen wunderschönen Chochlaki-Boden im Kirchhof hat. Aber leider zu ist. Neben der Kirche gibt es eine Galerie, überall auf der Insel plakatiert. Ob wir wirklich der Aufforderung zum Klingeln nachkommen sollen? Jetzt in der heiligen Zeit der Siesta? Besser nicht… wer weiß ob uns das Dargebrachte überhaupt gefällt.

Und ich will ja auf den Berg, hab extra die Wanderschuhe angezogen (unbedingt zu empfehlen!). Bloß wo geht es nun hinauf?

Zunächst etwas ins Tal hinaus nach Norden, dann frage ich einen Mann, der in einem Garten arbeitet. Ja, hier hinauf, Richtung Skafi-Strand, dann links abbiegen. Nicht zu verfehlen.

Der Hang liegt schon im Schatten des Kastrofelsen, der Weg ist zunächst breit und gut zu erkennen, führt südwestwärts unter der Burg vorbei. Die Mutter bleibt unten und wartet (nein, sie will nicht in eine Taverne sitzen. Und wir haben auch keine geöffnete gesehen), und ich verspreche mich zu beeilen. Gehe zügig aufwärts, wo der Weg dann allerdings schmaler und undeutlicher wird.

Aber steil über mir thront die Burgruine auf dem Felsen und lässt keine Zweifel wohin es geht. Wobei man einen kleinen Bogen entlang des Berges nehmen muss. Hier wird der Weg undeutlicher, alles nur noch Stein und Felsen. Hohe Stufen wechseln mit losem Geröll – aufpassen beim Abstieg! Aber es hat Markierungen, und sonst folgt man eben den Beleuchtungselementen entlang den Stufen (ist der Weg tatsächlich abends noch beleuchtet? Ich würde es nicht gerne ausprobieren). Ich komme ins Schwitzen obwohl ich mich ja im Schatten bewege – nicht die schlechteste Tageszeit für den Aufstieg. Megalo Chorio und die fruchtbare Ebene von Kambos liegen unter mir, verfallene und verfallende Häuschen und Kapellen säumen den Weg. Eine knappe halbe Stunde nachdem ich auf den Weg zum Kastro eingebogen bin trete ich jetzt durch das Burgtor und hinauf auf das steinübersäte Gelände.

Bisher war ich im Windschatten, nun ist damit Schluss. Ungeschützt ist der Berg den Windböen ausgesetzt. Und was für Böen! Als ich auf der Westseite einen Blick hinab nach Agios Antonios werfen möchte klatscht eine Böe mich einen, zwei Meter gegen eine Mauer. Ist das ungemütlich! Sehr nett sind aber die zahlreichen blassvioletten Herbstzeitlosen, die ich in dieser Dichte und Größe bisher noch nirgends gesehen habe. Und das späte Nachmittagslicht beleuchtet Ruinen und umliegende Berge ganz zauberhaft. Alleine bin ich übrigens nicht hier: schon vorhin haben ich gesehen, dass jemand den Weg vor mir hinaufgeht. Der Mann sitzt nun an etwas windgeschützter Stelle und tippt in sein Smartphone. Er hat mich noch nicht bemerkt, der Wind sorgt für eine konstante Geräuschkulisse, und außerdem ist der Typ so in sein Gerät vertieft. Tss, sitzt an einer so schönen Stelle und guckt auf sein Display statt in die Gegend!

 

Die Aussicht ist hier echt noch schöner als vom Amali: die Bucht von Agios Antonios, Plaka, dahinter das Inselchen Gaidouronisi und Nisyros. Auf der anderen Seite das Inselinnere, mal fruchtbar bei Kambos, mal karg bei Olymbos oder Profitis Ilias. Das Wasserauffangbecken jenseits der Hauptstraße ist leer und sieht aus wie eine Rennbahn. Dort irgendwo muss auch die Zwergelefantenhöhle sein, und das neue Museum – wenn es denn wirklich offen hat. Sonst solle man in das alte Museum in Megalo Chorio gehen. Ja wie jetzt, zwei Museen? Mit den gleichen Exponaten? Wohl kaum. Im Zweifelsfall sind beide zu, und wir haben heute auch weder Zeit noch Lust auf Museumsbesuche.

