Kefalos

Nach dem üppigen Frühstück ziehe ich los um uns ein Mietauto zu holen. Ich hab schon vor zwei Tagen geschaut: die Preise für einen Kleinwagen für einen Tag unterscheiden sich kaum, 30 bis 35 Euro muss man hinlegen. Schon vor zweieinhalb Jahren waren die Mietautos auf Kos teurer.

Ich bekomme bei Mavros einen Fiat Panda für 35 Euro, den ich am Abend bis zehn Uhr oder aber am nächsten Morgen früh zurückbringen muss. Noch eine kurze Einweisung, Benzin ist nicht viel drin, aber zur nächsten Tankstelle bei Antimachia reicht es (dort tanken wir für 12 Euro gut 6 Liter – das Benzin ist etwas preiswerter als auf Tilos, und wir werden den Sprit bis zum letzten Tropfen ausnutzen). Die Mutter samt Badeklamotten und Wanderschuhen abgeholt, und los geht es.

 

Unser erstes Ziel ist Agios Stefanos. Auf der Fahrt dorthin umkurven wir die Piste des Flughafens und passieren die zerfurchte Ebene westlich von Antimachia. Zahlreiche Schilder an Abzweigungen weisen auf die Strände der Südküste hin: Magic Beach, Sunny Beach, Banana Beach, Paradise Beach. Der internationale Tourismus auf Kos spricht Englisch. Und Deutsch sowie zunehmend Russisch.

 

Die Ruinen der frühchristlichen Basilika Agios Stefanos liegen am östlichen Ortseingang direkt am Meer (und neben den – zugegeben noch besser erhaltenen – Ruinen der ehemaligen Club Mediterranée) – ein tolles Fotomotiv zusammen mit der vorgelagerten Insel Kastrí.

Bloß ein dort liegendes Schiff stört das Motiv. Ein großes Schiff. Ein Kreuzfahrer? Mit eigenem Hubschrauber? Wohl kaum. „Eclipse“ heißt das Teil, wie ich mit dem Fernglas lesen kann. Irgendetwas klingelt da leise im Hinterkopf – den Yacht-Namen habe ich schon irgendwie gehört.

Im Laufe des Tages wird mir ein Licht aufgehen: die „Eclipse“ ist die Mega-Yacht des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch und zur Zeit mit 162 Metern die größte Mega-Yacht der Welt*. Im Sommer hatte sie sich – samt Chelsea-Spielern wurde kolportiert - vor Kreta und Rhodos herumgetrieben – nun liegt sie schon länger hier und bringt die Einheimischen ins Träumen: wenn der Herr Abramowitsch mal in meinem Lokal ein ordentliches Fest geben würde, oder hier ein Grundstück kaufen würde? Es muss ihm hier gefallen – die Yacht wird einige Zeit bleiben.

Wir sehen uns die antiken Ruinen an. Einige Säulen der Kirche aus dem sechsten Jahrhundert nach Christus wurden wieder aufgerichtet, dafür die meisten Bodenmosaiken zugeschüttet um die vor Souvenirsammlern und Witterungseinflüssen zu schützen – die Ruine ist unbewacht. Oder passt der fette Hardun auf, der sich auf einem Felsen sonnt?

Am Strand tummeln sich nur wenige Badegäste – Kos hat bessere Badeplätze. Aber nur von hier kann man hinüber zu Kastri-Insel waten beziehungsweise schwimmen, wo als einziges Gebäude eine Nikolaos-Kapelle steht.

Und die Yacht liegt da, still, fast drohend.

Die Sonne sticht schon wieder vom wolkenlosen Himmel. Kein Schatten, so fliehen wir ins Auto. Der Ort Agios Stefanos ist nur ein Konglomerat von touristischen Einrichtungen entlang der Hauptstraße wie man sie ähnlich gesichtslos von Rhodos oder Kreta kennt. Einen Hafen hat es noch, der aber schon zu der auf einem Felsen liegenden Stadt Kefalos gehört, und Kamriou heißt. Uns steht der Sinn nach etwas Einsamkeit, aber die ist auf Kos nur schwer zu finden. Erst recht wenn es Straßen dorthin gibt.

