In der Nacht lerne ich, dass man schlecht schläft, wenn der Kopf tiefer lagert als die Beine. Kaum habe ich mich im Zelt umgedreht, schlafe ich ein.
Trotzdem bin ich früh wach und lausche in den beginnenden Tag hinein. Ein Fußweg, beschildert als Weg Nr.4, führt vom Strand gen Westen hinauf auf die Hügel, und ich folge ihm ein Stück. Traumhaft der Blick von oben auf die Bucht und auf die Küste, deren Schwarz-weiß in einen zarten Gelbton getaucht ist. Sifnos schwebt am Horizont in einer Dunstwolke.
Jeremy führt uns nach dem Frühstück hinauf auf das nördliche Felsenkap. Hier gibt es faszinierende vulkanische Gesteinsformationen, deren Entstehung er uns erklärt. Der helle weiche Tuff und das dunkle harte Lavagestein liegen aneinander wie Ying und Yang, unterliegen aber unterschiedlicher Erosion. Wir lauschen und staunen. So viel zu lernen.
Der Zeltabbau und das Verpacken der Taschen im Kajak geht nun am vierten Tag schon wie am Schnürchen, und bald sind wir wieder auf dem Wasser, paddeln in die Morgenfrische hinein. Es hat keinen Wind, und Jeremy tauft unsere Expedition die "No-Wind-Expedition".
Fleece hat heute wieder die Gruppenleitung, und sie macht das gut. Es geht um die Nordspitze von Kimolos mit Steilküste und diversen Höhlen, Tunnels und Kanäle. Ein echtes Felsenmeer, vom Jeremy "Labyrinth" genannt. Wir paddeln dann dort kreuz und quer, weniger auf der Suche nach einem Minotauros, aber eine Robbe wäre schön. Zeigt sich aber keine. Macht nicht.
Westlich des Nordkaps sind die Hänge weniger schroff, gen Paliokastro mit erodierten Terrassen überzogen. Jeremy prüft unsere Kartenkenntnisse: wir sollen auf der Karte zeigen, wo wir sind. Das gelingt mir gut, ich bin eh ein Landkartenfan, und die Kenntnis des Hinterlandes kommt mir zugute. Die vormittägliche Pause legen wir am südlichen Strand in der Bucht von Agioklima ein. Hier endet auch der Wanderweg herab vom Paliokastro. Schön zum Schwimmen und Schnorcheln, aber auch recht sonnig. Lange bleiben wir nicht, wir ziehen nun südwestwärts.
Ich bin etwas voraus, als von hinten plötzlich ein Hilferuf ertönt: "Man in the water!" Es ist Jeremy, der neben seinem Kajak im Meer schwimmt. Wie zum Teufel hat er es geschafft, hier zu kentern, bei diesen Bedingungen? Fleece eilt zur Hilfe, ihr Ansagen sind aber nicht klar, und Martin kommt ihr in die Quere, der erst zur Rettung eilt, dann aber zurückweicht. Da verstehe ich: Jeremy ist absichtlich ausgestiegen, als Teil der Übung für Fleece. Die das natürlich sofort erkannt hat, denn seine Haar seinen ja nicht nass. Nachdem sie sie uns angewiesen hat, in sicherer Entfernung zu warten, "rettet" sie Jeremy. Natürlich vorab mit den Fragen nach seinem Wohlbefinden. Nachdem er wieder wohlbehalten im Kajak sitzt, gibt es Manöverkritik: der Guide muss zuerst die Gruppe sichern, dann zur Hilfe des Gekenterten eilen. Es sei denn, dieser ist unmittelbar in Gefahr. Da kann auch ich noch viel lernen. So versucht Jeremy nun, mir die Steuerung des Kajaks durch "Edging" zu erklären. Könnte man auf Deutsch mit "Kanten" übersetzen. Dazu kippt man durch Gewichtsverlagerung und Körperkontakt mit dem Kajak dieses (ohne ausgefahrenes Steuerruder) so weit auf die Seite, dass die Bordkante fast auf der Wasseroberfläche aufliegt. Das Boot macht dann ohne zusätzlich Steuerschläge einen Bogen auf die andere Seite. Klingt kompliziert, zumal wenn man es auf Englisch erklärt bekommt. Und da ist ja noch meine Kenterfurcht. Wir werden das morgen mal üben.
