Kalymnos - Inselurlaub in der Stadt

 

Im Grunde ist Martin schuld ;-) . Lange stand Kalymnos auf unserer Insel-Wunschliste nicht sehr weit oben. Zu groß, zu laut, zu viele Einwohner. Bis irgendwann Martin Puc ausführlich von seinem Aufenthalt und seinen Wanderungen auf Kalymnos berichtete. Das machte dann doch Appetit. Und dann waren noch die vielen Berichte in Fernsehen und Zeitschriften über die Schwammtaucher von Kalymnos. Den "Míchanikos", den Tanz dieser Schwammtaucher, hatte ich vor längerer Zeit in einer einfacheren Variante einmal gelernt.
 
Also doch einige Gründe, bei der nächsten Reise im Mai 2006 keinen Bogen um Kalymnos zu machen. Wir taten es dann aber zuerst doch, denn auf unserer Fahrt von Rhodos nach Leros legte die "Dodekanissos Pride" nur kurz in Pothia, dem Hauptort von Kalymnos an. Was man da sah war recht beeindruckend: ein wahres Häusermeer entlang der breiten Hafenbucht und das weite Tal hinaus. Mmmh, vielleicht sollten wir uns da doch noch mal überlegen mit dem Stop auf dem Rückweg? Allerdings hatten wir gar nicht die Absicht, uns in dieser Großstadt einzuquartieren, sondern in abgelegenen Vathys, das auch als Standquartier für die geplanten Wanderungen gut geeignet schien.

 

In den folgenden Tagen auf Leros und Agathonissi machte der Sonnengott uns dann aber einen Strich durch die Rechnung: er meinte es gut mit uns, zu gut! Die Temperaturen stiegen und unsere Wanderlust sank. Bei über 30°C durch die Berge klettern – nein danke, dhen imaste trelli! Und so legten wir noch einen zweitägigen Zwischenstop auf Arki (nichts zu Wandern, nur Faulenzen) ein bevor wir für die letzten 3 Tage unseres Urlaubes Kalymnos ansteuerten. Die Fähre würde erst gegen 22 Uhr in Pothia ankommen, das würde zu spät werden für Vathys. Und vielleicht war Pothia ja doch zentraler gelegen wenn man nur 3 Tage Zeit hat, einen Eindruck von der Insel zu gewinnen? Auf spätabendliche Quartiersuche in der Stadt hatten wir aber auch keine Lust und so stöberten wir im Reiseführer: Der Dumont-Reiseführer empfahl in Pothia die "Villa Themélina" (jetzt Villa Melina /2009) als Quartier. Die schöne Villa mit Pool und Garten hätte früher eine Schwammtaucherfamilie gehört (tatsächlich einer Schwammhändlerfamilie), und wäre nun in Besitz der Familie eines Kalymniers, der seit 25 Jahre eine Taverne in Aachen betreibe und seine Familie spräche perfekt deutsch. Das im Preis inbegriffene üppige Frühstück könne man im Garten einnehmen... Klang verlockend, aber nicht gerade billig, nun, fragen kostet nix, Telefonnummer war auch dabei und so rief ich noch von Arki aus dort an und bestellte das DZ mit Frühstück für 35 Euro, ein Spezialpreis, wie Antonis (oder Adonis), der Besitzer, nicht unerwähnt ließ (dabei hatte ich noch nicht mal gefeilscht). Er würde uns um 22 Uhr am Hafen abholen.

 

Die "N. Kalymnos" war dann sogar fast eine halbe Stunde früher da, aber Adonis wartete auf uns, allerdings mit dem Motorroller, mit dem er dem Taxi mit uns und dem Gepäck vorausfuhr. Wir hätten die Villa bestimmt nie gefunden, denn es ist schon ein Stück vom Hafen und es ging durch labyrinthische Gässchen, manchmal sehr knapp für das Taxi!

 

Vor der schönen klassizistischen Villa lag ein üppiger gepflegter Garten, zwei deutsche Frauen begrüßten uns, dann ging es auf das Zimmer. Schön stilvoll eingerichtet, großzügig, mit Kamin, zwei kleinen Balkonen, ordentlichem Bad, Moskitofenstern an der Balkontüren – prima! Nun aber noch schnell auf einen Absacker hinunter zur Hafenpromenade, ein wenig Ankommen. Dabei galt es, auf den Weg zu achten, um nachher auch das Hotel wiederzufinden! Ganz schön laut ist es an der Uferstrasse, vor allem die Zweiräder lärmten durch die Straßen. Zum Glück war unser Hotel rechts abseits am Hang gelegen, auch ein Grund dafür, dass wir es auswählten.

