Kania und Ftenagia

 

Die Zubereitung des Frühstücks am nächsten Tag gestaltet sich schwierig – es hat keinen Strom. Der wird heute auf der ganzen Insel zentral abgeschaltet, wir haben die Aushänge gesehen. Aber irgendwie gedacht, das wäre erst später. Oder nicht bei uns. Unsere Vermieterin, die unter uns wohnt, bringt uns aber netterweise heißes Wasser vom Gaskocher für den Kaffee.

 

Es ist elendiglich heiß heute. Drückend. Die Wanderung nach Chorio vertagen wir. Wegen der Stromunterbrechung fährt der Inselbus heute auch nicht, was wir nicht so recht verstehen – der fährt doch nicht mit Strom? Faulenzen ist angesagt, aber dann juckt es mich doch, ein wenig zu wandern. Zum Strand von Kania, mit dem Führer von Dieter Graf. Heute der optimale Tag: da fährt der Bus normalerweise zwei Mal täglich hin. Aber nicht heute. Auf der anderen Seite von Emborio, an einigen Ruinen und einem Esel vorbei geht es über einen Bergrücken (na ja: Hügelrücken) durch stacheliges Gestrüpp, aber der Weg ist gut zu finden. Bis er an einer Mauer endet, so was kenne ich schon. Vor zu einem Tor, das aber äußerst fies verbarrikadiert ist, mit Stacheldraht. Da soll nun wirklich keiner durch, vor allem keine naseweisen Wanderer. Toll. Mir bleibt nur, über die Mauer zu klettern, die zum Glück nicht so hoch ist. Dann auf der Straße weiter. Dieter Graf macht hier noch einen Abstecher in ein Kieferntal, auch die Reste eines Apollotempels soll es dort geben. Schwer zu finden, sagt das kleine, englischsprachige Heft „Halki Discoveries“, und ich verzichte.

Nach einer guten halben Stunde erreiche ich den Strand von Kania. Der ist sehr schön, hat sogar Schatten von einem Baum, zwei Sonnenliegen, und eine Breite von vielleicht 15 Metern, großzügig geschätzt. Praktischerweise ist nur eine der Liegen belegt, ich nehme die andere. Das Strändle besteht aus Kies, im Wasser wird es sandig, man kommt gut rein. Herrlich, und bei 22°C angenehm temperiert.

Der Rückweg führt mich an der Küste entlang. Unweit vom Strand wird gebaut, was allerdings, erschlisst sich mir nicht. In „Health & Lifestyle Magazine Halki Review“ lese ich später einen Artikel, dass hier ein Hafen für Güter, Öl und Baumaterial entstehen soll, die man in Zukunft von Ort fern halten möchte.

 

Nach ein paar hundert Meter nähere ich mich der im Wanderführer angekündigten Fischzucht, große abgetrennte Kreise und Quadrate im Wasser. Ein großes Gebäude und Grundstück, reichlich verwahrlost, an Land. Bootsreste, Schrott, Gerümpel. Niemand da, nicht einmal ein bedauernswerter Wachhund. Ich muss allerdings im Gelände um das Grundstück herum, denn direkt am Wasser entlang hat es keinen Weg. Dornen, Steine, Zäune – das obligatorische Hindernisrepertoire der griechischen Inseln. Erweitert um blühenden Thymian en masse. Dann wird wieder ein richtiger Weg sichtbar, führt über einen Sattel, und dann hab ich schon wieder den Blick auf die Bucht von Emborio, die 3 Windmühlen gegenüber. Der Wanderführer macht es sich leicht, wenn er schon nicht hüpft oder springt, dann kürzt er böse ab: „Schnell ist man danach wieder in Nimborio...“ – Flötepiepen, ich komme zu weit unten raus, da ist aber kein Weg, dafür ein steiler Felsabbruch, also wieder zurück, weiter hinauf, auch nicht richtig, weiter vorne unten sehe ich eine Leitung am Boden, dort scheint es entlang zu gehen. Ja, es geht, und ich bin dann wirklich gleich am Ortrand von Emborio.

