Von Naxos über Iraklia nach Schinoussa

Den Reiseverkehr auf die Inseln zum langen Maiwochenende hatte ich unterschätzt. Samstagsmorgens um sieben Uhr waren für die "Blue Star Delos" keine Deck-Tickets mehr zu bekommen. Zum Glück aber - und bei vollem Schiff sowieso die bessere Wahl - noch Air Seats, zum Aufpreis von fünf Euro. 56 Euro nach Naxos - alles wird teurer, da macht auch der Auftakt keine Ausnahme. Wobei die kurze Nacht in meinem Stammhotel "Anita-Argo" mit 35,50 Euro noch sehr preiswert war. Der Aegean-Flug war mit einer Stunde Verspätung um 23 Uhr des Vortages gelandet, erst um halb eins hatte ich im Hotel eingecheckt.

Das pünktliche Ablegemanöver haben ich von vom Deck aus beobachtet, und die Ausfahrt aus dem Hafen von Piräus. Danach muss ich erst mal einen Italiener von meinen Sitz vertreiben - scusi. Er hinterlässt einen Hauch Knoblauch. Willkommen in Griechenland.

 

In Paros will der Fluss der Aussteigenden überhaupt nicht abreißen. Eigentlich muss das Schiff jetzt leer sein, aber auch in Naxos reicht es beim Angelegen noch für ein mittleres Verkehrschaos. Nur dass ich jetzt mitten drin bin. Ich kämpfe mich bis zum Taxistand und suche Manolis von Oceanus Kayaking, der mich abholen will. Ein Telefonat später steht er vor mir: ein schlanker Bursche mit dunklen, lockigen Haaren, vielleicht Ende dreißig. Tatsächlich ist er schon Mitte vierzig - er hat sich gut gehalten. Er vergleicht das Verkehrschaos mit dem 15. August, und lädt mein Gepäck und mich in seinen nagelneuen Renault Kangoo. Im Stop-and-Go geht es um die Altstadt und dann, nach kurzem Zwischenstopp im "Ippocampos Beachfront" in mein Quartier für eine Nacht, ins "Ippocampos Town".

 

Auf der Fahrt kann Manolis einige meiner drängendsten Fragen zu unserer morgen beginnenden sechstägigen Inselhüpf-Tour im Kajak auf die Kleinen Kykladen beantworten: wir sind vier Gäste, und die Vorbesprechung bezüglich Route und Co. soll heute Abend stattfinden, wenn ein Gästepaar per Flieger angekommen ist. Ich soll so gegen halb sieben im "Ippocampos Beachfront" sein.
Bis dahin habe ich frei, und mache mich gleich zügig auf den Weg in die Stadt, nicht ohne mir vorher den Rückweg gut eingeprägt zu haben. Vor vielen Jahren haben wir mal beinahe unser Quartier nicht wiedergefunden.

Es ist sonnig, aber trotzdem kühl. Den Menschenansturm hat sich verteilt und in Luft aufgelöst. An der Paralia ist etwas Leben, in den Gassen der Altstadt sind aber alle noch mit den Saisonvorbereitungen zugange. Ich stelle mich neben den Periptero in die Hafen-Webcam und winke: Hallo Carsten! Der meldet prompt Sichtung. Danach gönne ich mir ein spätes Frühstück im "Rendez-Vous" (mit Joghurt völlig ohne lokale Früchte und Honig - Schande!) und einen Spaziergang zum Tempeltor.

Angekommen!

Ich freu mich wie eine Schneekönigin auf drei Wochen Urlaub, und bin extrem gespannt auf die erste Woche davon.

