Noch drei Tage in Athen

Das Flugzeug landet pünktlich in Athen, das Gepäck haben wir auch schnell. Mit der Metro geht es nach Athen hinein. Ich habe für drei Nächte das Hotel "Phidias" gebucht, halbwegs ruhig (im Winter) und zentral gelegen beim Thisio. Eigentlich ist mir das Hotel zu teuer, aber es gab ein Angebot bei booking, Doppelzimmer für drei Nächte inklusive Frühstück für 163 Euro. Und nicht die Zimmer auf die Rückseite ohne Fenster. Komisch, dass das Hotel deutlich teurer ist, wenn man die Preise direkt über die Hotelwebsite abfragt. Muss ich nicht verstehen.

Unser Zimmer geht hinaus auf die Fußgängerzone und hat leider keinen Balkon (was ich am nächsten Tag schade finden werde), aber ist ausreichend groß und sauber. Es ist hellhörig - wenn der Zimmernachbar duscht, meint man, er stünde in unserem Bad - und eine Lüftung im Bad ist auch nicht wirklich vorhanden. Aber das ist in vielen der Stadthotels in Athen so. Der Blick auf die Akropolis wird durch die Bäume im gegenüberliegenden Park versperrt, auch das war vorher klar. Das Frühstücksangebot ist ausgesprochen umfangreich, was ich leider nicht so recht werde würdigen können. Wir sind also zufrieden mit meiner Wahl.

 

Weniger zufrieden bin ich mit meinem Gesundheitszustand. Ich hab Husten und Schüttelfrost, vielleicht auch Fieber. Aber jetzt bin ich in Athen, da kann ich mich doch nicht ins Bett legen. Ich werfe ein Aspirin ein, und dann ziehen wir los. Durch die Adrianou in die Plaka. Der Wind hat zugenommen, heute Nachmittag ist der Fährverkehr eingestellt, aber in Athen geht es noch. Unser erstes Ziel ist das Museum für volkskundliche Musikinstrumente (Μουσείο Ελληνικών Λαϊκών Μουσικών Οργάνων) gegenüber vom Turm der Winde. Die Angaben über Öffnungszeiten im Internet sind ziemlich widersprüchlich, aber wir haben Glück: es ist offen. Der Eintritt ist sogar frei. Drinnen ist es total überheizt, wir reißen uns die Jacken vom Leib ehe wir uns den populären griechischen Musikinstrumenten und deren Geschichte widmen können. Die Exponate sind gut und modern präsentiert, man kann auch über Kopfhörer Tonproben hören. Gezeigt wird auf zwei Stockwerken was die griechische Volksmusik hergibt, von Dudelsäcken über Lyres bis zum Stundenholz der Klöster, dem Semantron. Interessant, und ich beschließe, mal mit klarerem Kopf und mehr Zeit wiederzukommen.

Vielleicht hilft ein Tee, wir suchen das Café Centrale an der Mitropolis auf. Es ist gut voll, wir gehen die enge Wendeltreppe nach oben und überfordern die freundlichen Kellner mit unseren Teewünschen - die Karte verspricht mehr als die Küche hergibt.

 

Und nun? Wir werden dem Benaki-Museum einen Besuch abstatten. Vielmehr dem Shop dort, der hatte ja letzte Woche geschlossen. Durch die Ermou spazieren wir vorbei an den Evzonen vor dem Nationalparlament zum Museum, dessen Shop wirklich einen beeindruckende Auswahl an Büchern, Replika und anderen hübschen Dinge hat. Für den kleinen Geldbeutel ist aber wenig dabei. Ich wollte vor allem gucken, ob es einen Katalog zu der Fotoausstellung "Ethos" gibt, die ich mir letzte Woche angesehen hatte. Gibt es nicht, aber eine Box mit unsignierten Fotoabzügen der Exponate. Der Preis von 150 Euro ist fair, und ich überlege, ob ich kaufen soll. Ich lasse es dann doch. (Hier kann man Fotoabzüge von Giorgos Tatakis bestellen: https://www.tatakis.com)

 