 

In den Ruinen der Burg (übrigens seit der Antike besiedelt und von den Johannitern zur Festung ausgebaut) gibt es auch noch eine Taxiarchis-Kapelle mit Resten von Fresken. Sehr vernachlässigt allerdings…

Weil ich die Mutter nicht zu lange im schattigen Tal warten lassen möchte, gehe nach einer Viertelstunde wieder hinab. Eigentlich zu wenig Zeit für einen schönen Ort, aber der böige Wind macht es mir leicht. Im Ort unten ist immer noch wenig Leben zu spüren, nur ein Hirte treibt seine Schafe zusammen. Und wir flitzen noch schnell nach Eristos um uns den dortigen Strand anzusehen. Durch die fruchtbaren Felder und Baumalleen – wirklich erstaunlich, welche Kontraste zwischen öde-steinig und fruchtbar-grün Tilos zu bieten hat!

Der breite und tiefe Strand mit einer Kies-Sand-Mischung ist schön, viel schöner als gedacht. Kann spielend mit Plaka mithalten. Um diese Zeit, abends nach 18 Uhr, ist natürlich auch niemand mehr da. Nur ein Mann balanciert auf seinem Boot. Einen echten Ort bildet Eristos aber nicht – nur einige verstreute Häuser, Pensionen und Tavernen verlieren sich zwischen den Bäumen. Die Taverne „Tropikana“ hat laut A. und C. auch noch geöffnet und bietet gute Speisen, ist aber nicht besonders preiswert (mhh, wo ist es das auf Tilos schon?).

Als wir das Auto wenig später in Livadia wieder abgeben sind wir tatsächlich 65 Kilometer gefahren. Größer als man denkt, dieses Tilos.

 

Um halb acht haben wir uns zum Abendessen mit C. und A. verabredet. Eigentlich zu früh für Griechenland, aber hier gelten eher mittel- und nordeuropäische Essenszeiten, und man bekommt sonst womöglich erst um 21 Uhr wieder einen freien Tisch. Es ist ja auch Samstag (wovon man aber wenig merkt – die Einheimischen gehen nicht aus). A. schlägt die Taverne „Trata“ vor, die abseits der Paralia an der Straße Richtung Ortsausgang liegt. Der Wirt würde immer so freundlich grüßen wenn sie dort auf dem Weg zum Quartier vorbei kämen.

Platz hat es genug und man sitzt schön auf der Terrasse (möglicherweise auch nicht ganz so schlimm mückenbelästigt wie an den Ufertavernen – zerstochene Beine künden davon, dass nicht nur wir dort gut gegessen haben). Weil wir mittags schon gut gespeist haben (A. und C. im „Faros“ bei Agios Stefanos – leckere Mezedakia – zu empfehlen) lassen wir die Vorspeisen weg und ordern das Tagesessen – dreimal Schweinebraten, einmal Zicklein. Dazu Weißwein. Das Zicklein ist leider von der Sorte wegen der ich mir das Zicklein-Essen in Griechenland schon vor längerer Zeit abgewöhnt habe: viel Fett, viel Knochen, wenig Fleisch. Der Schweinebraten kommt als dicke Scheibe mit zwei (2!) Kartöffelchen daher, ist mit Knoblauch gespickt und findet geteilte Resonanz: mir schmeckt er, der Mutter auch. A. ist nicht so zufrieden – zu fettige Stücke, zu viel Knofi. Aber der Weißwein schmeckt, und wir sitzen noch länger. Bleiben aber fast die einzigen Gäste – ein Paar setzt sich an den Nachbartisch, sie ist tatsächlich eine Einheimische.

 

Wir bezahlen Griechisch, also alles zusammen, und teilen erst hinterher die Rechnung unter uns auf. So entgeht mir zunächst, dass die Rechnung mit knapp 70 Euro ganz schön hoch ausgefallen ist dafür dass wir keine Vorspeisen gegessen haben… Die Rückfrage anderntags bei C. ergibt: zwölf Euro für den Hauptgang, der Wein pro Liter bei zehn Euro. Panagia mou – gesalzene Preise. Da werden wir die nächsten Abende doch lieber versuchen in einer der übervollen Taverne an der Paralia einen Platz zu finden. Was nicht ganz einfach wird.

 

Morgen ist Sonntag, da kommt Theo :-)