So folgen wir den Versprechungen von Klaus Bötigs Reiseführer, der Kapellen und Kirchen auf der Kefalos-Halbinsel als einsam benennt. Der erste Halt kurz hinter Kefalos gilt der Ruine der Kapelle Panagia i Palatiani – im frühen Mittelalter auf den Resten eines antiken Tempels erbaut. Die alten Griechen wussten schon wo es schön ist, und die christliche Kirche vertrieb die alten Götter durch einen neuen auch indem sie ihm dort Heiligtümer baute wo antike Tempel waren. Der Ausblick hinab auf die Bucht von Kefalos ist immer noch schön, nur Zäune und Zersiedlung stören das Panorama. Hinter uns ragt der Kegel des Látra 426 Meter hoch, mal sehen wie weit wir mit dem Auto dorthin kommen. Es scheinen nur Mietautos hier unterwegs zu sein.

 

Nach nur wenigen Meter der nächste Stopp bei Palátia, an einem schattigen Parkplatz mit einem hornissenumschwärmten Brunnen. Auf der anderen Straßenseite führt ein kurzer Weg durch Wald und Gehölz zu einem antiken Theater aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus. Oder was davon übrig ist. Antike Theater haben normalerweise ein schönes Panorama als Kulisse oder Bühnenbild (am beeindruckendsten ist in der Beziehung das Theater von Taormina mit dem Ätna im Hintergrund). Die Bucht von Kefalos hinter grünen Wäldern ist aber auch nicht schlecht. Und natürlich ist die Yacht wieder im Bild.

Nun wollen wir es aber wirklich abseits haben und steuern das Kloster Agios Ioannis Thymainos an. Der Mietwagenpulk, in dem wir zu Anfang fahren, verliert sich glücklicherweise mit schlechter werdender Straße. Die Landschaft wird einsam, aber der Parkplatz am Kloster ist es nicht. Man muss auf Kos schon zu Fuß unterwegs sein um mal alleine zu sein.

Das Kloster liegt unterhalb des Parkplatzes, der fotogene, abseits stehende Glockenturm ist eingerüstet. Die Kirche selbst ist neu und nicht groß, wir finden den Schlüssel und das Gotteshaus innen komplett sehr schön ausgemalt (und durchaus interessant).

Vor der Kirche schmückt ein Kieselsteinmosaik den Boden, und daneben steht eine knorrige Platane, deren einzelne Äste von Säulen und Betonquadern abgestützt werden. Ein weiterer Platz mit Tischen und extrem schmalen Bänken aus Beton lässt erahnen was hier beim Panigiri Ende August los sein kann (Fred W. hat es in seinem Kos-Film eindrücklich gezeigt). Gerade sitzen aber nur ein paar deutsche Jugendliche dort, die keinen Blick für Ort und Umgebung haben und stattdessen ihre Beziehungsprobleme erörtern…

Das oben ausgeschilderte Kafenio ist schon geschlossen, keine Erfrischungen. Da muss der dekorative Wasserhahn reichen. Wir verweilen noch ein wenig und blicken über die karge Landschaft voller Wacholder und Erosionstäler nach Westen. Kann man da vielleicht Astypalea ausmachen? Nein, es ist zu dunstig.

Auf der gleichen Straße geht es zurück bis Palátia, dort biegen wir ab zur nächsten Johanneskapelle, diese Mal Johannes dem Theologen geweiht. Eine breite Piste führt bis zum Meer und dem Theologos-Strand. Sand und helle Felsen wechseln sich ab, das Meer hat ordentlich Wellen. Ziegen suchen den Schatten eines Wacholderbaumes am Straßenrand.

Eine große Taverne hat es hier, wir parken zunächst das Auto und suchen die namensgebende Kapelle. Die Piste, die von der Kapelle aus weiterführt, ist zunehmend von Sand überlagert. Die Sonne knallt nieder, ich bin einem Sonnenstich nahe.