Danach bin ich ziemlich fertig, und wir gehen in unser Quartier zurück. Ich hatte vorab diverse Abendprogramme und Restaurants ausgewählt, aber daraus wird nichts. Wir schaffen es noch ins "Muses" zum Abendessen - Gemüsesuppe und Boujourti. Der Wind zerrt an den Plastikplanen, die Live-Musik ist gar nicht mal so schlecht, das Essen auch, das Lokal aber trotzdem nur mäßig belegt. Nach den Feiertagen und unter der Woche ist in winterlichen Athen an der Adrianou abends wenig los, die Aufreißer vor den Lokalen stehen oft vergeblich, die Musiker haben kaum Publikum. Trotzdem haben fast alle Tavernen geöffnet.

 

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Am Donnerstagmorgen geht es mir richtig mies. Mehr als Kaffee, Saft und ein Stück Toast zum Frühstück geht nicht. Ein Besuch der Akropolis oder des Akropolis-Museums? Ohne mich, leider. Barbara geht alleine und ich leg mich wieder ins Bett. Draußen scheint die Sonne, wenn wir einen Balkon hätten, könnte ich wenigstens dort sitzen.

Dank Bergtee und Depon (das griechische Aspirin+C hab ich nicht gut vertragen und mir dann lieber am Kiosk eine Schachtel Depon geholt) bin ich am Mittag, als Barbara ihr Akropolis-Programm samt Shopping absolviert hat und ins Hotel zurückkommt, wieder soweit hergestellt, dass ich mich aus dem Haus traue. Barbara würde gerne den Zentralmarkt besuchen, und dann hab ich ja auch noch einen speziellen Kaufwunsch: ich suche einen Glasschirm für eine der beiden Lampen in meinem Badezimmer. Vor Jahren versehentlich zerdeppert und in Deutschland nicht zu bekommen, hab ich die genau diese Teile mehrmals in verschiedenen griechischen Urlaubsquartieren gesehen. Das wäre doch gelacht, wenn man das in Athen nicht bekommen würde! Und tatsächlich: in der Athinas werde ich im zweiten Laden, in dem ich frage (nützlich: Foto auf dem Handy), fündig: die Verkäuferin zieht den richtigen Glasschirm aus dem Regal. 25 Zentimeter Länge, müsste passen. Lächerliche acht Euro kostet das Teil, und glücklich bummeln wir weiter zu den Markthallen. Zuerst der Gemüsemarkt auf der linken Seite der Athinas, eingerahmt von überbordenden Antiquitäten- und Ramschläden. Das Pfund Sesamerdnüsse gibt es für gerade mal drei Euro, nur die leckeren Feigen aus Kimi sind nirgends zu finden.

 

Nichts für empfindsame Gemüter ist die andere Seite des Marktes jenseits der Athinas: Fisch und Fleisch zeigen hier unverblümt, dass sie von toten Tieren stammen. Ob Plastikkisten voller Schafsköpfe oder wie aus Marzipan aussehende Rinderfüße - das ist hier das Gegenteil der plastikverpacken deutschen Supermarktauslage, bei der man nicht daran denken muss, dass für unseren Appetit Tiere gehalten und getötet werden müssen.

Die Verkäufer in den Ständen haben, das konnte ich schon letztes Jahr in Thessaloniki beobachten, überwiegend (pakistanischen) Migrationshintergrund. Auch Griechen scheuen die unangenehme und schlecht bezahlte Arbeit in den Märkten.

 

Mitten drin im Markt befindet sich wie ein Aquarium ein kleines, aber volles Lokal namens "Epirus". Wir haben Hunger, und ergattern den letzten freien Tisch vor der Schiebetüre. Schnell erscheint ein Kellner, führt uns zur Warmhaltetheke und stellt uns das Essensangebot vor. Wir entscheiden uns für je eine Portion Majiritsa, und wenig später steht eine große Portion in einem tiefen Teller vor jeder von uns. Die Innereiensuppe ist nicht jedermanns (und erst recht -fraus) Sache, meine aber schon, und auch Barbara schmeckt es. Zitrone, Brot und Wasser dazu, wir löffeln fleißig und die Lebensgeister kehren wieder. Das Ambiente gefällt uns auch - ungeschönt griechisch und lebendig. Da muss ich mich schon fast entschuldigen, dass ich nicht die ganze Portion schaffe.

