Milos – Insel des Pan? Von zweibeinigen Ziegen und bunten Steinen.

 

Mit dem "Aegean Speed Runner" sind wir auf Milos angekommen, am Sonntag Nachmittag. Schön war sie gewesen, die Fahrt von Folegandros entlang der Nordküste von Milos, rechts Poliegos und Kimolos liegend, dann die Einfahrt in die weite Bucht von Milos.


Wie auf Folegandros drängen in Adamas viele Menschen auf die Schnellfähre, und auch entlang der Uferpromenade sind die Stühle in den Cafés und Taverne gut belegt. Nach der Ruhe und Abgeschiedenheit von Anafi bekommen wir erst mal einen Schock ob dieser Menschenmengen. Nur gut, dass wir sowieso nicht in Adamas bleiben wollen. Blöd dagegen, dass die Zimmervermieterinnen, die uns bedrängen, nur Zimmer in Adamas haben und äußerst hartnäckig sind. Eine erzählt uns sofort, dass ihr Sohn in Stuttgart lebt als sie hört, woher wir kommen. Sehr günstig seien ihre Zimmer, nur 20 Euro für drei – kann das was vernünftiges sein?

 

Wir beharren aber auf Plaka und streben hinüber zur Bushaltestelle, wo der Bus hinauf gerade abgefahren ist. Wenig später bringt uns aber ein Taxi hinauf, ich frage den Fahrer ob er uns eine Unterkunft empfehlen kann: kann er nicht, und in die engen Gassen von Plaka fahren auch nicht, so stiegen wir an der Bushaltestelle in Plaka aus und ich mache mich auf Zimmersuche. Leider ergebnislos – es ist Siesta (wie heißt das eigentlich auf Griechisch?) und überall, wo Zimmer und Studios ausgeschrieben sind, sind die Türen zu. Sogar bei den Studios "Archontoula", die ich per eMail von D aus angeschrieben hatte und die den stolzen Preis von 100 Euro pro Nacht für das große "Luxus-Studio" wollte, oder 75 Euro für das kleinere – in der Vorsaison. Ich hab dankend abgewunken. Kann sein, dass ich das jetzt bereue, wenn wir kein Zimmer hier in Plaka bekommen. Komme schon ins Schwitzen. Denn dieses Plaka gefällt mir sehr gut und ich will hier bleiben!


Im Reiseführer steht, man kann auch in der Taverne "Archontoula" (heißen die hier alle so?) fragen, dort wäre man behilflich bei der Zimmervermittlung. Also, wieder zurück, die Taverne hat auch offen, und die nette Wirtin nebst Mann ist sofort hilfsbereit. Für 3 Personen und mehrere Nächte? Sie entschwindet, ich warte. Ein Telefonanruf in der Taverne, der Mann der Wirtin sagt, es käme gleich jemand und würde uns abholen. Wenig später kommt ein älterer Herr und führt uns die schmalen Gassen hinunter zu den "Betty Studios". Ein großer Raum, offensichtlich das Sahnestück der "Betty Studios". Nett eingerichtet, sogar mit Kochecke. Und einem großen Balkon mit einer Aussicht, die mir den Atem verschlägt: vor uns liegt eine nette Kapelle auf einem Hügel, darum herum unverbautes Gelände (weil es antike Ausgrabungen gibt, die z.T. wieder zugeschüttet wurden), dahinter die Bucht von Milos, gekrönt von der Pyramide des Profitis Elias (was mich irgendwie an den Thuner See mit dem kegelförmigen "Niesen" im Berner Oberland erinnert, ein Eindruck, der sich am letzten Tag bei schlechtem Wetter noch verstärkt). Nach rechts hin haben wir Antimilos und den Sonnenuntergang im Blick – so habe ich mir das vorgestellt!

 

45 Euro ist der Preis pro Nacht, und der ältere Herr stellt uns gleich noch seine Frau Maria vor, die das Zimmer richten wird während wir unser Gepäck holen (Betty, nach der die Studios benannt sind, ist übrigens ihre Tochter, die in Athen lebt). Ich bekomme fast so was wie Glücksgefühle, bin soo froh, dass wir nicht in Adamas geblieben sind. Wie wir mit unsere Trolleys durch die Gassen rumpeln – dank einiger Stufen durchaus eine Plackerei – kommt dann auf einmal die Vermieterin der "Archontoula Studios" heraus und will unbedingt, dass wir ihre Zimmer ansehen. Weil sie so hartnäckig ist, sehen wir uns die beiden offerierten Zimmer an – sie sind sehr geschmackvoll und hochwertig eingerichtet, aber nicht besonders groß, und das zweite Zimmer stinkt stark nach Rauch (wir sehen später, dass an dem Wochenende in Plaka eine Hochzeit stattgefunden hat, wahrscheinlich waren alle Fremdenzimmer an Gäste vermietet.) 35 Euro möchte die hartnäckige Archontoula pro Zimmer, also 70 Euro für beide. Abgesehen davon, dass wir schon ein Zimmer haben, ist uns das zu teuer und das sagen wir ihr auch. Sie hätte noch ein anderes weiter oben, das würde sie uns billiger geben, aber wir haben jetzt keine Lust mehr und fliehen in unsere Studios. Sie wird uns auch das nächste Mal ansprechen als wir vorbeikommen, und am letzten Tag wieder, was dazu führt, dass wir uns lieber vorbeistehlen oder den unteren Weg nehmen.