Bei der Rückkehr aufs Zimmer wurden wir von einer Gruppe deutscher Frauen und Adonis abgefangen: ob wir uns noch ein wenig dazusetzen wollten? Eigentlich ja nicht, deutsche Gruppenbildung in Griechenland ist eher nicht so unsere Sache, aber wir wurden so nett gebeten. Und so erfuhren wir dann, dass der Besitzer Adonis vor einigen Wochen seine Taverne "Kalymnos" in Aachen aufgegeben hatte (oder hatte aufgeben müssen, dazu hier ein Artikel in der taz) und nun zu Frau Themelina und Kindern nach Kalymnos zurückgekehrt war. Das Hotel hatte seine Frau bisher alleine geführt, auch so wunderschön renovieren und erweitern lassen, wie wir bei einem Rundgang am nächsten Tag sehen konnten. Die Sehnsucht nach der deutschen zweiten Heimat war ihm aber anzumerken, denn das "Kalymnos" in Aachen war mehr als eine Taverne, es war ein Kulturtreff für Griechenlandsüchtige und Individualisten. Die Frauen aus der Gruppe waren Freundinnen aus Aachen und wollten gucken, wie es ihm denn nun so geht auf Kalymnos. So als Hahn im Korb mit 8 Frauen (ohne seine eigene, die allerdings nachsichtig im Hintergrund wirkte) ging es ihm ganz gut, er erzählte und erzählte und es wurde noch recht spät.

Einige der Frauen wollten allerdings zeitig am Morgen zur Wanderung über den Bergrücken nach Vathys aufbrechen, wir waren gespannt was sie erzählten, denn wenigstens diese eine Tour stand bei mir auch auf dem Programm. Kaum im Bett und eingeschlafen, wurden wir durch das Hupen des Müllautos sowie in den Lärm einfallendes Hundegebell aus den Träumen geholt – ein parkender PKW versperrte die Durchfahrt! Tagsüber ist in den schmalen Straßen sowieso kein Durchkommen, so muss der Müll nachts abgeholt werden. Bis der herbeigehupte Autobesitzer endlich kam, vergingen noch einige Minuten, und wir verwünschten Pothia!
 
Nach einem Frühstück auf der schönen Hotelterrasse zeigte uns Brigitte, eine der Frauen von Aachen, das ganze Hotel einschließlich der Gästezimmer im Penthouse, von denen sie während ihres Besuches auf Kalymnos eines bewohnte. Einen genialen Blick auf die Stadt Pothia und den grünen Garten hat man von dort, einfach toll! Mit Verspätung zogen wir dann los, Pothia zu erkunden. Es war schon wieder ganz schön warm, und die Tagesausflügler von Kos überschwemmten in Gruppen die Schwammgeschäfte an der Uferpromenade. Ab 3 Euro kosten die Schwämme, wobei man für einen kleinen, gleichmäßigen und feinporigen Schwamm schon 5 oder 6 Euro anlegen muss. Auch große „Elefantenohren“ und verzweigte Korallenschwämme sind zu haben, kosten aber natürlich viel mehr. Ein optimales Mitbringsel, bruchfest und unempfindlich, auch wenn die Schwämme nur noch selten aus den Dodekanes kommen, die Schwammtaucher fahren heute bis vor die Küsten Libyens und Siziliens! Umweltfreundlicher sind die ungebleichten naturfarbenen, eher schmutziggraubraunen Schwämme, die sich aber in ihren haptischen Eigenschaften nicht von den gebleichten unterscheiden. Das Bleichen wird häufig auf dem Meer erledigt, die Bleichlauge anschließend im Meer entsorgt – nicht das Wahre für Meeresflora und –fauna!
 
Im Schwammtauchermuseum sahen wir uns danach an, wie dieses Schwammtauchen vonstatten ging und zum Teil immer noch geht. Eine interessante Dokumentation, zwar ein wenig angestaubt, aber trotzdem wird ein guter Eindruck von den Gefahren dieses Berufes vermittelt. Dann überkam uns der Hunger, wir suchten uns ein nettes, ruhiges Lokal bei dem man nicht überredet wird, einzukehren, und fanden es etwas zurückgesetzt von der Hafenpromenade in der Taverne "Pantelis" (später sahen wir, dass dieses Lokal in unseren beiden Reiseführern empfohlen wird), wo wir uns einen griechischen Salat gönnten. Etwas hatten wir dieses große, umtriebige und lärmende Pothia schon satt, ich hatte Lust auf Ruhe und ein Bad im Meer.


