Nach Mandraki, und Emborio - Mandraki

 

Manche Inseln betritt man schon, wenn man seinen Fuß auf das inseleigene Fährschiff setzt. Bei der "Panagia Spiliani" ist das auch der Fall. Wir werden der Nisyros-Fähre den Vorzug vor dem Dodekanisos-Katamaran geben, obwohl dieser uns in weniger als der halben Zeit nach Nisyros tragen würde. Nach Kaffee und Snack im Hafencafe von Kos-Stadt merken wir, dass die "Panagia Spiliani" allerdings auf der anderen Seite des Hafens liegt. Entlang der Johanniterfestung, der Segel- und Ausflugsschiffe umrunden wir den Hafen. Das Wetter hat kein Einsehen mit uns - starker Regen setzt ein als wir noch hundert Meter zum Schiff haben, so dass ein Sprint angesagt ist. Aber wir können schon auf das Schiff, und die Tickets (7,80 Euro pro Person) bekommen wir am Tickethäuschen gegenüber. Im Saloni sitzen wir nun trocken, bewundern die gestapelten Karton und verfolgen dann das Verladen eines ganzen LKWs voll mit Obst und Gemüse auf das Schiff. Die Versorgung mit Tomaten, Kartoffeln, Nektarinen, Äpfeln, Kiwis und Salat ist für die nächsten Tage gesichert.

Schüler kommen, manche haben warmes Essen in Warmhaltschachteln.

Um halb drei, als die "Panagia Spilani" ablegt, hat der Regen dann aufgehört. Endgültig.

Und als wir das Ostkap von Kos umrundet haben (nein, kein Urlaubsort für uns), scheint die Sonne aus einem blauen Himmel, als hätte sie nie etwas anderes getan. Nur über dem Dikeos hängt noch Wolken. Der Kapitän der "Panagia Spiliani" nickt mir freundlich zu, als ich die Fahrt auf dem Deck genieße. Willkommen auf Nisyros!

Vorbei an Strongili und Giali erreichen wir Mandraki, den Hauptort von Nisyros, kurz vor fünf Uhr. Und da stehen auch schon wieder die von mir so geschätzten Dreiräder.

 

Wir haben kein Zimmer reserviert - was sollte am 24. September schon noch groß hier los sein? Das könnte sich nun als Fehler entpuppen, denn bei den "Three Brothers" bekäme ich nur ein Zimmer bis morgen, danach ist ausgebucht, wie mir der sehr freundliche Hotelwirt (er spricht auch Deutsch) erklärt. Und im "Porphyris" würde ich auch kein Glück haben, meint er. Ab morgen findet nämlich ein amerikanisch-türkisch-griechisches Architektur-Symposion auf Nisyros statt. Oh verflixt! Das wäre ja noch schöner, wenn wir mangels Dach über dem Kopf morgen wieder abreisen müssten! Wir dürften gerne unser Gepäck hierlassen, und er gibt mir eine Telefonliste der Hotels. Bei "Porfyris" geht niemand ran, also wende ich mich den weiteren Quartieren westlich des Hafens zu. Das "Romantza" hat eine neue Fassade (Geschmackssache), sieht aber belegt aus, und die Lage ist sowieso nicht mein Fall. Ich werde es bei "Haritos" probieren, da haben wir vor Jahren nicht so schlecht gewohnt. Und ich habe Glück: wir bekommen ein großes Dreibettzimmer für 35 Euro die Nacht, Frühstück und Thermalpoolbenutzung inklusive. Fanden wir das Haus vor Jahren etwas abgewohnt, so sind wir nun voll zufrieden. Es liegt an der Küste, nur durch die Uferstraße (wenig, aber gelegentlich laut befahren) und die Poolanlage vom steilen und felsigen Ufer getrennt. Schöner Blick zum Anleger und hinüber nach Giali. Eines der Ziele, die ich dieses Jahr anpeile. Mal sehen ob das klappt.

 

Ich hüpfe gleich in den Thermalpool, der sich aus dem Wasser einer Inselquelle speist. Das Wasser ist salzig, leicht trübe, und 35°C warm! Gut, das mag keine Erfrischung sein, aber zum Entspannen ist es wunderbar. Externe Badegäste müssen fünf Euro Eintritt bezahlen, ein französisches Paar werde ich jeden Tag dort beim Kuren treffen.

Und damit kein Chlor oder ähnliches zugesetzt werden muss, wird der Pool abends abgelassen und am nächsten Vormittag wieder neu gefüllt - die Quelle scheint ergiebig zu sein. Allerdings gibt es laut der Auskunft unseres Hotelchefs keine Süßwasserquelle auf Nisyros!

