Thirassiá

Als ich mich kurz nach halb sieben am Morgen auf den Weg zum Busbahnhof mache, hängt Firostefani in dichtem Nebel. Die Igrassia wieder... Beim Bäcker hole ich mir ein Schokocroissant und eine Flasche kaltes Wasser, dann besteige ich um 6.50 Uhr den Bus nach Ía, der auch um diese Zeit schon gut belegt ist. Hungrig esse ich im Bus (ist eigentlich verboten) und lasse mich durch den Nebel in den Inselnorden kutschieren. Vorsichtshalber hole ich mir beim Bäcker direkt an der Bushaltestelle noch einen Käsekringel - wer weiß ob es auf Thirassia etwas zu essen gibt, und der Tag wird lang.

 

Dann wandere ich durch das morgendlich-stille Ía - die ersten Läden öffnen aber schon - hinab zum Ammoudi-Hafen auf der Inselaußenseite. Der Nebel hat sich gelichtet, nur die Berge hängen noch in Wolken.

Unten zieht das Fährschiff "Dionysios Solomos" Richtung Ios. In drei Tagen werde ich es nehmen.

 

Am schattigen Anleger im Ammoudi stehen einige junge Leute in blauen Shirts mit größeren Mengen Proviant. Weiter rechts ein paar Lieferwagen. Wollen die alle nach Thirassia? Nein, die Blaugewandeten steigen auf ein Schlauchboot - offenbar die Crew und Ausrüstung für einen der zahlreichen Inseltrips im Katamaran oder Segelboot.

Kurz vor acht Uhr kommt dann von Riva her ein Boot angetuckert. Es ist die "Thirassia II", die schnell anlegt und der ein paar Leute - Frauen, Kinder - entsteigen. Kisten kretischer Melonen, Gemüse, Kartoffeln und Zitrusfrüchte werden auf das Schiff verladen, ein Dutzend Männer, vor allem albanische Arbeiter, besteigen es ebenfalls, und außer mir noch eine Dreiergruppe deutsche Touristen. Wie in der morgendlichen Pendler-S-Bahn fallen nicht viele Worte, und während draußen lautlos das Kreuzfahrtschiff "Silver Whisper" Richtung alten Hafen zieht, legen wir ab. Schnell geht die Fahrt nach Thirassia hinüber, zweieinhalb Kilometer sind es nach Riva, sie werden in zehn Minuten bewältigt. Einen Euro bezahlen wir Touristen für die Überfahrt, die Einheimischen und Arbeiter setzen gratis über.

 

In Riva, am flachen nördlichen Ende von Thirassia, verlasse ich das Boot, das weiter nach Korfos (Ormos Korfou) fährt. Dieser Ort liegt in der Caldera von Thirassia und wird vor allem von Ausflugsbooten angesteuert. So besteht er eigentlich nur aus Tavernen, Cafés und Souvenirläden. Und damit diese öffnen können, gehen zwei Dutzend Menschen an Bord der "Thirassia II" auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz. Sie könnten natürlich auch den Treppenweg hinab, der den Inselhauptort Manolás mit Korfos verbindet, ziehen aber die bequeme Variante mit dem Auto oder Bus und dem Boot vor.

 

Thirassía (oder auch Thirassiá) ist knapp zehn Quadratkilometer groß und hat laut Census 2011 dreihundertzwanzig Einwohner. Die Hälfte davon wohnt in Manolas, der Rest verteilt sich auf den Weiler Potamos, den Hafen Riva (auch Agia Irini), Korfos und ein paar Höfe.

 

Und an diesem Ende der bewohnten Santoriniwelt stehe ich nun und gucke dem abfahrenden Boot hinterher. Zwei Pickups mit papamobilähnlichen Glasaufbauten stehen da, und ein kleiner Inselbus fährt auf der einzigen Straße vorbei an der Agia-Irini-Kapelle und Hauptort. Nein, die Kapelle ist noch nicht mit Fähnchen geschmückt zum Namenstag übermorgen.

