Dorf- und Industrieruinen

Es ist sonnig. Aber immer noch kalt, auch wenn es nachts keinen Frost mehr gibt. Beim Frühstück mit Ilka hab ich mich wieder verplaudert - es gibt so viel interessantes zu erfahren - und so ist es schon zehn Uhr vorbei als ich mit dem Mietwagen wieder auf der Straße bin. Erneut westwärts über die diversen Skales. Vor Skala Marion biege ich von der Umgehungsstraße rechts ab zum Strand. Eine sandige Bucht, möwenübersät, mit einer Bruchsteinmole, die ein paar Bötchen schützt die an Land liegen. Der Ort Skala Marion hängt jenseits davon am Ufer und droht beinahe hineinzufallen. Ich zwänge mich auf der engen Straße hindurch und finde ihn en passant ganz hübsch. So verpasse ich die direkte Abzweigung nach Kastro, meinem ersten Tagesziel, und düse weiter auf der Küstenstraße bis Limenaria um von dort dann links ins Inselinnere abzubiegen.

Die Straße führt hinter Kalivia zuerst durch endlose Olivenhaine, in deren Schatten punktuell Schafe weiden. Die ersten Lämmer gibt es auch schon. Misstrauisch gucken die Schafsmütter zu mir hinüber als ich zum Fotografieren näher rücke.

Die Oliven weichen knorrig-blattlosen Bäumen - Kastanien, Platanen und Eichen? - als die Straße in einem Tal beginnt anzusteigen. Und wenig später kurvt die Straße - sie ist neueren Datums - durch fast baumloses Gelände. Die Stummel von abgeknickten Kiefern ragen schwarz in die Höhe, dahinter honigfarben-versteppte Hänge, mit fadendünnen grauen Baumgräten und -stümpfen durchsetzt. Aus der Ferne dringt das Geräusch von Kettensägen.

Auch hier haben Waldbrände gewütet. Wann genau weiß ich nicht, schätze aber, dass es noch nicht lange her ist, vielleicht im August 2019.

 

In den weiß-blauen Himmel dehnen sich Bergrücken, sieben- bis achthundert Meter hoch. Könnte man vielleicht gut wandern. Aber gut, nicht in diesem Urlaub.

Etwas weiter liegen dann die Baumstämme noch da, einige Männer sind an der Säge-Arbeit. Das grüne Thassos - hier wird das wieder etwas dauern.

Vielleicht zwölf Kilometer sind es von Kalivia bis zum Bergdorf Kastro. Nach den Erfahrungen von gestern in Theologos gebe ich mich keinen Illusionen hin: das Dorf hat gemäß Census 2011 nur noch neun Einwohner, und wenn die siebzigfache Menge in Theologos nicht für Belebung sorgen kann, dann wird das hier erst recht nichts. Theo hatte mich auch gewarnt: Winterschlaf in den Bergdörfern.

Und so bin ich etwas überrascht, als ich am Ortseingang gleich zwei geparkte Pickups und wenig später ein Paar aus einer Limousine steigen sehe. Was ist denn hier los?

 

Kastro also. Das Dorf liegt auf einem auf mehreren Seiten von Steilhängen abgetrennten Plateau etwa 500 Meter über Meereshöhe und wurde im 15. Jahrhundert erstmals erwähnt. Eine genuesischer Burg, erbaut von Umberto Grimaldi, war namensgebend. In unruhigen Zeiten war es ein geschätzter Zufluchtsort, aber nie ein reiches Dorf wie Theologos - zu viel Steine. Die Felder waren unten in Kalivia. Später wanderten die Einwohner an die nun sicheren Küstenebenen ab, die Häuser wurden zu Ruinen, die aber inzwischen teilweise als Ferienhäuser ausgebaut wurden.

Besuchenswert soll das Dorf aber trotzdem sein. Zum einen wegen der einsamen Lage der Kapelle des Profitis Ilias auf einem Felsensporn an Ende des Plateaus, zum anderen wegen der Kirche Agios Athanasios, die im Dorf liegt. Und dann gibt es da noch eine bekannte Taverne neben der Kirche. Das irgendetwas davon geöffnet sein könnte, erwarte ich nicht. Mittagessen möchte ich später unten in Limenaria, wo Ilka auf die ganzjährig geöffnete Taverne "Limani" verwiesen hat.