Die Nordwestküste von Kimolos ist interessant, aber nicht mehr so spektakulär wie am Vortag. Oder habe ich mich daran schon gewöhnt? Spaß macht es auf alle Fälle immer noch.
Zu Mittag halten wir am Strand von Athinia. Hier war ich vor Jahren schon mal mit einer Tagestour mit Rod. Damals gab es hier noch den einsamen Esel, der dem Strand den inoffiziellen Namen "Donkey Beach" verlieh und sich an unseren Essensresten delektierte. Seit Corona ist das Tier aber leider verschwunden. No donkey beach.
Nach einer Schnorchel- und Badepause bereitet Jeremy das Mittagessen zu: Salat mit roten Bohnen. Köstlich. Ich weiß nicht, warum Rod Jeremys Touren nicht automatisch mit Verpflegung anbietet - das ist doch ein Pfund, mit dem man wuchern kann.
Im Schatten einer Tamariske steht sogar ein Tisch und eine Bank - wir nähern uns allmählich wieder der Zivilisation. Die sandige Fläche hinter dem Strand ist hübsch mit violettem Strandflieder übersät, ehe dahinter der mit Steinmauerfragmenten übersäte Hang hochsteigt.
Gestärkt geht es wieder aufs Wasser. Unsere letzte Kimolos-Etappe liegt vor uns: Entlang der Westküste nach Süden, vorbei an den interessanten Gesteinsformationen bei Mavrospilia und der Insel Agios Andreas. Wir haben inzwischen schon so viel gesehen, dass diese tier- oder pilzförmigen Felsen im Meer, die sonst schon alleine einen Besuch wert wären, von Jeremy nicht abgelichtet werde. Aber ich genieße jeden Paddelschlag, jede Meter Küste. Es ist aber fast schon zu warm heute.
Unser letzte Camp schlagen wir am Kap Agios Georgios auf, am Kanal von Pollonia. Die Männer paddeln zur Getränkeversorgung (kühles Bier!) gleich noch rüber nach Pollonia, während Fleece und ich unsere Zelte aufschlagen. Ich ziehe mich mit dem Zelt in ein Steinrund unter Tamarisken zurück, während die anderen Zelt direkt auf dem Stein-Kies-Strand stehen. Woraufhin mein Zelt am nächsten Morgen als einziges nicht nass vom Tau sein wird.
Die Sonne knallt, Schatten ist hier Mangelware, und mir läuft der Schweiß herunter. Mein giftgrünes Paddelshirt ist vielleicht auch weniger atmungsaktiv, ich werde morgen wieder das geringelte anziehen.
Es hat einiges an Verkehr auf dem Pollonia-Kanal. Der "Seajet 2" braust vorbei, und einige Segelboote. Auch die Kimolos-Fähre "Osia Methodia" tuckert einmal hin und zurück.
Nach einer Stunde können wir die drei Kajaks der Männer entdecken, die schnell da sind. Kurz das Bier ausladen, und dann beginnt eine neue Unterrichtsstunde im Üben der Kenterrolle. Macht mich gar nicht an, ich bin müde. Dann eher die Cowboy-Rettung, die Kim demonstriert. Alleine wieder ins Kajak kommen schaffe ich noch nicht. Noch ein Übungspunkt für morgen.
Auch hier findet Jeremy einen Tisch für das letzte Abendmahl (mhh, waren das nicht 13?), das wir etwas melancholisch einnehmen. Ein wunderbarer Sonnenuntergang hinter den Akradies-Inseln und Antimilos verwöhnt uns, links begrenzt vom Steinkegel des Kalogeros-Felsens. Da werden wir morgen noch vorbeikommen.
Stimmungsvoll auch das letzte Lagerfeuer. Wir lassen den Tag Revue passieren, es gibt Manöverkritik von Jeremy für Fleece, und auch für Martin. Morgen soll er auch noch etwas beansprucht werden. Und ich soll edging probieren. Wenn es denn sein muss.
