Am Mittwoch müssen wir früh aufstehen, denn schon um 9.10 Uhr geht der Bus nach Gaios. Und das im Urlaub – allerhand! Wir frühstücken nicht zuhause, sondern verschieben das nach Gaios, das Boot um 11 Uhr nach Antipaxos reicht auch noch. Um halb zehn sind wir in Gaios und setzen uns in eine Cafe-Bar an der Platia. Die Frühstückskarte sieht natürlich auch ein englisches Frühstück vor, klar auf Paxos. Einmal kontinental (4 Euro), einmal englisch mit Spiegeleiern und Speck (8 Euro). Natürlich gibt es nur eine Gabel (für das englische Frühstück), und zwei Scheiben Toast pro Person sind für Spiegeleier, Speck, Honig, Butter auch etwas wenig, aber wir bekommen nach wiederholter Aufforderung doch noch mehr, kostenlos, sogar. Aber der Service ist sichtlich genervt – Nachsaisongefühle. Uns doch wurscht, das Wetter hat keine und verhält sich wie es sich für Griechenland und einen netten Inselausflug gehört: die Sonne strahlt nach Kräften und keine Wolke am Himmel.
Wir bummeln noch ein wenig durch Gaios und kaufen ein: Keramiksouvenirs, Olivenholzschnitzereien, Aspirin. Dabei sehen wir einen Aushang: am Samstag um 12 Uhr fährt außerplanmäßig eine Fähre von Paxos nach Igoumenitsa. Wir überlegen: unser Rückflug ab Preveza geht um 19.30 Uhr – ist zu schaffen mit dem Taxi (Angefragt vorher, kostet 85 Euro), aber da darf nicht viel passieren. Bei der Gelegenheit fragen wir gleich im Reisebüro was ein Taxiboot nach Parga kostet – wäre doch auch nen Möglichkeit. „300 Euro“ lautet die Antwort – hust, also keine Möglichkeit. Und ein Ausflugsschiff? Auch eher nicht – wobei ich ja gerne eines nehmen würde, das am Morgen von Parga herkommt, und am Nachmittag zurückfährt, also nicht in Gaios stationiert ist. Es ist Nachsaison, da geht leider nicht mehr täglich eines. Nun, dann eben herkömmlich mit der Fähre am Freitag, mit dem Bus weiter und irgendwo zwischen Igoumenitsa und Preveza übernachten. Ja, schöne Planerei, es soll ganz anders kommen. Davon wissen wir zum Glück noch nichts.
Um 11 Uhr besteigen wir das Motorboot „Paxos Express“ (oder war es „Antipaxos Express“?). Acht Euro kostet die Tour hin und zurück pro Person. Etwa zehn Leute fahren mit, pünktlich geht es los, und gleich volle Pulle, was mir natürlich sämtliche Fotos auf die fotogene Hafenfront von Gaios sowie die Nikolaos-Insel verwackelt. Mit so viel Abstand zur Küste fährt das Boot, dass man die Halbinsel Mongonissi, die im Südosten Paxos abschließt, kaum ausmachen kann.
Keine zwanzig Minuten dauert die Überfahrt bis zum nördlichsten Anleger von Antipaxos am Vrika-Strand. Wir hatten den Tipp bekommen, möglichst zum nächsten Strand, dem Voutoumi-Strand, mitzufahren. Allerdings fährt das Boot nicht weiter („cause tavernes at Voutoumi are closed“), oder nur für zwei Griechinnen, die einen Trip zum Radovani-Strand gebucht haben, an der Westküste von Antipaxos gelegen und kaum zu Fuß zu erreichen. So steigen wir an dem schmalen Anleger in Vrika aus. Um 16 Uhr wird uns das Boot hier wieder abholen, wir haben also gut viereinhalb Stunden Zeit.
Unser ersten Eindruck: ein toller Sandstrand, aber nicht sehr breit, vielleicht 50 oder 60 Meter, zwei Tavernen, Liegen und Sonnenschirme am Strand, ganz schön was los. Nicht so ganz unser Geschmack. Wobei: die Farbe des Wassers ist ein Traum, so stellt man sich die Karibik vor (ich war noch nie dort). Palmen würden noch fehlen.