Ratzfatz kehrt wieder Stille ein in Riva, die Arbeiter sind entlang des Strandes verschwunden, von wo wenig später die Geräusche von Schleifgeräten herüberdringen. Da sitze ich aber schon in der Taverne "Aggistri" beim Nescafé, Blick auf zwei spielenden Hunde und die verwaisten Sonnenschirme und -liegen am mäßigen Strand. Nein, Badesachen habe ich heute nicht dabei. Aber Wanderstock und Landkarte.

Der Wirt bereitet für den Mittag Pastizio zu. Ob ich nicht zum Essen kommen möchte? Sieht gut aus,  aber eigentlich habe ich andere Pläne.

 

Gestärkt durch den Kaffee gehe ich den Strand mit dümpelnden Bötchen entlang, biege auf einer Piste ins Inselinnere ab und suche den Fußweg hinauf nach Peristeries. Ich finde ihn auch, aber er ist hüfthoch zugewachsen, so dass ich doch lieber die Straße nehme, die etwas weiter südlich verläuft.

Trotz der morgendlichen Kühle wird mir ob der konstanten Steigung und meines zügigen Gehtempos schnell warm. Es geht vorbei an blühenden Margeriten, Terrassenmauern, Weinbergen, Getreidefeldern, geparkten Eseln, Pferden und Mischwesen. Der Wind ist stärker geworden, er bläst von Norden und zerzaust die kleinen Olivenbäume.

 

Einmal überholt mich ein Moped, aber das war es dann auch schon mit dem Verkehr. Ich muss an den Film "Kleine Verbrechen" (2008) denken, der hier gedreht wurde und vom Leben des jungen und ehrgeizigen Inselpolizisten Leonias erzählt, der sich an den spärlichen Verkehrssündern auf dem ruhigen Eiland abarbeitet bis einiges Tage plötzlich eine Leiche gefunden wird und die Fernsehmoderatorin Angeliki in sein Leben tritt.

Sollte ich mir unbedingt mal wieder angucken.

Zwei Kilometer sind es vom Hafen bis zur Kante der Caldera nördlich von Manolas, von wo aus man auf den noch unbelebten Anleger von Korfos hinabsieht. Eine Dreiviertelstunde habe ich gebraucht. Entlang der Caldera geht es in wenigen Minuten nach Norden zum Aussichtspunkt von Kommates, ca. 180 Meter über dem Meer. Und hier hat man dann diese genial Aussicht hinüber zur Hauptinsel Thira mit dem Dorf Ía, das wie Schnee auf den dunkeln Hängen liegt. So nah, und doch so fern, so anders.

 

Rechts die Steilküste der Caldera von Thirassia mit dem Gegenstück, den Dorf Manolas darauf. Gar nicht so klein. Oder täuscht das, wie so oft in der griechischen Inselwelt? Scheinkirchen, Scheinbäume, die doch nur Kapellen und Büsche sind.

Die Aussicht ist so atemberaubend, dass ich mich erst mal setzen muss und einfach genießen. Vom Wind durchgeweht. Mist, ich hab meine nachttaunasse Wäsche draußen hängen lassen, hoffentlich ist sie noch da! Eine SMS an meine Gastgeberin Efi mit der Bitte, die Wäsche zu bergen.

 

Und nun wieder volle Konzentration auf das einzigartige Panorama. Vor Fira liegen schon drei große Kreuzfahrtschiffe, da wird es heute voll. Links sehe ich Riva, rechts Manolas am oberen Ende des Zickzackweges, dahinter einige Gipfel und ganz hinten blitzt etwas weiß auf dem letzten Calderausläufer. Das Kloster Kimisi tou Theotokou. Ob ich bis an die Südspitze dorthin wandern soll? Ach, da mache ich mir später Gedanken drum. Es ist erst zehn Uhr, ich habe noch sieben Stunden Zeit auf Thirassia. Genieße einfach. Gucke. Und fotografiere.

Es ist schon fast elf Uhr als ich nach Manolas wandere.

Das Dorf macht einen desolaten und unbelebten Zustand. Die 160 Einwohner verstecken sich, oder arbeiten gerade alle unten in Korfos. Ich begegnet nur den drei Touristen, die mit mir mit dem Boot von Ía herüber- und nach Korfos weitergefahren sind und hier nun an der Caldera entlangwandern.