 

Zunächst genießen wir aber den Abend auf unserem Balkon, mit einer irgendwie archaischen Landschaft vor uns. Der Hügel mit seiner Kapelle ist dem Profitis Elias geweiht, zur Unterscheidung vom großen heißt der hier aber "kleiner Profitis Elias". Unten fahren die Fähren vorbei: die "Panagia Hozowiotissa" und die "Highspeed 1", eine Ziege meckert – Sommer auf dem Balkon. Kann man es schöner haben?

Zum Abendessen gehen wir zur hilfsbereiten Archontoula. Das Essen ist gut, allerdings eher in der oberen Preisklasse angesiedelt. Zum Bestellen bekommen wir eine Kopie mit den verfügbaren Essen (in Englisch und ohne Preise) in die Hand gedrückt, wir sollen einfach eintragen was wir bestellen möchten. Etwas befremdlich, um unliebsamen Überraschungen aus dem Wege zu gehen müssen wir mit der richtigen Speisekarte vergleichen. Manche Speisen sind mir nur unter ihrem griechischen Namen geläufig und nicht in der englischen Übersetzung. Aber wir werden satt und es schmeckt gut, bekommen noch einen Nachtisch aufs Haus, und sollen uns schließlich in einem dicken Gästebuch verewigen. Wir verweisen darauf, dass wir wiederkommen und entgehen so der Lobhudelei.
In der Nacht hören wir unten die Fähre "Ierapetra" auf ihrem Weg von Kreta nach Piräus vorbeituckern, ich liebe das Vorbeiziehen der beleuchteten Schiffe!

Den nächsten Morgen starten wir mit der Suche nach einem Laden um das Notwendige fürs Frühstück einzukaufen. In den Sträßchen von Plaka gibt es nur Tavernen, Cafés und Souvenirläden (aber fast alle noch geschlossen), so müssen wir die Hauptstraße ein wenig abwärts gehen um den Lebensmittelhändler zu finden. Brot bekommt man im Café an der Bushaltestelle. Auf unserem Balkon frühstücken wir bei der Aussicht, von der ich einfach nicht genug bekomme. Unten auf den Weiden ziehen Schafe und Ziegen vorbei. Und wenig später klägliches Meckern – eine Ziege kommt den anderen nicht nach, sie ist irgendwie gehandicapped, scheint nur 3 Beine zu haben. Die anderen Tiere warten nicht auf sie, blödes Herdenvieh!


Wir besichtigen an dem Tag zunächst die Ausgrabungen bei Tripiti oder was davon zu sehen ist, von unserer Pension sind wir gleich dort. Vor allem das römische Theater mit seinen ornamentüberzogenen Bruchstücken gefällt, allerdings ist es inzwischen abgesperrt, vor 13 Jahren konnte man auf den steinernen Bänken noch ein Sonnenbad nehmen. Daneben einige Zyklopenmauern. Die Katakomben sind wegen Bauarbeiten nicht zugänglich, nur in einige weniger tiefe Höhlen können wir hinein. Unterhalb der Katakomben sehe ich eine Felsenkapelle, von dort führt ein Stufenweg hinunter zum Fischerdörfchen Klima, das viel näher ist als ich es in Erinnerung hatte.

 

Über einige Terrassen erreichen wir die Kapelle, die aussieht wie eine umgebaute Garage. Dann hinunter nach Klima, zunächst an fruchtbaren Feldern mit Orangen- und Zitronenbäumen vorbei. Die Häuser, genauer: deren Türen, Fensterläden und Balkone entlang des Uferstreifens präsentieren sich in der Farbenpracht, die man auf vielen Postkarten sieht. Die wenigen Menschen kann man an einer Hand abzählen: 2 Handwerker arbeiten in einem Haus, 2 Touristen sitzen auf einer Bank, eine Frau verlässt eines der Häuser, schwingt sich auf ihr Moped und fährt den mit angeschwemmten trockenen Algen übersäten Uferstreifen entlang. Wir setzen uns auf die Bank auf den Anleger, genießen die Sonne - was ein schönes Plätzchen!

Schade, dass es hier unten in der ersten Reihe keine Zimmer gibt, aber wäre auch anstrengend, denn es gibt keine Läden, man muss für jeden Einkauf hinauf nach Tripiti oder Plaka. Nach einer Weile wieder hinauf, dieses mal rechts vorbei an der Hotel-Taverne "Panorama". Die hat tatsächlich offen, ein kaltes Cola, mmh! Amüsiert betrachten wir eine Tafel mit den Essenszeiten: Breakfast, Lunch und Dinner, alles streng zeitlich reglementiert. Fisch steht auch auf der Karte, wir sollten mal zum Abendessen herkommen.

Dann wieder hinauf an der Felsenkapelle, an den Katakomben vorbei. Dank einer Abkürzung der Serpentinenstraße verpassen wir natürlich genau den Fundort der Venus, nein, der Afrodite von Milos. Na, meine Fantasie reicht, mir das vorzustellen, mir ist warm genug und zurück will ich nicht. Wir haben ja noch ein paar Tage Zeit (und schaffen es doch nicht nochmals dorthin). Über Tripiti geht es zurück nach Plaka, unterwegs sehen wir auf den Resten eines Turmes oder Taubenhauses ein Käuzchen oder eine kleine Eule, am helllichten Tag und ohne Schatten. Zurück in der Unterkunft hat unsere nette Wirtin uns einen Teller mit Tiropitakia hingestellt, mit Käse von Milos gemacht, hmmm!