Ein paar Worte zu Antipaxos: Die Insel liegt zwei Kilometer südlich von Paxos, ist fünf Quadratkilometer klein und hat im Sommer gut hundert Einwohner, im Winter nur noch zwei Dutzend. Die an den beiden Hauptstränden gelegenen Tavernen schließen mit den Tagesausflüglern (das kennen wir doch von Erikoussa), es gibt aber ein paar Quartiere (und es werden mehr). Und einige Weinberge – die Einheimischen sind stolz auf ihren eigenen Wein. Außerdem ist Antipaxos das Jagdrevier der Paxioten (das erinnert nun wieder an Othoni). Außer den Bootsanlegern an den Stränden gibt es sogar einen richtigen Hafen, und eine richtige Straße dahin. Die Zahl der Autos lässt sich aber an einer Hand abzählen. Wäre nicht schlecht zum Wandern, aber dazu ist es heute zu warm, und wir wollen lieber baden.
Der Vrika-Strand ist uns also zu voll (dabei ist der 30. September und auf den Diapontischen sind schon alle Strände hochgeklappt) und zu touristisch erschlossen – was mag hier im Sommer los sein? Der Michael-Müller-Führer schreibt etwas von 20.000 Touristen im August auf Paxos – weia! Praktischerweise kann man auch zu Fuß zum Nachbar-Strand Voutoumi gehen, und das machen wir dann auch. Der Weg geht am Vrika-Strand links der Taverne vorbei leicht bergauf Richtung Inselinneres. Olivenbäume sehen wir keine, aber einen Weinberg etwas oberhalb, und Wacholder und buschige Macchia. Nach vierhundert Metern macht der Weg eine Kehre, kurz darauf kommt eine Abzweigung – hier geht es weiter nach Vigla, dem Ort im Inselinneren. Wir halten uns links, laufen noch eine Schleife aus, und haben dann – nach vielleicht zwanzig Minuten vom Anleger - den Blick auf die Voutoumi-Bucht. Da ist auch ordentlich was los: zwei oder drei Ausflugsschiffe liegen in der Bucht, und ein paar Segel- und Motorboote. Das Paradies ist belegt. :-(
Egal, wir lassen uns den Strand nicht vermiesen! Nochmal ein kleiner Umweg ins Inselinnere, dann führt eine Stichstraße runter zum Strand, vorbei an einer größeren Taverne („Voutoumi“), die leider wirklich zu hat. Ein gutes Stück oberhalb des Strandes befindet sich eine weitere Taverne – die wird dann wohl auch geschlossen sein. Da sie den Namen „Bella Vista“ hat, vermute ich von dort eine schöne Aussicht – nee, heute ohne uns.
Am Strand sind wir dann erfreulicherweise doch fast alleine, denn die Ausflugsschiffe ankern draußen im Wasser, Schwimmlustige (und das sind viele) müssen direkt ins Wasser und die wenigstens schwimmen bis zum Strand. Der Strand ist kiesige, näher am Wasser sandig – und ein Traum! Es geht langsam hinein ins Meer, das transparent und türkisfarben schimmert – 5 Sterne! Bei 24°C Wassertemperatur kommen auch sonst keine Wünsche her auf (oder doch: Ein Cocktail wäre nett). Die Ausflugschiffe geben sich draußen auf dem Meer die Klinke in die Hand (oder wie sagt man da?), keines bleibt aber wirklich lange. Heh, da kommen noch zwei Badegäste zu Fuß - weg, das ist unser Strand ;-)
Von einem Segelboot quält sich eine rosige Familie mit dem Schlauchboot an Land, sie wollen in eine Taverne, beide haben zu – Enttäuschung und wilde Schlauchbootmanöver. Sehr nett zu beobachten.
Ich nutze den Sand und die Steine für ein kleines Nissomanie-Legespiel (Richis Idee hatte ich eigentlich schon auf Erikoussa umsetzen wollen, nun, hier geht es auch), später kratze ich mir beim Planschen weiter links am Anleger das Knie auf – dort ist es felsig, Fische tummeln sich.
Die geschlossenen Tavernen veranlassen uns schließlich zum Aufbruch: Wir haben Hunger und müssen zurück zum Vrika-Strand. Die roten Beeren am Wegrand – was sind das denn für Teile? Bestimmt giftig… Die Sonne sticht direkt heute, gut, wir können noch etwas Farbe brauchen!