Wo ist denn die blöde Kapelle mit den dekorativ in einem Baum hängenden Glocken? Die Mutter bleibt zurück, und ich kehre wieder um – da können wir auch das Auto nehmen. Nach ein paar hundert Metern dann die Kapelle – ein schmuckloser und junger Betonbau (mittleres zwanzigstes Jahrhundert) mit Nebengebäude. Profane rote und graue Knochensteine statt Kieselsteinmosaiken zieren den Platz. Was den Ort ausmacht ist der schräge Baum mit zwei Glocken daran. Und hier sind wir tatsächlich mal alleine. Selbst am nahen Kiesstrand ist niemand – Kos hat so verschwenderisch viele Strandkilometer wie nur wenige griechische Inseln, da nimmt niemand unbequemen Felsen wenn er anderswo feinen Sand haben kann.

Weil wir inzwischen hungrig sind und bei der Taverne Agios Theologos Atherines angeboten werden, kleine frittierte Fische, kehren wir dort ein. Ein Berg Minifische, Skordalia dazu – lecker!

Der Wirt unterhält sich am Nachbartisch mit einem englischen Paar über die Abramowitsch-Yacht. Wenn der doch mal für ein paar tausend Euro seine Taverne mieten würde, oder besser gleich kaufen. Dann könnte er (der Wirt) nach Kanada auswandern, wo er aufgewachsen ist. Ja, die Yacht bringt ins Träumen….

Wir träumen lieber noch ein wenig von Griechenland, im Schatten des Tavernendachs.

Reißen uns dann los – wir wollen ja noch ein wenig baden, und zwar an einem der Strandabschnitte östlich von Agios Stefanos.

Über Kefalos geht es zurück Richtung Osten, bis zur Abzweigung zum Magic Beach. Keine Ahnung ob dieser Strand besser ist als andere, sollen ja alle gut sein. Die Straße führt ziemlich schlaglochreich von der Hochebene hinab zum Strand, wo es etwas zurückgesetzt eine große Taverne gibt. Nun, kein Bedarf. Weiter links ein Parkplatz an einem Wacholderwäldchen, trotzdem sind Schattenplätze rar. Vor und neben uns erstreckt sich ein tiefer und endloser Sandstrand mit feinem weißem Glitzersand. Wahrhaftig „magic“!

Mietbare Liegen und Sonnenschirme hat es, Badekleidung ist hingegen überflüssig. Es ist genug Platz, niemand braucht dem anderen auf die Pelle zu rücken. Wer lieber natürlichen Schatten sucht muss im Hinterland des Strandes unter Wacholdern sitzen oder liegen. Wir wollen nicht endlos bleiben, und so geben wir uns die volle Sonnendröhnung. Das Meer ist hier an der Südküste ansonsten völlig wellenlos, herrlich warm sowieso. Ein wundervolles Bad!

Man muss Kos nicht mögen, aber strandtechnisch hat es einfach sehr viel zu bieten.

 

Unser Blick schweift nach Nisyros hinüber, dort gibt es allenfalls Kiesstrände. Und trotzdem würde ich das familiäre Nisyros jederzeit dem touristischen Kos vorziehen. Strände sind nicht alles.

Wir machen ein Mittagsschläfchen, lassen uns von Wind und Sonne trocknen.

Dann überlegen wir wo wir nun noch hinfahren sollen. Ich möchte gerne noch nach Paleo Pyli, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und noch dazu von Mastichari aus nicht zu machen. Allenfalls mit einem Taxi – nicht wirklich preiswert.

 

Aber es ist noch lange genug hell, und die Entfernungen sind nicht so groß. So fahren wir wieder hinauf auf die Hauptstraße und folgen ihr nordostwärts.

Sollten wir nicht noch die Burg von Antimáchia angucken? Nein, es geht nicht alles.

Die Erosionstäler sind hier besonders ausgeprägt, wandern ohne Wegbeschreibung kann schnell in eine Sackgasse führen. Versteckt in einem der Erosionstäler befindet sich eine Kaserne – unterirdisch quasi, nichts ragt auf Normalniveau hinauf.