Hier hat es eine größere Villa, sogar mit Pool! An der Küste entlang ziehen sich kleinere Villen, alle mit einem Badeplatz direkt davor, es geht zwar gleich tief hinein, aber dafür hat es Leitern. Nicht schlecht, würde mir auch gefallen. Ist mehr für den dickeren Geldbeutel. Ob man hier auch baden darf wenn man da nicht wohnt? Zwischen den Häusern führen Stufen hinunter, und einige Bade- und Schnorchelgäste sind auch zu sehen. Hier sind also die Feriengäste, Ferien auf der Terrasse mit Meeranschluss, nicht schlecht!

Auf dem Rückweg schnell noch im einem der Läden vorbei, ein kaltes Getränk holen. Der Besitzer überbrückt den Stromausfall mit einem stinkenden Generator – fehlenden Strom scheint es hier öfters zu geben, man ist darauf eingerichtet.

 

Später am Nachmittag haben auch die Begleiterinnen Lust auf ein Bad im Meer. Am südöstlichen Ende der Bucht von Emborio liegt der Ftenagia-Strand, da wollen wir hin.

Zuerst kommen wir an einem großen Gebäude vorbei, das einmal eine Schwammfabrik war (ich dachte, die wachsen natürlich? ;-) Nein, es war eher ein Schwammlager...), dann ein Hotel. Inzwischen gibt es dort wieder Bauarbeiten, das 4-Sterne-Hotel und Konferenzcenter „Xiona“ für 2,2 Millionen Euro ist im Entstehen. Ja, es soll laut „Health & Lifestyle Magazine Halki Review“ sogar schon offiziell eröffnet haben, am 10. Mai 2008. Sieht aber überhaupt nicht offen aus, wer wohnt schon gerne zwischen Pressluftbohrer und Bagger? Neben dem Hotel befindet sich eine kleine Werft, auch hier wird geräuschvoll gearbeitet.

 

An einer Kapelle vorbei (Katerina gewidmet :-) Der heiligen natürlich!) ist man dann schnell am Strand von Ftenagia. Strand? Man wird ja genügsam hier: schon wieder ein Ministrand, gut geschätzt 30 Meter breit. Felsen, man kann nur an der Seite ins Wasser. Sonnenliegen, Sonnenschirme, ein Taverne dahinter. Mhm, so direkt vor die Taverne wollen wir uns nicht hinlegen. Blöd. Bevor der Strand beginnt, hat es einige Felsen, da suchen wir uns ein Plätzchen. Schwer ins Wasser zu kommen, glitschige und spitze Steine, Badeschuhe wären gut. Hat aber nur die weitblickende Tante. Irgendwie kommen wir dann doch rein, das Meer ist herrlich, bloß die Strände hier, na ja. Ist keine Badeinsel, Chalki. 

Am Abend, wir wollen gerade zum Essen aufbrechen, nähert sich ein Schiff dem Hafen. Ein Tankschiff. Es liegt so tief im Wasser als ob es ein Leck hätte, Schlagseite.

Wasser ist auch drin, aber ohne Leck: Es ist das Tankschiff, das im Sommer zwei bis drei Mal pro Woche kommt um  die wasserarme Insel mit dem kostbaren Nass zu versorgen. In den nächsten Stunden wird keine Fähre kommen, so kann das Schiff im Hafen angelegen, Schläuche werden ausgerollt, angeschlossen an zwei Leitungen etwas 30 Meter vom Anleger weg. Von dort wird das Wasser in einen großen Behälter am oberen Ortrand gepumpt, erklärt uns einer der „Wassermänner“. In den nächsten Stunden können wir zusehen, wie dass leichter werdende Schiff sich aus dem Wasser erhebt. Nur die Abfahrt in der Nacht, die verpassen wir. Dafür gibt es auch in der„Taverne Maria“ an der baumüberwachsenen Platia nahe dem Anleger gute griechische Küche zu vernünftigen Preisen.