Am Abend treffe ich dann die Mitpaddler (witzigerweise alle auch deutschsprachig): da sind Ursula und Stephan, Ärzte aus der Gegend von Baden bei Wien, etwa in meinem Alter. Sie sind sehr sportlich, paddeln schon dritten Mal mit Manolis, haben auch Wildwasser-Erfahrung. Ein eingespieltes Team, wie sich zeigen wird. Und Platonas, Grieche mit deutschem und amerikanischem Arbeitshintergrund, frischgebackener Rentner und nun im Norden von Naxos ansässig. Er paddelt seit letztem Jahr, hat inzwischen ein eigenes Kajak, mit dem er jetzt auch unterwegs ist. Da bin ich also die einzige Unbekannte für Manolis. Die Wetterprognosen sind für die ersten drei Tage gut, dann wird es sehr windig. So windig, dass wir voraussichtlich nicht paddeln können. Aber voraussichtlich (hoffentlich!) nur für einen Tag. Manolis schlägt vor, die Tour umzudrehen, so dass wir diesen Tag auf Ano Koufonisi verbringen werden. Danach sieht man weiter: ob wir mit den Kajaks nach Naxos zurückpaddeln können, oder mit der "Skopelitis" zurück müssen.

Wir stimmen zu (natürlich), und so sieht der Plan nun folgendermaßen aus:

Morgen geht es von Kalandos im Süden von Naxos rüber nach Irakliá. Eine acht Kilometer lange Querung, die mir etwas Magengrummeln verursacht: so eine lange Querung hatte ich noch nie. Am zweiten Tag von Iraklia nach Schinoussa. Am dritten von dort über Kato Koufonisi nach Ano Koufonisi, wo wir am vierten Tag bleiben. Da wir auf Iraklia an einem einsamen Strand im Südwesten campieren werden, müssen wir uns für das Abendessen morgen und das Frühstück übermorgen mit Proviant eindecken. Die Tour ist mit Selbstverpflegung ausgeschrieben, und Manolis behauptet, nicht kochen zu können. Ich hab null Erfahrung mit Campingkochen, aber gemeinsam werden wir schon nicht verhungern. Zumal wir ja bei dieser Tour nicht auf unbewohnten Inseln Station machen werden und so natürlich, wenn möglich, die lokale Gastronomie aufsuchen möchten und Vorräte ergänzen. Das war bei meiner Tour letzten Mai nach Poliegos und Kimolos anders, da musste aller Proviant samt Wasser an Bord.

 

Manolis wird daher noch einkaufen, wir stellen eine Liste auf. Seine Frau Christina, die sich um das Management kümmert (und Töchterchen Ariadni, süße drei Jahre alt), bringt uns später noch Drybags im Quartier vorbei, so dass wir passend packen können. Das Gepäck, das wir nicht brauchen, wird so lange im Depot etwas außerhalb von Naxos-Stadt untergebracht.

 

Ich gehe zurück ins Hotel und packe für die Paddeltour. Natürlich habe ich wieder viel zu viel Zeug - es mangelt mir nicht nur an Erfahrung für solche Touren. Da ich insgesamt drei Wochen auf den Kykladen unterwegs bin, kann ich nicht alles nur für die Paddeltour optimieren, und muss Kompromisse machen.

Die Nacht schlafe ich erstaunlich gut, trotz Aufregung. Oder Vorfreude.

 

Am Sonntagmorgen frühstücken Ursula, Stephan und ich um halb neun (früher geht es nicht) im "Ippocampos Beachfront". Es ist kein Strandwetter heute: der Himmel ist grau, und es ist kühl. Aber es hat kaum Wind, wie prognostiziert.

Um halb zehn kommen Manolis, Christina und Ariadni, wir verladen unseren Krempel und uns in den Kangoo und fahren ins Depot an der Ausfahrtsstraße nach Potamia. Probesitzen im für mich vorgesehenen Kajak. Mhh, die Schenkelpolster sind eng und nicht wirklich bequem. Also bekomme ich ein etwas längeres (und breiteres) giftgrünes Prijon-Kajak, das den Vorteil hat, reichlich Stauraum für mein umfangreiches Geraffel zu bieten. Da können dann auch meine Wanderstiefel noch mit, für alle Fälle. Dann werden weitere Ausrüstungsgegenstände verteilt: Zelt, Matte, lange Neoprenhose, Spritzdecke, Schwimmweste, Regenjacke. Alles wird auf den Anhänger geladen, dafür das nicht benötigte Gepäck ins Depot geräumt. Ariadni schläft so lange friedlich in ihrem Kindersitz. Das Kind scheint gut zu haben.