 

Ganz schön viel Verkehr, der Typ vor uns schleicht gewaltig. Die Einheimischen überholen trotz Gegenverkehr, die Straße ist breit, aber ich kenne sie nicht. Und dann sind da auch immer wieder die mahnenden Ikonostasen am Wegrand.

Kurz vor fünf Uhr sind wir am Ende der steilen Straße, die von Pyli und Amaniou auf den Berg und in den Wald hinaufführt und hier an einem Parkplatz endet.

Ein beschilderter Weg führt hier zunächst in wenigen Minuten vorbei an einer Kirche (den körperlosen Erzengeln Michael und Gabriel geweiht) in ein waldiges Tal, links von ihm befindet sich der Bergkegel mit der Burg obenauf, rechts oberhalb liegt ein Café der besonderen Art.

Wir wenden uns zunächst nach links und kommen durch die baumbewachsenen Ruinen des verlassenen Dorfes Pyli (und vorbei an der Kirche Panagia ton Kastrianon, leider abgeschlossen), das schon im Mittelalter besiedelt gewesen sein soll und nach einer Cholera-Epidemie 1830 verlassen wurde. Der Blick hinab auf die Nordküste von Kos mit einzelnen Hügeln (Profitis Ilias) und weiter nach Kalymnos und Pserimos ist toll! Und dann ragt da direkt neben uns dieser steile Felsen empor, der oben von den Resten einer byzantinischen Burg gekrönt wird (ca. 300 Meter über Meereshöhe).

Wenn man den Felsen nach links umrundet findet man den Weg, der hinaufführt. Der ist steil, steinig und nicht immer gut befestigt, deshalb nur mit gutem Schuhwerk zu empfehlen. Ein Marmorwappen liegt am Weg, ein nach oben aufgerissenes Tor gibt den Eingang zur Festung frei.

Dort angekommen ist der Ausblick auf die Küste noch toller, man sieht den Salzsee bei Tigaki, im Dunst verschwindet Pserimos. Auf der anderen Seite hat man einen tollen Blick auf die Cafe-Bar, die wir nachher noch aufsuchen wollen, und dahinter zu den westlichen Hängen des Dikeos-Gebirges. Eine Ansicht, die fast aus den Alpen stammen könnte.

Die Ruine selbst hat auch Ausstrahlung, es scheint mir aber nicht mehr alles sehr solide zu sein, und ich verzichte darauf, an die äußersten Stellen zu klettern.

 

Danach suchen wir das Café auf. Ein genialer Platz! Aus den Lautsprechern kommt kretische Musik und bringt mich ins Schwingen. Ein Elleniko oder ein Frappé dazu, wir sind gerade die einzigen Gäste. Stühle und Tische verschiedenster Bauart (wir nehmen das Tischen mit dem Mühlstein) verteilen sich über mehrere Terrassen, von allen hat man die Burg Paleo Pyli im Blick, die jetzt von krächzenden Krähenschwärmen umkreist wird. Was ihr es vollends etwas märchenhaft gibt! Zwei Habichtsadler kreisen dann auch noch, und aus einem Seitental zieht Dunst herein.

 

Den Schäferhund-Mix des Wirtes Georgio kenne ich aus dem Film von Fred W. – sie (Fred und die Schweizer-griechischen Gastgeber vom „Rocky-Docky“) haben den Welpen vor gut einem Jahr auf der Fahrt nach Paleo Pyli aufgelesen, und Georgios hat ihn behalten. Scheint ihm (bzw. ihr – Leika heißt sie) gut zu bekommen. Und eine Katze ist auch noch da, die uns nachher auf dem Weg hinab begleiten wird, trotz der entgegenwirkenden Rufe ihres Herren. Muss er dem Hund beibringen, die Katze zurückzubringen... ;-)

Die Toilette soll hier auch sehenswert sein, die hab ich leider verpasst. Nächstes Mal.

Denn von allen Orten auf Kos ist das hier mit Abstand der, der uns am besten gefällt. Vielleicht auch weil wir ein Mal Glück haben und nicht von Touristenscharen umgeben sind. Kaum gedacht sehen wir unten schon welche kommen. Die gehen aber erst zur Burg hinauf.