Den Rest des Tages verbummeln wir mehr oder weniger, fahren abends noch mit dem Bus (Euro 1,20) für knapp 2 Stunden runter nach Adamas. Es ist deutlich ruhiger als gestern, aber gefallen tut uns der Hafenort immer noch nicht. Ich muss unbedingt gucken, ob es das Hotel "Delfini" noch gibt, wo ich vor 13 Jahren gewohnt habe. Doch, es ist noch da, hat sich nicht verändert. Allerdings ist das davor liegende Hotel inzwischen wieder besser in Schluss, war eine traurige Ruine damals. Im Reisebüro Riva-Travel erkundige ich mich nach unseren Fahrtmöglichkeiten nach Piräus am Samstag. Es fährt nur die "High-Speed 1" um die Mittagszeit, keine "normale" Fähre. Kosten pro Person: etwa 45 Euro in der billigsten Klasse. Ein Flug wäre günstiger gewesen, aber beide Flüge am Samstag sind ausgebucht. In der Bäckerei an der Ecke kaufen wir uns noch Koulourakia, eine riesige Auswahl gibt es dort, und alle sind sehr lecker. Da kommen wir wieder!

Im "To Diporto" essen wir zu Abend, sehr gut! Krautwickel, Tomatenkeftedes, Keftedes, alles sehr schmackhaft. Dazu guter Wein, prima Hintergrundmusik und nach dem Essen ein Dessert und ein Raki aufs Haus, dazwischen kann ich ein paar Griechischbrocken loswerden, ein wenig mitsingen und bekomme Lob dafür. An einer Wand lehnt das alte ausgebleichte Hinweisschild auf dieses Mezedopolio, auf dem ein Mann abgebildet ist, der sich an einem Laternenpfahl festhält – ich hatte es vor 13 Jahren fotografiert weil es mir so gut gefallen hat.


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Am Dienstag steht Kultur auf dem Programm – wir wollen ins Museum - natürlich ins archäologische Museum. Der Eintritt kostet Euro 3,-, reduziert (für meine "Jajades") Euro 2,-. Es ist nicht groß, das Museum, und die Luft ist stickig. Im Eingang eine Kopie der Afrodite, schon ein Prachtwerk. Die Griechen möchten das Original aus dem Louvre auch zurückhaben wie die Elgin Marbles etc, im Louvre hat es sicher mehr Besucher, aber geht unter den vielen Kunstschätzen auch eher unter. Uns gefallen unter den Exponaten vor allem einige bemalte mykenische Terrakottafiguren, darunter ein kurzbeiniges Männchen (oder so) und die "Lady von Filakopi".


Relativ schnell müssen wir aber aus dem stickigen Museum fliehen, gönnen uns erst mal ein kühles Getränk in der Ouzerie "Plakiani Gonia".

An der Wand hängt in einem Rahmen ein Zeitungsartikel einer deutschen Zeitung, in dem der Wirt mit seiner Weltanschauung präsentiert wird – bestimmt sehr werbewirksam für den Mann. Da werden wir wohl mal heute Abend herkommen zum Essen. Nun hätten wir eigentlich noch gerne das volkskundliche Museum besucht, aber wir finden es nicht und auf unsere Frage beim Wirt wird uns gesagt, es hätte geschlossen (unser Dauerschicksal als Vorsaisonreisende), offenbar verweist dann auch kein Schild darauf.

Dann eben rauf zur Panagia Thalassitra und zum Kastro. Die Panagia Thalassitra ist bestimmt eine der meistfotografierten Kirchen der Kykladen. Vom Kastro aus fotografiert, mit der weißen Kuppel, dem unverputzten Glockenturm vor dem blauen Golf von Milos und dahinter dem Profitis Ilias kann kein Bildband und kein Reiseführer auf dieses Motiv verzichten. Auch ich gerate in einen kurzfristigen Fotorausch.

Allerdings ist die Kirche geschlossen, aber im Seitenschiff arbeitet ein Mann und er ist auf unsere Bitte gerne bereit, uns die Kirche aufzuschließen und die wichtigsten Ikonen zu erklären. Die Kirche wird in Teilen restauriert, unheimlich schön die Ikonostase, in deren oberer Reihe vier neue Ikonen auffallen. Diese seien gestohlen worden, erklärt uns der Restaurator, und wurde durch Kopien ersetzt. Traurig sei das, dass inzwischen immer öfters in Kirchen und Kapelle eingebrochen würde. Weniger um Kunstschätze zu stehlen, sondern um die paar Euro aus der Kasse für die Kerzen zu klauen. Vor allem Polen seien hier die Übeltäter. Ich bin überrascht, hatte ich doch bisher die Albaner als die Zuständigen für jegliche Art von Kriminalität genannt bekommen. Na, in Zeit der Globalisierung und EU-Erweiterung ist eben nichts mehr wie es war, auch in Griechenland...