 

Dann geht es los, zu siebt die weite und kurvige Fahrt über die Berge in den Süden. Manolis fährt noch zögerlich mit dem neuen Auto, aber nach der ersten Belastungsprobe und einem Stopp wegen merkwürdigen Geruches (kommt evtl. auch von außen) ist er zufrieden. Er ist ein umsichtiger Fahrer, auch wenn ich vorbeugend (beim Autofahren wird mir schnell schlecht) den Beifahrersitz bekommen habe. Die Flora von Naxos ist überwältigend um diese Jahreszeit, und ich überlege, ob ich überhaupt schon mal im Mai wandern auf Naxos unterwegs war. Wenn, dann muss es lange her sein. Gut, dass ich nach der Paddeltour noch ein paar Tage hier verbringen werde. Wir sichten auch einen Geier und einen Wiedehopf. Und der Turm von Chimarrou hat sein Gerüst verloren.

 

Es ist halb zwölf als wir in Kalandos ankommen. Abgeladen ist schnell, aber das Verstauen der Sachen dauert länger. Dann gibt Manolis noch eine Einweisung in die Paddeltechnik. Er hat seine eigenen Ansichten, die nicht unbedingt eins zu eins mit dem korrespondieren, was ich bisher gelernt habe. Aber ich bin ja offen für alles.

Da ich beim Kajaken keine Uhr trage, weiß ich nicht, wann wir auf dem Wasser sind, aber es dürfte ein Uhr sein, als wir Naxos den Rücken kehren. Christina wird mit dem Anhänger nach Naxos-Stadt zurückkehren, falls wir ihn auf der Fähre brauchen.

Und davon abgesehen, dass meine Fußrasten doch zu weit eingestellt sind, fühlt es sich gut an, wieder im Kajak zu sitzen. Wenn jetzt noch etwas die Sonne rauskäme....

Und gleich geht es los, rüber nach Iraklia. Manolis gibt noch letzte Einweisungen zu kreuzendem Verkehr - schön zusammenbleiben, nicht auseinandersprengen lassen - und zu dem Punkt, den wir auf Iraklia anvisieren. Es hat aber fast keinen Verkehr.

Stephan und Platonas fahren Atlantic-Kajaks von North Shore (beide in hellgelb, was sie unterwegs auf die Schnelle gelegentlich schwer unterscheidbar macht), Ursula hat ein Venture-Kajak, und Manolis ein nagelneues hellgraues schwedisches Melker Ulvön, das sehr edel aussieht und über das er sehr glücklich ist. Er behandelt es wie seinen Augapfel (ist auch nicht aus Kunststoff wie die anderen und daher empfindlicher), und es dauert bis ich kapiere, dass er mit "Merker" keineswegs von unserer Ex-Kanzlerin schwärmt. ;-)

 

Ich hoffe ja auf Delphine, aber leider sehen wir trotz des nahezu glatten Meeres keine. Bald stellt sich auch eine gleichmäßiger Rhythmus ein. Ruhig, fast schon meditativ wie in einen bleiernen Umhang gepackt geht es vorwärts.

Und die von mir gefürchtete Überfahrt verläuft ganz einfach und unproblematisch. Keiner sprintet davon, noch bleibe ich zurück. Schön.