Schließlich brechen wir auf, es ist schon Viertel nach sechs. Natürlich könnte man hier oben schön den Sonnenuntergang betrachten, wir wollen aber noch nach Zia solange es halbwegs hell ist. Dort wollen wir eventuell etwas essen oder trinken - Helmut (R.I.P.) hatte uns das Lokal „Sunset Balcony“ empfohlen.

Bis Zia ist es nicht weit, auch wenn wir der Straße folgend einige Umwege fahren müssen. Der Himmel färbt sich bereits in rosa-golden, die Hügel zeichnen sich toscanalike davor ab.

 

Schock in Zia: auch abends ist der Ort voll! Noch nie habe ich diesen Ort ohne Touristenscharen erlebt. Voll mit geparkten Autos, kein freier Platz ist zu bekommen. Fast überall auf Kos werden – wir hätten es sehen können hätten wir darauf geachtet – inzwischen Sonnenuntergangsfahrten nach Zia geboten (Oia/Santorin läßt grüßen!) Allenfalls die taverneneigenen Parkplätze sind frei, diese werden aber wütend gegen flüchtige Sonnenuntergangsparker verteidigt. Wo das „Sunset Balcony“ sein soll habe ich auch nicht gesehen – anscheinend etwas außerhalb.

Ich parke schließlich an einem Tavernenparkplatz, lasse die Mutter im Auto und eile zu einer Straßenkurve, die den Blick auf den Sonnenuntergang frei gibt. Reihe mich in die Schar der Untergangsschauer. Im späten Licht glänzt der Salzsee bei Tigaki silber-rosa, aber der Vordergrund nach Westen hin ist nicht soo beeindruckend. Muss ich den Sonnenuntergang nicht bis zum Ende erleben – die Sonne ist anderswo auch schön. ;-)

Wir fahren direkt zurück nach Mastichari, mit den letzten Tropfen Sprit erreichen wir den Ort und geben das Auto zurück. Dieses Mal haben wir unsere Tanzfüllung reichlich ausgenutzt, über hundert Kilometer sind wir gefahren. Hätte ich vorher nicht gedacht.

 

Spät gehen wir in die „Traditional Taverna“, die schon wieder fast voll ist. Ohne Vorspeise sind die Portionen des Hauptganges zu bewältigen. Der Rakí wird wieder größer. Bisher kam die handgeschriebene Rechnung mit dem Wechselgeld nicht zurück. Weil ich sie gerne als Souvenir möchte, behalte ich sie heute. Und bekomme mit dem Wechselgeld prompt noch einen gedruckten Kassenbeleg mit allem Zipp und Zapp. Tss – da werden die Rechnungen sonst doch nicht etwa an der Steuer vorbeigelaufen sein? Schrieb ich schon, dass man auf Kos von der Krise nichts merkt?

*

 

Unseren letzten Urlaubstag verbummeln wir in Mastichari. Noch ein paar Souvenirs kaufen, die Küste entlang nach Osten wandern (hier endet der Strand schnell, die Küste wird felsig, tangübersät und unansehnlich) und Muscheln suchen. Den Badesteg vor dem Mastichari-Bay-Hotel bewundern, und die Sonnenanbeter dort. Nach Kalymnos hinüber gucken. Und nach Pserimos.

 

Einen Happen essen in der Taverne „Kalymnos“ vorne am Hafen: Griechischen Salat und leckere Käsebällchen. Das Essen ist gut, der Service (osteuropäisch?) ist es nicht.

Vor der Nachbartaverne („Tasos o Kalymnios“ – Hauptsache, Kalymnos im Namen…) hält ein Bus und entlässt eine Ladung russisch klingende Reisende dorthin. Klar, dort gab es auch eine russische Speisekarte. Das Lokal auf der anderen Seite fällt durch seinen penetranten Anpreiser auf – so was mögen wir gar nicht und haben das „gute Herz“ deshalb nicht getestet. Und heute Abend gehen wir – zur Abwechslung – mal wieder in die „Traditional Taverna“, wo es auch am Abschiedsabend gut schmeckt und natürlich an Tzipurro nicht mangelt.