 

Neugierig gehe ich durch die Dorfgassen Richtung Ilias-Kapelle. Das Gotteshaus kann ich schon von weitem sehen. Es hat ein Walmdach und keinen Turm, man muss schon wissen, dass es eine Kirche ist. Typisch für Thassos, diese Kapellen im Tarn-Look.

In der Hauptgasse passiere ich ein Kafenio namens "Kastro". Der Schornstein raucht, eine Frau öffnet die Türe, guckt heraus. Ob den geöffnet sei, frage ich. Ja, wird geantwortet. Ich bin überrascht, denn ich hatte ja mit einem verlassenen Geisterdorf gerechnet. Schön, dann kann ich hier nachher auf eine Kleinigkeit einkehren.

Auch das Ruinendorf ist gepflegter als erwartet. Es hat hübsche Häuser mit unverputzten grauen Natursteinwänden und weiße Häuser mit Schieferdach. Steingrau dominiert, und so heben sich die Häuser aus der Ferne kaum vom steinübersäten Felsenplateau ab.

Die Ilias-Kapelle mit ihrer Solo-Lage versteckt sich auch hinter einer Steinmauer, aber das Tor ist offen. Im Gegensatz zur Kapelle, die so verschlossen ist wie das benachbarte tonnengewölbten Beinhaus, das von einer soliden Holztür verrammelt ist. Vermutlich war man die neugierigen Touristen leid, die sich an der Knochenschau einen sanften Memento-Mori-Schauder holten. Auch in MM-Reiseführer wird das Beinhaus erwähnt (ähnliches gibt es übrigens auf fast jeder griechischen Insel), und Theo hatte mich extra darauf hingewiesen.

Das Ensemble von Kapelle, Beinhaus, ein paar Bäumen und dem steinübersäten, sonst grünen Boden ist ansonsten sehr fotogen, und im Hintergrund geben wahlweise das Dorf, der Ypsarion oder die Täler und Hänge der Umgebung eine gute Kulisse. Geschützt und fernab des Meeres, das man im fernen Wolkendunst nur erahnen oder gelegentlich aufblitzen sehen kann. Das Ganze gefällt mir. Leider hat sich die Sonne jetzt hinter grauen Wolken verzogen. Zum Glück habe ich gegen den kühlen Wind meine Mütze dabei.

An der westlichen Flanke des Kapellenberges gibt es noch eine ganz kleine Kapelle, dem heiligen Georg geweiht. Sie ist geöffnet, unter dem holzgezimmerten Dach versammeln sich Ikonen und Ikönchen von billig bis kitschig. Zwei große Heiligenbilder sind durch Plastikfolien geschützt - das Kappelleninnere ist feucht und moosbewachsen. Da hat ein Streichholz keine Chance, aber es gibt eh keine Kerzen.

Ich wende mich wieder dem Dorf zu, dessen Häuser sich auf dem Plateau aneinanderreihen. Auf der linken Seite öffnet sich ein gepflasterter Platz, an dessen hinterem Rand ein weißes Pavillon mit einem Tisch darunter steht. Und bei dem Haus rechts ist die Türe offen. Neugierig spähe ich hinein: es ist eine Taverne. Gleich rechts hängt ein Zeitungsartikel einer deutschen Zeitung und erregt mein Interesse. Ah, das Lokal und der Wirt werden darin erwähnt. Kostas heißt er.

 

Und da kommt auch schon der hünenhafte und schnauzbärtige Wirt mit einem großen Schlüssel, offenbar hat er zwei Arbeitern etwas aufgeschlossen. Die benachbarte Athanasios-Kirche? Wir kommen ins Gespräch, und Kostas erklärt mir dann auch gleich, warum hier gerade so viel los und auch seine Taverne offen ist: am Samstag (18. Januar) ist der Namenstag des heiligen Athanasios, und dann ist hier Panigiri und alles voller Leuten. Man steckt also mitten in den Festvorbereitungen, und da gibt es einiges zu tun. Sonst wäre das Dorf im Winter völlig ausgestorben. Hey, da hab ich doch mal Glück gehabt!

 

Ob ich auch mal einen Blick in die Kirche werfen dürfte? Sofort zieht Kostas den großen Schlüssel heraus: gerne, und führt mich in den Vorraum der scheunenartigen Kirche, die sich kaum von den Häusern der Umgebung abhebt, sondern im Gegenteil dahinter zu verstecken scheint. Aber drinnen wäre Fotografieren verboten. Das respektiere ich natürlich. Die Kirche ist dunkel und niedrig, die Wände sind mit Malereien verziert, die ich aber nur schlecht sehen kann. Es gibt eine imposante Kanzel und tolle Leuchter, Kostas erzählt dazu dies und jenes, nur die Hälfte verstehe ich. Anschließend sehe ich mir noch den Vorraum und den Hof zur Kirche an, und das marmorne Wappenrelief der genuesischen Familie Gattelusi, das in einer Ecke der Kirche eingemauert ist.

