Nach Diafani

Von Kasos

 

In Pigadia vergrößert sich unsere Verspätung. Wir werden wohl doch im Dunkeln in Diafani ankommen? Eine Vorstellung, die uns nicht so recht behagt.

Grund sind nach wie vor die endlosen Ladezeiten bei mal gerade 3 Zugmaschinen vor Ort. Über eine Stunde sehen wir uns das Ent- und Beladen an, und entdecken alte Bekannte: die Mekkapilger kommen an Bord (mit mehreren „Dienern“ oder Verwandten, die das Gepäck tragen, aber auf Karpathos bleiben), und der einzelreisende Deutsche, den wir schon auf der Fahrt von Kreta getroffen haben, er hat wohl schon genug von Karpathos. Dafür verlassen einige Radwanderer die Fähre, mutig, mutig!

 

Ein Krankenwagen wartet geduldig, soll eine Patientin an Bord bringen. Als der ganze Hafenbereich mit Sattelzugaufliegern zugestellt ist und das Beladen dem Ende entgegen geht, fährt der Krankenwagen schnell noch einmal weg, mit Patientin, die vielleicht noch einmal schnell auf die Toilette muss. Großes Palaver mit der Begleitperson, dann kommt der Krankenwagen zurück, fährt auf das Schiff und wenige später leer wieder hinunter – pame! Endlich.

 

Die Scheichs, nein: die Mekkapilger setzen sich in die Bank vor uns. Hübscher Anblick, ich klaue mir ein Foto, das hier zu veröffentlichen leider der Anstand verbietet. Wir fragen uns immer noch, wo sie herkommen oder hinwollen.

Nun an Karpathos’ Küste entlang, die Sonne schaut gerade noch über die Bergrücken, geht unter, kommt wieder, verschwindet endgültig. Schemenhaft können wir noch Spoa erkennen, dann wird es duster. Bis die Lichter von Diafani in Sicht kommen, nichts wie hinunter zur Gepäckausgabe. Dort möchte man den Gepäckschein, wir haben aber keinen bekommen, kriegen die Trolleys auch so, mit Kreide markiert, die ich dann auch prompt an der Hose habe.

 

Mehr Leute als vermutet verlassen die Fähre, Zimmervermieter Fehlanzeige. Da steht der Bus von Nikos, aber der ist beschäftigt. Etwas weiter der von Balaskas, der uns auch anspricht, aber da möchten wir nicht hin, dessen Hotel liegt so weit hinten im Tal, wir möchten aber gerne Meerblick. So geht es mit Gepäck den langen Anleger entlang. Balaskas probiert es noch einmal, wir lehnen erneut ab. Dann kommt Nikos (Orfanós, berühmt aus dem MM-Reiseführer sowie Funk und Fernsehen) in seinem Bus, die Begleiterinnen, die etwas weiter hinten sind, stoppen ihn (und rufen mir laut „Katharina“! „Katharina“ ist einfach ein klasse Namen für Griechenland, jeder Grieche kann ihn sich sofort merken): Ob er ein Zimmer hätte? Er hat, lädt das Gepäck und uns ein.

 

Das Hotel von Nikos liegt an der Straße etwas oberhalb des Ortes. Noch lieber wäre ich ja ins „Glaros“, wegen der Panoramaaussicht über den Ort, aber der Fußmarsch dorthin ist dann schon wieder schweißtreibend weit und hoch, und von den Studios war sowieso niemand da, wer weiß ob sie schon geöffnet haben.

 

In Nikos’ Hotel gibt es ein Problem: er hat das ganze Hotel voll belegt, nur noch ein Zimmer frei. Die Dritte von uns soll im Nachbarhaus schlafen, für zwei Nächte, dann wird wieder was frei. Lange Gesichter auf unserer Seite – das gefällt uns nicht. Nun, wie steht im Reiseführer: Nikos macht alles möglich. Es ist noch Platz da für ein drittes Bett, im Nachbarzimmer ist sowieso eines (sogar zwei) zuviel, schnell wird es abgebaut und bei uns wieder aufgebaut. Keine große Aktion, das Bett ist ein Bausatz, kein Rost, nur ein paar grobe Holzlatten auf dem Rahmen, die Matratze drauf. 40 Euro bezahlen wir zu dritt pro Nacht, Frühstück inklusive – die Übernachtungspreise in Karpathos’ Norden sind sehr zivil!

Dann muss Nikos weg, „die Gruppe in Olymbos abholen“. Vorher empfiehlt er uns das Restaurant „Chrissi Akti“ – kein Wunder, es gehört seinem Bruder.

 

Da gehen wir nun hin, hungrig sind wir, es ist schon fast halb zehn Uhr.

Am ersten Tisch sitzt ein freundlich grinsender, blonder, bärtiger und etwas struppiger Mann – ein Deutscher, der auch bei Nikos wohnt und aus dessen Zimmer wir das Bett haben (wie wir aber erst später erfahren), am zweiten Tisch ein niederländisches Pärchen, am dritten ein weiteres Paar, der Mann sieht aus wie der Daimler-Chef Zetsche. Man läuft sich in den nächsten Tagen immer wieder über den Weg.

Wir bestellen Makkarounes, die nordkarpathiotische Spezialität: handgemachte Nudeln mit Käse und in Butter gerösteten Zwiebeln. Das Ganze ist vergleichbar mit den schwäbischen Kässpätzle. Lecker! Der Käse schmeckt nach Ziege, das doch etwas fette Ganze verlangt nach einem Rakí hinterher. Der kommt in der Karafaki und ist dann preislich schon deutlich teurer, wir sind noch die Dumpingpreise von Kasos gewöhnt.

Wenig später sinken wir ins Bett. So ein Tag nur Herumsitzen ist ganz schön anstrengend!

Fortsetzung hier

 

Im Mai 2008