Wir bummeln dann noch etwas entlang der Aiolou und durch die Plaka, suchen vergeblich das "Center of Hellenic Tradition" und gönnen uns dafür einen köstlichen Smoothie im Chymopiio in der Pandrossou. Zurück im Hotel bin ich k.o. und satt, und auch später kann mich der Gedanken an Essen nicht begeistern. Barbara muss alleine zum Essen losziehen. Schon blöd, so ein grippaler Infekt im Urlaub. Hoffentlich geht es mir morgen besser. Da ist dann schon unser letzter Athen-Tag.

 

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Die Kanzlerin ist da! Schon gestern kreisten am späten Nachmittag Hubschrauber über der Stadt. Und im unvermeidlichen griechischen Frühstücksfernsehen wird lang und breit diskutiert, ob der Besuch nun gut oder schlecht ist, was man sich davon verspricht, und wie viele Polizisten im Einsatz sein werden.

Ich bin froh, dass die emotionalen Zeiten vorbei sind, in der Beschimpfungen der Kyria Merkel samt ihres Finanzministers Soible an der Tagesordnung waren, wenn man (schon ungerne) sagte, dass man aus Deutschland kommt. Aber das ist inzwischen Geschichte, oder wie wäre es anders zu erklären, dass der griechische Regisseur Costa-Gavras das Buch von Yanis Varoufakis „Die ganze Geschichte: Meine Auseinandersetzung mit Europas Establishment“ verfilmen wird. Mit Ulrich Tukurs als Schäuble. Keine Ahnung, wer Merkel spielen wird. Vielleicht kommt sie auch nicht vor, als kleine griechische Rache.

 

Ich hab aber trotzdem nicht aufgepasst als das Tagesprogramm der Bundeskanzlerin genannt wurde. Sonst hätte ich gewusst, dass es am Syntagma-Platz heute Vormittag eng wird, da sie dort am Grabmal des unbekannten Soldaten einen Kranz niederlegen wird. Da wollen wir zwar nicht direkt hin, aber laut unserem Reiseführer fährt von dort aus die Tram Nummer 4 zum Stavros-Niarchos-Center in Faliro. Da wollen wir hin.

 

Mir geht es heute etwas besser, und ich fühle mich fit genug für die Stadt. Wir kaufen ÖPNV-Tickets und fahren nach Syntagma. Das heißt, wir wollen das. Aber die Metro hält dort nicht - sie fährt durch und wir landen an der Station Akropolis. Gut, dann eben zu Fuß zum Syntagma-Platz, ist ja nicht weit.

Plötzlich ist die Straße gesperrt. Wir fragen einen der zahlreichen Polizisten was denn los sein. Da käme gleich die German chancellor vorbei, sagt er. Na, da warten wir natürlich. Es dauert auch nur wenige Minuten, dann nähert sich unter Signalgeheul der Konvoi. Polizeiauto vorab, dann Polizeimotorräder. Schließlich ein gutes halbes Dutzend Limousinen, mitten drin die Karosse der Kanzlerin, nur an der deutschen Standarte zu erkennen. Nochmal eine Ladung Polizeiautos samt Mannschaftswagen, dann ein Notarztwagen. Und etwas hinterher, quasi als Besenwagen, zwei Abschleppwagen. Müssten die nicht vorne sein? Aber was macht das für einen Eindruck?

Schnell ist der Spuck vorbei. Kostet sicher ein Vermögen, dieser Staatsbesuch. Hoffentlich kommt auch etwas positives dabei heraus.

Wir haben inzwischen von einem Polizisten erfahren, dass der ÖPNV am Syntagma-Platz noch bis 13 Uhr gesperrt ist. Und auch an der Haltestelle Zappio fährt nichts. Dass das nicht am Staatsbesuch liegt, sondern an Bauarbeiten (von denen nichts zu sehen ist), erfahren wir erst später. Was also tun?