 

Kostas lädt mich dann noch auf einen Tsipouro in seine Taverne ein. Einen ganz kleinen darf ich, ich muss ja fahren. Kostas ist in Bremen geboren und aufgewachsen, so schwenken wir vom Griechischen ins Deutsche um. Die Taverne hat seinem Schwiegervater Giannis gehört, daher heißt sie auch noch so (Giannis by Kostas steht an der Türe). Natürlich kennt er Ilka, so eine Insel ist ja ein Dorf. Er schneidet ein paar dicke Stücke Käse ab zum Tsipouro (für mich ohne Anis) und schenkt mir nach, aus einem Zehn-Liter-Kolben. Der ist gut, der Tsip.

Eine Frau mit Sohn betritt das Lokal, eine Limo für den Sohn, ein Kaffee für die Mutter. Zu Essen gibt es gerade nichts, nur Getränke. Man ist ja am Arbeiten, gefeiert wird am Samstag. Da bin ich leider schon in Thessaloniki oder auf der Rückreise.

Die Gaststube ist voller Souvenirs von Gästen, Fotos, Artikeln, Dankschreiben. Ein Webstuhl steht auch noch da, darüber ein Wandteppich mit Hirschen. An Kostas kommt man wohl in der Saison nicht vorbei. Muss man auch nicht. Es gefällt mir, dass Thassos sich mal außerhalb der bisherigen winterlichen Zurückhaltung zeigt.

Schließlich reiße ich mich los, ich will ja noch weiter und es ist schon ein Uhr. Danke Kosta, das war nett.

 

Ich versuche, die Kirche von der Rückseite zu fotografieren, aber das ist schwierig. Wirklich eine Tarnkirche. Ich staune über die Steinhaufen überall, die vielleicht mal Häuser waren oder vielleicht wieder welche werden sollen. Selten habe ich ein so steinreiches Dorf gesehen.

 

Dann trinke ich in dem Kafenio Kastro noch einen heißen Bergtee. Zwei Männer sitzen am Nachbartisch und schmausen gebratene Fische. Mhm, hier gäbe es auch etwas zu essen. Ah nein, doch lieber unten in Limenaria. Gebratener Fisch ist weniger wonach mir der Sinn steht.

Keine halbe Stunde später bin ich unten am Meer in Thassos' größtem Touristenzentrum Limenaria, parke an der verlassenen Paralia und gehe, vorbei an diversen Kunstwerken des Bildhauers Kostas Lovoulos, Richtung Fischerhafen. Die Sonne ist wieder herausgekommen und taucht den Hafen und das auf dem Hügel dahinter liegende gelbe Gebäude "Palataki" in sanftes Licht.Später, jetzt erst mal Essen.

Die Taverne "Limani" ist schnell gefunden und sieht auch nicht ganz verrammelt aus. Ich steuere zur Türe, da kommt mir ein junger Mann entgegen. Ob offen wäre, frage ich. Nein, erst im März wieder. Krima - schade! Aber gut, es wird hier in Limenaria mit seinen knapp zweieinhalbtausend Einwohnern doch auch eine geöffnete Taverne geben.

Und ziehe suchend durch die Gasse hinter der Paralia und dann wieder vorne entlang. Ein Café ist offen, ein Zacharoplastion und einen Psistaria, aber das war's dann auch schon. Ich bin enttäuscht - da hatte ich mir mehr versprochen. Schließlich bestelle ich in der Psistaria eine Pitta mit Biftekia, die von mäßiger Qualität sind und sich mir den ganzen Nachmittag noch im Magen liegend in Erinnerung bringen werden. Kulinarisch ist Thassos im Winter nur bedingt zu empfehlen. Ich hätte doch in Kastro essen sollen ....