Also nichts wie nach Telendos! Mit dem (recht häufig verkehrenden) Bus ging es nach Myrties, die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde und kostete 1 Euro. Dabei sahen wir unterwegs, wie groß Pothia wirklich ist, es geht fast nahtlos in den ehemaligen Inselhauptort Chorio über. Zuerst links eine kleinere Burg, dann später rechts oben auf einem Berghang die Reste einer größeren Festung, ob man da rauf kann? Über einen Bergrücken kamen wir dann an die Küste, hier geht ein Ort (oder besser: Touristenansiedlung) in den nächsten über. Zum Glück schrie der Busfahrer "Myrties", sonst hätten wir nicht gewusst wann wir da sind. Schnell hinunter zum Anleger, wo gleich darauf eines der halbstündig zwischen 8 und 22 Uhr nach Telendos verkehrenden Kaikis ablegte.

Der nur 10-minutige Katzensprung kostete 1,50 Euro. Auf Telendos empfingen uns einige Tavernen und Cafés, im ersten Stock und darüber Pensionen und Hotel. Ein Souvenirladen und im Wind flatternde Wäsche. Mangels Straßen und Orten, zu denen diese führen könnten, gibt es dort auch keine Autos, und das Leben scheint recht geruhsam.

Wir bummelten auf dem Uferweg nach Norden entlang eines schmalen, steinig-sandigen Strandes, folgten einem Pfeil zum "Paradise Beach" und bogen nur wenig später zu einer Kieselbucht ab, an der es einige Strandliegen gab – leider notwendig, denn die groben Kiesel machten Liegen und Fortbewegung äußerst unbequem. Aber das Wasser war sehr schön und hatte inzwischen sogar 22°C, von Fischen umschwommen genossen wir es.

 

Segelboote fuhren vorbei, suchten Ankerplätze, wurden nicht fündig. Zwei Kajaks paddelten vorüber, mit denen ist man schnell wieder drüben auf der großen Insel, deren Küstenverlauf man bis Kastelli gut sehen kann, dann zieht sich das Land hinter der Bucht von Arginontas weiter zurück, der dort liegende Ort Emborio ist schon recht abseits. Leider wird es mit dem Mietauto wohl nichts werden, der Verkehr in Pothia ist mir zu heftig, und einen Parkplatz in der Nähe des Hotels ist wohl auch kaum zu finden (wenn überhaupt das Hotel mit dem Auto). Wir werden mit dem Bus und zu Fuß in den uns verbleibenden zwei Tagen einige Ecken von Kalymnos erkunden, bis Emborio schaffen wir es leider nicht (der einzige Bus fährt früh am Tag von Pothia dort hin und gleich wieder zurück), vielleicht das nächste Mal?

 

Nach einigen geruhsamen Stunden und einem Frappé kehrten wir von Telendos wieder zurück nach Myrties und Pothia, genossen einen Ouzo auf dem Balkon unserer Hotels. Die wanderlustigen Frauen aus Aachen berichteten von den Strapazen der Wanderung hinüber nach Vathys. Entweder ist die Tour härter als wir dachten, oder einige der Frauen sind nichts gewöhnt – die Guten waren völlig am Ende obwohl sie am Schluss sogar ein Auto mitgenommen hatte. Nun ja, es ist schon ganz schön heiss gewesen heute. Wir würden es am nächsten Tag machen wie die Griechen, die bequeme Tour wählen, und mit dem Bus nach Vathy und zurück fahren.


Zum Abendessen gingen wir in ein etwas abseits im Gassengewirr gelegenes Lokal namens "Xefteris", es lag in einem überdachten Hof. Der sympathische junge Ober redete hartnäckig englisch mit uns, ich antwortete genauso hartnäckig auf griechisch. Erst als er nicht mehr wusste ob wir weißen oder roten Wein bestellt hatten, ging es doch schneller auf Griechisch. Das Essen war reichlich, günstig und schnell da, leider nur lauwarm und sehr ölhaltig. Eine beeindruckend riesige Kakerlake rannte die Wand und Decke entlang, hoffentlich landet sie nicht in unserem Teller! Wir schleppten uns die Hafenpromenade entlang, trafen auf Adonis mit den Aachenerinnnen im Schlepptau. Doch, einen Tsipurro können wir jetzt brauchen, in einem der Cafés am Hafen. Und anschließend, auf dem Balkon des Hotels bei einem leckeren Galaktobureko von Melina, haben wir dann alle zusammen noch gesungen – die armen Nachbarn!