 

Wir stehen direkt am Hadrianstor am Ausgrabungsgelände des Tempels des Olympischen Zeus, also gehen wir doch einfach dort rein. Drei Euro kostet der reduzierte Winter-Eintritt ins weitläufige, aber übersichtliche Gelände.

Von dem gigantischen Tempel, der in seiner letzten Ausführung erst im zweiten nachchristlichen Jahrhundert fertiggestellt wurde und der größte Tempel Griechenlands war, stehen noch 15, mit korinthischen Kapitellen gekrönte Säulen. 104 waren es ursprünglich, die verbliebenen Stelen ragen wie Schlote bis zu 18 Meter in die Höhe. Zwei Säulen halten etwas Abstand, und ihnen zu Füßen liegt sauber kanneliertier Säulenaufschnitt. Alles im grünen Gras und mit unversperrtem Blick auf die Akropolis. Erst neulich wurde beschlossen, dass ein hoher Hotelneubau nicht genehmigt wird, weil er den Blick auf den Parthenon versperrt hätte. Und der ist quasi Allgemeingut. Gut so!

 

Nett sind auch die vielen Katzen, die im Gelände herumspielen und offenbar in den Aufseherinnen des Geländes Beschützerinnen und Futterquelle gefunden haben.

Und jetzt?

Barbara würde doch gerne ins archäologische Nationalmuseum gehen. Ich war da zwar erst vor 15 Monaten, aber von mir aus. Vor dem Zeus-Tickethäuschen steht ein Taxifahrer, er haut uns an: ob wir nicht auf den Lykabettos wollten? Nö, aber ob er uns zum Nationalmuseum fahren? Nein, das will nun wieder er nicht, er hat offenbar ein Lykabettos-Abo. Aber wir würden doch sicher einen anderen Taxifahrer finden. Das tun wir auch eine Ecke weiter, und er bringt uns für drei Euro 50 bequem zum Ziel. Taxifahren in Athen ist preiswert.

 

Fünf Euro kostet der ermäßigte Winter-Eintritt ins Nationalmuseum, danach geht es im Schnelldurchgang durch die Räume. Die Cousine ist keine, die sich jedes Exponat ewig angucken muss, und ich begrüße das. Aber der Igelkatzenbär von Chalandriani/Syros muss wieder natürlich besucht werden, und die wunderschönen Kykladenidole. Das Gold von Mykene streifen wir eher (im Februar geht es mit der DGG nach Karlsruhe in die Ausstellung "Mykene - Die sagenhafte Welt des Agamemnon"), die diversen Kouroi und anderen Statuen werden aber bewundert, und auch die Fresken von Santorin. Außerdem die interessante Sonderausstellung "The countless aspects of Beauty".

 

Ein tolles Museum, wenn ich in Athen nur Zeit für ein Museum hätte, so wäre dies meine Wahl.

Und das Café im Untergeschoss ist auch nett, die Stärkung haben wir uns verdient!

 

Inzwischen ist es halb zwei, und ich kann die Cousine überreden, doch noch einen Anlauf auf das Stavros-Niarchos-Kulturzentrum zu starten. Wir werden zu Fuß durch die Panepistimiou zum Syntagma-Platz gehen, vorbei an der "Athener Trilogie" - drei klassizistischen Gebäuden: das frühere Gebäude der Nationalbibliothek, die Universität und die Akademie der Wissenschaften. Allerdings findet just in dieser breiten Straße gerade eine lautstarke Demonstration statt. Ich denke noch "bestimmt wegen Merkel", aber so viel Ehre bekommt die Kanzlerin in Griechenland nicht mehr. Es sind Lehrer und Studierende, die gegen eine Gesetzesnovelle zur Einstellung von 15.000 Lehrkräften in den nächsten drei Jahren protestieren. Es sind ganz schön viele, und sie sind laut, wie es sich für eine griechische Demo gehört. Am Rande wird es auch zu Ausschreitungen kommen, und einer der Lehrer wird den Kranz von Merkel zerfleddern. Aber das erfahren wir später aus den Nachrichten.

