Kajaken auf Santorin, oder Kentern in der Caldera

Am Dienstag um halb zehn Uhr stehe ich im Zentrum von Fira bei der Bushaltestelle und warte auf die Abholung durch Santorini Sea Kayak. Die Stadt brummt, Touristen und Gruppen von Touristen schieben sich an mir vorbei, der Verkehr besteht zu einem großen Teil aus Kleinbussen, die Leute von A nach B bringen. Das Wetter ist bestens, die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und entsprechend hab ich Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 aufgetragen.

 

Schließlich hält ein Kleinbus mit Kayak-Aufschrift, in dem außer dem Fahrer, der sich als Kostas vorstellt, sechs zukünftige MitpaddlerInnen sitzen: Drei junge Frauen aus Singapur, und eine Deutsche mit ihren beiden halbwüchsigen Söhnen. In gemütlichem Tempo geht es nun nach Akrotiri und ich hab Gelegenheit, mir die Insel genauer anzusehen. Also die Verkehrsdichte ist höher als erwartet, und die Zersiedlung der Insel fortgeschrittener. Gefällt mir jetzt nicht so was ich sehe.

 

An der Südküste hält Kostas am Strand von Akrotiri unweit der Ausgrabungen und schickt uns ein paar Meter entlang des Strandes zu einer Hütte, wo die Zentrale der Kayaktouren ist und wo wir von einem sehr drahtigen und netten Burschen empfangen werden, der sich als Antonis und unser Guide vorstellt. Zusammen mit seinem Bruder Haris hat er Santorini Sea Kayak 2011 ins Leben gerufen und der Laden läuft offensichtlich. Mit Haris war ich im Mailkontakt und werde es die nächsten Tage weiter sein, zu Gesicht bekomme ich ihn aber nicht.

Antonis ist ein Entertainer wie er im Buche steht. Gut gelaunt erklärt er uns auf Englisch, dass er uns wie eine Mutter behandeln würde: fürsorglich und gluckenhaft. Ja, so sind die Mütter, nicht nur in Griechenland. Immer in Angst, das Kind (auch wenn es schon fünfzig ist) könnte frieren (hier unwahrscheinlich), einen Sonnenbrand bekommen (schon wahrscheinlicher) oder hungern oder dürsten. :-)

 

Dann bekommen wir die Ausrüstung. Hut wer keinen hat, eine Schnur für die Sonnenbrille, Schwimmweste, Paddel. Keine Spritzdecke - aha , darum auch die Beine eincremen. Für Paddelanfänger entfällt so die Gefahr, nicht aus dem gekenterten Kajak zu kommen weil man in der Decke festhängt. Geht aber nur bei halbwegs ruhigem Meer. Ich sehe schon: das ist doch ein ziemlicher Unterschied zu Rods Touren auf Milos.

 

Wir werden alle im Doppel unterwegs sein, ich zusammen mit der Deutschen Angela, die Paddelerfahrung hat und die Tour letzten Herbst schon mal gemacht hat und nun mit ihren Söhnen wiedergekommen ist. Und weil ich im Doppel noch nie am Steuer, also hinten gesessen bin, darf ich das ausprobieren. Gut! Die Söhne nehmen zufrieden das zweite Doppel, zwei der Mädels aus Singapur das dritte, und Antonis setzt die dritte Singapurin (?) zu sich ins Boot. Die freut sich, sie hat nämlich Schiss und wird außerdem seekrank. Was ich mir zu dem Zeitpunkt noch überhaupt nicht vorstellen kann, aber in diesem Urlaub auch noch erleben werde....

Sonst nehmen wir nur Wasser, Handtuch und Sonnencreme in Dry-Bags (wasserdichte Beutel) mit, alles nicht wasserfeste Equipment bleibt in der Basis - so dry sind die Bags wohl nicht mehr. Also auch mein Handy.

Dann erklärt Antonis noch flüchtig die richtige Paddelbewegung. Nicht nur mit den Armen - der ganze Oberkörper soll mitrotieren. Trockenübungen. Ja, ich erinnere mich (was nicht heißt, dass das auch klappt). Noch die richtige Stellung der Fußrasten einstellen, und dann geht es aufs Wasser, von Kostas und Stelios (ein neues Mitglieder der Crew) mit entsprechendem Schub versetzt.

Wir sind zu acht mit Antonis, eine nett kleine Gruppe.

