In und um die Chora

Pünktlich legt die "Superferry" um Viertel vor fünf in Gavrio auf Andros an. Ich hatte mir extra diese Verbindung ausgesucht, da es samstags eine passende Busverbindung um fünf nach Chora gibt, und strebe der Bushaltestelle direkt vor dem Hafen zu, wo zwei Busse stehen, ein kleiner und ein großer. Welcher nach Chora ginge, frage ich einen älteren Mann, der dort zugange ist. Nein, jetzt ging kein Bus. Erst um acht am Abend wieder. Das Internet würde aber anderes behaupten, entgegen ich ihm. Wo denn im Internet, fragt er zurück. Zum Glück mischt sich dann ein junger Mann ein, und klärt die Situation: um fünf ginge ein Bus. Und er muss es wissen, er ist nämlich der Fahrer.

 

Fünf Euro kostet die knapp einstündige Fahrt in dem ganz gut belegten, kleinen Bus über Batsi nach Chora, wo ich dieses Mal für fünf bis sechs Nächte mein Quartier bezogen habe. Die Zimmer in den Häusern der Altstadt waren mir aber doch zu teuer, und so bin ich schließlich bei den "Vassiliki Studios" oberhalb des Nimborio-Strandes westlich der Stadt. 50 Euro die Nacht, direkt über die Website gebucht. Gestern hatte ich Nikolas noch eine eMail geschrieben, dass ich gegen 18 Uhr in Chora mit dem Bus ankommen würde. In der Hoffnung, dass er mich dort abholen würde. Leider hatte er aber nicht geantwortet.

 

Die meisten Passagiere sind schon in Batsí ausgestiegen, das noch vorsaisonal verlassen aussieht, so dass in Chora nur noch ein Handvoll Leute dem Bus entsteigt. Ich gucke mich um - nein, niemand da, der mich abholen könnte. Da muss ich wohl doch zu Fuß gehen, so sechs-, siebenhundert Meter Luftlinie. Quer durch die Altstadt, dann ein Stück über Stufen bergab. Mit Gepäck dann eine Serpentine der Straße, schließlich auf einer Straße parallel zum Strand, vorbei an diversen Urlaubspensionen. Zum Schluss erwarte mich eine steile Zufahrt, die zu den Studios führt, die etwa dreißig Meter über dem Meer liegen. Diese Rampe hat es in sich, ob mit Gepäck oder am Ende einer langen Wanderung. Die "Vassiliki Studios" sind in einem dreistöckigen, breiten Gebäude in einer weitläufigen Anlage mit Pool (den ich nicht benutzen werden). Und die Rezeption ist zu. Ich rufe die angegebene Telefonnummer an, Nikolas meldet sich. Wo ich denn wäre? Am Hotel? Er wäre an der Bushaltestelle... aber gleich da! Fünf Minuten später biegt er mit dem Auto um die Ecke. Er hätte mich abholen wollen. Ob da nicht eine entsprechende Nachricht an mich sinnvoll gewesen wäre? Mal abgesehen davon, dass ich ihn an der Haltestelle auch nicht gesehen habe. Er murmelt etwas von seinem Vater, der meine Mail (in Englisch) wohl nicht beantwortet hätte.

 

Um mir im nächsten Atemzug von den wunderbaren Andros-Wanderwegen vorzuschwärmen, und den Strände, die man dabei erreicht. Einer der Wege würde gleich hinter dem Haus beginnen, und der längste wäre der von Ormos Korthiou nach Chora. Und wo ich noch alles hinsolle...

Ich will aber eigentlich erst mal auf mein Zimmer. Und außerdem hab ich schon bei der Busfahrt gedacht, dass Andros wandertechnisch recht anspruchsvoll, da sehr bergig ist. Was ich ziemlich verdrängt hatte.