In Vrika haben wir die Wahl zwischen zwei Tavernen, „Spiros“ und „Vrika“, wir nehmen „Vrika“, wo ein junger Mann sehr polyglott bedient. Eigentlich wollen wir nur einen griechischen Salat, aber die Gigantes, das Tagesessen, müssen wohl weg, sie werden uns intensiv angepriesen und also bestellt. Der Inselwein ist natürlich ausverkauft, der neue Jahrgang kommt bald, aber so lange werden wir nicht warten. Am Nachbartisch sitzen Engländer, die in Paris wohnen, sie diskutieren mit dem jungen Mann, der der Eigentümer der Taverne ist, über die Veränderungen hier und dort. Der antipaxische Konkurrenzkampf scheint demnach entbrannt, inzwischen gibt es Zimmer mit Pool (bei diesen Stränden!), man versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen, auszubooten. Der Tavernenbesitzer hatte ein gutes Angebot, die Taverne zu verkaufen, der Nachbar (oder so) wollte expandieren. Aber der Junge wollte nicht, und warum verstehe wir auch, als wir die Rechnung bekommen: die Taverne ist eine Goldgrube, die Rechnung deutlich höher als erwartet (die Gigantes kosten acht Euro!). Immerhin legt der nette Wirt sich für seine Gäste krumm: er macht eine akrobatische „Fahne“ an einer der Dachstützen (sorry, ging zu schnell – kein Foto :-( ).
Rechts am Anleger liegt jetzt übrigens „unsere“ „Lefcothea“ , das Ausflugskaiki aus Loggos, mittwochs und donnerstags macht sie zur Zeit und wenn das Wetter es zulässt die Tour um Paxos und nach Antipaxos für 25 Euro pro Person. Wir sind froh, etwas mehr Zeit auf Antipaxos zu haben und beobachten die Gäste, wie sie über eine schmale Hühnerleiter versuchen, zum Anleger zu kommen – scheint äußerst schwierig zu sein, vor allem barfuß oder in Badeschlappen *grins*.
Um 16 Uhr fahren wir dann wieder zurück nach Gaios. Bis der Bus nach Loggos fährt, haben wir noch Zeit. Die Läden sind zu, der Essensbedarf gedeckt, dann spazieren wir eben die „Fluß“-Uferpromenade bis zum neuen Hafen. Am Hauptanleger liegt ein größeres Schiff – ein Ausflugsschiff von Parga? Oder von Korfu? Dass da so große Teile fahren, hätte ich nicht gedacht, das Schiff passt kaum in den Flusshafen. Sogar ein paar der Läden in der Nähe des Anlegers haben geöffnet, extra. Na, mit hundert, zweihundert Leuten ist schon ein Geschäft zu machen (Olivenöl, Seifen, Schnitzereien, Eis), da lohnt sich das.
Wir gehen weiter Richtung Norden. Links ein tolles Gebäude, kurz vor dem Einsturz. Früher war es der Sitz des britischen Gouverneurs.
Entlang des Ufers liegt Boot an Boot: Kaikia, Segelboote, Motorboote. Bei den Segelbooten überwiegen die mit deutscher Flagge – da schau an, doch nicht nur Engländer da! Die Uferstraße lässt sich absperren, denn der Meeresarm wird hier als Startbahn für die Wasserflugzeuge der Air Sea Line benutzt. Das hätte mich sehr interessiert, allerdings ist die Internetseite der Fluglinie nicht mehr aktuell, und wir haben auch kein Wasserflugzeug gehört oder gesehen während wir auf Paxos waren – der Betrieb scheint eingestellt.
Fast vorne am Hafen sieht man schön hinüber zur Agios-Nikolaos-Kapelle auf der gleichnamigen Insel, und zur Nachbarinsel Panagia mit dem Kloster. Betreten der Nikolaos-Insel ist aus brandschutztechnischen Gründen nicht möglich oder nur mit Führung.
Im Hafen liegt das Tragflügelboot „Santa III“, mit dem wir gekommen sind. Nein, wir wollen mit einer „richtigen“ Fähre nach Igoumenitsa fahren, wenigstens einmal in diesem Urlaub! (Wobei die Tragflügelboote sowieso nicht nach Igou fahren).
Um halb sechs geht es mit dem Bus wieder nach Loggos zurück. Ein schöner Tag war es, den wir bei „Nasos“ mit leckerem Essen und Roséwein ausklingen lassen.