Oben auf dem Kastro sind wir dann nicht mehr alleine, wir hören Schweizerdeutsch (die Erörterung, ob Fielmann auch gut oder nur günstig ist – Probleme haben die Leute an so einem schönen Platz...), Polnisch (Kirchendiebe?), Englisch, Französisch. Ein Muss im Besuchsprogramm von Milos, offensichtlich. Aber es ist auch sehr schön hier oben, der Nordteil der Insel liegt uns zu Füßen, wir sehen die schöne Bucht von Plathenia, wo wir zum Baden in den nächsten Tagen hinwollen, und das dichte Häusermeer von Plaka, Tripiti, Plakes, Triovassalos, mehr oder weniger zu einem Ort zusammengewachsen. Ein frischer Wind sorgt für angenehme Kühlung und wir verweilen ein wenig, spazieren mit dem Fernglas über die Insel. Auf dem Rückweg gibt es zur Erfrischung ein Eis auf die Faust im Zaccharoplastion an der Bushaltestelle – lecker!

Am späteren Nachmittag wollen wir noch schnell hinüber zum kleinen Profitis Elias, der Kapelle auf dem Hügel direkt vor uns. In antiker Zeit war hier ein Apollontempel, einige Reste wie zum Beispiel Säulentrommeln, liegen noch herum oder sind im Laufe der Jahrzehnte dem Hügel hinuntergekullert. So im sanften Abendlicht spüren wir den Zauber der griechischen Landschaft, sind leicht benommen von der Szenerie.

 

Unter uns zieht eine Herde Schafe im Gänsemarsch(?) zu einem Brunnen, wird getränkt, dann kommen die Ziegen, die wir schon kennen. Sie kennen ihren Weg zum Stall auf der anderen Seite des Hügels, wo der Besitzer arbeitet. Und sie sind schon lange vorbei, als wir wieder auf das jämmerlich meckernde Geißlein aufmerksam werden.

Wir sind jetzt näher dran und stellen voller Entsetzen fest, dass das arme Tier nur auf zwei Beine unterwegs ist – die Hinterbeine sind verkümmert! Das arme Tier muss sich auf seinen Vorderbeinen vorwärts bewegen, immer um Balance bemüht innehaltend, pumpend, im unwegsamen und stufige angelegten Gelände eine Höllenarbeit. Dazu das unermüdliche Gemecker. Sein Anblick erinnert an einen Vogel Strauß oder einen der Kampfroboter im „Krieg der Sterne“. Wir sind bestürzt. Das Tier ist schon etwas älter, keineswegs ein Zicklein aus diesem Jahr. Was hat den Besitzer bewogen, die Missgeburt nicht sofort zu töten und zu erlösen? Milch wird er von dem Tier nicht bekommen, und unserer Erfahrung nach steht in den ländlichen Gebieten Griechenland so eine Kosten-Nutzen-Rechung im Vordergrund der Tierhaltung. Ist es Schaulust? Oder Aberglaube? Und warum lässt er das Viecherl dann nicht wenigstens in einem umzäunten Gehege? Als wir vom Hügel heruntersteigen, kreuzt das Tier direkt vor uns den Weg: die Hinterbeine sind verkümmerte Überbleibsel, baumeln wie Chickenwings oben am Rumpf. Der Besitzer sagt etwas von "poor boy", ja, wirklich. Und tapfer, unermüdlich. Als das Tier die Herde erreicht hat, verstummt das Gemecker, es legt hin – wie es wohl wieder auf die Beine kommt? Die nächsten Tage beobachten wir es immer wieder von unserem Balkon aus, es lässt uns nicht los...

Den Sonnenuntergang genießen wir bei der Kirche Panagia Korfiatissa, und wie wir so hinuntersehen auf den Golf von Milos, fährt da doch tatsächlich ein U-Boot vorbei! Ich traue meinen Augen nicht, frage meinen Nachbarn, der bestätigt: das ist ein U-Boot. Kommen die Türken hier unterseeisch, oder ist es ein ziviles U-Boot? Wir können es leider nicht erkennen...

Das Abendessen im "Plakiani Gonia" ist gut, aber nicht hervorragend. Ich probiere Strapazada, ein Omelette mit Peperoni, gut scharf. Anscheinend eine Spezialität des Hauses, vom Wirt als "Viagra" angepriesen – na, das brauche ich eigentlich nicht.

Am nächsten Tag heißt es früh aufstehen: schon um 6.30 Uhr fährt der Bus von Tripiti über Plaka nach Pollonia, der fährt leider nur zwei Mal am Tag und wenn wir mitwollen, haben wir keine Wahl. Und das im Urlaub. Der Fahrtpreis beträgt € 1,50, schon nach wenigen Minuten Fahrt müssen wir in Plakes in einen anderen Bus umsteigen. Beide Busse fahren aber erst Mal nach Adamas, von dort sind es 11 Kilometer nach Pollonia, etwa 20 Minuten Fahrtzeit. Pollonia ist größer als ich gedacht habe, aber die meisten Häuser sind Pensionen und jetzt noch geschlossen.