 

Schließlich zeigt Nikolas mir mein Zimmer im ersten Stock des Gebäudes, mit Zugang von der Rückseite. Es ist geräumig, und vom Balkon habe ich eine sehr schöne Aussicht über die Bucht und zur Chora mit der Altstadt auf den Felsensporn, mit dem vorgelagerten Kastro und dem Tourlitis-Leuchtturm. Gefällt mir!
Die Einrichtung ist schon etwas abgewohnt, und im Kleiderschrank hängt kein einziger Kleiderbügel. Was mir vermutlich weniger aufgefallen wäre, wenn ich in meinem vorherigen Domizil nicht alles so neu und edel gewesen wäre. Nachdem ich die Bügel reklamiere, bringt Nikolas mir kurz darauf eine Handvoll Bügel, Modell "drahtig". Ok, ich kann meine Klamotten auch auf das zweite Bett legen, ist eh praktischer. :-)

Wo die Zufahrtsstraße vom Hotel an die Paralia mündet, gibt es einen kleinen Supermarkt, in dem ich fürs Frühstück einkaufe. Brot hätte er werktags, und weil morgen Sonntag ist, kaufe ich eben Toastbrot. Ist nicht so einfach mit der Brotversorgung in diesem Urlaub.

 

Es wird dann schon dunkel als ich zu einem Bummel durch die Altstadt aufbreche. Ein schneller Gang zur Nordspitze, aber das werde ich mir morgen bei Tage und in Ruhe ansehen. In der schnurgeraden Fußgängergasse an und südwestlich der Platia Kaïris ist viel Leben. Das gefällt mir. Weil ich aber gar keinen Hunger haben (die Froutalia vom Mittag auf Tinos hält noch an), setze ich mich schließlich nur auf ein Glas Wein in eine Taverne an der Fußgängerzone. Ich habe jetzt gut fünf Tage Zeit für Andros und freue mich darauf.

 

 

*

 

 

Zum ersten Mal in diesem Urlaub seit dem Campen kann ich draußen frühstücken. Die Sonne scheint, aber der Wind ist immer noch vorhanden, so dass es nicht übertrieben warm ist. Um halb zehn breche ich zu einem Besuch der Chora auf. Ich wähle den Weg entlang des Strandes , wo man neben der Straße Holzstege als Fußgängerweg gebaut hat. Sie überbrücken das feuchte Gebiet voller Schilf.

 

An der Ecke, an der der Felsensporn der Chora auf den Strand von Nimborio trifft, also quasi am meernahen Tor zur Altstadt und damit an durchaus an prominenter Stelle und in erster Reihe steht eine hässliche und große Betonruine mit reichlich Müll, Schutt und Graffiti dazwischen. Was ist das denn?

 

Ich werde in den nächsten Tage noch oft hier vorbeikommen und mich deshalb über die Geschichte dieser wirklich besonderen Ruine schlau machen, aber was ich da noch nicht weiß: Es handelt sich um das erste sogenannte "Xenía-Hotel", erbaut 1958 von dem Architekten Aris Konstantinidis (allerdings ohne Genehmigung - ein Witz!). Oder was davon noch übrig ist.
Die staatlichen Xenia-Hotels wurden von der griechischen Zentrale für Fremdenverkehr EOT in den 1950ern an zahlreichen Orten zur touristischen Entwicklung geplant und gebaut und sind beispielgebende architektonische Zeugnisse der griechischen Nachkriegsmoderne (für Bilder einfach mal Xenia+Andros suchen). Einige Jahrzehnte später hatte sich der Zweck überholt, die Hotels wurden privatisiert und renoviert (in Chora Sfakion gibt es noch eines) oder abgerissen. Oder sie vergammelten. So wie das "Triton" hier, das seit den Neunzigern nicht mehr in Betrieb ist und 2011 als historisches Zeugnis unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seither wird darüber gestritten - Renovierung und Umnutzung oder Abriss, das ist hier die Frage. 2018 hatte die Gemeinde beantragt, den Denkmalschutz aufzuheben um das heruntergekommene Gebäude zu entfernen, das inzwischen nur noch Graffiti-Artisten, Lost-Places-Fotografen und Katzen begeistern kann. Aber geschehen ist außer Streitereien offenbar nichts, sonst wäre das inzwischen schon gefährlich gewordene Ding längst weg.

Aber das weiß ich alles noch nicht, als ich mich jetzt über diese hässliche Ruine ärgere. Da hilft auch das Taubenhaus davor nichts.
Ich gehe entlang des Ufers vor zur Kapelle der Panagia Thalassini, die auf einem vorgelagerten Felsen sitzt. Die verbindenden Mole ist breit und gepflastert, aber das Meer hat sich schon wieder seinen Tribut geholt und daran geknabbert.