Die ersten Meter hab ich ziemlich Probleme mit dem Steuern. Angela und ich sind da keineswegs synchron, und irgendwie dauert das auch ziemlich lange bis das Boot auf meine Steuerversuche reagiert. Mit Steuern hab ich null Erfahrung. Aber es hat genug Platz, und so setzen wir uns westwärts in Gange, Richtung Red Beach. Wo sich an Land inzwischen ganz schön viele Leute tummeln und Musik aus einer Beach-Bar-Taverne an der Ecke des Strandes übers Wasser wummert. Zum Glück können wir viel Abstand halten.

 

Antonis erzählt dann prompt, dass hier erst kürzlich (13. April 2018) ein großes Stück des Steilfelsens abgerutscht und auf den Strand gestürzt ist. Am helllichten Tag, und dass niemand zu Schaden gekommen ist, war wohl nur der frühen Saison und ganz viel Dusel geschuldet.

Das Betreten des Red Beach, hinter dem in rötlicher Kakaofarbe die Steilfelsen leuchten, ist seit August 2013 verboten - das am meisten ignorierte Verbot auf Santorin, schätze ich. Dabei sollte man sich vergegenwärtigen, dass Santorin Erdbebengebiet ist und schon ein kleiner Erdstoß hier große Wirkung zeigen kann. Aber wer setzt auf Santorin schon auf die Vernunft der Leute?

 

Wir genießen die Steilwand also aus sicherer Entfernung, hören uns Antonis' Späße zur Erklärung der roten Farbe an ("we paint it in the night"), und seine mütterlichen Ermahnungen ("Drink some water!") Und fangen an, die Paddeltour zu genießen. Lächeln in die Kamera wenn Antonis sie auf uns richtet. Hören uns auch seine sonstigen Erklärungen an. Und ich kämpfe immer noch mit dem Paddel und Steuer. Na, ich hoffe ja in dem Paddelkurs an einem der nächsten Tage den Umgang damit besser zu lernen. Dann aber im Einer.

An den Red Beach schließt sich der hellgrau-beige Strand von Kambia an, verziert mit einer steingrauen Taverne, zu der auch ein paar Sonnenliegen und -schirme gehören.

 

Um ein schwarz-weiß-gebändertes Felsenkap herum geht es nun zum White Beach. Und da muss auch ich milosverwöhnte Kajakerin sagen, dass diese Küste sehr genial ist. Und die Farbe des Meeres dazu - klar und türkis. Herrlich!

 

Noch aber geht es weiter westwärts, bis zum Strand von Mesa Pigadia (oder auch Black Beach, aber schwarze Strände gibt es auf Santorin eigentlich überall. Taugt also nicht als Alleinstellungsmerkmal.).

Ob wir hier oder am White Beach rasten wollen? Ein Blick auf die in den Felsen betonierte Taverne mit der Reihe Schirme und Sonnenliegen davor - sieht aus wie eine Gesteinsverladestelle. Da sind wir uns einig, und paddeln lieber zum (noch) einsamen White Beach zurück, wo wir die Kajaks an Land ziehen.

Zeit für eine ausgiebige Schwimm- und Schnorchelpause, zum Beispiel zu dem vorgelagerten Felsen hinüber, wo man auch fast durch einen Tunnel schwimmen kann. Das Wasser hat 19 bis 20°, das ist nicht schlecht für einen 1. Mai.

Danach ruft Antonis zum Picknick, das aus belegten Broten (mit Auberginen, Feta oder Pute) besteht, ergänzt mit Pasteli (Sesam-Honig-Kekse) und getrockneten Feigen von Evia (von Antonis' Mutter). Antonis redet und erzählt, er hat wirklich Alleinunterhalterqualitäten. Man merkt, dass ihm das Ganze viel Spaß macht. Sehr sympathisch.

 

Irgendwann geht es dann wieder zurück zum Ausgangspunkt bei Akrotiri, wo wir gegen 14 Uhr eintreffen. Dreieinhalb Stunden waren wir auf dem Wasser unterwegs, 80 Euro kostet der Spaß. Auf Milos bekommt man deutlich mehr Paddeln fürs Geld, aber Santorin ist eben mehr spaß- und anfängerorientiert. Es gibt auch nur wenig Routen zur Auswahl, wenn der Wind zu heftig ist, müssen die Touren ausfallen. Milos ist definitiv das bessere und vielseitigere Terrain. Mhh, bin ich da schon verwöhnt?

Zum Abschluss gibt es noch ein paar Gruppenfotos, und dann frage ich Antonis, wie es mit meinem Paddelkurs aussieht und wo der stattfinden würde. Er meint, der wäre dann hier in Akrotiri, und wegen des Tages müsse man mal sehen. Morgen nicht, da wäre eine Tour dran. Freitag vermutlich.

