Via Ierapetra nach Sitia

 

 

 

 

 

 

 

Stratakis' hier im "Βεγγέρα",

 

 

 

 

Es ist ein Uhr geworden, und so allmählich wäre es an der Zeit, etwas zu essen. Hier zwischen Koutsouras, Makrigialos und Analipsi müssten wir doch fündig werden, auch wenn es sich hauptsächlich um touristische Ortschaften handelt, die beinahe zusammengewachsen sind. Die Ouzeri in der Kurve in Koutsouras, die sieht offen aus. Natürlich versuchen wir unser Glück trotzdem weiter vorne, in Makrigialos, aber da haben wir kein Glück. Dafür staunen wir über vier Stand-up-Paddler, die im wilden Meer ihren Spaß haben. In Neopren-Anzüge gekleidet - das Meer ist bestimmt saukalt, so aufgewühlt. Bisher konnte ich dieses Freizeitvergnügen nur auf stillen Gewässern beobachten, es wäre mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass das Stehpaddeln mit Wind und Wellen erst richtig sportlich wird. Und beim herrschende Südwind muss man auch nicht befürchten bis vor Libyens Küsten abgetrieben zu werden.....

 

Wir drehen um, und kehren doch in der Ouzeri namens "O Sfakianos" in Koutsouras ein. Es sitzen einige Gäste hier, Einheimische und Fremde. Nebenan ist der Polizeiposten, der Polizist betrachtet das Lokal quasi als Außenstelle. Viel ist hier im Winter sicher nicht los. Und sonst?

Wir bestellen Loukanika mit Pommes, und Maroulisalat, bekommen die obligatorische Zugabe Mandarinen, und warten dann ab, bis der plötzliche, starke Gewitterguss draußen sich ausgeregnet hat. Tatsächlich wird es während des ganzen Urlaubes das einzige Mal sein, dass es tagsüber heftig regnet.

Die Weiterfahrt über Lithínes, Papagiannades und Pano Episkopi erfreut uns durch die grüne, olivenbaumträchtige und hüglige Landschaft. Ab Maronia wird es weniger einsam, dafür die Berge an den Seiten steiler. Windräder obenauf. Kurz darauf liegt schon Sitía mit seinen weißen Häusern vor uns. Gerade mal halb vier - da wären ein paar Kurven mehr schon drin gewesen. :-(

 

Wir wohnen nicht in der Stadt selbst, sondern ein gutes Stück außerhalb, in Petras, in den "Bayview Apartments" (44 Euro die Nacht). Der nächtlichen Ruhe wegen, und der Größe der Wohnung.

Leider hat Theo vergessen, die Vermieterin Stella wie versprochen über unsere voraussichtliche Ankunftszeit zu informieren. Und so stehen wir nun vor der verlassenen mehrstöckigen Häuseranlage und betrachten die Treppen, die hinauf führen. Dass es einige sein würden, war uns vorher klar: bei booking gibt es entsprechende Bemerkungen. Unklarheit herrscht aber vor allem darüber, ob diese Treppen ein Geländer haben, was Theo den Auf- und Abstieg deutlich erleichtern würde. Sieht eher nicht so aus....

 

Wie wir so verloren in der Nässe herumstehen - es hat auch hier stark geregnet - zeigt sich die Nachbarin hilfsbereit, Stella herbeizutelefonieren. Diese kommt kurz darauf mit einem jungen Mann, der unser Gepäck bis zum obersten Stockwerk hinaufschleppt. 71 Stufen wird Theo fluchend zählen, und ein Geländer gib es nur, wenn man die Mauereinfassung der Treppen wohlwollend als solches bezeichnet. Das wird zum Problem werden, und hätte ich bei der Buchung von Theos heftiger Treppenallergie (oder ist es schon ein Phobie?) gewusst, hätte ich auf jedem Fall ein anderes Quartier gewählt. Das Hotel "Apollon" (fand Theo zu klein) oder die "Villa Ekavi" (fand ich zu abseits, und die Badfliesen albtraumhaft) wären bezahlbare Alternativen gewesen. Hinterher ist man klüger.