Bis lange nach Mitternacht Themelina kam und im Namen eines Gastes protestierte. Recht hatte sie, kalinichta!

 

Wenn man so spät ins Bett kommt, dann braucht man am nächsten Tag natürlich etwas länger mit dem Aufstehen. Die Aachener Frauen sind – bis auf Brigitte, die am Samstag heimreisen würde – mit dem frühen Bus nach Emborio gefahren, wo sie eine Woche bleiben wollten. Eine Woche auf dem Land als Kontrastprogramm zur Großstadt Pothia - auch eine Möglichkeit.
Wir machen uns auf der Terrasse über das Frühstück her (Kaffee satt, Brot, Brötchen, Butter, Käse, Wurst, Marmelade, Honig, Yoghurt, Kuchen, Saft) als der etwas verloren wirkende Adonis auftaucht. Seine normalerweise 2 Stunden dauernde Aufgabe, die Pflanzen im Garten und in den Blumenkübeln zu gießen, unterbricht er gerne für einen kleinen Schwatz bei Kaffee und Zigarette.
Es ist schon wieder ganz schön warm und da der Bus nach Vathy erst später fahren wird, sehen wir uns die Umgebung des Hotel an und steigen den Anfang des Weges nach Vathy hinauf. Er beginnt bei der Kirche Agia Triada, die direkt oberhalb des Hotels liegt. Schon nach den ersten Serpentinen hat man einen tollen Blick auf Pothia, die gegenüberliegenden Kirchen und Klöster. Sogar die Piste des Flugplatzes, der wohl 2006 tatsächlich in Betrieb gegangen ist, kann man sehen.
 
Ein wenig später stehen wir unten an der Hafenpromenade beim Rathaus und nehmen den Bus nach Vathi. Wir haben nur keine Fahrkarten, wir würden sie im Bus bekommen, heißt es. Aber nein, der Busfahrer hat keine Fahrkarten. Zum Glück nimmt er uns trotzdem mit, wir sollen die Tickets in Vathy kaufen.
Die Fahrt dauert etwa eine dreiviertel Stunde. Am schwierigsten ist es für den Bus, aus Pothia herauszukommen, weil parkende Fahrzeuge, Baustellen und Häuserbalkon die Durchfahrt verengen. Vorbei geht es an der bei Tag rauchenden und bei Nacht glühenden Müllkippe – er riecht nach verbranntem Plastik. Dann ergeben sich immer wieder tolle Ausblicke auf die Küste mit kreisrunden Fischzuchten im Meer und hinüber nach Pserimos und Kos.

Bei der Ankunft in Vathy weist uns der Busfahrer nochmals auf den Laden hin, in dem wir die Bustickets kaufen sollen, was wir dann später auch brav tun. Wir gehen die 80 Meter der Stichstrasse vor zur Bucht und erschrecken ein wenig: eine Masse Touristen überschwemmt die Cafés und Tavernen in der Bucht. Sie sind mit 2 größeren Ausflugskaikis von Kos oder Pothia gekommen, zum Glück befinden sie sich bereits auf dem Rückzug und nur wenig später liegt der Ort nahezu verlassen da, während die überfüllten Kaikis aus der schmalen Bucht fahren – so schmal und mit hohen Felsen gesäumt, dass man das offenen Meer nur ein wenig durchblitzen sieht. Wahrlich ein optimales "Piratenversteck"!
Wir sehen uns zunächst einige Kapellen und alte Trümmer oberhalb der Bucht an, bis wir ein einer der Tavernen einkehren und eine Kleinigkeit essen. Zum Saisonstart werden dort schattenspendende Planen an Holzgestellen und Bäumen über den Tischen befestigt, die ganze Familie ist am Arbeiten.
Rechts entlang der schlauchförmigen Hafenbucht liegen etliche Segelboote und –yachten, wir setzen uns dort auf einige Steinstufen und betrachten das Treiben: einige junge Erwachsene toben dort herum, springen vom Anleger ins Wasser und haben ihren Spaß. Eine flachen Strand gibt es dort nicht, man muss direkt rein ins Tiefe, und wir sehen zahlreiche Seeigel unten.