 

Eine Taverne mit dem ungewöhnlichen Namen "Different" am Ortseingang ist verwaist, der Wind sorgt für das einzige belebende Element. Weiter unten, am Treppenweg, gibt es das "Panorama", da werde ich nachher mal vorbeisehen. Jetzt hab ich eigentlich nur Durst auf etwas außer dem inzwischen lauwarmen Wasser in meinem Rucksack.

 

Glücklicherweise ist ein Mini-Markt ausgeschildert, und der ist auch offen. Ich überlege, ob die Tiefkühltruhe mit dem Eis, die vor der Türe steht, diejenige ist, die eine Rolle in "Kleine Verbrechen" gespielt hat... Könnte schon passen.

Nachdem ich eine Dose kaltes Cola und ein Flasche gekühltes Wasser gekauft habe, suche ich einen windgeschützten Platz zum Verzehr. Finde das Gymnasio, vor dem ein Esel geparkt ist. Kommt der Lehrer hier mit dem Vierbeiner, oder einer der Schüler? Aber immerhin gibt es eine Sekundarschule auf Thirassia. Für einen höheren Schulabschluss müssen die Kinder die Insel aber verlassen.

Im Gegensatz zu Thira setzt man auf Thirassia auch auf braun als Farbe zur Kirchendekoration. Blau und braun. Und es ist ja auch durchaus aufgeräumt und gepflegt im Ort. Wenn es nicht so verlassen wäre. Traurig.

 

Ich wandere nach Süden auf Manolas heraus und erreiche, vorbei an der einzigen Inselpension "Zacharo" , die Kirche des Agios Charalambos, die erhöht am Hügelrand über Manolas liegt. Weiß-braun-blau, und doppelt griechisch beflaggt. Sehr gepflegt. Und abgeschlossen. Auch auf Thirassia hab ich kein Glück mit den Kirchen. Dabei verirrt sich hier bestimmt kein Dieb her. Umwandere ich eben das Gebäude, bewundere den Friedhof mit einer kleine Kapelle als Grabstein, daneben ein leerer Schacht. Und natürlich die Sicht auf Thirassia und Thira sowie auf die flache Westseite, die sich durch wenig besonderes hervortut, aber einigermaßen grün aussieht.

Handyempfang hab ich übrigens keinen, und als ich mit dem Mobilgerät in der Luft herumfuchtle, fällt mir wieder "Kleine Verbrechen" ein. Nicht abstürzen! Das Grab wäre schon bereit...

Immer noch genug Zeit, also weiter bis zum Profitis Ilias. Das ist hier nicht der höchste Inselberg: das ist der Vigla mit 295 Metern, an dessen Hang die Charalambos-Kirche liegt und den ich nun umwandere. Die Landschaft ist baumlos, Erosionstäler erstrecken sich ins Flache, mäßig grünes Gebüsch, unterbrochen durch Flecken terrassierter Weinfelder und die Spitzen aggressiv in die Höhe reckende Agaven. Rechts die Kirche Agia Kyriaki.

 

Ich suche mich auf einem gelegentlich verschwindenden Feldweg auf der Abkürzung zur Kapelle des Propheten durch. Bißchen zerkratzte Beine müssen ja schon sein. Eine weißgestrichene Treppe führt mich die letzten Meter durch das Bogentor hinauf. Voll hübsch! Eine Dublette der Charalambos-Kapelle was Dekor und Verschlossenheit der Türe betrifft. Nur ohne Gräber. Aber dafür hat man von der Terrasse einen wunderbaren Blick auf die Caldera. Nun, weiter südlich, näher an den vulkanischen Kameni-Inseln, und näher an den drei Kreuzfahrtpötten, die vor Fira liegen.

Eine SMS nach Köln muss nun natürlich sein.

 

Und wie ein Nest auf der Calderakante liegt im Süden das Kloster Kimisi Theotokou. Das ist von hier nur noch ein Katzensprung. Klar, das nehme ich auch noch mit. Betrachte aber zuerst den Fährverkehr: Der große Naxosjet-Katamaran flitzt an der Westseite vorbei, der kleine "Superjet" nimmt die Route durch die Caldera und wenig später zeichnen die beiden ein grafisches Muster aufs Meer um Palea Kameni.