In der Nacht schleicht mit großem Gewummer die "Prevelis" auf ihrem Weg nach Santorin durch den Kanal von Pollonia. Klingt, als würde sie direkt durch mein Zelt fahren. Wir sind wieder näher an der Zivilisation, definitiv.
*
Mit dem letzten Gas kriegt Jeremy noch das Kaffeewasser fürs Frühstück heiß. Wasser ist noch genug da, aber in den Kajaks ist es luftiger geworden. Erstaunlich, dass das geschnittene Brot auch nach vier Tagen noch schmeckt.
Ich versuche, das Zelt und den Schlafmatte etwas weniger provisorisch zu packen, was mir aber nicht wirklich gelingt. Rod wird sowieso alles nochmals auspacken und lüften müssen.
Ich hab mich schon frischer gefühlt, aber das betrifft nur den körperlichen Zustand. Die Hygiene - Katzenwäsche im Meer und die "Entsorgungsgänge" in der Natur - waren weit unproblematischer als gedacht und befürchtet.
Etwas wehmütig nehmen wir die letzte Etappe in Angriff. Wir werden nach Pollonia übersetzen und dann entlang der Nordküste vom Kalogeros-Felsen hinaus zu den Glaronissia kreuzen. Von dort geht es dann wieder zurück an die Küste von Milos, bei Agios Konstantinos/Alogomantra für die erste Pause. Über Sarakiniko dann weiter nach Westen bis Mandrakia, wo wir die Tour beenden werden.
Fleece muss uns hinüber nach Pollonia navigieren. Jeremy wiederholt , was zu beachten ist, von der Umgebung (querende Schiffe) und dem Wind über den Gesundheitszustand der Mitpaddler, und vielem mehr, an das ich mich jetzt nicht mehr erinnern kann.
Wir steuern den genannten Fixpunkt bei Pollonia an und sind schnell drüben. Nun entlang der Pelekouda-Halbinsel mit ihren zahlreichen Pensionen, die auf der Tuffsteinküste liegen, und den Bassins und Buchten, die das Meer gebildet hat. Eine schöne Perspektive.
Nun geht es zum Kalogeros, einem der Küste vorgelagerten, kegelförmigen Felsen aus Gestein, das herkömmlich mit Säulenbasalt bezeichnet wird, was aber wohl nicht richtig sei. Vielmehr handle es sich um Rhyolit, das in Erstarrung ebenfalls die typische sechskantige Bleistiftstruktur bilden kann, die wir nun, und später noch bei den Glaronissia, von nahem bewundern können. Egal wie es nun heißt und richtig ist: sieht einfach genial aus, und ist toll, so nahe heranzukommen! Nun darf ich mich im "Kanten" probieren, was mir leidlich gelingt - wenn das Kajak zu schräg liegt, ist das einfach nicht meine Sache. Und anstrengend ist es auch. Jeremy als guter Guide lobt mich: ich hätte das sehr schnell kapiert. Danke, vielleicht sollte ich das üben, wenn ich das nächste Mal im Kajak sitze. Wann immer das sein wird.
Jetzt queren wir weg von der Küste hinaus zu den Glaronissia. Das sind ungefähr zwei Kilometer übers offene, türkisgrüne Meer. Der Akku von Jeremys Fotoapparat schwächelt, ob einer von uns eine Power-Bank hätte? Wir bilden ein Floß und fangen an zu suchen. Fleece und Martin werden in ihren Kajaks nicht fündig. Auch Kim hat irgendwo eine, findet sie aber ebenfalls nicht. Ich weiß genau, wo meine ist, nur ist diese in einer Dry-Bag tief unten in meinem Kajak. Dazu müssen aus der hinteren Luke erst zwei anderen Taschen zur Seite geräumt werden, ehe die richtige Tasche herausgezogen werden kann. So auf offener See verursacht mir das etwas Bauchgrummeln, und ich selbst komme da eh nicht ran. Aber mit vereinten Kräften schaffen wir das, ich ziehe die Power-Bank aus dem Beutel, alles wird wieder sicher verstaut, und Jeremy kann weiter fotografieren.