Ein Treppe führt hinauf, aber sie ist verschlossen. Dafür hat man einen schönen Blick über die Bucht samt Hotelruine und Leuchtturm.

 

Danach schlängele mich über Treppen und durch schmale Gassen vor zur Nordspitze der Altstadt. Es ist Sonntagmorgen und noch sehr ruhig. Hier am vorderen Ende der Altstadt, wo es keine Läden hat, sondern nur gewohnt wird - von Einheimischen und zahlungskräftigen Touristen - muss man auf den Boden achten, denn Hunde und Katzen benutzen ihn als Toilette. Der kleine Hund eines jungen Mannes scheißt mir fast vor die Füße ohne dass der Besitzer auf die Idee kommen würde, die Hinterlassenschaften seines Vierbeiner zu beseitigen. Na danke!

 

Der große Platz mit dem Denkmal des unbekannten Seemannes und dem breiten Gebäude des verschlossenen Seefahrtsmuseums (offen Juni bis Mitte Oktober) schließt die Landspitze ab, über einen schmalen Bogen könnte man hinüber zum Felseninselchen mit der beflaggten Kastroruine klettern. Ich versuche kurz, ob ich den steilen Bogen erklimmen kann, verzichte aber darauf. Vielleicht mit Wanderschuhen. Oder gar nicht.

 

Auf der Sitzbank genieße ich die Sonne und räsoniere über die Seefahrer und die Frauen von Andros. Als Urlaubslektüre habe ich mir das gleichnamige Buch von Ioanna Karystiani mitgebracht, das ich vor Jahren schon mal gelesen habe. Weit bin ich allerdings noch nicht gekommen - ich bin nicht (mehr) die Urlaubsleserin.

Durch die sich allmählich belebenden Gassen gehe ich vor zur Platia Kaïris, die mit dem Tor, dem Brunnen, dem Kaïris-Denkmal und den Cafés und Mezedopolia so etwas wie das Wohnzimmer der Stadt ist. Hinter dem Brunnen liegt das archäologische Museum, dem ich nun kurzentschlossen einen Besuch abstatte. Vier Euro kostet der Eintritt, der gut investiert ist, denn die Ausstellung gibt einen anschaulichen Abriss über die Geschichte der Insel von der Frühzeit bis zum Mittelalter. Der Schwerpunkt liegt auf den örtlichen Ausgrabungen von Zagora und Paleopoli mit schönen Exponaten, aber besonders interessant finde ich das Exemplar "Charta tou Riga", einer historischen Landkarte Griechenlands, erstellt von Rigas Velestinlis Feraios um 1797.

 

Eine gute halbe Stunde lasse ich mir Zeit für den Besuch, man könnte aber noch viel tiefer Eindringen in die Materie, denn es gibt viel zu lesen (Englisch und Griechisch). Nur wenige Besucher verteilen sich auf die zwei Stockwerke, sie haben es alle eiliger.

Inzwischen habe ich meine Tagesplanung insoweit abgeschlossen, dass ich um 14 Uhr den Bus nach Menites nehmen und von dort aus zur Chora wandern möchte. Da wäre eine Mahlzeit vorher nicht schlecht. Wenn ich gewusst hätte, dass es in Menites eine gute und geöffnete Taverne gibt, hätte ich das wohl auf später und dorthin verschoben. So wähle ich das trendige Lokal "Lithi" an der Treppe von der Platia Kaïris zum östlichen Paraporti-Strand und bestelle eine Shakshuka. Ist zwar nicht griechisch, das Gericht aus Eiern, Tomaten und Weichkäse, schmeckt aber. Und man im Lokal  bekommt gratis eine Flasche mit Brunnenwasser bereitgestellt, eine lobenswerte Einrichtung zu Müllvermeidung. Wo doch Andros so viel eigenes Wasser hat. Leider nicht beispielgebend.

 

Ich bummele noch durch die schöne Fußgängerzone, kaufe etwas Proviant und lokale Spezialitäten. Von denen hat es einen Laden neben dem anderen. In jedem zweiten Laden hängt ein Aushang, dass Personal gesucht wird. Wenn das schon auf Andros so schwierig ist, wie dann erst auf den touristischen Hotspot wie Santorin oder Paros?

Die Plätze an den Tischen haben sich gefüllt, in einem Café wird ein Kindergeburtstag gefeiert. Oder ist es zum Muttertag - die Mütter liefern ihre Kinder ab und haben Zeit für ein Schwätzchen beim Kaffeklatsch? Alle sind im Sonntagsstaat.