Nach einem schönen Teil-Sonnenuntergang (wir sehen die Sonne nicht, nur das Abendrot auf den Wolken) machen wir uns dann auf in die Innenstadt. Vorbei am Reisebüro von Enetiko Travel, wo wir einen Aushang finden, dass es morgen um 18.30 Uhr einen Bus zum Panigiri bei Agios Theologos gibt. Das ist gut zu wissen, da wollen wir nämlich hin. Ich frag dann gleich die patente Inhaberin (Michelle heißt sie, und ist keine Griechin) wie es mit Bootsfahrten nach Giali aussieht. Organisierte Fahrten gibt es jetzt nach der Saison nicht mehr, aber man kann mit dem Arbeiterboot "Agios Antonios" hinüberfahren. Werktags um sieben Uhr in der Früh, zurück um drei am Mittag. Und es gibt keine Taverne und keinen Laden drüben. Gut, dann planen wir das mal für Montag.

 

Unser Ziel ist die schöne, baumbeschatteten Platia Ilikiomeni. Es ist ganz schön viel los dort, und es stört uns, dass man vor jedem Lokal von einem Kellner angesprochen wird. Und komischerweise scheint es jetzt gleich zwei Lokale "Irini" zu geben. 

Wir nehmen das auf dem zentralen Platz unter dem großen Gummibaum, wo eine ganze Kohorte Ober und Kellnerinnen herumschwirrt, und natürlich auch die geschäftige Irini. Leider ist das Essen - Skordalia vorab, danach Souzoukakia und gebratenes Zicklein - eine Enttäuschung. Meine Souzoukakia gehen noch, die sind nur sehr lauwarm, aber das Katsiki ist fettig und sehnig (nach früheren schlechten Erfahrungen esse ich das sowieso nicht mehr wenn es sich vermeiden lässt, und die Mutter will mir nun zumindest in diesem Urlaub folgen). Oder sind wir zu verwöhnt von Agathonisi? Egal - "Irini" ist von unserer Tavernenliste zukünftig gestrichen.

 

Im Schnapsladen kaufen wir eine Flasche Tsipurro - den brauchen wir jetzt dringend zur Verdauung.

Und auch Schweizer (unsere Zimmernachbarn, zwei Generationen Paare) können richtig laut sein wenn sie glauben, man würde sie eh nicht verstehen... ;-)


*

 

Das Frühstück im "Haritos" besteht aus einem langen Brötchen, Butter, Honig, Marmelade, einer Schmelzkäseecke (verzichtbar), einem hartgekochten Ei, Kaffee (Filter, auch mit Nachschlag), Joghurt und Orangensaft (aus dem Tetrapack), und einem Stück Rührkuchen. Das ist reichlich, und wenn man es auf der Terrasse am Meer beim Pool einnimmt, fängt der Tag gut an. Und wer mehr auf Salziges steht, der kann es ja um Käse oder Wurst nach eigenem Gusto erweitern (natürlich haben die Zimmer einen Kühlschrank).

 

Es ist strahlender Sonnenschein, das Meer ruhig wie ich es selten erlebt habe. Unser Programm für die Nisyros-Tage ist ziemlich voll, und auch wenn wir heute Abend zum Panigiri wollen, so möchte ich heute nicht faulenzen, sondern etwas wandern. Blöd, dass ich nicht weiß wie es mit dem Busfahrplan aussieht. Der Aushang im Hotel scheint mir aus der Saison zu sein und nicht mehr zu gelten.

So marschiere ich gegen zehn Uhr vor zum Hafen um den Plan zu eruieren, aber vergeblich - da steht und hängt nichts. Also weiter zu Enetiko Travel, wo Michelle mir erklärt, wir könnten eventuell mit den Vulkantouristen mitfahren wenn noch Platz in einem der Busse frei ist. Da müssten wir aber in zwanzig Minuten am Hafen sein wenn die Ausflugsboote ankommen.

 

Ich flitze ins Hotel (ist schon praktisch wenn das nicht so weit weg ist), hole Mutter und Wanderausrüstung, und so stehen wir kurz darauf am Hafen und staunen über die Menge der Tagesausflügler, die da ankommen. Es sind drei oder vier gut gefüllte Schiffe, deren Ladung sich je nach Sprache auf das gute Dutzend Busse verteilt. Die polyglotte Michelle ist in ihrem Element, bewundernswert wie sie individuelle Wünsche möglich zu machen versucht.