Auch wenn ich die Glaronissia nun schon zum vierten Mal mit dem Kajak erreiche, ist es immer wieder ein erhebendes Gefühl. Die Möwen sind heute nicht so laut wie sonst, als wir uns der Nordseite der größeren Möweninsel nähern und unter einen Überhang und in eine Höhle fahren. Jeremy lotst Martin und mich eine besonders interessante Ecke, und dann kommt plötzlich wieder der Ruf "man over board!" Es ist aber eine woman, denn Fleece hat die Gelegenheit genutzt und das Kajak verlassen. Dieses Mal sollte es offenbar auch eine Übung für Martin sein, aber Kim ist schneller, und auch näher dran. Ratzfatz hilft er der zierlichen Fleece wieder im Kajak. Und ich habe den bequemen Part, denn ich soll mich einfach in sicherer Entfernung halten. So lange ich nicht ins Wasser muss ...Martin dagegen fühlt sich von der Gattin gefoppt. Ob die beiden zusammen in einem Doppel zurecht kommen würden?
Unter dem Bogen der großen Glaronissi durch, ein guter Platz für ein Gruppenfoto, auch wenn die Beleuchtung nicht optimal ist.
Und dann die eineinhalb Kilometer zurück nach Milos, das wir bei Agios Konstantinos erreichen. Ein niedriges Felsenbrücke mit drei Bogen liegt hier vor der Küste und inspiriert Jeremy dazu, uns zu einem Slalom-Rennen durch die drei Höhlungen zu schicken. Martin macht den Auftakt, gefolgt von Fleece und Kim, der natürlich der schnellste ist. Ich bin die langsamste, aber immerhin nur unwesentlich langsamer als Martin. Die Übung der viereinhalb Tage auf dem Wasser macht sich bemerkbar.
Danach gehen wir ein Stückchen weiter westlich unter dem Überhang am Alogomantra-Strand an Land.
Nun bin ich dran mit Rettungsübungen, muss zweimal ins Wasser und wieder ins schwimmende Kajak steigen. Martin hilft, indem er beim ersten Mal mein Kajak hält und vor dem Kippen bewahrt. Das zweite Mal soll ich ohne fremde Hilfe einsteigen, Cowboy-Rettung. Für den nötigen Auftrieb muss ich durch Beinschlag sorgen, was nicht auf Anhieb funktioniert und anstrengend ist. Dann den Oberkörper weit genug aufs Kajak ziehen und den Schwerpunkt tief halten, damit man nicht gleich wieder kippt. Nun das rechte Bein über das Kajak schwingen, so dass man rittlings auf dem Kajak sitzt oder vielmehr liegt. Das klappt nur wenn Jeremy mein Kajak hält (nur ganz wenig, beteuert er). Das Paddel ist dabei im Weg, aber ich brauche es ja noch. Nun noch vorne zur Luke rutschen bis der Hintern darüber ist, hineinsitzen und die Beine vorne einsortieren. Geschafft! Das gibt Selbstvertrauen und Sicherheit. Danke Jeremy! Auf eine Wiederholung lege ich aber keinen Wert.
Das Meer hat hier heute 22 Grad, hat also wieder ein Grad zugelegt. Es wird Sommer, yeah!
Entsprechend ist der Strand auch ganz gut besucht, und wir fahren nach Übungen und Snack weiter. Entlang der hellen Tuffküste und durch den schmalen Kanal, der die winzige Kofto-Insel von Milos trennt, und an Mytakas vorbei.
Ein einsames Syrma (Boothaus), an einem hübschen Strand östlich des Sarakiniko-Schiffswracks gelegen, ist der Platz für unsere letzte Mittagsrast. Das Syrma scheint im Ausbau zu einem AirBnB, aber zu Zeit ist es nicht bewohnt. So können wir im Schatten wie der wie ein Balkon über der glasklaren Bucht liegenden Terrasse unseren Lunch einnehmen, Nudelsalat. Das Küchenteam ist inzwischen auch gut eingespielt.