 

Schön, so ein gepflegte und lebendige Stadt. Die Andrioten scheinen keine Nachwuchssorgen zu haben. Und draußen auf dem Meer um den Tourlitis-Leuchtturm ist eine Jollenschule (Klasse Optimist) unterwegs. Auch für die maritime Erziehung wird also frühzeitig gesorgt. Gerade sams- und sonntags habe ich diesen frühen Bootsunterricht schon öfters in Griechenland beobachten können, in Chania, Kokkinos Pirgos und anderen.

Weil ich um 14 Uhr den Bus nehmen will, mache ich mich auf den Rückweg ins Quartier und dort wanderfertig. Gehe dann zurück zum Busbahnhof. Der Fahrplan ist im Mai noch sehr übersichtlich: nur zwei Busse fahren werktags nach und von Batsi und Gavrio (8:30 und 14:45 Uhr, zurück ab Gavrio 10:00 und 19:45), ergänzt um einen zusätzlichen Bus am Samstag und Sonntag. Außerdem gibt es zwei werktägliche Verbindungen nach Ormos Korthiou, 10:30 und 14:45 Uhr (nicht Sa und So). Von dort aber nur eine Verbindung um 8 Uhr am Morgen zurück. Dazu gibt es noch wöchentliche Verbindungen zu einigen Dörfern.

Es empfiehlt sich also grundsätzlich, jeweils mit dem Bus irgendwohin zu fahren und dann zur Chora zu wandern.

 

Die Tickets werden noch traditionell im Bus verkauft, bis Ménites bezahle ich 2,50 Euro. Eine Viertelstunde später steige ich an der Abzweigung zu dem Dorf aus. An zwei Taubenhaus-Wartehäuschen vorbei erreiche ich das an einem üppigen grünen Tal gelegene Dorf mit dem vierköpfigen Löwenkopfbrunnen (es muss nicht immer Spili sein). In Menites gibt es Wasser satt.

 

Die Taverne "Drosia" dort ist gut frequentiert, aber ich bin satt. Und will auch gleich loswandern, und zwar auf Andros Route Nr. 1, die von Chora über Menites zum Kloster Panachrantou führt (11 km, 800 Höhenmeter). Das ist mir zu weit für heute, aber ich nehme das Teilstück talabwärts, 5,7 Kilometer. Am Vormittag habe ich mir in der Buchhandlung an der Platia Kairis die Karte mit den Andros Routes aus dem Anavasi-Verlag (2022, 1:27.000) gekauft, finde sich aber eher unübersichtlich bis verwirrend. Es hat mehrere Wegtafeln in Menites, aber der Einstieg ist nicht so ausgeschildert, dass ich ihn gleich finden würde. Diese Gehrichtung ist offenbar nicht vorgesehen. Die Online-Karte hilft auch nicht weiter, aber ich steige dann vor dem Brunnen rechts einen Weg hinab, erreichen den Menites-Rundweg, und da steht dann auch endlich 1b/Ausstieg zu den Menites-Quellen.

Durch das knallgrüne Tal wandere ich etwas oberhalb des Bachlaufs, quere diesen kurz darauf und steige auf der anderen Talseite wieder aufwärts. Hier ist die Beschilderung zuverlässig, aber die Wegführung mäandert ziemlich. Es sind alte Wege, die vorbei an Taubenhäusern (nicht so prächtig wie auf Tinos, aber auch schön), Gärten, zistrosendominierten Blumenwiesen und gelegentlichen Wasserbecken führen. Dunkle Zypressensäulen setzen vertikale Akzente. Es ist wunderbar, so zu gehen, auch wenn sich mein Eindruck verstärkt, dass man hier den Umweg zum Weg gemacht hat.

 

Unterhalb liegt das Dorf Messaria, durch das die Hauptstraße führt. Hoch oben am gegenüberliegenden Hang kann ich das Kloster Panachrantou ausmachen, das sich in fast dezentem Hellgrau in eine Hangmulde schmiegt. Ich möchte es unbedingt wiederbesuchen, aber nicht vom hiesigen Tal aus, sondern besser von der Höhe. Morgen vielleicht. Und unten am Meer häufen sich die Häuser der Chora zu einem weißen Fleck mit ziegelfarbenen Einsprengseln, wie eine Nadel der Leuchtturm nebenbei.