 

Irgendwann steuern wir durch das Gestänge der Propeller-Plattform der unbenutzten Meerwasserentsalzungsanlage in die Bucht von Agios Georgios auf Iraklia, ziehen die Kajaks an Land für eine Kaffeepause. Der Strand liegt verlassen in der Mittagsruhe, nur eine blonde Katze mustert uns entspannt. Keine Skopelitis heute, es ist ja Sonntag. Und auch im Ort ist Ruhe. Vor der "Melissa" sitzen ein paar Männer, sie grüßen Manolis, der mal ein einige Monate auf der Insel gelebt hat. Das "Perasma" ist auch geöffnet, wir setzen uns hin, bestellen Kaffee, Eis, Waffeln. Eigentlich ist es noch zu kühl für Gefrorenes. Und Manolis hat gerade seine Ernährung umgestellt, seinem Magen zuliebe. Keine Schokolade. Aber auf Expeditionen nimmt er es nicht so streng.

Wir haben etwas Zeit, auch wenn wir heute noch bis ans andere Ende der Insel möchten. Es ist ja noch lange hell. Und tatsächlich hat es jetzt sogar ein paar hellblaue Löcher im Wolkenhimmel.

Gegen halb fünf geht es weiter, gegen den Uhrzeigersinn paddeln wir um Iraklia. Das Meer ist noch ruhiger geworden. San ladi - wie Öl liegt es da. Die Küste ist interessant, aber nicht spektakulär. Das ändert sich, als wir weiter nach Süden kommen. Nicht nur reißt der Himmel endlich auf, auch die Küste kann nun mit interessanten Felsenformationen aufwarten. Ich bin etwas müde, sitze trotz verstellter Rasten nicht optimal im Kajak. Da muss ich nochmals ran.

Platonas scheut bei einem Felsenloch einen Kormoran auf, der beim flatternden Startversuch frontal gegen einen Felsen knallt und im Meer versinkt. Betröppelt warten wir, ob er wieder auftaucht. Nein. Ok, die Tiere können endlos tauchen, aber der wird wohl nicht wieder an der auftauchen. Mist. Wir müssen behutsamer sein, respektvoller. Mehr Abstand halten.

 

Nach gut zwei Stunden erreichen wir die Alimnia-Bucht, in der wir heute Nacht campieren werden. Auf dem Meeresgrund der Bucht liegt in acht, neun Meter Tiefe das Skelett eines Flugzeuges (eine Arado AR196) aus dem Zweiten Weltkrieg. Man kann es gut erkennen, wenn das Meer ruhig genug ist. Ursprünglich war es weiter draußen, aber weil sich ihre Netze dort verfingen, haben Fischer es weiter ans Ufer gezogen und mit einer Boje markiert.

Wir werden nicht die einzigen Übernachtungsgäste in der Bucht sein: ein Segelboot liegt vor Anker, mit französischer Flagge. Die Bewohner sind aber ausgegangen, vielleicht zur Höhle hinauf. Sie kommen später zurück, gehen gleich aufs Boot. Wie weit Geräusche übers Wasser tragen.

 

Wir richten uns für die erste Nacht ein. Das Zelt, das ich von Manolis geliehen habe, ist nagelneu, einfach aufzubauen und geräumig. Auch die Matte ist bequem und mit einem witzigen "Aufblasesack" schnell aufgepumpt. Ursula und Stephan haben die etwas größere Zelt-Variante, ebenfalls in neu, während Platonas sein eignes Zelt dabei hat. Ein Sitzplatz mit Kochstelle ist praktischerweise auch vorhanden, Manolis baut dann auch gleich die Küche auf.

Ein schnelles Bad im Meer ehe die Bucht im Schatten liegt. Das Meer ist noch grausam kalt, auch wenn mein neues Badethermometer etwas von knapp 20 Grad behauptet. Kann nicht sein. Und kaum ist die Sonne hinter den Felsen verschwunden, wird es kühl. Lange Hosen und Fleecejacke sind angesagt. Ja, die zwei Wochen, die diese Tour früher dran ist als die letztes Jahr, die merkt man. Zumal sich der Mai als der kühlsten seit langem erweisen wird. Ursula schnippelt Gemüse für einen Salat, Manolis kocht Kritharakia und wir anderen unterstützen durch warme Worte und Handreichungen. Mit Naxos-Graviera, Salat und Kritharakia mit Rigani und Käse, abgerundet mit etwas Wein, haben wir ein vollwertiges Menu, das uns auch geschmeckt hätte wenn wir nicht so hungrig gewesen wären.

