Wanderung nach Tholaria und Egiali

Am Donnerstag bietet das Wetter immer noch strahlende Sonne mit leichtem Wind. Wir möchten hinüber nach Tholária und hinab nach Egiali wandern. Den Weg sind wir schon öfters gewandert, er ist immer wieder schön. Noch dazu wo wir die Höhe in Langada schon haben und der Anstieg entfallen kann (weil wir den Bus nehmen werden um wieder in unser Quartier zurückzukehren)

Es gibt zahlreiche Wegvarianten hinüber auf die andere Talseite, wir wählen die Route über die Kirche Panagia Epanochoriani.

 

Es geht den breiten Stufenweg nach Osten aus dem Ort hinaus, den ich gestern herabgekommen bin. Wieder begegnen uns zwei Männer auf Eseln. Nach knapp zehn Minuten biegt dann dieser Weg nach links ab, da sieht man die Kirchen schon lange liegen.

Weitere zehn Minuten später erreichen wir die weiße Kreuzkuppelkapelle, die quasi als Wächter vor der Hauptkirche liegt. Sie ist offen (leider weiß ich trotzdem nicht welchem/r Heiligen sie geweiht ist. Taxiarchis?), Zeit für eine Kerze. Und eine Katze möchte auch gerne herein.

Auch die Hauptkirche Panagia Epanochoriani ist offen, beziehungsweise der Schlüssel steckt. Eine sehr gepflegte Kirche, in der am 15. August ein großes Kirchenfest zu Ehren der Muttergottes gefeiert wird. Zahlreiche Tamata in einem Teller vor der Ikone zeugen von Wünschen an die Panagia, und deren Erfüllung. Um die Kirche ballen sich zahlreiche Gebäude und weitere Kapellen, alles überragt vom Bergzug des Krikelos und weiter im Westen der Machós mit den Windmühlen. Schön!

Aber am schönsten ist der Blick von der Terrasse mit Langada, Potamos und Nikouria. Amorgos hat so viele dieser magischen Orte, an denen man gerne verbleiben möchte.

Aber wenn wir noch nach Tholaria und Egiali möchten müssen wir irgendwann weiter. Vor der Kirche führt ein Stufenweg im rechten Winkel über die Hügel, hier sind wir richtig. Es hat hier Buschwerk und ein paar Bäume, auf einem Feld grasen Kühe. Und da liegt ein Eselsattel – dieser Olivenhain wird bewirtschaftet.

 

Ein Wanderpaar kommt uns entgegen, sie möchte zur Panagia Epanochoriani, er nicht. Doch, das lohnt sich, sage ich, und weit ist es auch nicht mehr. Allemal einen Umweg wert.

 

Plötzlich ist die Umgebung überraschend grün durch den Ginster, der hier wächst. Muss das im Mai und Juni schön blühen und duften!

Wir erreichen den Nordhang des Tales, nun liegt es wie eine breite flache Schüssel vor uns. Von hier aus könnte man über den Hügel mit dem Masten von oben her nach Tholaria wandern. Wir entscheiden uns aber für den unteren Weg, den wir von unserem Quartier so gut einsehen können. Sicher ein uralter Weg, und trotz der Sonneneinstrahlung gut zu gehen. Obwohl, etwas warm wird es jetzt zur Mittagszeit schon.

Von hinten kommt ein Eselszug. Zwei Grautiere, überbreit, mit Kisten beladen. Der Besitzer hinterher. Da muss man Platz machen, sonst bekommt man die Kiste voller Weintrauben in die Seite gerammt. Das ist auf dem schmalen Weg gar nicht so einfach. Ich lobe die schönen Trauben, und prompt bekommen wir zwei Hände voll davon geschenkt. Die sind für Wein bestimmt, und eigentlich schon zu reif zum Essen wie der Schenkende betont. Schmecken sehr süß. Hier kümmert man sich noch um seine Felder, auch wenn die Ausbeute keine großen Fässer füllen wird. Und natürlich bekommen wir wieder die Gastfreundschaft der Amorgioten demonstriert, die auch im Herbst noch keine Ermüdungserscheinungen zeigt. Ein paar Griechischkenntnisse sind da aber schon nützlich.

Gegen halb eins sind wir in Tholária. Das macht heute einen gepflegteren Eindruck als im Oktober 2004, und an der Platia bei der Hauptkirche befindet sich gleich eine ganze Ansammlung von Cafés und Tavernen. Trotzdem finden wir Langada einfach schöner und ursprünglicher, es ist bisher noch von den vielen Urlaubsdomizilen verschont, die hier den Ortsrand am Sattel zum Vigla säumen.


Wir entscheiden uns wegen der Stühle auf der Treppe für das hübsche „Kali Kardia“, das sich mit dem Wortungetüm „Kafeouzomezedopantopoleio“ schmückt, also neben Kaffee, Ouzo und Meze auch noch als Laden fungiert, in dem man vieles bekommt was man im Dorf so braucht..

Wir trinken ein Radler, und bekommen allmählich etwas Hunger. Ob es auch etwas zu essen gäbe, frage ich im Multifunktionsraum? Ja, gibt es, und so bestelle ich eine Fava. Als der Teller gebracht wird, sind wir zunächst perplex: die Fava präsentiert sich nicht warm und als Brei, sondern kalt, fest und in Streifen geschnitten. Gewöhnungsbedürftig, aber gut und erfrischend. Da fangen wir doch fast an zu frieren.