 

An der 75 m² großen Wohnung mit zwei großen Schlafzimmern an sich ist aber wenig auszusetzen. Wenn man davon absieht, dass das eine Schlafzimmer (als Kinderzimmer gedacht) keine Klimaanlage und damit jetzt keine Heizung hat. Stella wird einen elektrischen Heizofen bringen (entliehen beim Opa, der nun die nächsten Tage frieren muss) um Abhilfe zu schaffen. Die Netzüberlastung wird regelmäßig dazu führen, dass die Sicherung herausfliegt. Spätestens wenn der Heißwasserkocher parallel betrieben wird. Kein wirkliches Problem. Und das Wlan nimmt sich tagsüber gerne mal frei, Stella möchte den Netzanbieter deshalb wechseln.

 

Dafür haben wir vom Balkon aus einen tollen Blick über die Bucht von Sitia und den Ort selbst mit dem Flughafen dahinter. Man könnte in zwanzig Minuten nach Sitia hineingehen, muss allerdings auf der (wenig befahrenen) Straße samt Baustelle gehen. Oder auf dem Strand. Mal sehen.

Am Abend machen wir uns mit dem Mietwagen auf zum Einkaufen und dem Erkunden der gastronomischen Szene in Sitia. Es gibt einen Ariadni-Supermarkt an der Straße in den Ort hinein, und mit dem Parken ist es auch kein Problem wenn man sich nicht von markierten Radwegen (auf denen jetzt keine Radler unterwegs sind) oder Taxistellplätzen (auf denen jetzt keine Taxis stehen) abschrecken lässt.

 

An der südöstlichen Paralia gibt es neben einem Musikclub (Programm am Freitag und Samstag) drei offene Restaurants: das "Kritiko Spiti", "Giorgio" und das "Fengaropsaro". Mehr los ist weiter nördlich, aber das werden wir erst später sehen. Die Lokale entlang der Paralia haben fast alle riesige, in der Saison seitlich zu öffnende Speiseräume jenseits der Uferstraße während die Küche in den gemauerten Häusern ist. Nur der "Mondfisch" hat bloß ein kleines, jetzt noch geschlossenes Speisepavillon, aber das Lokal sieht sympathisch aus und so kehren wir dort ein.

Ein Tisch nahe dem angeheizten Ofen ist von zwei Griechen besetzt, wir setzen uns daneben. Der freundliche Wirt offeriert uns auf Nachfrage Fischsuppe - perfekt, dazu noch eine Taramosalata vorab. Die safrangelbe Suppe mit einer ordentlichen Portion Fisch drin lässt keine Wünsche offen. Von der Seite sorgt der Ofen für ordentliche Wärme, und aus den Lautsprecherboxen kommt kretische Musik in gemäßigter Lautstärke. Ja, so kann man es aushalten. Das Essen schlägt mit gerade mal 28 Euro zu Buche, und natürlich gibt es einen Raki und Nachtisch aufs Haus.

Danach drehen wir noch eine Runde entlang der abendlichen Paralia. Obwohl Sitia kleiner ist als Agios Nikolaos, sind hier mehr Lokale offen als dort (dabei ist heute Montag), und die sind auch besser belegt. Es gibt zwei, drei touristisch aussehende Restaurants, mehrere Rakadika, ein paar Cafés und das Zaccharoplastio von "Mitsokakis" mit einer riesigen verlockenden Auswahl an Süßigkeiten. Und eine Handvoll Buden mit Überresten einer Weihnachtsdeko stehen auf dem Platz am Ufer. Ein Weihnachtsmarkt? Leider ist am nächsten Tag alles weg, so haben wir keine Gelegenheit, uns das bei Tag anzusehen.

 

Jetzt braucht morgen nur das Wetter etwas besser werden. Da wollen wir an den Strand. Mit Palmen.