Der erste Tag ist ausgezeichnet verlaufen. Ich bin stolz auf mich und glücklich, dass die Querung so gut geklappt hat. Die Paddeltruppe scheint homogen und unkompliziert. Und Manolis ist ein netter, zurückhaltender und hervorragender Guide. Ich freue mich auf die nächsten Tage.

Die Nacht ist kühl, und ich schlüpfe zusätzlich in Leggings und Fleecejacke. Schlafe dann aber doch leidlich, ohne Schulter- oder Armschmerzen. Gut!

 

*

 

Der erste Mai weckt uns mit Wolken und verdeckter Sonne. Kalo Mina! Während Manolis und ich zeitig wach sind und etwas fotografieren, gehören die Österreicher eher zu den Langschläfern. Beneidenswert! Ios liegt ganz nahe, der dortige Profitis Ilias trägt einen Wolkenhut.

Manolis brät Spiegeleier zum Frühstück, dazu noch Graviera Naxou. Christina hat uns eine köstliche Tiropitta mitgegeben, die das Ganze ergänzt. Platonas bereitet Espresso zu, dazu brauche ich noch etwas Instantkaffee um auf Touren zu kommen. Bis dann alles abgebaut und verpackt ist, dauert. Noch fehlt die Routine. Aber wir haben ja keine Eile.

Manolis erklärt uns die heutige Route: weiter um Iraklia herum erwartet uns Steilküste und eine Höhle. Ein kurzer Stopp irgendwo dort, ehe wir nach Schinoussas Süden hinüber queren werden. Durch den Kanal zwischen Schinoussa und der vorgelagerten Insel Ofidousa hindurch und dann um die Südspitze an die Ostseite von Schinoussa, wo wir campieren werden. Wind wird heute wenig erwartet, Sonne leider auch. Was sehr schade ist, als die imposanten Felsen entlang unserer Tour so nicht so recht zur Geltung kommen, und auch das Meer nur gelegentlich diese tolle türkisgrüne Färbung zeigt, die ich so liebe. Weder Sonnenbrille noch -hut werden heute benötigt.

 

Es wird trotzdem toll. Da ist dieser riesige, schwarz-gestreifte Felsklotz, der schräg über der Meeresoberfläche hängt. Und Steinbrocken im Meer locken zum Rockhopping. Dann Abschnitte mit Steilküste, unterbrochen von einem steilen rechteckigen Loch, einer Felsenhöhle. Ich will ja lieber keine Tiere aufscheuchen und fühle mich mit meinem lange Kajak auch nicht so recht wendig. Wobei ich mir das vielleicht nur einbilde - waren meine Kajaks der Vorjahre kürzer? Ich glaube nicht.

Strukturen wie Jahresringe nun auf den Felsen der Küste. Obenauf schwarzgraue Abschlüsse. Schade, dass Manolis keine Geologe ist, aber im Zweifelsfall könnte ich mir das eh nicht merken.

 

Gegen Mittag rasten wir kurz an einem Kiesstrand in der Merichas-Bucht. Das Meer lockt nicht zum Bade, und wird es während der ganze Tour nicht mehr.

Wir stärken uns mit einem kleinen Snack, ehe wir die Querung hinüber nach Schinoussa in Angriff nehmen. Es sind etwas vier Kilometer zur Südspitze Schinoussas, die wir auf glatten Meer unter grauem Himmel bewältigen.