Ein Jeep nähert sich, ihm entsteigen zwei Personen im Taucheroutfit, die dann im Wasser entschwinden. Nicht ohne sich vorher die maritimen Versteinerungen, die in dem weichen Tuffsteinriegel eingeprägt sind, angesehen zu haben. Die müssen wir uns dann natürlich auch angucken. Leider wurden viele schon ausgegraben und entfernt, und in der gleisenden Mittagssonne sind sie schlecht zu erkennen, und noch schlechter zu fotografieren.
Es folgt unsere letzte Paddeletappe, vorbei an Sarakiniko. Kim sucht sich dann ausgerechnet den Ausgang aus einem Tunnel aus, um sich von seinem Kajak zu verabschieden. Instruiert von Jeremy hat er sein Kajak dann weggeschickt, so dass die Herausforderung der Rettung für Fleece größer wird, aber sie meistert das bravourös.
Ich hoffe, das war es jetzt mit den Rettungsübungen, denn wir nähern uns nun Sarakiniko. Dort liegt zwar nur eine große Yacht vertäut, aber an Land ist einiges los. Wir verzichten darauf, in die Strandbucht einzufahren um die Schwimmer nicht zu stören. Aber dafür paddeln wir in das nach oben offenen Felsenloch mit dem Kanal zum Meer. Menschen stehen oben auf dem Felsen, bereit zum Sprung ins Wasser. Hoffentlich sehen sie uns und springen nicht auf uns. Ich bin die letzte in der Reihe ....
Die weite Felsenkathedrale etwas weiter westlich ist in der Beleuchtung des Nachmittags beeindruckender als am Vormittag. Am schönsten ist sie aber vor Sonnenuntergang, wie ich letztes Jahr erfahren habe. Ich genieße sie und fühle mich dann durch den Schrei "man in the water" fast schon genervt. Aber klar, Martin hatte noch nicht seinen Rettungsauftritt und hat in spektakulär dorthin verlegt, das Kajak vorausschickend. Souverän bringt Fleece ihn aus der Gefahrenzonen zwischen den Felsen und hilft ihm wieder ins Kajak, während Kim und ich mit verschränkten Armen in sicherer Distanz warten. Das war nun wirklich die letzte Übung!
Das letzte Stück entlang der Traumküste verbringen wir in ruhiger Melancholie. Bald kommt Mandrakia in Sicht, und unsere Tour endet nach vier Uhr am östlichen Kiesstrand. Überrascht sind wir, dass dort gleich beide Jeeps und Anhänger stehen. Offenbar ist Rod mit den Tagesausflüglern auch hier in der Gegend unterwegs.
Wir ziehen die Kajaks an Land und entladen sie. Jeremy macht eine Bestandsaufnahme der noch vorhandenen Wasserflaschen: viele sind es nicht mehr, da hat er gut kalkuliert. Dann waschen wir die Kajaks im seichten Wasser ab und laden sie auf den rechten Anhänger, mit einem handschriftlichen Zettel für uns markiert.
So geht die wundervolle Fünftages-Tour zu Ende. Irgendwie fühle ich mich ohne Kajak jetzt wie ein Fisch auf dem Trockenen. Eine schöne warme Dusche könnte da helfen, und der strebe ich zügig zu, als wir gegen fünf Uhr in Triovasalos eintreffen. Natürlich haben wir vorher die Kajaks im Depot abgeliefert und aufgeräumt.
Mein Zimmer wird gleichmäßig mit dem Sand überzogen, der nun aus Taschen, Schuhen und Klamotten rinnt. Egal, mangels Besen muss ich das dem Zimmermädchen morgen überlassen.
Das Chaos am Ende der Tour ähnelt dem vorher.
Aber nach einer ausgiebigen Dusche - zu irgendetwas muss so eine an der Decke befestigte Regendusche ja gut sein - ich fühle mich wieder frisch. Und höchst zufrieden, auch wenn mir noch alles schwankt.