 

Wir gehen vor zum Anleger, die Lage peilen. Die Fähre nach Kimolos fährt los, hat wohl auf den Bus gewartet. Es ist noch ganz schön früh, die Tavernen sind natürlich noch zu, die meisten sowieso noch in der Saisonvorbereitung, es wird gestrichen, geschliffen und gehämmert. Die Bäckerei an der Bushaltestelle hat geöffnet, dort bekommt man auch Kaffee, Brötchen, Butter, Honig und Kuchen. Zu günstigen Preisen, denn eigentlich ist es Self-Service. Wir setzen uns draußen am Strandbeginn an ein Tischchen, hier ist der Nabel von Pollonia. Der Nescafe ist stark und gut, da vertragen wir noch eine zweite Tasse. Dazu die noch warmen Psomakia. Am Nachbartisch wird diskutiert, vor uns reinigt die Stadtreinigung – ein Mann – mit einem groben Rechen den Strand von den Algen und Seegras, das im Winter angeschwemmt wurde. Seine Vorgehensweise ist nicht sehr effektiv, aber Arbeit ist etwas schönes: ich könnte stundenlang zusehen.

Ein älterer Mann besteigt seine Jolle, rudert hinaus zum Kaiki, schnell geht es los, fischen. Ein anderes Kaiki kommt zurück, die beiden Fischer nehmen die Fische aus dem Netz. Erfolgreich war die Fangtour wohl nicht: die meisten Fische werden als nutzlos ins Wasser geworfen, zur großen Freunde der zahlreichen Möwen, die sich zuerst um die Fische schlagen, später aber nur noch träge auf dem Wasser schaukeln. Sogar ein Rochen ist dabei, landet im Wasser. Es wird wohl nicht mehr lange dauern bis das Meer hier ganz leergefischt ist. Später sehen wir vorne am Anleger zwei anderen Fischern zu, die ihre Netze flicken und einen großen Fisch, einen Seeteufel enthäuten. Ein Kaufinteressent ist auch schon da, 12 Euro wird er für den Fisch bezahlen, ein teurer Fisch wie uns der Fischer versichert. Viel bleibt nicht übrig von ihm, so ohne Haut.

Wir sehen uns dann noch die andere Seite der Bucht an, gehen am schönen Sandstrand entlang. Hier gibt es eigentlich nur Hotels und Pensionen, aber in loser Bebauung und nicht hässlich, keine Bettenburgen. Die "Andreas' Rooms" müssen hier irgendwo sein, die sind wohl zu empfehlen.

Die schmale Landzunge fällt auf der anderen Seite in interessanten Felsenformationen ab, weicher Lava- und Tuffstein, vom Meer geformt.
Anschließend ist Strand angesagt, im Schatten einer kleinen Tamariske. Und Steine sammeln, es gibt hier so schöne Kiesel, grüne, rote, blau schattierte, marmorierte. Die guten Vorsätze meiner Begleiterinnen, dieses Mal keine Steine mitzubringen – man hat ja schon so viel zuhause – scheitern ob dieser Auswahl kläglich. Und dabei kommt der beste Steinfundplatz erst noch...

Um 14.30 Uhr fährt der (letzte) Bus zurück, wir möchten uns aber vorher noch die Ausgrabungen in Filakopi ansehen und wandern auf der Straße die knapp 2 Kilometer zurück. Ganz schön heiß heute, und erst auf einer schönen Asphaltstraße, schwitz. An den Ausgrabungen prangt eines der wohlbekannten blauen Schilder mit EU- und griechischer Fahne: auch hier werden Millionen verbuddelt um die Ausgrabungen vorzeigbarer zu machen. Ein schönes Tor aus Steinen ist schon da, einige Männer arbeiten, d.h. nein, sie sitzen da und machen Pause, wenig später arbeiten sie – wie es uns erscheint, eher pflichtschuldig als aus Überzeugung wegen des plötzlich erscheinenden Publikums (sie sieben Schotter durch ein grobmaschiges Gitter – außer Steinen können wir aber nichts erkennen).


Die Siedlungsreste von Filakopi stammen aus der frühkykladischen Zeit, mehrere Siedlungsperioden von 2300 v.Chr. bis 1100 v.Chr. lösten sich ab. Wichtig war die Stadt für den Obsidianhandel, er wurde in großen Mengen auf der Insel abgebaut und auf dem Boden liegen viele der scharfkantigen, schwarzglänzenden Stücke. Ansonsten kann man Mauern, Ruinen und Schutthaufen kaum unterscheiden, beschriftet ist auch nichts – keine sehr ergiebige Ausgrabung. Auch das Herrichten wird da wohl wenig daran ändern. Hübsch sind aber die kleinen, violetten Blümchen, die neben dem Gelände alles überwuchern.


Direkt neben Filakopi befinden sich die fjordähnlichen Buchten von Papafrangas, das Meer hat auch hier Höhlen, Buchten und Durchbrüche in den weichen Felsen gearbeitet. Es sind eher Fjorde im Kleinformat, unten mit einem Ministrand, nicht alle so sehr sauber, denn das Meer schwemmt Dreck herein.
Wir warten auf den Bus, auch die Grabungsarbeiter haben Feierabend und nutzen den Bus für die Heimfahrt. Noch ein kleiner Imbiss im "Archountoula", und mit Glück wieder dem Gästebuch entgangen.... Den Rest des Nachmittags auf dem Balkon.

