Zwischenstop in Naxos

 

Iraklia und der Papas bleiben hinter uns. Die gewünschten Delphine tauchen nicht auf, aber die Fahrt an Naxos’ Küste entlang ist auch nicht schlecht. Wie sich Hügel und Berge hintereinanderschieben – das hat was. Auf den Zas – mhh, wäre mal ein Ziel.

Müsste man sich mal mehr Zeit für Naxos nehmen, nicht immer nur Umsteigebahnhof. Hat die Insel im Grunde nicht verdient. Hier, wo ich inselsüchtig wurde, vor Jahren. Doch, ich komme immer wieder gerne nach Naxos, auch wenn näher bei Naxos-Stadt die zugebauten Küsten und Steilhänge  erschrecken. Zufahrtsstraßen mit annähernd hundert Prozent Steigung, fünfzig Meter zum Meer, allerdings Luftlinie und Felsen. Na, irgendjemand muss da ja bauen und wohnen wollen...

Das Wettrennen mit der „Highspeed“ wer zuerst in Naxos anlegt, gewinnt die „Skopelitis“ ganz knapp. Ein paar Tage später werde ich von zuhause in der Naxos-Webcam ein Pas de Deux der beiden unterschiedlichen Fähren beobachten: völlig synchron drehen sie sich und legen an – sehr nett.

 

Aber zurück nach Naxos: Am kleinen Fähranleger der Skopi buhlen immerhin zwei Zimmervermieter um die Gästegunst, „Panos“ und „Oniro“. Ich würde am liebsten wieder rauf zum „Anixis“, aber die Tante mag das Gepäck nicht schleppen, und wir haben nicht reserviert. Die beiden angebotenen Zimmer sind laut Aussage der Vermieter „very close to the port“, aber ich bin da etwas misstrauisch, und außerdem mag ich das Agios-Georgios-Viertel einfach nicht, zu wenig Flair und zu laut (da kommen wir dann nachts vom Regen in die Traufe, aber das wissen wir noch nicht).

So steuern wir das Hotel „Coronis“ am Südende der Paralia an. Das Dreierzimmer inklusive Frühstück kostet 60 Euro, unser Zimmer liegt im 3. Stock (mit Aufzug!), und das deutsche Zimmermädchen stellt schnell noch ein Bett rein, dann ist das Zimmer auch voll (klar, dass man dann nicht noch mal den Boden unter den Betten saugen kann ;-)  ). Der Balkon ist klein, aber der Blick absolut klasse – Original-Webcam-Blick, ich bin begeistert!

Dann stürzen wir uns in den Einkaufsrausch. Inzwischen sind deutlich mehr Läden geöffnet als vor zwei Wochen. Im „Techni“ gibt es schöne Textilien, die Besitzerin quasselt einem zwar ein Ohr ab ob der „special prices“, alles sei  „handmade“, aber die durchbrochenen gestickten Vorhänge oder die Einsätze für Brotkörbchen sind wirklich hübsche Mitbringsel.

Und ich liebe das Kastro- und das Burgos-Viertel von Naxos, immer wieder so originelle Details, fotogene Tordurchgänge, sich verlaufen und wiederfinden.

In einem Mini-Market in Burgos-Labyrinth treffen wir den Steward der „Scopelitis“, der uns inzwischen auch kennt und grüßt, fast überschwänglich verabschiedet (aber T-Shirt hab ich keines :-(  ). Als wir kurz darauf im „Kali Kardia“ eine Kleinigkeit zu Mittag essen, können wir das Auslaufen der „Scopelitis“ beobachten, heute ganz pünktlich, der Kapitän war rechtzeitig an Bord. Wehmütig sehen wir ihr nach bis sie entschwindet.

Morgen werden wir ihr folgen, nur in die andere Richtung, nach Piräus.

 

Vorher treffe ich mich noch mit der Naxos-Auswandererin H. auf einen Frappé vorne am Anleger. Bekomme fast einen Sonnenstich. Genieße danach den tollen Sonnenuntergang auf dem Balkon des „Coronis“, und die riesige, berührungsfreie Dusche des Hotelzimmers – so viel Spaß kann Duschen machen ;-)

Später ein sehr leckeres Abendessen auf dem Dach des „Oniro“, das gerade die Saison eröffnet hat. Eigentlich nur deutschsprachige Gäste hier, am Nachbartisch sitzt eine Gruppe Mountainbiker, da muss ich immer an meinen „ersten“ Radfahrer auf Naxos denken, vor Jahren in Melanes, wir warteten auf den Bus. Ein Deutscher, hatte sich total verfahren, und ich dachte nur „wie kann man hier Fahrrad fahren?“ Denke ich immer noch, aber Griechen finden meine Lieblingsfortbewegung, das Wandern, auch total gaga....

 

Danach eine äußerst laute Nacht (Samstag!) in Hotel „Coronis“ – Musik, Leute, knatternde Mopeds, dazu heraufwabernder Grill- und Kaffeegeruch. Aber die Fenster sind gut isoliert, bloß hab ich die lieber offen im Urlaub. Ich öffne die Balkontüre später, und stehe im Bett als um 2 Uhr eine Gruppe Motorradfahrer unten vorbeiknattern. Das nächste Mal lieber wieder das „Anixis“!

