Ostern auf Sifnos

 

Bevor ich im Mai 2005 einen Griechischkurs auf Sifnos begann, hatte ich Gelegenheit, das orthodoxe Osterfest dort zu erleben. Das war mein drittes Osterfest in Griechenland, das erste auf Sikinos war noch fremd und überraschend für mich gewesen, das zweite auf Paros richtig schön und bewegend. Und nun das dritte, auf Sifnos.
Den Karfreitagabend war ich noch in Athen und sah mir das Ende der großen Prozession an der Mitropolis-Kirche an – mit einem Grossaufgebot an bewaffneten Soldaten aller Sparten (besonders nett die Jungs in den Matrosenanzügen), Musikkapellen, Pfadfindern, Nonnen, Geistlichen, und und und. Alle im schwankenden Gleichschritt mit auf den Boden gerichteten Blicken, dazu Trauermusik, zogen sie durch die Strassen, begleiteten der Epitafios – so viel zur Schau gestellte Trauer hatte für mich schon wieder etwas Erheiterndes.

 

Am Karsamstag morgen sah ich auf einem Markt in Piräus die langen Reihen der geschlachtete Lämmer hängen, wie viel tausend da wohl dran glauben müssen?

Um die Mittagszeit kam unsere Fähre, die „Express Afrodite“ (zur Feier des Festes gab es eine neue griechische Fahne am Heck des Schiffes!) im Hafen von Kamares auf Sifnos an, sie war nicht sehr voll gewesen. Die meisten Osterreisenden hatten anscheinend die Schiffe am Vortag oder die früheren Schiffe am Samstag genommen, oder fuhren lediglich bis  Kithnos, wo etliche das Schiff verließen.

 

Den Auferstehungsgottesdienst wollte ich in Kamares miterleben, er würde gegen 23 Uhr in der kleinen Kirche an der Uferpromenade beginnen. Das Gebäude konnte die vielen Menschen natürlich nicht alle aufnehmen, so traf man sich davor, per Lautsprecher wurde die Liturgie der leider wenig stimmgewaltigen Sänger nach außen übertragen. Zu hören war aber wenig, da Knallfrösche und Kanonenschläge schon während der Messe für eine enorme Geräuschkulisse sorgten – zum Glück hatte ich Ohrstöpsel dabei! Da ging auch der Moment beinahe unter, in dem das Licht gelöscht wurde und kurz darauf „Christos anesti“ erschallte – denn nun wurde auf dem Strandstreifen, nur 10 Meter hinter uns, auch Dynamit gezündet! Die Druckwellen erschütterten mich, dazu das scharfe Geknalle von allen Seiten – dagegen war Sikinos vor Jahren Peanuts gewesen. Selbst Taube hatten so keine Möglichkeit, die Auferstehung Christi zu verpassen, und einige der Fische im Hafenbecken dürften die gelegentlich ins Wasser verirrten Sprengungen kaum überlebt haben. Es war ungeheuer LAUT! Auf der anderen Seite der Hafenbucht beim Hotel „Delfini“ gab es ein schönes Feuerwerk, das ich beinahe verpasste hätte in meiner Angst, einen verirrten Böller (oder mehr!) abzubekommen oder mein Trommelfell zu ruinieren. Dennoch durfte man natürlich bei dem ganzen Getöse nicht vergessen, die eigene Kerze an einer der anderen zu entzünden. Und musste nun aufpassen, dass sie nicht ausging – trotz einer Vorrichtung zum Schutz vor Wind, die ich mir aus eine leeren Wasserflasche gebastelt hatte (und die teilweise heftig anschmorte), gelang es mir wieder nicht, die Flamme bis zur Ferienwohnung zu bringen, das nächste Mal bringe ich mir eine Laterne mit!

Anschließend waren sämtliche Tavernen in Kamares bis auf den letzte Platz belegt. Bei der guten Sofia vom „Poseidonas“ ergatterte ich doch noch eine schmackhafte Majiritsa, die traditionelle Suppe zum Fastenbrechen aus Innereien, indem ich mich unter die Teilnehmer des ersten Sprachkurses von Dimitrios Mastoras schmuggelte, die mich freundlicherweise aufnahmen. Die Hintergrundmusik bildeten immer noch die Knallereien ringsum. Lang lange nach Mitternacht ging es heim ins Bett.

 

Am Ostersonntagvormittag stand dann der Gottesdienst im Kloster Vrissi bei Apollonia an, dabei wurde nach der Liturgie die Ikone in einer farbprächtigen Prozession vom Bürgermeister und mehreren Priestern (ob da anderswo auf der Insel noch welche waren?) und dem Abt drei Mal um die Klosterkirche getragen (natürlich begleitet von den unvermeidlichen Böllern), danach gab es einen Ouzo und eine Süßigkeit und zu guter Letzt mit dem Gruß „Christos anesti“ ein rotes Osterei aus der Hand des Abtes in der „guten Stube“ des Klosters.

Am Nachmittag aßen wir gebratenes Lamm – Dimitrios hatte es für den ersten Kurs besorgt, und wir waren netterweise eingeladen zum Schmaus, den die Kursteilnehmerinnen und die sehr netten Wirtsleute des Pension „Boufounis“, wo das Mahl stattfand, noch mit leckeren Salaten, Gemüse, Kartoffeln und natürlich Wein erweitert hatten. Vielen vielen Dank nochmals dafür! Ein unvergesslicher Tag auf Sifnos klang aus...