Vorher wird aber noch am Strand gebadet, wieder westlich der Surfschule. Die Wellen sind so hoch wie vor drei Tagen, da kann es einen leicht mal so richtig reinwaschen. Es hat mehr Wind heute, und so übt immerhin ein Surfer auf dem Wasser. Aber wieder keine Kite-Surfer.

 

Ein letzter griechischer Sonnenuntergang vorne am Schiffsanleger, umschwärmt von einer vielköpfigen weiß-beigen Katzenfamilie. Katzenfutter liegt überall herum, zwei Touristenkinder füttern die Tiere.

Vor dem Abendessen müssen wir unsere Sachen zusammenpacken, denn morgen Vormittag geht schon zeitig unser Rückflug. Kostas hat für sieben Uhr ein Taxi bestellt, das bis zum Flughafen beachtliche 18 Euro kostet (sind vielleicht sieben Kilometer). Wir können gleich einchecken und gönnen uns einen (überteuerten) Kaffee (wie war das nochmal mit der Vorschrift, dass es auf jedem Flughafen und auf jeder Fähre ein Nescafé für maximal 1,20 Euro verkauft werden darf. Auf der Preisliste steht der auch, kassiert werden aber 3,10 Euro, trotz meines Protestes. Abzocker!

 

Wir vertreiben uns die Zeit vor dem Flughafen, letzte griechische Luft atmen. Da gibt es einen Apparat, in dem man für zehn Euro seinen Koffer in Plastikfolie einwickeln lassen kann. Der Betreiber langweilt sich, und wir fragen uns gerade wer denn sowas braucht, da kommt ein Bus mit russischen Fahrgästen (nachher geht ein Flug nach Moskau), und sofort bildet sich eine Schlange an dem Gerät. Also für Flüge nach Russland scheint sich das Einwickeln zu empfehlen.

 

Der Duty-free-Shop auf Kos ist so teuer wie vor ein paar Jahren, die Auswahl überschaubar, der Aufenthaltsbereich überfüllt. Unser Flug scheint vor allem von Schweizern gebucht (Herbstferien in einigen Kantonen) und ist voll. War auch der teuerste Flug den ich bisher nach oder aus Griechenland hatte (TUIfly, 219 Euro nur der Rückflug! Der Hinflug war wenigstens hundert Euro billiger, aber trotzdem war das unser teuerstes Flugpaket ever nach Griechenland! Alles wegen der Krise….)

 

Pünktlich heben wir ab, ich sitze auf der linken Seite und habe einen schönen Blick auf Kalymnos, Telendos, Leros, Patmos und unsere schönes Urlaubsziel Lipsi. Auch Patmos und Arki sind im Blickfeld, gefolgt von Fourni, Thymena und Ikaria. In der Ferne unser nächstes Urlaubsziel: Skyros! Dann verschwindet alles im Dunst, erst später über Deutschland können wir wieder Orte und Flüsse ausmachen.

Wir blicken zurück auf siebzehn sehr schöne Urlaubstage. Vielleicht hätten wir manches anders gemacht, im Rückblick – ein Zwischenstopp auf Nisyros, ein paar Tage auf Kalymnos, oder doch Übernachtungen auf Pserimos?

 

Aber wir haben - wie nicht anders erwartet – erfahren, dass Griechenland – Krise, welche Krise? – einfach ein wunderschönes Urlaubsland mit freundlichen Bewohnern ist.

Und wir kommen auch nächstes Jahr wieder.

Dann aber auf zu neuen Inseln!

 

 

Oktober 2012

 


* April 2013 - die "Azzam" hat der "Eclipse" längenmäßig den Rang abgelaufen - sie bringt es auf eine Länge von 180 Metern.Sie gehört anscheinend dem saudischen Prinzen Walid Ibn Talal.

Dazu ein Artikel im Spiegel vom 5.4.2013.