Eigentlich sollte man auf Naxos nicht im Hotel frühstücken, an der Paralia bieten sich so viele Möglichkeiten. Wir tun es aber trotzdem. Unsere Fähre geht erst um 18 Uhr, die nächste Nacht werden wir uns – mal wieder – auf dem Athener Flughafen um die Ohren schlagen. Deshalb beschließen wir, das Zimmer noch für den halben Tag zu mieten, kostet den halben Zimmerpreis, aber wir können uns später nochmals duschen und bei Bedarf ein wenig abliegen.

 

Wir sehen den Anglern und Fischern am Kai zu, werfen Brotstücke ins Wasser und sehen den sich darum schlagenden Fischstrudeln zu. Ein Fischer putzt seinen Fang, es sind Rochen darunter, die Möwen fangen kreischend die Innereien.

In der Kirche Panagia Pantanassa, die etwas versteckt oberhalb der Paralia liegt, findet eine Taufe statt. Alles ist prächtig geschmückt, und reichlich Geschenke für die Gäste sind aufgefahren. „Nikos“ heißt der Täufling, den buchstabenverzierten Luftballons am Kirchentor zu entnehmen. Leider bin ich völlig underdressed für eine Taufgesellschaft, und ich will noch hinauf zum Kastro.

Mutter und Tante bleiben bei der Kirche, sich das Geschehen ansehen, ich erklimme den Kastrohügel. Es hat sich einiges verändert: die Ursulinenschule hat einen Anbau bekommen, ein alter Wasserspeicher wurde wieder aufgebaut, schön die meterhohe, unverputzte Mauer. Dazu Katzen, Maikränze, Kapitelle – Griechenland für den Kalender.

Schließlich muss ich auch noch zum Strand von Agios Georgios.

Heute, am Sonntag Nachmittag, ist ordentlich was los hier! Ich gehe bis über den Flisvos-Sportclub hinaus, lege mich in den Sand für ein Schläfchen. Das Meer reizt mich nicht zum Baden, zu viel los hier nach den einsamen Stränden der kleinen Ostkykladen.

Ich hätte Lust, zu bleiben. Noch eine Woche Naxos anhängen, bis in den Süden fahren, oder den Zas besteigen. Zum Kloster Fotodotis, zum Dimitra-Tempel. Es gibt hier so viel zu sehen, aber meist bleibt Naxos nur am Rand, ein halber Tag hier, ein halber dort.

Dann zurück ins Hotel, Essen gehen in einem benachbarten Lokal, duschen, packen, ab zur Fähre, der „Blue Star Paros“.

Die ist sogar schon da, wir spurten aufs Schiff, es ist gut voll. Auf dem Deck unter dem Sonnendach finden wir einen wunderbaren Platz, windgeschützt. Zwei orthodoxe Priester kommen noch auf Schiff, die letzten LKW werden verladen. Mit Klappenmelodie geht es los, wir legen ab. Heute nicht „Für Elise“, sondern eine andere Melodie, auch mit Ohrwurmcharakter...

Ein letzter Blick auf die Portara und Naxos-Stadt, im Abendlicht schön angestrahlt, sie entschwinden...

Zwischenstop in Parikia, Paros.

Ein Viermaster-Segelschiff kommt uns entgegen, etwas mit „Sea Clippers“ kann ich darauf lesen. Die besondere Kreuzfahrt für Leute mit gut gefülltem Geldbeutel, auf den AIDAs kann es ja inzwischen jedermann. Ein weiteres, nur unwesentlich kleinere Segelschiff liegt an der Kaimauer von Parikia. Wieder wollen viele Leute an Bord, die Abfahrt verzögert sich, immer kommt noch jemand, und noch jemand. Siga, man hat es nicht so eilig. Ein LKW wirbt für den „Obst- und Gemüsegarten Baden“.

Ein paar Männer der Besatzung messen mit einem Lot die Tiefe des Hafens. Neulich, im größten Osterreiseverkehr ist eine Highspeedfähre hier an das Kai gekracht, Schrecken für Passagiere und Besatzung, da geht man nun wohl lieber auf Nummer sicher.

Mit Verspätung, die hinter uns fahrende „Nissos Mykonos“ und die „Highspeed 5“ drängeln schon, legen wir wieder ab. Das schöne Bild der kleine weißen Nikolaos-Kapelle und der sie beschützend-überragenden natursteinfarbenen, ziegelgedeckten Panagia Ekatontapiliani dahinter nehmen wir mit auf die Heimreise.

 

Das Segelschiff ist nun aufgetakelt, kreuzt vor Antiparos. Wir sehen Sifnos, Serifos, hinter Kythnos geht die Sonne unter, Kea rechts ist nur noch zu erahnen. Den Sonnenaufgang werden wir im Flugzeug erleben, nach einer rädernden Fahrt um Mitternacht mit dem Bus zum Flughafen und einer extrem ungemütlichen Nacht auf dem Athener Flughafen.

17 Tage kleine und große Ostkykladen liegen hinter uns, überraschend, grün, beglückend.

Eine Small-Cyclades-Kreuzfahrt mit der „Scopelitis“, all exclusive und unvergesslich!!