Ich glaube, er hatte das gar nicht auf dem Schirm, da Haris für das ganze Management zuständig ist. Außerdem sollen ja vier Schüler für den Kurs zusammenkommen, das ist eher unwahrscheinlich auf einer Insel, die vor allem von Vergnügungssuchenden besucht wird. Ich hoffe dann mal, dass das klappt.

 

Kostas kassiert die Gebühren bevor er uns nach Fira zurückbringt. An der Bushaltestelle von Akrotiri ist unheimlich viel los, überall parken Autos. Ist das normal, oder wegen des Feiertages? Nein, das sei noch gar nichts, mein Kostas. Im Sommer sei dreimal so viel los hier.

Ich hab Akrotiri vor Jahren schon gesehen und auch wenn es nach der Neueröffnung schöner und besser sein soll: da werde ich verzichten.

 

Doch, was war ein schöner Tag, und ich bin auch etwas müde. Mehr von der Sonne als vom Paddeln.

Ich stelle mich dann auf Freitag für den Kurs ein und ziehe mein Thirassia-Programm um einen Tag auf Donnerstag vor. Am Donnerstag kommt auf meine Nachfrage aber die Antwort, es sei am Freitag zu böig.

Mhh, hat diese Verschiebetaktik vielleicht System? Ich drängle: Am Samstag ist meine letzte Chance, denn am Sonntag um 7 Uhr geht die Fähre nach Serifos. Und tatsächlich: am Freitagnachmittag kommt die Nachricht, ich könne es am Samstagvormittag probieren wenn es mir nicht zu windig sein. Die Tour sei aber gestrichen. Natürlich (und ahnungslos wie ich bin) sage ich zu, schließlich bin ich ja eigentlich nur deshalb auf Santorin. Auch wenn inzwischen eine gewissen Ich-muss-garnix-hab-schließlich-Urlaub-Mentalität bei mir Einzug gehalten hat.

 

Kostas holt mich um Viertel vor zehn Uhr in Fira ab, wir kutschieren Richtung Akrotiri. Biegen dann aber zu meiner Überraschung rechts in die Caldera ab, auf einer ziemlich miesen Piste zum Apothikes-Strand. Paddeln in der Caldera? Auch nicht schlecht! Noch besser staune ich, als ich unten feststelle, dass ich die einzige Schülerin bin, aber gleich zwei Paddellehrer habe: den kecken Antonis und Stelios, der als Neuling im Team offenbar noch ein bißchen Lernbedarf hat. Und für den der Tag ähnlich unvergesslich und anstrengend werden dürfte wie für mich. :-)

 

Der erste Teil findet an Land statt: etwas Theorie: was man so alles dabei haben muss wenn man auf dem Wasser unterwegs ist. Gut, ich will eigentlich nicht solo paddeln, sondern in der Gruppe. Aber trotzdem hört sich das alles wesentlich professioneller an als bei der Tour vor ein paar Tagen. Dann bekomme ich Spritzdecke, Schwimmweste und Rettungsleine verpasst (letztes ist mir völlig neu) und es geht aufs Wasser. Bei dem Versuch, halbwegs elegant einzusteigen, kippe ich gleich samt Kajak. Ist das Teil wackelig - das hatte ich mir nicht so labil vorgestellt (ich war ja bisher nur im Doppel unterwegs). Ich werde mich einfach damit abfinden, dass das Ein- und Aussteigen aus dem Kajak nicht elegant aussieht. Zumindest bei mir und den meisten Leuten.

Dann kommt unmittelbar das nächste Problem: meine Hüftbreite und das Kajak sind für ein schnelles und bequemes Einstiegen nur bedingt kompatibel. Dabei hat Antonis deutsche Kajaks (Marke Prijon, im Gegensatz zu Rod auf Milos, bei dem ich im Laser von Rainbow aus Italien unterwegs war). Upps, muss ich abnehmen damit ich Kajaken kann? Schöne Aussichten! :-(

Irgendwie komme ich letztendlich ins Boot ohne erneut zu kippen und versuche die ersten Paddelschläge raus aufs Meer, zwischen den diversen Booten und Kaikis durch, die hier an Bojen liegen. Der Wind sorgt für Wellen und ich schwanke nicht schlecht. Antonis kurvt um mich herum, und auch Stelios ist da. Er spricht wohl kaum Englisch, was für einen Paddeltour-Begleiter auf Santorin ein entscheidendes Manko ist.