Dann erfolgt der Auftritt einen Segelbootes mit niederländischen Besatzung – alle in oranjefarbenen Shirts. Sie möchten gerne anlegen, aber wissen nicht wie, und viel Platz ist auch nicht da. Zuerst möchten sie sich zwischen 2 Segler drücken, das klappt auch im dritten Versuch nicht. Vorwärts, rückwärts, noch eine Schleife, ein neuer Versuch. Hoppla, beinahe wären sie mit einem kleinen Fischerkaiki kollidiert, ein kurze Sprint bringt ihn kopfschüttelnd aus der Gefahrenzone. Die anderen Segelbootbesitzer beobachten skeptisch, ob an ihren Booten vielleicht ein Schaden entsteht, das Publikum auf den Booten und an Land lästert, schließlich erbarmt sich der Tavernenwirt, weist sie ein, auch das vergeblich, sie kapieren nicht was er meint, wird denn heute jeder aufs Wasser gelassen? Die Köpfe der Niederländer haben inzwischen fast die gleiche Farbe wie ihr Trikots vor Scham, aber sie haben immer noch keinen Liegeplatz, erwägen den Rückzug aus der Bucht von Vathy. Noch ein Einheimischer kann es nicht mehr mit ansehen, schreitet ein, es werden Leinen geworfen, wild gestikuliert, geschrieen, und dann liegt das Boot endlich, endlich. Die Umstehenden verkneifen sich den Applaus, und der Skipper mit hochrotem Kopf umarmt dankbar den Hilfsbereiten, fast eine halbe Stunde hat das Manöver gedauert, das Selbstbewusstsein der Holländer nachhaltig erschüttert und uns ausgezeichnet unterhalten. :-)

Anschließend erkunden wir den Ort – und sind schnell fertig damit: einige Häuser, 2 oder 3 Läden, ein paar Cafés und Tavernen, die Pension von Manolis oberhalb und das hübsche Hotel "Galini". Dann beginnen bereits große Mandarinen- und Orangenplantagen, dazwischen Granatapfelbäume und Höfe mit kläffenden Hunden, ein schmaler Bachlauf, der sogar Wasser führt. Alles sehr staubig, und wenn ein Auto (meist die unvermeidlichen Pick-ups) vorbeifährt, heißt es für uns: Staub schlucken, hust! Nach nur 500 Meter hinaus ins Tal haben wir genug und beerdigen unsere Wanderpläne im Mandarinental endgültig. Man könnte natürlich mit dem Bus bis Platanos fahren und von dort aus starten, aber wir haben ja nur noch einen Tag auf Kalymnos und es ist so heiß...
Ein Wegweiser zeigt zu eine alten Kirche, wir gehen hinüber, leider ist sie geschlossen, hübsch schaut sie aus. So trinken wir noch einen Frappé im Kafenion an der Uferplatia, er kostet nur einen Euro – unschlagbar!
Eigentlich sind wir ganz froh, dass wir in Pothia wohnen und nicht hier, ist schon recht abseits.
 
Dann kommt der Bus, ich zeige unsere Tickets (€ 1,50 p.P.), auch die nachträglich für die Hinfahrt gekauften (kurz hatte ich ja mit mir gerungen ob das wirklich sein muß). Es ist natürlich der gleiche Busfahrer wie vorhin, und er weiß genau, dass wir vorhin keine Tickets hatten! "Good girl!" lobt er mich – ehrlich währt doch am längsten! Die Heimfahrt dauert über eine Stunde, denn es geht erst das fruchtbare Tal bis über Platanos hinaus – das zieht sich!
 
Zum Abendessen gehen wir heute zu "Pantelis". Es gibt vor allem Speisen vom Grill, die sehr lecker sind. Das Lokal wird an dem Abend (es ist Freitag) rappelvoll, eine große griechische Gruppe speist, das Personal wirkt ein wenig überfordert. Wir probieren den "Kalymnian salad" – ein große Schüssel Salat mit Tomaten, Gurken, Schafskäse, Rucola, gerösteten Brotwürfeln – lecker!