So nah, und doch so fern. Das gefällt mir hier.

Beim Abstieg sehe ich auf der Piste unten zwei Fußgänger wandern. Ich bin also doch nicht alleine hier am verlassenen Ende Santorinis. (Das Archipel Santorini besteht aus fünf Inseln: Thira, Thirassia, Palea und Nea Kameni und Aspronisi (Moussaka island sagte Antonis.)

 

Ich passiere die verlassenen Siedlung Kerá, die sich zwischen Kakteenfelder und erodierten Schwarz-Weiß-Felsen (Tuff mit Lava-Einsprengseln) verliert. Eine abweisende Landschaft, und trotzdem schön mit den von der Natur gestalteten Felsblöcken.

 

Die Wetterstimmung hat sich plötzlich geändert. Der südliche Himmel hat sich gewittrig-violett eingegraut, liegt drückend da. Ein Gewitter hier wo es kaum Schutzmöglichkeiten gibt, das wäre nicht schön. Soll ich umkehren? Nein, es sind ja nur noch ein paar Meter bis zur Kirche.

Ich beschleunige und klettere die verfallenen Lavastufen zum Klostergebäude der Kimisi Theotokou hinauf. Natürlich ist diese auch geschlossen, ebenso wie die zahlreichen Nebengebäude. Das braun-weiße Muster wird hier noch mit einem hellgelb Glockenturm ergänzt, das Portal von zwei Reliefsäulen eingefasst. Thirassia-Style.

 

Vom weiten Klosterhof - das Kloster ist natürlich längst nicht mehr bewirtschaftet - hat man keine Aussicht, und so klettere ich auf die Plattform hinter der Anlage, von wo aus man die südliche Caldera überblickt, und auch die Steilküste von Thirassia entlang. Das Kreuzfahrtschiff "Celebrity Reflection" (3.000 Passagiere auf 13 Passagierdecks, 1.250 Mann Besatzung) sucht heute Santorin heim. Die beiden Celestyal-Kreuzfahrer sehen direkt klein aus dagegen, und die "Silver Whisper" schon wie eine große Yacht. Kann mir egal sein, denke ich, und irre mich.

Wegen des drohenden Himmels mache ich mich schnell auf den Rückweg. Natürlich gibt es kein Gewitter, ich habe mich völlig unnötig ins Bockshorn jagen lassen. Schaffe den Rückweg bis Manolas aber in rekordverdächtigen vierzig Minuten, Fotostopp an der merkwürdigen Serpentinenstrecke vor Kera inklusive. Warum wurde diese so aufwendig angelegt?

 

Zwei Uhr mittags ist es inzwischen, und ich hab Hunger. Vor dem Restaurant "Panorama" preist der Wirt Gegrilltes an, und die Tagesausflügler, die den Treppenweg von Korfos hinauf nach Manolas nicht gescheut haben - vier große Ausflugsschiffe zähle ich unten - nehmen sein Angebot dankbar an:  die Terrasse ist gut belegt. Vor dem hier besonders stark wehenden Wind schützt eine durchsichtige Plane. Ich bestelle Fava und Weißwein, das Ganze dauert ziemlich lange, aber der Gästeansturm ist auch groß.

Und ich hab ja Zeit.

Wobei mir plötzlich einfällt, dass bei den heftigen Winden womöglich das Fährboot ausfallen könnte. Man hat ja so seine Erfahrungen gemacht. Dann wäre es natürlich gut, mit einem der Ausflugsboote mitfahren zu können.

Und so wandere ich schon nach drei Uhr den Treppenweg hinab nach Korfos, um dort die Lage zu peilen. Nein, hier unten ist es nicht so windig, und die "Thirassia II" liegt an einer Boje, lässt den Ausflugschiffen - vor allem Zweimaster - den Platz an Anleger.