Zum Abendessen wieder ins "Diporto" – einfach die beste Wahl hier oben. In den windgeschützten Gassen können wir sogar draußen sitzen. Nicht unwichtig, denn gegen Abend kommt ein Wind auf, der in der Nacht stärker wird, was wir in unsere ausgesetzt liegenden Pension besonders zu spüren bekommen. So müssen wir das Frühstück am nächsten Tag drinnen einnehmen, während der Wind beinahe das Sonnendach vom Balkon anhebt.


Wir werden uns morgen ein Mietauto nehmen und die Insel erkundigen, ist dann zwar der letzte Tag, aber bei dem Wind ist das am Strand auch nicht das Wahre... Es ist übrigens Himmelfahrt, auf der Nachbarinsel Sifnos wäre die Panigiri bei Chrissopigi, ich würde ja gerne rüberfahren, aber meine beiden Begleiterinnen wollen nicht, der Fährplan ist auch nicht optimal, dazu der Winde und außerdem sind wir jetzt auf Milos, Sifnos dann wieder ein anderes Mal.

Wir werden ein wenig wandern, und kaum sind wir vor der Türe in den Gassen der Chora, da merken wir vom Wind nicht mehr viel, der weht wohl nur bei uns? Dieter Grafs Führer "Westliche und südliche Kykladen" enthält eine einfache Wanderung zum Strand von Plathiena, genau das richtige für heute. Wir verlassen Plaka hinter der Bushaltestelle unterhalb des Aufstieges zum Kastro, lassen uns von einem Wegweiser nach Areti verführen und stehen dann – mal wieder – an einem ziemlich zugewachsenen (natürlich Dornen!) Weg, weiter geht es gezwungenermaßen quer Pampa über Terrasse auf Ziegenwegen, an Hühnerställen und Bienenstöcken vorbei, bis wir an die Piste hinunter nach Areti und Fourkovouni kommen. Wir bleiben aber oben, passieren wilde Felsformationen in Ocker- und Rottönen und sehen unten schon den Strand von Plathiena, das Meer lockt türkisgrün.

Fix sind wir unten, aber von der Ferne sah es schöner aus: jede Menge Seegras und auch etwas Teer säumen den Strand. Ein Kiosk und zwei Sonnenliegen sowie die Sockel von Sonnenschirmen machen uns deutlich, das hier im Sommer ordentlich was los ist. Jetzt aber noch nicht, wir sind fast alleine da, nur ein einsamer Sonnenanbeter brät etwas weiter entfernt hüllenlos. Wir schnappen uns die Liegen und machen es uns im Schatten einer Tamariske gemütlich, ab und zu pfeift der Wind den Strand entlang, aber die Bucht ist doch recht geschützt. Wenn man den Schmutzstreifen überwunden hat, ist das Meer unheimlich klar und grün, und es hat angenehme 21°C. Was auch daran liegt, dass es überhaupt nicht tief ist, nach 10 Metern kommt noch eine Sandbank und ich streife beim Schwimmen auf dem Boden. Ach, ist das schön hier!

Unser Strandnachbar zieht dann sein Fitnessprogramm durch – Liegestützen im Sand, Steine-Stemmen im Meer, alles im Adamskostüm, versteht sich – wir sind erheitert, aber jeder wie er es braucht, gegen den knackigen Körper ist auch nichts einzuwenden...

Als dann vier Wanderer kommen und sich auch noch am Strand niederlassen, wird es uns zu voll, wir machen uns auf den Rückweg, zuerst die Straße hinauf, dann eine Olivenplantage  entlang, schließlich kommen wir unterhalb des Kastro und der Panagia Thalassitra heraus, finden die Höhlenkapelle von Agios Giorgos – halb gemauert, halb in den Felsen gehöhlt. Dann wieder hinauf nach Chora, wo es zum Abschluss noch ein Eis auf die Hand gibt.

Auf dem Balkon können wir heute nicht den Nachmittag verfaulenzen, es ist viel zu windig, hat die Stühle umgeworfen, und beim Nachbarn eine große Kübelpflanze. Die Wettervorhersage sagt was von Windstärke 7 bis 8 – ich werde unruhig: wenn es am Samstag auch noch so bläst, wird es nichts mit unserer Fähre. Der Einzigen am Samstag.

Am Abend fahre ich mit dem Bus hinunter nach Adamas und hole mir bei "Nikos Rent A Car" einen Daewoo Matiz für 25 Euro am Tag. Ich muss eine halbe Stunde warten bis das Auto gebracht wird, in die Waschanlage hätte es nicht mehr gereicht, aber das macht nichts. Ein neues Auto, nur 3.000 Kilometer, und die Schalle des Anschnallgurts hinten ist noch originalverpackt. Morgen also über die Insel.
Eigentlich wollten wir ja hinunter nach Klima, ins "Panorama", zum Abendessen. Aber bei dem Wind? Ach nee. Dann eben an diesem Abend in einem Mezedopolion zwischen der Bushaltestelle und dem Plakiani Gonia. Wir waren fast die einzigen Gäste, aber das Essen war sehr gut.