Unseren letzten Tag auf Kalymnos starten wir wieder mit dem leckeren Frühstück auf der Terrasse der "Villa Themelina". Die Sonne sticht schon wieder, und wir nehmen den Bus Richtung Myrties, steigen aber schon nach wenigen Kilometern bei den Resten der Kirche "Christos tis Jerusalim" aus. Sie stammt aus dem 5. Jahrhundert und ist die älteste Kirche von Kalymnos. Viel ist von ihr nicht mehr übrig, eine Apsis (mit einem verrosteten Gerüst abgestützt) und etliche Mauern und verzierte Steine (auch aus der Zeit, als hier noch ein Apollotempel stand), überwachsen von Disteln und Unkraut. Schade eigentlich...
 
Wir wandern die Hauptstraße abwärts Richtung Pothia, vorbei an einem riesengroßen Friedhof, wohl von Pothia und dem ehemaligen Hauptort Chorio/Chora, den wir kurz darauf erreichen. Hier geht es eher ländlich zu, ein angenehmer Kontrast zur Hektik und dem Lärm von Pothia. Hinter dem Ort beginnt ein steiler Weg hinauf zu der Johanniterfestung Kastro, den wir in Angriff nehmen. Nach anstrengenden Metern erreichen wir ein Tor, das glücklicherweise offen ist, wir haben den schweißtreibenden und schattenlosen Aufstieg nicht umsonst gemacht. Aber oben sind wir noch lange nicht, das weiträumige Gelände mit den 9 Kapellen zieht sich vom ganz unten gelegenen Tor den steilen Hang hinauf. Die gepflegten Kapellen sind offen, in vielen befinden sich die Reste byzantinischer Fresken. Hier lebten die Einwohner von Kalymnos vom 13. bis zum 18. Jahrhundert, im 17. Jahrhundert entstand dann der Ort Chorio unterhalb.
 
Toll ist auch die Aussicht auf das breite Tal von Pothia im Südwesten, auf Chorio unterhalb und auf das Argos-Hochtal mit dem Flughafen gegenüber. Richtung Norden hat es felsige Wände und ein weiteres hübsches Hochtal, wir sehen Wanderer und Freeclimber. Wieder unten angekommen, gönnen wir uns in einem Kiosk am Stadion ein Eis und frischen unseren Trinkvorrat auf. Weiter geht es Richtung Pothia, bis am Ortseingang rechts hinter einigen Windmühlenresten erneut eine Burg liegt.

Es ist das Kastro Chrissocherias, in manchen Reiseführern und Internet-Seiten werden die beiden Burgen durcheinandergewürfelt. Daneben liegt das Kloster Chrissocherias, wo man laut Reiseführer den Schlüssel für die Kapelle Panagia Chrissocherias bekommen kann, die ebenfalls schöne Fresken aus dem 14. bis 16. Jahrhundert enthält. Wir rasten ein wenig, erkunden das Gelände, es ist niemand da und die Nonnen wollen wir nicht stören in unserem nicht kirchengemäßen Outfit. Entlang der nun in nachmittäglicher Ruhe liegenden Hauptstraße geht es das letzte Stück zurück zum Hotel, wo den Rest des Tages im Schatten und am Pool verbringen.
 
Am Abend müssen wir die Tickets für unsere Heimreise nach Rhodos kaufen, wir haben die Alternative zwischen der lahmen G&A-Fähre, die früh gegen 5.30 Uhr fährt, und dem kleinen Katamaran "Dodekanissos Pride", der um 7.40 Uhr fährt. Wir entscheiden uns für den Katamaran, aber nur bis Kos, wo wir nach knapp 3 Stunden Aufenthalt dann in die "Blue Star 2" umsteigen werden und gegen 15 Uhr auf Rhodos ankommen werden.
 
Unser letzte Abendessen in diesem Urlaub nehmen wir nochmals bei "Pantelis" ein, heute ist es nicht ganz so voll. Wir verabschieden uns von Antonis und Themelina, unseren Wirten. Schön war es, wir kommen gerne wieder.
Am frühen sonntäglichen Morgen ziehen wir unsere Trolleys durch die ausgestorbenen Pflasterstraßen von Pothia, um den Hafen herum, die "Dodekanissos Pride" ist schon da, wir müssen uns beeilen!
 
Schnell enteilt Kalymnos hinter uns, die Hänge liegen noch in den morgendlichen Schatten. Wir werden wiederkommen, haben noch zu wenig gesehen von dieser Insel....

Im Mai 2006