Die Badefreuden sind in diesem Urlaub bisher noch kurz gekommen. Deshalb peilen wir nun den Levressós-Strand oder den von Psili Ammos nordwestlich von Egiali an und gehen nicht auf einem Monopati, sondern auf der Straße abwärts, vorbei an einer großen Baustelle – hier entsteht eine Ferienanlage.

Verkehr hat es kaum, und ein Stück weiter können wir uns die große Anlage des „Aegialis Hotel & Spa“ von oben angucken, die allabendlich wie ein Ort zu uns heraufleuchtet. Soweit die abschirmenden Dächer und Zäune das zulassen. Ziemlich groß, ziemlich weitläufig, ziemlich verlassen. Aber es hat wohl schon noch Gäste. Das DZ laut Website ab 120 Euro inklusive Frühstück und Zugang zum „Lalon Indoor Spa“, was auch immer das ist.

 

Na, wir haben es lieber preiswerter, und nehmen das Outdoor Thalassa Spa. Das, beziehungsweise den Levressos-Strand, erreichen wir von der Kurve beim Spa-Hotel auf einer Zufahrtsstraße und einem Treppenweg durch eine Taverne. Inzwischen müssen wir dringend in den Schatten, die Sonne knallt herab. Der sandige Levressos-Strand ist liegenfrei, und Schatten gibt es unter einem niedrigen Tamasriskenhain am Rande. Es hat einige Leute dort, aber nicht so viele, dass wir nach Psili Ammos weitergehen (wo auch FKK möglich sein soll). Schön, dass die obligatorischen Enten auch noch da sind.

Das Meer hat immer noch angenehme 25 Grad. Das dürfte sich aber in den nächsten Tagen ändern: dann ist nämlich Sturm angesagt.

Auf einem schmalen Weg oberhalb der Küste wandern wir nach der Badesiesta hinüber nach Egiali. Schnabulieren noch ein Stück Galaktobureko zum Frappé in der Bäckerei dort, kaufen ein paar Amorgos-Mitbringsel im Amorgion-Shop. Schade, dass es hier zwar allerlei mehr oder weniger schöne T-Shirts, aber keines mit der „Skopelitis“ drauf gibt. Und der Marken-Rakomelo (auch „psimeni raki“) „Amorgion“ ist uns eh zu teuer, die preiswerte Plastikflasche ist auf Reisen außerdem praktischer als die langhalsige gläserne Edelvariante.

 

Am Anleger legt gerade die „Olympic“ in einer Rauchwolke ab. Das Schiff wird bei marinetraffic als „Waste Disposal Vessel“ geführt. Sprich: es dient der Müllentsorgung. Da fällt mir ein: ich kann mich gar nicht erinnern, auf Amorgos eine der obligatorischen Müllkippen gesehen zu haben. Aber die sind ja auch oft gut versteckt. Die Müllentsorgung bzw. die offene Deponierung ist nach wie vor ein ungelöstes Problem in Griechenland, trotz hoher Strafen.

Um halb sechs nehmen wir wieder den Bus hinauf nach Langada, wo sich wenig später der Sonnenuntergang mächtig ins Zeug legt, den von gestern zu übertreffen. Was ihm dank einiger Wolken in puncto Dramatik auch gelingt, und mir eine zweite wunderbare Fotoserie beschert.

Bevor wir zum Abendessen gehen, muss ich mit unserem Vermieter Thanasis noch etwas klären: Ab morgen soll das Wetter schlechter werden, oder vielmehr windiger. Ab Samstag ist sogar Sturm vorhergesagt. Und da bin ich auf eine Überfahrt mit der „Skopelitis“ - bei aller Liebe zu dem kleinen Schiff – nicht scharf. Noch dazu über Donoussa, und fünfeinhalb Stunden. Falls die dann überhaupt noch fährt.

Eine Alternative wäre die „Blue Star Naxos“, die am Samstag früh um sechs Uhr in drei Stunden nach Naxos fährt. Aber eben ab Katapola. Ob Thanasis uns dorthin bringt? Ist ja schon eine ganze Ecke, und dann noch so früh am Morgen... Kein Problem, bescheinigt uns Thanasis. Er muss eh den Onkel zur Blue Star bringen, der am Samstag wieder abreisen wird. Um fünf Uhr Abfahrt in Langada. Upps, da müssen wir früh aufstehen. Aber erst übermorgen.

Da denken wir jetzt einfach noch nicht dran, und gehen zum Abendessen ins „Machos“. Ob der bisherig üppigen Kalorienzufuhr heute genehmigen wir uns nur ein Dakos und Tomatenkeftedes. Beides sehr wohlschmeckend.

 

Das Lokal ist sehr gut belegt, Einheimische und Touristen, und man hat hier ja die Platia samt Mini-Markt im Blick. Das macht Spaß.

Bis Montag 29. September ist das Lokal noch geöffnet, entnehmen wir einem gerade aufgehängten Plakat. Dann findet die Saisonabschlussparty statt – Kehraus. Im Oktober wird es hier deutlich stiller. Und wie es in Langada und auf Amorgos im Dezember so ist, wird mir dann hoffentlich Thomas aus Berlin erzählen, der seinen geplanten Winteraufenthalt inzwischen in trockenen Tüchern hat. Da bin ich schon etwas neidisch. Aber ich plane auch eine Winterpremiere.

 

Zunächst sind wir aber noch auf dem wunderschönen Amorgos, und haben morgen unseren letzten Tag. Chora oder Panigiri, das ist dann die Frage.