*
Donnerstag, letzter Tag auf Paxos. Denken wir. Das Wetter ist immer noch bestens. Von unseren vielfältigen Optionen (Auto mieten und herumfahren, Boot mieten und herumfahren, Bootsausflugsfahrt um die Insel und nach Antipaxos mit der „Lefcothea“, Wandern) entscheiden wir uns für keine – und fürs Faulenzen. :-) Ist schließlich der letzte richtige Urlaubstag, und ich muss nicht auch noch das hinterletzte Kaff von Paxos sehen, oder die Insel von der Küste aus (was mir später dann doch leid tut).
Wir beobachten vom Balkon aus die Albaner und auch Einheimischen, die sich mangels einer bodenständigen Taverne auf der Straße gegenüber dem Mastoras-Market treffen und schwatzen. Der Polizist guckt auch mal gerne vorbei (auf dem Motorrad, natürlich ohne Helm), lässiger Typ. Der Besitzer des Marktes (wie-auch-immer-verwandt mit unserer Vermieterin Aglaia) grüßt uns immer noch nicht obwohl wir zig mal täglich vorbeikommen und die Treppen rausgehen. Stoffel!
Am Nachmittag wollen wir nochmals zum Kipadi-Strand – der war einfach so schön! Wir nehmen dieses Mal aber nicht die Hauptstraße, sondern eine, die bei uns am Haus vorbei steil hinaufführt – laut Wanderkarte muss man da auch nach Koutsi und zum Kipiadi-Strand kommen.
Hier oben befinden sich – neben trocknenden Schwimmwesten – der Sommer ist definitiv vorbei – jede Menge neue schmucke Ferienhäuser, fest in britischer Hand. Ich hab nichts gegen Engländer, und die hiesigen gehören auch nicht zu den saufenden und gröhlenden Dumpfbacken, wie man sie in Malia oder Faliraki antrifft. Nein, sie sind sehr nett und distinguiert, trotzdem geht mir diese „Britisierung“ der Insel allmählich auf die Nerven. Die Immobilienpreise sind gesalzen. Gebaut wird weiterhin. Zum Glück keine Hotelkästen, nur nette, kleine Steinhäuser. Trotzdem: Dann doch lieber die ursprüngliche und weniger gepflegte Einsamkeit von Othoni!
Ein unter Bäumen vor sich hin rostendes Dreirad versöhnt mich mit den neuen Häusern wieder etwas. Und die Olivenbäume mit ihren absolut unglaublichen Formen! (Mist, das Bild hab ich schon im vorherigen Kapitel verbraten. Egal, weil es so schön ist, kommt es einfach noch mal :-) )
Der Kipiadi-Strand ist auch immer noch so schön wie vor zwei Tagen. Mehr los ist auch nicht, aber die Plätze auf den Felsenplatten sind wieder belegt (frühmorgens kommen und einen Claim abstecken), wir können erst später auf die bequemeren Plätze umziehen als eine Gruppe abzieht. Die „Lefcothea“ kommt vorbei, auf dem Rückweg von der Inseltour – kleiner, letzter Badestopp. Und jetzt tut es mir leid, nicht mit ihr gefahren zu sein. Morgen geht sie direkt nach Antipaxos, aber wir müssen ja nach Igoumenitsa.
Leicht melancholisch wandern wir spät nach Loggos zurück und gönnen uns in der Roxy Bar einen Ouzo zum Sonnenuntergang, obwohl die Sonne unsichtbar für uns auf der anderen Inselseite untergeht. Selten waren wir im Urlaub so oft auf der „falschen“ Seite, zumindest für den Sonnenuntergang – man sollte die Insel drehen…. Sonnenaufgang als Alternative? Och, neee.
Vom Ouzo beschwingt, das glatte Meer vor uns, das sanfte Abendlicht – Paxos ist schon schön!
(Bloß: Die Ägäis ist schöner…)
Wir sagen Aglaia Bescheid, dass wir morgen abreisen wollen, um 12 Uhr mit der Fähre. Sie wird uns gegen 11.15 Uhr Uhr abholen und nach Gaios bringen.
Unser letztes paxisches Abendessen im „Nassos“ – Hühnchen mit Pilzen in Weinsauce, Rind mit Pilzen in Käsesauce – nicht wirklich griechisch, aber gut. Fava noch dazu. Nur noch eine Handvoll Gäste verlieren sich im Lokal, nebenan bei „Gios“ ist etwas mehr los, aber es bröckelt auch da.
Der Fast-Vollmond dazu.
Ich liebe Vollmond am Meer!