 

Antonis versucht mir klarzumachen, dass ich die Paddelbewegung mit dem ganzen Oberkörper ausführen soll, nicht nur mit den Armen. Ich finde das verdammt wackelig und traue mich nicht so recht. Es geht westlich entlang der Caldera, die Ausblicke auf die Steilwand sind toll. Wenn ich mal die Muße habe, mich darauf zu konzentrieren, und nicht auf Meer und Paddel.

 

Denn es gibt noch zusätzlich wellenverursachenden Verkehr in der Caldera. Besonders viel Schwell produzieren die Schnellfähren, auch wenn sie weit weg sind. Die von ihnen verursachten Wellen brechen sich dann irgendwann an der Calderawand und kommen plötzlich von hinten. Ich fange an zu schwitzen.

 

Wir üben dann das Auswerfen von Leinen, das Abschleppen und die Bildung eines Floßes. Das Stabilisieren des Kajaks mit einem Paddelfloat (ein Luftkissen, das über Paddel gezogen wird). Das ist nicht so schwer wenn man davon absieht, dass das Ruder meines Kajaks nicht so schnell reagiert wie ich es gerne hätte. Aber das ist auch Übungssache. Wie so vieles. Nur wo soll ich üben wenn ich 600 Kilometer vom nächsten Meer entfernt wohne? Ok, der Bodensee wäre eine Option.

Nach zwei Stunden Training legen wir an einem kleinen Strand an. Nein, Hunger hab ich noch keinen. Aber nun ziehen Stelios und ich Neopren-Anzüge undwasserdichte Jacken an, denn jetzt soll es ins Wasser gehen, und nass kühlt man schnell aus wenn es noch nicht so richtig warm ist. Sind die Anzüge eng. Ich bin zu groß für den Kajak-Sport. ....

Antonis hat offenbar nicht die Absicht, nass zu werden. Muss er auch nicht, denn dafür er hat ja Stelios. Der muss nun verschiedenen Rettungsübungen vormachen: wie man wieder ins Kajak steigt wenn man gekentert ist. Wie man das vollgelaufene Kajak umdreht um es zu entleeren (Stelios schwimmt so lange im Meer). Das darf ich auch üben, und finde auch das schwerer als erwartet. Gleich nochmals. Antonis findet offenbar Gefallen daran, Stelios ins Wasser und zurück auf Boot zu jagen. Der sieht schon etwas angestrengt aus.

 

Besonders Eindruck macht auf mich, wie Stelios so richtig kentert, sich unter Wasser befreit (Lasche der Spritzdecke ziehen, sonst kommt man nicht raus!) und dann wieder ins Kajak steigt. Wenn jemand anders das solange festhält, ist es schon schwer genug, er braucht zwei Versuche während ich das Kajak halte.

 

So, und jetzt bin ich dran. Mit dem Kentern, das möchte ich dann doch nicht, auch wegen meiner Kontaktlinsen. Auch wenn ich die Erfahrung für durchaus notwendig halte (also nicht die Kontaktlinsen verlieren, sondern das Kentern). Aber kontrolliert aussteigen, das geht schon. Ich verstaue Sonnenbrille und Hut in dem Fach vor mir, ziehe die Lasche vom Spritzschutz und steige aus. Natürlich kippt das Kajak gleich mit, aber da bin ich schon draußen. Stelios und Antonis dürfen dann erst mal mein Kajak leeren ehe ich versuche, wieder einzusteigen. Am Heck hochziehen, rückwärts einsortieren und erst dann drehen wenn man drin ist.

Plumps, das war schon mal nix - das ganze Boot ist wieder gekippt, mit mir. Neuer Versuch, den Schwerpunkt schön tief halten, nicht auf die Eleganz, sondern nur auf die Balance achten. Es ist klappt schließlich, dank tatkräftiger Hilfe von Antonis, ist aber anstrengend. Also alleine dürfte ich nicht kentern - ich käme nie wieder rein.

Und nach zwei vergeblichen Versuchen schwinden die Kräfte. Nein, ich stelle mir jetzt nicht vor wie das in der Nordsee wäre mit meterhohen Wellen. Davon hat Antonsi gerade erzählt.

 

Wir paddeln wieder ostwärts, vorbei am Strand. Ich soll Slalom fahren zwischen den Bojen, schön den Oberkörper auf die Seite kippen. Klappt nur mäßig. Ächz, bin ich mir sicher, dass ich das lernen will? Je lernen werde? Wenn das Meer glatter wäre, aber ich hatte ja auf den Kurs heute bestanden.

Selber schuld.