Es ist einfach unheimlich grün.

Der Weg zicktzackt nicht nur durchs Gelände, über kleine Brücken und vorbei an verstreuten Häusern mit Gärten und Baumplantagen. Es geht auch immer mal wieder auf und ab. Das zieht sich, auch wenn es schön ist. Ich bin schon eineinhalb Stunden unterwegs, als ein Wegweiser die Chora noch in 3,2 Kilometer entfernt ausweist. Da habe ich ja noch nicht mal die Hälfte! Ich raste kurz auf einer Bank im Schatten einer großem Platane (ist das bei der ehemaligen Frauenschule? Ich weiß es nicht mehr), dann geht es zügig weiter. Hier ein Taubenhaus, dort ein Wasch- und Brunnenhaus. Eine wassergefüllte Rinne verläuft parallel zum Weg. Auch Feriendomizile hat es hier, mit gepflegtem Garten und Liegestühle. Nur etwas abseits, aber die meisten Andros-Urlauber sind wohl Griechen oder griechischstämmig und kommen mit dem Auto. Mesathouria, Ypsilou - die von mir gestreiften Dörfer gehen ineinander über, sind aber sehr ruhig, auch wenn sie bewohnt wirken. Klar, ist ja Sonntagnachmittag.

 

Langsam rückt die Chora näher. Über einen Hügelrücken geht ins feuchte Hinterland des Nimborio-Strandes hinab, den ich gegen fünf Uhr erreiche. 6,9 Kilometer und 110 Minuten reine Gehzeit bei zweieinhalb Stunden Gesamtzeit weist meine Outdoor-App aus, und damit über einen Kilometer Differenz zum beschilderten Wegweiser. Gut, war ja auch doch die Zugang von der Hauptstraße dabei. 171 Meter auf- und 345 abwärts.

Im Café-Kiosk Tourlitis am Nimborio-Strand gönne mir einen Frappé.

Später probiere ich, ob das Meer endlich eine vernünftige Badetemperatur hat. Der Sandstrand ist nur mäßig belegt, hat aber Duschen und Umkleidekabine. Es geht recht flach hinein ins Wasser, das es tatsächlich auf 21 Grad bringt. Da steht ja jetzt dem täglichen Badevergnügen nichts mehr im Wege. Wird auch Zeit! Der VfB trotzt Leverkusen noch ein Unentschieden ab und wahrt damit die Chance auf den Klassenerhalt (er wird es so spannend wie noch nie machen, aber letztendlich schaffen).

 

Spät am Abend inspiziere ich die Lage Richtung der Marina, die den Nimborio-Strand nordwestlich abschließt. Es hat einige Hotels und Zimmer an der Paralia, aber viel ist noch geschlossen. Außerdem eine geöffnete Taverne direkt neben meinem Mini-Markt und dem Tourlitis-Café, und eine oder zwei geöffnete Café-Bars weiter vorne. Am Nautical Club liegen die Jollen von heute Mittag. Sie sind kaum größer als ein Schuhkarton. Und ich bin froh, dass ich mich für die Vassiliki Studios entschieden habe, und nicht für die oberhalb an der Straße nach Steniés gelegenen, sehr schön aussehenden Myrto-Studios, die ich auch angefragt hatte. Ist ein ziemliches Stück zu Fuß in die Chora von dort.

 

Dass die Chora einer Kykladeninsel an der windigen Nordküste der Insel liegt, ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal. Ob es hier mal einen richtigen Fährhafen gab, oder der immer im weit entfernten Gavrio auf der anderen Inselseite war, müsste ich mal recherchieren.

Weitere Tavernen hat es an der südlichen Paralia vor der Xenia-Ruine. Am Sonntagabend ist nirgends viel los. Ich entscheide mich schließlich für das "Madouris" und Kaninchenstifado. Angesichts der Größe der Portion bin ich froh, auf den Rat des freundlichen Wirtes gehört und keine Vorspeise bestellt zu haben. Das Karnickel schmeckt gut ohne genial zu sein, es bleibt noch Fleisch am Knochen. 15 Euro werden dafür mit einem Glas Wein und Wasser fällig, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.

Und morgen? Richtig wandern.