Aber gut, der Hunger ist gestillt. Nun werde ich mir mal Limenaria ansehen. Genauer: die Industrieruinen östlich des Ortes. Blei-, Silber-, Zink- und Kupfer-Erze wurden auf Thassos und auch hier in der Gegend schon in vorchristlicher Zeit und bis in 13. nachchristliche Jahrhundert abgebaut, und dann erneut ab 1903. Damals war Thassos noch osmanisch, aber die Bergbaugesellschaft Speidel aus Pforzheim bekam von Sultan eine Konzession und begann, im Tagebau beim etwas im Landesinneren gelegene Vouves Zink-und Eisen-Erze abzubauen, an der Küste zu verarbeiten und zu verschiffen. Mit dem Beginn des 1. Weltkrieges 1914 endete der Abbau, die Anlagen wurden zerstört. 1925 bis 1952 war dann die griechisch-französische Firma Société Anonyme Hellénique Métallurgique et Minière SAMM tätig, und bis 1964 die Firma Friedrich Krupp, die Aktien von SAMM aufkaufte. Danach wurde alles stillgelegt.

 

Das von Limenaria aus sichtbarste Zeichen des Erzabbaues ist die gelbe Villa, die breit auf einem Hügel über dem Fischerhafen thront und "Palatáki" = Schlösschen genannt wird. Sie wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Verwaltungsgebäude erbaut und gammelt nun, nach gescheiterten Renovierungsversuchen, vor sich hin. Vom Fischerhafen führt eine Treppe hinauf - über die Brücke auf der linken Seite rollten einst die Erz-Loren - und ein halbherziger Zaun lädt mehr zum Besuch ein als diesen zu verwehren. Natürlich bin ich auch neugierig, betrete vorsichtig das Erdgeschoss und durchquere die leeren Räume mit Graffiti an den Wänden, bröckelndem Putz, fehlenden Decken (bzw. Boden des ersten Stockes) und geländerlosen Treppen. Für einen echten lost place ist es etwas zu leer und aufgeräumt, aber klar, in dieser dominierenden Lage besuchen bestimmt zig Menschen die Ruine.

Vom Hügel vor dem Haus hat man einen schönen Blick über den Hafen und den Ort, und auf der anderen Seite zu einem kleinen Kiesstrand, eingerahmt von Steilküste.

Auf einer Terrasse östlich des Palataki erstreckt sich auf dem Boden eine mit weißen Steinreihen markierte Figur eines schreitenden Mannes. Dies und das Labyrinth, das weiter unten zu sehen ist sowie diverse Steinfiguren sind das Projekt namens "Kunst heilt Landschaft!?" der 12. Klasse einer deutschen Waldorfschule in den ersten Jahren der Zweitausender-Jahre (ich habe 2000 und 2005 gefunden - evtl. waren es auch mehrere Projekte). Einiges davon ist zerstört, aber das Labyrinth, dass hinter dem Strand liegt, ist noch gut erhalten. Die Sicht von oben wird aber durch die Bäume etwas versperrt.

 

Eine Etage höher stehen im Kiefernwald drei runde Hochöfen wie antike Pirgi, daneben ein eckiger Turm. Und vorne an der Küste rostet und rottet einen Schiffsverladerampe vor sich hin. Auch hier gilt das urgriechische Prinzip, Ausgedientes nicht zu entfernen, sondern sich selbst zu überlassen.

Ebenfalls bei der Sortieranlage auf der nächstunteren Ebene, hinter deren Fensterhöhlungen Dunkelheit lauert . Ich verzichte auf eine Erkundigungstour - der Mann meiner Tanzlehrerin ist hier vor vielen Jahren in einen damals noch nicht abgedeckten Schacht gestürzt und schwer verunglückt. An den Folgen leidet er noch heute.

Langsam arbeite ich mich nach unten zum Strand vor. Ich bin niemandem begegnet, nur am zunehmende düsteren Himmel über mir attackieren Nebelkrähen einen Raubvogel. Es fühlt sich irgendwie endzeitlich an, aber bei einem lost place muss das ja auch so sein.

 

Der Sandstrand ist mit dunkelrot-ockernen, glatten Felsenplatten durchsetzt und von Reifenspuren durchpflügt, dahinter lagern lange Sandhaufen. Neuer Sand für die neue Saison? Im Sommer ist der Strand bewirtschaftet, davon kündet der verrammelte Kiosk einer Snackbar. Drumherum liegen Schwemmhölzer, das Drehgestell einer Erz-Lore und dünne Schienen.

Auf einem Waldweg verlasse ich den Strand nach Osten und kehre in einem weiten Bogen auf den Hügel zurück. Vier Zicklein spielen am Wegrand, aus der Ferne beobachten von ihren Müttern. Und es hat Bienenstöcke. Erwähnte ich schon, dass der Honig von Thassos der beste ist? Natürlich. :-)

 

Eine schmucke weiße Kapelle mit Ziegeldach und beschattetem Sitzplatz, Agios Nikolaos geweiht, steht nun rechts am Weg, davor ein riesiger Baum (Terebinthe?), eine griechische Flagge und ein Ikonostasi. Alles sehr gepflegt.