Am Syntagma-Platz merken wir, dass die Tram Nummer 4 hier immer noch nicht fährt. Wegen einer Baustelle, nicht wegen Merkel. Die Linie beginnt derzeitig erst in Neos Kosmos, und weil das auch ein Metrohaltestelle ist, fahren wir eben mit der Metro dorthin und steigen in die Tram um. Die dann gemütlich und völlig überheizt Richtung Küste und dort entlang nach Faliro zuckelt. Wir müssen bis zur Haltestelle Tzitzifies, weiß der Reiseführer (City-Trip- Athen von Reise-Know-How), und das dauert. Weil ein älterer Mann lautstark herumkrakelt, verpassen wir die richtige Haltestelle auch noch, und steigen erst in Kalithea aus. Entlang der vielspurigen und lauten Küstenstraße geht es zu Fuß zurück zu dem Gebäude unserer Wahl, dem Stavros Niarchos Foundation Cultural Center, SNFCC.

 

Stavros Niarchos war ein schwerreicher griechischer Reeder, und seine Stiftung hat die riesige Anlage samt Park dem griechischen Staat geschenkt. Renzo Piano hat das 2017 eröffnete Gebäude geplant, es beinhaltet unter anderem die Nationalbibliothek und die Nationaloper.

Zunächst aber vermute ich, dass das SNFCC ein großes Parkhaus ist. Wir erreichen das Gebäude nämlich von der Rückseite, und trotz seiner Größe kann es sich von der Straße aus ganz gut verstecken. Durch das Parkhaus durch landen wir im Shop (neben dem Café, auch wichtig), und schließlich lassen wir uns am Informationsschalter von der freundlichen Dame beraten, was wir denn hier wie angucken können. Wir sollten zuerst ganz nach oben aufs Dach fahren, zum "Lighthouse", und dort die Aussicht genießen. Dann durch den Park, der sich auf dem schrägen Dach des Gebäudes befindet, hinab flanieren und schließlich noch die Nationalbibliothek besuchen. Ist alles kostenlos.

Und genauso machen wir es auch.

 

Von der Dachterrasse im achten Stock hat man ein tolles Panorama. Nach Osten über den riesigen Park bis zum Häusermeer Athens, darin Akropolis und Lykabettos, und dahinter die teilweise noch schneebedeckten Bergzüge von Parnes, Parnitha und Penteli. Nach Westen hin reicht der Blick über die Marinas von Kalithea und Faliro und das Sports Pavilion der Olympischen Spiele bis Aegina und im fernen Dunst auch die Peloponnes.

Über den riesigen, leicht abschüssig auf dem Dach des Kulturzentrums liegende Park bummeln wir abwärts. Hier wurden vor allem mediterrane Pflanzen und Bäume gesetzt, alles wurde mit viel Wert auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz geplant. Im Sommer bestimmt ein Traum (ein gut besuchter allerdings), aber auch im Winter ist es hier schön. In den Beeten zwischen Lavendel und Rosmarin sind Gärtner zugange und schneiden Pflanzen. Ganz unten gibt es einen Soundgarden - verschiedenen Spielzeuge, die Klänge erzeugen. Es macht Spaß, auf einem Glockenspiel zu tanzen oder die Flüstertrichter auszuprobieren. Made in Germany übrigens.

 

Entlang des Kanales geht es dann zurück zum Haupteingang, wo eine kleine Eisbahn steht. Ich will mir jetzt aber die Nationalbibliothek ansehen. Über fünf Stockwerke zieht sich die verglaste Galerie mit den Bücherregalen. Imposant, aber wer den Galerielesesaal der Stadtbibliothek Stuttgart kennt, ist nur mäßig beeindruckt. Und die Cousine bezweifelt, dass diese offene Art der Aufbewahrung den Büchern besonders zuträglich ist. Das Ganze wirkt mehr dekorativ als nützlich, zumal die Regale wohl nicht öffentlich zugänglich sind, denn es ist dort niemand zu sehen. Wenn man allerdings die Treppe hochgeht, wo die Computerarbeitsplätze sind, so sind die fast alle belegt. Wer braucht heute noch gedruckte Bücher....