Durch den Stenosi nördlich von Fidousa hindurch und weiter ostwärts bis zum Strand von Kambos, wo wir an Land gehen und noch etwas essen. Platonas macht Expresso, es gibt noch von Christinas Tiropitta, und Pasteli.
Beim Wiederpaddeln entdeckt Manolis eine Mönchsrobbe, deren Kopf aus dem Meer guckt und die uns aus sicherer Entfernung mustert ehe sie abtaucht.

Es geht jetzt um die Südostspitze von Schinoussa herum.

Als Nachtquartier bietet Manolis entweder den Strand von Liólio oder den weiter nördlich gelegenen von Ammos an. Da wir am Abend zu Fuß hinauf in die Chora wollen und das von Ammos aus näher ist, entscheiden wir uns für letzteren. Gegen 17 Uhr landen wir dort am nordwestlichen Strandabschnitt und scheuchen einige Standbesucher auf. Nicht dass die dort gebadet hätten, aber man hat sich dort zum 1. Mai getroffen und Blumenkränze gebunden. Schnell ziehen die Einheimischen ein Stückchen weiter nach Osten hinter einen Felsenabschnitt, wo sogar schon Sonnenliegen aufgestellt sind. Und unter der gleichmäßigen Geräuschkulisse eines pflügenden Traktor - ja, es ist Tag der Arbeit - stellen wir die Zelte auf.

 

In die Chora sind es vielleicht eineinhalb Kilometer, in einer knappen halben Stunde sind wir oben. Es ist 23 Jahre her, dass ich auf Schinoussa war, und ich erkenne kaum etwas wieder. Der Ort ist in alle Richtungen gewachsen, und auch die Strände sind deutlich stärker "erschlossen" soweit man das von oben erkennen kann. Nur die Hauptgasse, in der nun die Kinder spielen und die Leute sitzen und uns neugierig mustern, ist fast unverändert. Vielleicht etwas herausgeputzter.

 

Viele Lokale sind noch nicht geöffnet. Manolis führt uns zielsicher ins "Deli" im Ortszentrum, wo wir einen Tisch auf der geschützten Terrasse bekommen. Der Blick reicht über ein abgeerntetes Feld voller Ziegen und ein Ensemble von Windmühle und Kapelle gen Südwesten, wo wir in der Ferne die Umrisse von Santorin ausmachen können.

Der Wirt bringt uns zunächst eine Auswahl an ausgezeichneten Vorspeisen, die Hauptgänge bestellen wir individuell. Ich nehme Tortellini, dazu ein hervorragender, offener Rotwein aus Kreta. Die Preisklasse ist leicht gehoben, zu fünft bezahlen wir schließlich 160 Euro. Zufrieden kaufen wir anschließend noch ein paar Zutaten fürs Frühstück ein, ehe wir im Dunkeln wieder strandwärts ziehen.
Auch der zweite Paddeltag war ein schöner. Aber wir werden mal eine Suchmeldung nach der Sonne herausgeben.

 

*

 

Und die ist erfolgreich! Vom Zelt aus kann ich gegen halb sieben den Sonnenaufgang hinter dem Kap Almyros aus betrachten. Ich hab eher mäßig geschlafen, in der zweiten Nacht taten mir Arme und Schultern weh. Aber es war nicht mehr ganz so kühl wie in der Vornacht.

Das Frühstücksbuffet ist heute ganz beachtlich, wobei sich das harte Paximadi auch eingeweicht nur als schwacher Ersatz für frisches Brot erweist. Aber wir haben Käse, Tiropitta, Joghurt, Obst, Milch und Honig, und können heute auf die Spiegeleier verzichten. Nicht aber auf den Espresso, und danach noch etwas Nescafé. Bis wir unseren Krempel in den Kajaks verstaut haben, dauert es wieder, aber wir haben es heute nicht eilig. Irgendwann nach zehn Uhr sind wir wieder auf dem Wasser. Mit Sonne. Und mit Wind.

Kurs Koufonissia.

Die Fotos von unserem Guide Manolis/Sea Kayak Naxos sind hier zu finden.