Zwei Tage bis Amorgos

Es ist ziemlich genau zwanzig Jahre her, dass ich die Insel Amorgos das erste Mal betreten habe. Genauer: am 14. September 1994. Danach hat es mich noch sechs weitere Male dorthin gezogen, zuletzt vor fünf Jahren. Eigentlich hab ich ja keine Lieblingsinseln, aber Amorgos gehört doch dazu. :-)

Es war also mal wieder dringend Zeit, und auch wenn ich diesen Herbst nur zwölf Tage Urlaub einschieben konnte, so sollten doch drei davon für Amorgos abfallen. Und sechs für Naxos, das ja immer zu kurz kam.

 

Die kurzfristig gebuchte Anreise mit AirBerlin nach Thessaloniki und Aegean Airlines nach Athen dauert fast einen Tag, und als wir im Hotel „Anita/Argo“ einbuchen ist die Sonne schon untergegangen.

Noch nach Athen rein? Puh, muss nicht sein. Wir bekommen von der Dame an der Rezeption den Tipp auf das Lokal „Rakadiko“, nicht weit entfernt, und nachdem wir am Hafen die Tickets für die „Blue Star Delos“ gekauft haben (33,50 pro Person bis Naxos) kehren wir dort ein. Nettes Lokal in einem schirmüberdachten Innenhof (die Schirme müssen im Trend sein, sehen wir später auch auf Naxos. Rettungsschirme?) Wir haben nur Lust auf ein paar Kleinigkeiten nach der tagfüllenden Herumhockerei: Oliven in Tomatensauce geschmort, pikante Graviera-Taler, gepökeltes Fleisch mit Pilzen – alles meilenweit entfernt von der gängigen Souvlaki-Gyros-Küche, und sehr, sehr lecker. Dazu ein guter offener Wein, und zur Verdauung einen Raki. Kann man empfehlen!

 

Am Morgen dann früh aufstehen: es steht uns eine längere Schiffsfahrt bevor. Nein, nicht eine, gleich zwei: Mit der „Blue Star Delos“ nach Naxos, knapp fünfeinhalb Stunden. Von dort mit der „Express Skopelitis“ nach Egiali, die lange Tour via Donoussa. Nochmals fünf Stunden. Intime Leser dieses Website werden jetzt sagen: Egiali? Was ist denn mit Katharina los, was will die denn in Egiali? Die schwört doch immer nach Katapola. Stimmt, und Theo hat dann auch gleich gefragt ob das mein Ernst sei, ich würde doch nicht in dem „synthetischen Aegiali“ wohnen wollen?

Nein, will ich natürlich nicht.

Aber darüber, in La(n)gada. Es gibt da nämlich ein paar Gipfelziele, für die der Standort Ost einfach günstiger ist, und das Dorf fand ich beim letzten Besuch echt nett. Amorgos und nicht Katapola? Wenn ich das mal nicht bereue…

Unsere Premierenfahrt mit der „Blue Star Delos“ verläuft bei bestem Wetter reibungslos, es gibt Sonne und Aussichten auf Aegina, Agios Georgios (die Straßen für den geplanten Windpark sind zu sehen), Kythnos, Piperi (die Haifischflosse), Serifos und Paros.

In Naxos verlassen wir in einem Riesenpulk von Mitreisenden das Schiff, eine gute Stunde haben wir Zeit bis zur Weiterreise. Diese Stunde genügt um uns den Eindruck zu vermitteln, dass von Nachsaison (es ist der 20. September) hier nichts zu spüren ist. Mhhh, und ich hab das Hotel „Anixis“ oben in der Altstadt ab Mittwoch schon gebucht – diese verlockende Vorbucherei via Internet, sollte man überhaupt lassen und sich stärker treiben lassen. Ging früher doch auch ohne. Aber wenn man ins „Anixis“ will, muss man schon vorher buchen, sonst kriegt man kein Zimmer mehr.

Und auf Amorgos hab ich es auch getan, und ein Doppelzimmer in den „Amaranto Rooms“ gebucht - wir kommen abends an, und auf Zimmersuche im Dunkeln in Langada bin ich nicht wirklich scharf. Viele Quartiere gibt es dort eh nicht (ein Pluspunkt), und alles in zivilen Preisklassen (noch ein Pluspunkt). Die Bewertungen im Internet waren sehr gut, und der Preis von 28 Euro für das Doppelzimmer auch. Mit Meer-und-Panorama-Blick, hatte Thanasis, der Vermieter versprochen, und dass er uns abholt. Uns, das sind auch in diesem Urlaub, und trotz ursprünglich anderer Ansagen ihrerseits, meine Mutter und ich. Sie kann das Inselhüpfen halt doch noch nicht lassen. :-)

 

Die „Skopi“ ist auch ganz schön voll, kein Platz auf dem Sonnendeck (unsere heutige Sonnendosis haben wir eh schon auf der Blue Star geholt). Im Salon ist es zu warm und zu schlechte Luft, auf dem Zwischendeck kriegen wir noch einen schattigen Sitzplatz an der Reling. Der junge und etwas überfordert wirkende Steward verneint meine Anfrage nach Skopelitis-T-Shirts: „finished for ever“. Och nee! :-(