Und so bekommen auch wir unseren Bus bis zur Kreuzung nach Emborio. Kostenlos, aber wir dürften gerne dem Busfahrer etwas zustecken, und das tun wir dann auch. Zwei Engländer, die nur bis Pali wollen, steigen auch noch ein. Eigentlich hätte um zehn Uhr der öffentliche Bus fahren sollen, sagen sie. Laut der Auskunft auf dem Rathaus von gestern. Aber heute ist schon wieder Fahrplanwechsel, es gibt nur noch drei öffentliche Busverbindungen (ein gelber Kleinbus) von Mandraki via Pali und Emborio nach Nikia und zurück: 7.30, 12.30 und 18.30 Uhr. Und nach wie vor nur ein Taxi, mit der dicken Fahrerin, und die ist in Nikia stationiert (und da bleibt sie am liebsten auch). Da ist der ÖPNV ausbaufähig.

Kurz nach elf Uhr steigen wir bei Emborio aus. Eigentlich würde die Wanderung in Pali beginnen, aber dazu ist uns heute die Zeit zu knapp, und ich muss mich auch nicht den Berg hochquälen wenn man doch so bequem mit dem Bus fahren kann. Die Mutter sowieso nicht.

 

Emborio hat sich seit unserem letzten Besuch vor fünf Jahren herausgeputzt: Die Natursauna ist beschriftet und frisch gestrichen, die Zahl der Ruinen hat abgenommen, der Ort sieht gepflegt aus, und es gibt sogar ein paar nicht ganz preiswerte Unterkünfte.

Wir gönnen uns ein Cola auf dem "Balkoni tou Emboriou" - der Blick auf die baumbestandene Caldera ist schon sehr schön, und die Busse drängen sich fern am Kraterrand. Vier Euro soll der Krater inzwischen Eintritt kosten. Ich glaube, wir sparen uns das in diesem Urlaub - haben wir ja schon gesehen, und es gibt noch so viel anderes zu erkunden.


Nach der Pause vorab wandern wir dann durch den Ort aufwärts zum Kastro und zur Kirche. Dort beginnt dann der Weg nach Westen zur Panagia Evangelistria, eine schöne Wanderung.

Blick auf die Caldera
Blick auf die Caldera

Wir halten uns links des Felsen mit der Kapelle und Friedhof und folgen den roten Punkten. Links haben wir weiterhin den Blick in die Caldera, rechts geht es an einem Felsen entlang und unter einer faszinierenden, überhängenden Felsenformation durch - vulkanisch und erodiert, vermute ich.

Nach einer halben Stunde wechselt der Weg - er verläuft weitgehend auf einer Höhe - auf die Außenseite der Insel - jetzt beeindruckt die Aussicht auf das glatte Meer, nach Giali und auf die Kefalos-Halbinsel von Kos. Und links von uns streckt sich der terrassengerillte grüne Hang des Profitis Ilias hoch, oben am Sattel ist das Haus am Diabatis-Garten zu erkennen.

 

Weiter durch einen lichten Hain mit Walloneneichen müssen wir den richtigen Weg etwas suchen, denn hier kreuzen andere Monopatia. Es ist wunderschön, hier zu wandern (und Tage später, in der steinernen Einöde von Kalymnos, werde ich mich nach dem Grün von Nisyros zurücksehnen).

Zum Schluss wird es steiniger, und geht leicht bergab an einigen Ziegenpferchen, Ställen und einem Tomatenfeld vorbei zur Kirche Panagia Evangelistria am riesigen Terebintenbaum.

Knapp eineinhalb Stunden haben wir gebraucht und legen nun die erste Rast an der Kirche ein, die leider abgeschlossen ist.

Von hier an geht es bergab. Zunächst auf der Straße, später kann man die Serpentinen abkürzen. Die Abkürzungen sind nicht immer sehr bequem - oft ist der Weg entlang niedriger Steinmauern ausgespült, Steine liegen darin, die sich unter dem Fuß leicht in "rolling stones" verwandeln. Und unten haben wir die Qual der Wahl - mehrere Abzweigungen, schön beschildert, bloß sagen uns die Flurnamen nichts. Wir gehen nach links und kommen oberhalb des Porfyris-Hotels auf die Umgehungsstraße. Haben wir die Dreiradruine (von vor fünf Jahren) verpasst, oder ist sie weggeräumt worden? Schade.

 

Der Weg hat sich länger gezogen als gedacht - fünf Viertelstunden nachdem wir an der Kirche weggegangen sind, erreichen wir die Taverne "Panorama" zwischen der Platia Ilikiomeni und dem Hotel "Porfyris". Salzig oder süß, das ist jetzt die Frage, denn neben der Taverne liegt das Café "Glyka Onira". Nein, lieber etwas deftiges - ein gepflegter griechischer Salat, und die Empfehlung des Tages, schmackhafte Artischocken mit Erbsen in Zitronensauce. Dazu ein kühles Radler - bestens!!

Zurück im Hotel haben wir noch genügend Zeit fürs Thermalbad, Dusche und Entspannung.

Ein schöner Tag, der jetzt noch einen besonderen Abschluss finden soll.