 

*

 

Der nächste Tag fängt schlecht an. Der Profitis Elias präsentiert sich in bestem Niesen-im-Berner-Oberland-Wetter: er ist in Wolken gehüllt, graue Regenwolken, und es regnet. Na Klasse! Es hilft nichts, heute ist unser letzter Tag auf Milos und wir haben ein Mietauto, also nichts wie los. Wenigstens hat der Wind nachgelassen. Schirme haben wir keine dabei, meine Mutter wollte in D welche einpacken, aber ich meinte: "den brauchen wir nicht". So kann man sich irren. Auf die Rückfrage meiner Mutter, was wir bei Regen tun würden, habe ich geantwortet "wir werden nass". Und das werden wir dann auch. Und zwar gründlich! Trotzdem packe ich Badesachen ein, schließlich möchte ich heute baden! Letzte Gelegenheit!

 

Zuerst fahren wir nach Sarakiniko, einem der schönsten Strände (na ja, nicht wirklich Strand), bekannt für seine "Mondlandschaft" – vom Meer ausgewaschenes, helles Kalk- und Bimsgestein. Aufs Baden können wir verzichten, nass sind wir auch so, und der Vorteil ist: wir sind an dem Traumstrand fast alleine, wann hat man das schon? Schnell wird es uns zu feucht, zurück ins Auto, wo ob der Nässe erst mal alle Scheiben beschlagen. Wischen nützt nichts, aber praktischerweise bekommt die Klimaanlage die Scheiben dann doch frei, sonst hätten wir hier bleiben müssen. Ich möchte unbedingt noch einen Blick auf die Mandrakia-Bucht werfen, meine Begleiterinnen weigern sich, ich raus aus dem Auto, drei Fotos, wieder rein. Gut, dass ich vom Badezeug ein Handtuch dabei habe.

Was tun? Wir fahren zunächst nach Adamas und gönnen uns zum Aufwärmen einen Kaffee. Klatschnasse Reisende kommen von der Fähre... Das reichliche Regenwasser – den Winter über schmerzlich vermisst – ergießt sich in Bächen über die Pflasterstraßen. Vorsicht, tiefe Pfützen! Die Bedienung schimpft etwas von "Chimonas", aber die ausgetrockneten Inseln sind für das Wasser dankbar, im Winter gab es viel zu wenig davon. Fast meinen wir die Pflanzen wachsen zu sehen. Zunächst überwinden wir unseren Wetterfrust aber durch ausgiebiges Einkaufen in dem Schmuckladen neben der Bäckerei (wo wir uns auch gleich noch mal Koulourakia holen), gegenüber der Bushaltestelle. Schöne Sachen gibt es hier, zu guten Preisen. Dann noch den Aspirinvorrat in der Apotheke auffrischen.

 

Es regnet nur noch wenig, und so machen wir uns nun auf die Tour, den Golf von Milos entlang. Präsentiert sich nun nicht gerade in Sonntagsstimmung, und wir sind froh, nicht hier unten zu wohnen.

Der Strand ist hier schmutzig, später das große E-Werk, wo wir nach Zefiria abbiegen. Rechts der Flughafen, schade dass wir keinen Flug mehr bekommen haben. In Zefiria reißt der Himmel plötzlich auf, die Sonne gibt ein Gastspiel, kein Regen mehr. Wir sehen uns die Doppelkirche Panagia Portiani an, hübsch, aber leider zu. Der frühere Inselhauptort ist nur noch eine bessere Straßenkreuzung. Tempora mutantur…

 

Wir kommen schließlich in Paleochori an. Der Strand ist wirklich schön, aber die Brandung so stark, dass ich mir das Baden endgültig abschminken muss. Zumal auch die Lufttemperatur nicht wirklich nach Abkühlung verlangt, im Gegenteil. Meine Begleiterinnen stürzen sich gleich auf die bunten Kieselsteine, die hier besonders schön sind. Dabei merken wir, dass der Strand hier richtig warm ist – das kommt von den heißen Dämpfen, die hier aus der Erde kommen. Und ich hätte das so gerne im Wasser ausprobiert.

In der Taverne "Sirocco" wird sogar damit geworben, dass man mit den heißen Dämpfen kocht. Das müssen wir nicht unbedingt haben, aber der Hunger meldet sich nachdrücklich, als nichts wie rein. Wir essen kleine gegrillte Minifische und einen griechischen Salat, beides sehr gut und preislich im Rahmen, danach noch einen Elleniko, mit Zucker natürlich. So gestärkt gehen wir über das Gelände der Bar "Big Blue" – sie wird gerade für die Saison gerichtet – hinunter zum westlich benachbarten Strand. Beeindruckend ist hier das Farbenspiel der steilen Wände, von gelb und weiß über orange bis rot. Weiter hinten sind die Wände mit gelben Schwefelkristallen überzogen – einfach Klasse! Natürlich werden wieder Steine eingepackt, ein Teil davon später in der Pension aussortiert, einfach zu viel!

 

Nun aber schnell weiter, der Inselsüdwesten wartet. Die Entfernungen sind aber doch nicht so groß wie gedacht, über Zefiria und Kanava sind wir gleich an der Bucht von Milos, zwischen dem Salzsee und dem schönen Strand von Achivadolimni fahren wir entlang eines Wacholderwäldchens – ja sind wir denn hier auf der Alb? - bis Agia Marina, wo die asphaltierte Straße aufhört.