 

Diese verlassen im Viertelstundenrhythmus den Anleger, das letzte legt um vier Uhr ab während ich auf einer Betonplatte am Ufer ein Mittagsschläfchen in der Sonne mache. Am Rande des Hafens liegt übrigens die "Nissos Thirassia", das große Fährschiff nach Thira, das auch Autos mitnehmen kann und in "Kleine Verbrechen" mitspielte. Und die kleine "Chania I", mit der wir vor ein paar Jahren nach Kalamos unterwegs waren, und die jetzt dreimal pro Woche Thira und Thirassia mit Anafi verbindet (fahren würde ich da nur bei Windstille).

Kaum ist das letzte Ausflugsschiff weg, kommt Bewegung in die Läden und Lokale an der Ufermeile. Ich hab sie mir nicht genauer angeguckt - es ist diese überall gleiche Tagesausflugsmischung an Souvenirs, Essen und Getränken für Leute, die vermutlich sowieso nie wiederkommen. Weniger für Einheimischen oder Stammgäste. Und so wird jetzt überall eingepackt, verrammelt, der Laden dicht gemacht.

Bei "Captain John" bekomme ich aber immerhin noch einen Elleniko (für 2,50 - nicht gerade ein Sonderangebot, und ein Wasser dazu fehlt auch), ehe auch dort die Bude dicht gemacht wird. Immerhin: die Tische bleiben eingedeckt, so viel Arbeit will man sich dann doch nicht machen.

 

Kurz vor 17 Uhr tuckert dann die "Thirassia II" an den Anleger, und der ganze Ort (so man Korfos unter diesem Aspekt noch als solchen bezeichnen kann - fünf Einwohner verzeichnete die Zählung 2011) reist ab. Das Boot wird gut voll. Zurück bleibt eine Handvoll Männer vor heruntergelassenen Rollläden. Bis morgen dann!

Wieder wird ein Euro für den Fährmann fällig.

In einer Viertelstunde knattern wir entlang der imponierenden Steilküste nach Riva hinüber, wo das Boot leerer wird. Dann rüber nach Ammoudi, wo wir um halb sechs Uhr ankommen. Eine halbe Stunde in eine andere Welt.

Und am Anleger posiert schon wieder ein Hochzeitspaar.

Welcome back in Thira, hype island.

Ich bin müde, und da es keinen Bus hinauf nach Ía gibt, erwäge ich, ein Muli zu nehmen (für einen Esel bin ich viel zu schwer). Allerdings pennen die beiden Eseltreiber, die am unteren Ende der Treppe mit ihren Vierbeinern auf Kundschaft warten, und so entgeht ihnen eine Kundin und ich nehme doch die Treppe. Die Vierbeiner freut's.

Schön langsam, ein paar der Stufen sind ziemlich steil. Ist aber nur halb so weit wie in Fira.

 

Oben empfängt mich ein knallvoller Ort. Fand ich die Gassen am Montag schon voll, so hat hier heute eine Verdoppelung stattgefunden. An manchen Stellen ist kein Durchkommen, und die internationalen Gruppen, die mit ausgestellten Handysticks hinter ihren Cruise-Reiseleitern hertrotten, nehmen keine Rücksicht auf Gegenverkehr. Helm und Schutzbrille werden empfohlen. Ich fahre schließlich die Ellenbogen aus um mir den Weg durch die schmale Gasse zum Busbahnhof freizuräumen. Den ersten Bus muss ich davonfahren lassen: der ist voll. Sehe auf dem Busparkplatz unterhalb knapp dreißig Reisebusse stehen. Und dabei sind es noch zwei Stunden bis zum Sonnenuntergang, und der Buszustrom ist ungebrochen.

 

Als ob die Sonne anderswo nicht auch untergehen würde.

Völlig gaga, das Ganze.

Ich drücke mich schließlich in den nächsten vollen Linienbus und schaffe es nur unter mittlerer Gewaltanwendung, schon an der Haltstelle von Firostefani auszusteigen.

 

Und gucke mir abends in der Taverne von "Simos" bei köstlichem Spetsofai und gefüllten Zucchiniblüten die kaum abreißende Schlange der vorbeifahrenden Busse an, alle auf dem Rückweg von Ía.

 

Santorin ist der Wahnsinn.

Ía ist der Oberwahnsinn.

Da finde ich Firá direkt angenehm dagegen. Dazu morgen mehr.