 

Im anderen Gebäudeflügel befindet sich die Nationaloper, hier ist aber nur das Foyer zugänglich. Mit mehreren offenen Stockwerken spiegelt es die Bibliothek.

Wir erkundigen uns an der Information wie wir jetzt am besten nach Athen zurückkommen. Und erfahren, dass es einen kostenlosen Shuttle-Bus zum Syntagma-Platz gibt (über Sygrou-Fix). Der nächste fährt erst in 40 Minuten, so haben wir noch Zeit, den Läufern auf der kleinen Eisfläche zuzusehen. Anfänger, die sich vorsichtig nur entlang der Bande fortbewegen, und Fortgeschrittene, die kühn ihre Zirkel ins Eis zeichnen. Nett.

Die Rückfahrt mit dem Shuttle-Bus geht trotz Feierabendverkehr deutlich schneller als mit der Tram, wir steigen am südöstlichen Ende des Syntagma-Platzes aus und gehen zu Fuß zurück ins Hotel. Ich bin erschöpft, es war ein langer Tag.

 

Weit wollen wir nicht gehen zum Abendessen, zumal es regnet. Wir landen im "Diavlos". Drinnen spielt Live-Musik, wir sitzen aber draußen hin, foliengesichert unter Heizstrahlern. Die Musiker würde sich gleich draußen niederlassen, versichert der Kellner. Weiß gar nicht, ob wir das wollen.

Wir bestellen Fava, Boujourti und Karotten-Kraut-Salat, dazu ein halber Liter Wein.

Das Essen kommt schnell und schmeckt auch, aber irgendwie sind wir beide plötzlich appetitlos. Die Hälfte der Speisen bleibt übrig, und auch die kostenlose zweite Karaffe Wein, die der Kellner bringt (ist ja wichtig, dass Leute im Lokal sitzen damit andere kommen), schlagen wir aus.

Schnell zurück ins Hotel, wo Barbara die halbe Nacht auf der Toilette verbringen muss. Da bin ich dann froh, dass mich nur meine Bronchitis so geschafft hat, und ich in der Nacht gut schlafen kann.

 

Irgendwie hatten wir uns unseren letzten Abend in Athen anders vorgestellt.

 

Mein Wecker klingelt schon kurz nach sechs, mein Flug soll um halb zehn abheben. Ich verabschiede mich von Barbara, die erst am Nachmittag nach Zürich fliegen wird. Hoffentlich kann sie sich bis dahin noch etwas erholen, die Arme.

Im Hotel bekomme ich an der Rezeption noch einen Kaffee und mein bestelltes Frühstückspaket to go (Käse-Schinken-Toast, Ei, Saft, Joghurt), und weil der Kaffee so heiß ist und ich ja noch eine Fahrkarte brauche, verpasse ich an der Station Thissio die Metro nach Monastiraki. Die fahren jetzt nur alle zehn Minuten, was zu knapp ist für die Flughafenmetro. Also im Galopp nach Monastiraki, der Regen hat zum Glück aufgehört.

Die Station Monastiraki ist tief und unübersichtlich, ich erreiche den Bahnsteig zusammen mit der Flughafenbahn und sitze dann erst mal eine Viertelstunde mit Schnappatmung im Zug. Geschafft! Hätte ich mir doch ein Taxi gegönnt.

Der Flug ist pünktlich, dafür müssen wir in Stuttgart beim Verlassen des Flugzeuges endlos warten, weil der deutsche Zoll sich alle Ausweispapier genauestens ansieht. "Traditional German pass control" hat die Flugbegleiterin voller Ironie gesagt ....

 

Nun liegen zwölf Tage Griechenland hinter mir. Es war anders als gedacht, und teilweise auch als gewünscht. Aber es war schön, vor allem mit Barbara, Therese und Lothar.

Eine naxiotische Winterwiederholung ist nicht ausgeschlossen. Ich muss ja noch auf den Zas.