Trotzdem ist es schön hier. Wer kann schon von sich behaupten, das Paddeln in der Caldera von Santorin erlernt zu haben (oder auch nicht)? Da sind noch ein paar steile Felsen, Antonis gibt auch Erklärungen zur Umgebung. Interessant. Ein Schnorchler kreuzt - nicht erschrecken, wir sind es bloss.

 

Und nun soll Stelios die Cowboy-Rettung vorführen, eine Methode, als Solist wieder ins Boot zu kommen. Er guckt gequält - muss das wirklich sein? Antonis, in dem offenbar ein kleiner Sadist steckt, ist unerbittlich: das muss sein. Und während Stelios sich zum xten Mal ins Meer kippen lässt, gucke ich aus sicherer Entfernung zu, das Paddel passiv.

 

Und finde mich plötzlich kopfunter im Kajak wieder.

Kentern in der Caldera.

 

Panik!

Ich versuche, auszusteigen, aber die Spritzdecke hindert mich daran.

Ganz ruhig, so schnell ersäuft man nicht.

 

Den Griff der Spritzdecke ziehen, die Augen zu wegen der Kontaktlinsen, und schwupps, bin ich draußen und oben. Halte mich am Kajak fest während Antonis mein Paddel einfängt. Ob ich ok bin? Ja, bin ich. Die Kontaktlinsen sind auch noch da. Gut.

 

Antonis entleert mein Kajak, und dann geht es an den Wiedereinstieg (während Stelios immer noch an seiner Cowboy-Rettung arbeitet, aber dafür hab ich jetzt keine Auge). Ich brauche mehrere Versuche um ins Kajak zu kommen und bin dann echt fertig. War das ein Schreck!

 

Was ist eigentlich passiert?

Vermutlich hab ich eine Welle übersehen, die von hinten gekommen ist. Oder ich habe mich unvorsichtigerweise zu weit auf die Seite gedreht. Es ist mir nichts passiert, und man sollte das Kentern in einem Kurs bestimmt mal gemacht haben. Trotzdem wird mich das noch beschäftigen. Und wie. Aber das weiß ich jetzt noch nicht.

 

Stelios pumpt immer noch an seinem Kajak herum, und Antonis verzichtet gnädigerweise darauf, ihn die Comboy-Aktion wiederholen zu lassen weil ich sie ja nicht gesehen habe.

Wir paddeln noch etwas herum, aber ich fühle mich jetzt ziemlich erschöpft. Die vier Stunden Kurs sind auch herum, und so geht es zurück ans Ufer des Apothikes-Strandes, wo Kostas unsere Kajaks an Land zieht und eine Kräftigung in Form belegter Brote und der süßen getrockneten Feigen von Antonis' Mutter auf uns wartet. Das haben wir uns jetzt verdient!

 

Stelios sieht so aus als würde er erwägen, sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen während Antonis ein breites Grinsen im Gesicht hat. Kostas hält sich von Kajaks wohl lieber fern, er ist nur der Fahrer und immer gutgelaunt und freundlich.

 

Es wird ein nettes Picknick mit den drei Burschen, und ich kann mein Griechisch üben und sie ausfragen, über Santorin, übers Paddeln. Stelios kommt aus Thessaloniki, Antonis aus Athen oder vielmehr Evia, nur Kostas ist von hier aus Perissa. Ich frage gleich noch, wo heute am Tag der heiligen Irini, Namensgeberin von Santorini (= Sant Irini) denn gefeiert würde. Auf Thirassia (da war ich vorgestern, aber da waren keine Vorbereitungen zu beobachten), und es gäbe eine kleine Kapelle in Perissa, aber die wäre zerstört. Mhh, müssen die Einwohner von Thira nach Thirassia um die Namensgeberin ihrer Insel zu feiern? Bißchen unwürdig für die Hauptinsulaner. Bei der Rückfahrt bei Megalochori werde ich noch eine fähnchengeschmückte Kirche sehen.

Zurück zum Paddeln. Das hat echt Spaß gemacht. Trotz des Kentern. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Antonis und Stelios, wünsche einen guten Sommer (gibt es eigentlich einen Paddlergruß? Mast- und Schotbruch ja wohl kaum, mangels beidem), bezahle die achtzig Euro für meinen Kurs bei Kostas ehe er mich wieder zurück nach Fira bringt.

Efcharisto poli!

 

Jetzt brauch ich erst mal eine Pause zur Regeneration.

Später noch etwas Fira.

Und nach der Paddeltour an der Südküste war ich am Mittwoch wieder per pedes unterwegs.