Via Kalymnos nach Telendos

Um 13 Uhr legt die "Dodekanisos Express" in Pothia an. Fünf Tage haben wir nun Zeit für Kalymnos. Vor neun Jahren waren wir hier, aber wir kennen die Insel nicht wirklich, und das wollen wir nun ändern. Es gibt aber auf Kalymnos ein Problem: welchen Standort soll man wählen? Das große und lärmige Pothia mit der Villa Melina? Nein, da haben wir keine Lust drauf. Die netten und ruhigen Vathy oder Emborios (das wir noch gar nicht kennen)? Zu abgelegen für die Ausflüge und Wanderungen, die wir vorhaben. Kantouni, Myrties, Massouri, Melitsachas? Mhh, zu touristisch, zu laut. Schwierig. Wir entscheiden uns schließlich gegen Kalymnos, und für Telendos. Telendos vereint nämlich die Vorteile einer ruhigen, auto- und mopedfreien Insel samt ausreichend geöffneten Tavernen mit den Vorteilen einer guten Verkehrsanbindung und zentraler Lage.

Und so nehmen wir in Pothia am Hafen direkt ein Taxi nach Myrties (15 Euro) zum Anleger der Telendos-Boote. Die sich abwechselnden Kaikia fahren jede halbe Stunde, die Überfahrt dauert keine zehn Minuten und kostet pro Person zwei Euro. In Myrties gibt es ein Wiedersehen mit der "Anna Express", die gerade Richtung Leros aufbricht. Nett.

 

Der imponierende Klotz von Telendos wächst mit der Annäherung in die Höhe. Lange hatte ich überlegt, ob wir nicht doch in Melitsachas absteigen sollen: der Blick von Kalymnos nach Telendos ist, vor allem zum Sonnenuntergang, beeindruckender als der von Telendos nach Kalymnos. Aber man kann nicht alles haben.

Ich lasse die Mutter mit unserem Gepäck am Anleger zurück und mache mich auf die Quartiersuche. Wenn man im Internet guckt, dann findet man vor allem das "Porto Potha Hotel" und das "On the Rocks". Beide nicht sehr preiswert, und etwas abseits, und ich hatte mir ja eigentlich die einzige Unterkunft ausgeguckt, die mit dem Rücken nach Kalymnos liegt - die "Hohlakas Sunset Studios". Aber die gibt es wohl nicht mehr. Ich sehe mir die Zimmer über der Taverne Zorbas an - die sind sehr klein, das gefällt mir nicht. Nebenan würde eine Frau auch Zimmer vermieten. Die zeigt sie mir auch gerne, allerdings liegt das Zimmer in zweiter Reihe, und den Meerblick versperrt eine hässliche Bauruine. Preiswert, aber da zahlen wir doch lieber mehr.

 

So wende ich mich vom Anleger nach Westen, den Blick auf die Balkone im ersten Stock gerichtet. Und neben der Taverne "To Kapsouli" werde ich fündig - eine mittelalte Frau in Schwarz spricht mich an und zeigt mir ihren beiden Zimmer im ersten Stock. Die sind ohne Chichi mit dem notwendigsten inklusive kleiner Kochecke ausgestattet (kein Wlan), nicht zu klein und kosten 30 Euro die Nacht. Vom Balkon aus blickt man hinüber übers Meer auf die Hotelküste von Myrties und Massouri und die darüber imponierend emporragenden Felsenwände.

Nachdem wir uns eingerichtet haben, gehen wir nebenan im "Kapsouli" essen - einen Kalymnos-Salat (der mit den Paximadi-Stückchen drin) und frittierte Zucchinischeiben. Lecker! Und es ist einfach eine pure griechische Idylle hier, so am Ufer sitzen, die Kaikia tuckern vorbei, aber keine lärmigen Mopeds. Die Kinder des Wirtes machen ihre Hausaufgaben, eine ältere Dame (die Mutter des Wirtes?) macht Small-Talk, und nach dem Essen gibt es noch ein Dessert aufs Haus - Yoghurt mit löffelsüßen Trauben

 

Danach checken wir die Einkaufslage: es gibt zwei Minimärkte, von denen der eine besser, der zweite überschaubarer bestückt ist. Zweiterer gehört Panormitis T., dem ich Grüße von meiner Bekannten Marga ausrichten soll. Der nette ältere Herr, der eigentlich von Pserimos stammt, aber seit über dreißig Jahren nicht mehr dort war, freut sich sehr und lädt uns auf einen Kaffee ein. Ein Kilo Honig würde er uns auch mitgeben (der Honig von Telendos ist bekanntermaßen der beste... ;-) ), aber das können wir aus Gründen der Kapazität unseres Gepäckes ablehnen.

 

Die Sonne steht schon tief, als wir dann noch etwas die die Küste nach Norden entlang gehen um uns die Bademöglichkeiten anzusehen. Hier sind die Quartiere "On the Rocks" und ein Stück oberhalb das "Porto Potha Hotel", davor ein schmaler Sandstrand (Potha) mit Liegen. Weiter nördlich die Strände von Megali Potha und Paradise, beide bestehen aus einigen kleinen, kiesigen Uferabschnitten zwischen Felsen, ebenfalls mit Liegenverleih. Paradise Beach ist textilfrei.

Der schönste Strand soll der Chochlaka-Strand sein, der westlich von Telendos-Ort auf der anderen Inselseite liegt. Vorbei an den Ruinen der alten Basilika Agios Vassilios gehen wir wieder zurück zum Ort und wechseln auf diese andere Inselseite zu besagtem Chochlaka-Strand. Der Kiesstrand hat ebenfalls Liegen und Sonnenschirme, die allerdings teilweise schon abgeräumt werden. Auf dieser westlichen Inselseite hat es überraschend starke Wellen, das Tosen der Brandung ist so beeindruckend wie der Sonnenuntergang, der sich nun vor unseren Augen vollzieht. Dazu rechts das Felsenplateau des 459 Meter hohen Berges Rachi, dessen Wände steil abfallen und eine beliebtes Terrain für die Freikletterer sind, die auf Kalymnos schon alle Routen durchstiegen haben - eine Kulisse, die wunderschön ist, und bei mir einen mittleren Fotorausch auslöst.

Und da hatte ich Befürchtungen, dass der Sonnenuntergang auf Telendos langweilig sein könnte im Vergleich zu dem auf Kalymnos....

Wir genießen ihn bis es dunkel wird, und gehen dann zurück ins Quartier.

Sollen wir heute essen gehen? Eigentlich sind wir noch satt. Die Frage stellt sich nicht mehr, als Margo uns mit einem Teller frischen Loukoumades beglückt. Abendessen auf Balkonien. Mit Blick auf Margo, die inzwischen mit ihrer Nachbarin um die Wette angelt. Während Margo im traditionellen Witwenschwarz gekleidet ist, ist die Nachbarin mit roter Kurzhaarfrisur wohl eher eine Städterin, die hier Urlaub macht. Eine nette Nachbarschaft, eine dritte Frau kommt noch dazu, fragt uns neugierig aus.

Später sitzen sie alle zusammen beim Risogalo, von dem wir natürlich auch eine Portion abbekommen. Wir genießen ihn zum Aufgang des Nicht-Mehr-Ganz-Vollmondes über den Steilwänden von Kalymnos.

Telendos war die perfekte Standortwahl.

Morgen wollen wir die Insel weiter erkundigen.