Gerne wäre ich ja hinunter nach Emborios, aber dazu mietet man wohl besser einen Jeep, denn die Straße verdient diesen Namen nicht. Über uns drehen sich 3 große Windräder, wir sehen sie von unserer Pension aus. Wir stellen das Auto ab, ein Schild warnt vor den vorbeipreschenden LKWs, weiter westlich ist eine Verladestelle. Von der Kirche Agia Marina hat man einen sehr schönen Blick auf die gegenüberliegenden Orte Plaka, Tripiti und Adamas, dahinter heben sich die Konturen von Kimolos ab. Auf dem verzierten Kirchenportal steht 1616, aber leider ist die Kirche wieder mal zu, wirklich schade. Auch Schlüssel ist keiner zu finden. Daneben ein verfallendes Gemäuer mit Resten von Mühlen oder so. Und ein üppiger Garten mit Pistazien- und Ölbäumen, alles verwildert, blühender Akanthus an den Rändern, Mohn dazwischen. Oberhalb der Straße ein Schild "Poletai" (zu verkaufen) an der Ruine einer klassizistischen Villa, dahinter die gleiche Villa im Kleinformat, ein Taubenhaus? Alles sieht sehr fragil aus, sonst hätte ich die Villa gerne erkundet. Was sie wohl kostet?
Von hier kann man den Profitis Elias besteigen (751 Meter), vielleicht ein anderes Mal.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Halt an dem Lagunensee von Achivadolimni, etliche Seidenreiher stehen im Wasser. Der feine Sand am gegenüberliegenden Strand ist toll, wäre doch nur Badewetter. Ein paar angeschwemmte Plastiktüten stören zwar die Optik, aber da haben wir schon schlimmeres gesehen. Ich sammle ein paar Sepiaschulpe für meine Sittiche – Souvenir von Milos.
Dann geht es die Lagune entlang zurück nach Adamas, noch schnell getankt (Lektion gelernt auf Anafi) und das Auto zurückgegeben. In der Bucht liegt ein großes Segelschiff, ein Kreuzfahrer – nobel! Wir nehmen dafür ganz ordinär den Bus hinauf nach Plaka.

Unser Abschiedsmenu nehmen wir im "Diporto" ein, es hat wieder angefangen zu regnen und schifft die ganze Nacht durch. Wenigstens kein Wind mehr, so wird die Fähre gehen können.

 

Wir bezahlen das Zimmer und verabschieden uns von unseren Wirten, die uns noch ein Taxi rufen. Die 50 Meter bis zur nächsten Parkmöglichkeit werden wir trotzdem reichlich nass. Dafür fährt der Taxifahrer am Hafen ganz unter das Dach des Wartehäuschens. Die Tickets haben wir schon, 44 Euro pro Person in der billigsten Klasse, nicht gerade ein Schnäppchen, aber es gab ja keine Alternative. Nur mit wenig Verspätung kommt dann die "Highspeed 1" um die Ecke und legt an. Milos ist End- und Anfangsstation, knapp 50 Menschen gehen an Bord. Die Stewardess winkt uns durch nach vorne, zur Business-Class, wir und etliche Mitreisende sind irritiert, wir haben doch nur Economy gebucht. Wohl eine nette Zugabe für ausländische Touristen, die dadurch bis Sifnos unter sich sind, dann steigt eine griechische Reisegruppe zu, es wird unruhig und laut, eben griechisch. Bis sie alle den richtigen Platz und sich häuslich eingerichtet haben.

Nun, wegen des strömenden Regens und weil man auf den Highspeed-Fähren während der Fahrt nicht hinten raus ins Freie darf, gibt es keine Abfahrtsfotos von Milos. Selten so stimmungslos abgereist. Aber auch noch nie in so einem Pisswetter.

In einer guten Stunde erreichen wir Sifnos – da wäre ich soo gerne runter, aber morgen geht das Flugzeug in die Heimat, keine Zeit für Sifnos dieses Mal. Ich lasse mich nassregnen beim Gucken nach Sofia und "Ipa" und dem Heraufbeschwören vergangener Zeiten, aber keine bekannten Gesichter... doch, da kommen welche an Bord, Herr G. von K. mit Gattin, der uns mit seiner merkwürdigen Fitness-Bewegungs-Theorie und seinen Jüngern vor 2 Jahren auf die Nerven ging... Er macht wohl immer noch seine Bewegungs-und-Gesundheitskurse auf Sifnos – schade um die verschwendete Zeit auf der schönen Insel. Zum Glück sind wir ihm wohl nicht so im Gedächtnis geblieben wie er uns, hab keine Lust auf Small-Talk.

Kurz vor 17 Uhr laufen wir in Piräus ein, verbringen einen Abend in einem Lokal in der Plaka von Athen während draußen ein Gewitter tobt. Die SMS von meinem Bruder: der VfB ist Meister geworden, jubel!

Die Rosenverkäufer haben auf Schirme umgestellt, wir haben aber schon vorher welche gekauft, bloß gibt der eine gleich seinen Geist auf. Die Nacht schlagen wir uns dann auf dem Flughafen Athen um die Ohren, der Rückflug geht früh. Auch bei der Zwischenlandung in Thessaloniki schlechtes Wetter, dafür hat es strahlenden Sonnenschein und gut 20°C in Stuttgart. Immerhin ein schwacher Trost. Aber nur ein schwacher, der Urlaub ist vorbei...

erlebt im Mai 2007