 

Die Tour über Iraklia, Schinoussa und Koufonissi kennen wir schon zu Genüge. Auf Kou wird es leerer, die meisten wollen hier runter. Weiterfahrt entlang der gut gefüllten Strände – Panagia mou, da scheint am Touristenboom für Griechenland dieses Jahr ja wirklich was dran zu sein! Ab hier schaukelt das Schiff dann ordentlich, bei Windstärke fünf bis sechs ist die Passage nach Donoussa nur begrenzt vergnügungssteuerpflichtig. Es gischtet, wir werden nass und suchen ein halbwegs spritzwassergeschütztes Plätzchen weiter in der Mitte, wo es Platz gibt, denn die britische Reisegruppe ist runter in den Salon. Eine Frau übergibt sich still an der Reling. Ich hab noch Reisekaugummis, die machen aber so ein taubes Mundgefühl, auch nicht schön.

Ab Donoussa (Winken in die Webcam auf dem „Iliovasilema“) wird es besser, und im schönen Sonnenuntergang (na, kurz danach, die Skopi hat etwas Verspätung) fahren wir in Egiali ein.

Wieder finden wir uns in einer großen Gruppe Mitreisender mit gleichem Ziel als wir das Schiff verlassen. Thanasis, unser Vermieter, ein junger Mann mit mäßigem Mitteilungsbedürfnis steht ganz hinten mit seinem Schild, er lädt nur uns samt unseren Sachen in seinen Kleinbus ein und braust in der Nachtschwärze bergwärts.


Zwei Haarnadelkurven später stehen wir auf dem Parkplatz von Langada, und Thanasis steuert mit dem Gepäck der Mutter im Schlepptau (erst trägt er es noch, aber ist schon schwer ;-) ) weiter bergwärts über ein paar Stufen. Und dann zeigt er uns unser Zimmer, und auch wenn es schon dunkel ist, kann man ahnen, dass die Aussicht vom großen Balkon atemberaubend ist, denn „Amaranto“ liegt oberhalb des Ortes.

Das Zimmer ist ausreichend geräumig und praktisch-hübsch eingerichtet. Und, wie wir die nächsten Tage merken werden: es funktioniert einfach alles, vom heißen Wasser bis zum Duschvorhang, und der Abfluss im Bad ist an der tiefsten Stelle, die Seife in der Dusche macht sich nicht selbständig, der Wasserkocher ist gepflegt, die Betten solide, die Lampen funktionieren alle. Es gibt einfach nichts zu meckern (mhh, ein paar Sonnenliegen auf dem Balkon wären schön… :-) ). Und mit dem Wifi, das wollte auch erst nicht in unserer Wohnung, später dann doch. Kein Drama.

Thanasis erklärt auch gleich, dass er morgen die Weintrauben von seinem Weinberg stampfen muss und deshalb die Zimmer nicht richten kann. Muss er aber eh nicht, wir sind ja gerade erst eingezogen.

Und danach hören wir nur noch Nachtgeräusche und Eselsgeschrei (und was für welches! Wer kam nur auf die Idee, das mit I-A zu benennen? Ist doch viel virtuoser). Nachdem wir uns schnell eingerichtet haben wollen wir noch etwas essen. Oben an der kleinen Platia unweit der Bushaltestelle müsste es eine oder zwei Tavernen geben, und im unteren Ortsteil natürlich „Nikos“, in dessen Hotel „Pagali“ ich auch angefragt hatte: 45 Euro das Doppelzimmer, fünf Euro Rabatt bei Barzahlung. Mhh. Quittung gibt es dann wohl keine. Aber auch bei Thanasis nicht. Ich habe dann doch lieber die andere Unterkunft gewählt, aber gegessen hatte ich bei „Nikos“ in der Vergangenheit immer gut.

 

Es ist Samstagabend, und die beiden Lokale „Loza“ und „Machos“ an der Platia sind gut besucht. Gegenüber hat es den Mini-Markt „Mpempis“, da kriegen wir auch alles was wir brauchen. Nur kein Brot fürs Frühstück.

Wir gehen aber abwärts, vorbei an der Bar „Pergalidi“, der Kirche, dem Lokal „Loudaros“, schön unter einem weinberankten Pergola gelegen, und einer weiteren Taverne in einer Seitengasse namens „Loukaki“. Eine Bouitque mit ein paar Souvenirs gibt es auch. Na, und ich hatte Sorgen gehabt, dass hier vieles schon geschlossen haben könnte!

Schließlich landen wir ganz unten, bei „Nikos“, der natürlich auch noch geöffnet hat, und setzen uns auf die schöne verschachtelte und beschattete Terrasse.

 

Die Fava als Vorspeise muss einfach sein, auch die Mutter hat die Überdosis vom Frühjahr auf Karpathos inzwischen verdaut. Danach zwei Mal Hühnchen mit irgendeiner Kruste, superlecker! Einen Rakomelo gibt es auch immer noch aufs Haus, mit Wein und Brot liegen wir kostenmäßig noch unter dreißig Euro. Wir sind rundum zufrieden mit der Welt und Amorgos.

 

Morgen werden wir uns das dann mal im Hellen angucken.