Dann kommt die Feuerwehr (mit Aussicht entlang der Küste) und schließlich die Lagerhausgebäude "Apothikes" mit einem u-förmigen Grundriss, die heute die lokale Kulturgemeinde und ein volkskundliches Museum beherbergen. Dass alles verschlossen ist, muss ich ja nicht mehr erwähnen.

Von der Terrasse vor den Lagerhäusern hat man nochmal einen guten Blick auf die Ruinen der Türme und den Strand.

Am Palataki schließt sich meine Runde, ich überquere auf der alten Bahnbrücke die Straße und gucke mir noch die große Hauptkirche Metamorphosis tou Sotiros nächst kleiner Nachbarkapelle Agios Grigorios an. Ein Mann kehrt schweigend den marmorgefliesten Platz vor der Kapelle, beachtet mich nicht. Ob die Thassioten nur im Winter so zugeknöpft sind?

 

Zeit, zum Auto zurückzukehren. Vorbei an der Hütte des örtlichen Jagdvereines und der pinkverliebten Wäsche auf einem Balkon blicke ich über die Dächer von Limenaria ehe ich die langen Treppen zur Paralia hinabsteige.

Dennoch unternehme ich noch einen Abstecher nach Kalivia, wo in der Kirche Agios Georgios zwei antike Grabreliefe eingebaut sind.

 

Die Abendstimmung bei Skala Sotira ist schön, und unter den zahlreichen Tankstelle suche ich mir die günstigste aus und tanke für 20 Euro. Der Liter Benzin 95 kostet hier 1,679.

Gegen halb sechs bin ich dann wieder zurück in meinem Quartier in Limenas. 233 Kilometer bin ich gefahren, 33 über der Freigrenze. Ich gebe das Auto zurück und bezahle zwölf Euro zusätzlich. Das ist schon in Ordnung, denn mit 50 Euro für zwei Tage war der Mietpreis ja günstig für ein Auto dieser Klasse, das noch dazu extra vom Festland herüber transportiert werden musste. Soll sich ja auch für die Vermieter lohnen.

 

Soll ich zum Abendessen nochmals zu Gianna, oder soll ich etwas neues ausprobieren? Ilka hatte gemeint, dass es ganz am Ende der Uferpromenade noch die Taverne "Ammos" gäbe, die geöffnet sein müsste und wo gekocht würde. Tatsächlich ist im Lokal Licht, und ich öffne zögerlich die Türe. Zwei Tische im eher kahl-nüchternen Gastraum sind belegt, ich werden von den Gästen angeguckt wie eine Außerirdische. Ob es etwas zu essen gäbe, frage ich die herbeieilende Wirtin. Nur Kurzgebratenes, Fleisch oder Tintenfisch. Mhhh, da hab ich jetzt nicht soo Lust drauf nach der Bifteki-Erfahrung vom Nachmittag. Ich hätte doch zu Gianna mit ihren Suppen sollen. Aber jetzt bin ich da, jetzt bleibe ich auch, und bestelle Tiganita - kleine Stücke in der Pfanne gebratenes Fleisch. Mit Brot, bloß keine Pommes. Dazu ein Glas Rotwein.

Der Wein ist kalt, das Fleisch eher zäh,  pur und ohne besondere Würze, dafür aber öltriefend. Mit etwas Zitrone und Salz lässt es sich essen, später brauche ich unbedingt einen Schnaps.

Immerhin kommt ein ältere Mann vom Nachbartisch herüber und plaudert mit mir. Das Obligatorische woher und warum. Er ist in Deutschland geboren, spricht auch noch etwas Deutsch. Und gehört wohl zu den Stammgästen von den Ilka meinte, sie könnten nicht selbst kochen und wären daher auf die nachbarschaftlich geöffnete Tavernen angewiesen. Hoffentlich ist in der Saison das Essen vielfältiger und besser.

Schade, meinen letzten Abend auf Thassos hatte ich mir kulinarischer vorgestellt. Zum Glück dürfte in Thessaloniki die Tavernenauswahl größer sein.

 

Morgen Vormittag will ich mir aber nochmals Limenas angucken bevor es mittags wieder aufs Festland geht. Mit Sonne bitte!