Als ich Zelt und Schlafmatte danach in der Werkstatt nebenan abliefern möchte, geht Rod auf Distanz: er ist seit vier Tagen corona-positiv! Schluck - wir haben doch vor fünf Tagen noch zusammen drinnen gefrühstückt .... Zum Glück hat er nur milde Symptome, und die Tagestouren konnte er Max überlassen. Allerdings wird sich in der Folge auch Petrinela isolieren, die ich nicht mehr zu Gesicht bekommen werde. Von oben erklingt nachts Husten, aber sie wäre negativ.
Es sind auch nur wenige Gäste da, darunter die beiden Däninnen, die im Tiefparterre auf der Rückseite des Haupthauses wohnen. Und die ich nun fast immer, wenn ich vor zur Straße oder zum Kafenio gehe, eingemummelt auf ihrer Terrasse sitzen sehen werde.
Um 19 Uhr treffen wir uns zur Abschlussbesprechung mit Jeremy im Kafenion. Lustig ist, dass wir uns nun sauber, gekämmt und in zivilisierter Kleidung kaum wiedererkennen. Letzter Rückblick, etwas Kritik und viel Lob, denn wir sind alle zufrieden über die No-Wind-Expedition, so dass letzteres klar überwiegt. Auch für mich und meine wachsenden Paddelkenntnisse gibt es warme Worte, so dass ich tatsächlich gerührt bin.
Wir sind noch mitten dabei, als plötzlich ein Mann am Tisch steht und sich mir vorstellt. Es ist Volker, ein Deutscher mittleren Alters, der mich vor Jahren auf Sea Kayak Milos aufmerksam gemacht hatte und tatsächlich "schuld" ist, dass ich jetzt hier bin. Er war eine Saison Assistent von Rod und kennt ihn und Petrinela natürlich. Rod wird mich irgendwann fragen, ob das denn stimmen würde. Ja, Rod, das stimmt. Der richtige Tipp zur richtigen Zeit - danke, Volker/Volkan!
Wir haben uns noch nie getroffen, waren aber nach langer Pause vor dem Urlaub mal wieder in Kontakt: er war mit einem Freund auf Ios kajaken, und hat nun die Gelegenheit genutzt um mit seinem Campingbus herüber nach Milos zu kommen, ein paar Tage zu bleiben und zu gucken, wie sich Milos entwickelt hat. Jeden Abend wird er nun ins Kafenio kommen, Retsina trinken und sich dank Petrinelas Wlan auf den neuesten Stand bringen, bevor einen ruhigen Standplatz für die Nacht aufsucht. Wir werden uns noch öfters sehen.
Zuerst aber gilt meine Aufmerksamkeit unserer Kajak-Parea. Danke an euch alle, es war ein großes Vergnügen mit euch unterwegs zu sein! Und ein besonders großer Dank an Jeremy - hat er alles perfekt gemacht. Ich überlege schon, wann ich wiederkomme, und wo ich mit ihm paddeln könnte.
Unsere Paddelparea, erweitert um die beiden Däninnen, trifft sich später zum Abendessen im Bakalikon Galanis. Wir schmausen uns durch viele verschiedenen Mezedes.
Fleece und Martin werden übermorgen abreisen, Kim einen Tag später am Samstag. Jeremy wird dann schon wieder eine neue Expedition leiten, in fünf Tagen rund um Milos, Poliyegos und Kimolos, mit gerade mal zwei Gästen. Kommen und Gehen.
Ich habe jetzt noch drei Tage hier, bevor ich am Sonntag nach drei langen Wochen zurück in die Heimat fliege. Noch weht kein Lüftchen, aber zwei dieser Tage sollen gemäß Prognose vom Winde verweht werden. Egal, ich habe eh noch keine konkreten Pläne für morgen.
Alle Fotos, die Jermey unterwegs gemacht hat, sind hier zu finden:
https://seakayakmilos.smugmug.com/Day-trips/All-2022-Photos/May-12-19-Kimolos-and-Poliegos-Expedition-with-Jeremy (Das richtige Datum ist 14. bis 18. Mai 2022.)
Danke, dass ich eine Auswahl zur Illustration benutzen durfte.