Der Himmel drückt heute, der Wind dreht auf Süd, aber noch schwach. Ich frühstücke mit dem Brot von vorgestern und gehe erst danach zum Bäcker, damit ich morgen nicht warten muss. So wie heute, als das Brot erst kurz vor halb zehn aus dem Ofen kommt und ich mir die Zeit bis dahin mit Fotografieren vertreibe. Motive gibt es genug.
Um zehn Uhr sitze ich im Auto und fahre das kurze Stück nach Marlas hinauf. Auf der Straße kommt mir ein großer Block grünen Marmors entgegen. Zum Glück auf einem Sattelschlepper. :-) Er dürfte daher kommen, wo ich hin will: den Marmorsteinbruch bei Machéra. Dazu werde ich ab Marlas die Piste nehmen, zu Fuß. Dann hinab nach Koumelas, und einen der beiden Fußwege, entweder von Malí oder von Koumelas, wieder hinauf nach Marlas. Dürfte eine Runde von etwa zehn Kilometern geben, und einen guten Tinos-Abschluss.
Zu Beginn des Weges zieren rostige Zivilisationsübrigbleibsel den Wegrand, der hier noch eine gut befahrbare Piste wäre. Ich bin nicht so alleine wie gedacht, denn ein Fahrzeug der Steinbruchfirma kommt mir entgegen. Sollte der Steinbruch heute nicht verlassen sein?
Es geht sanft bergab durch weitgehend kahle und taubenhausfreie Landschaft, und schon nach 25 Minuten kann ich mein erstes Etappenziel sehen: der Marmorsteinbruch. Und hören, denn dort wird offenbar gearbeitet. Das klingt nach Bohren oder Sägen und kommt von der obersten Stufe des Steinbruches. Mit dem Fernglas kann ich beobachten, dass dort ein großes Gerät zugange ist, das Löcher in die oberste Plattform bohrt: Rauch oder Staub steigt von dort auf. Für den ich keine andere Erklärung habe, als dass doch noch Steinquader abgebrochen werden, auch wenn Günter sagte, dass das nicht mehr der Fall sei. Vielleicht wurde der Steinbruch reaktiviert?
Auch einige andere Baustellenfahrzeuge stehen herum, und ganz unten kurvt ein Radlader geräuschvoll-staubend herum. Mal sehen, ob ich den Steinbruch trotzdem besuchen kann.
In einer weiten Kehre nähere ich mich dem unteren Plateau des Steinbruches, wo sich die Zufahrt befindet. Noch von weiter oben kann ich die vielen Marmorquader sehen, die wie graue Bauklötze hier aufgereiht liegen. Hat etwas von einem Riesenspielzeug.
Der Radlader bugsiert auf seiner Stapelgabel große, rot nummerierte Blöcke von hinten nach vorne, wo sie vermutlich demnächst abgeholt werden. Er hat Ketten über den großen Räder, denn der helle Staub, in dem er sich bewegt, ist knöcheltief. Wie ich umgehend merke, als ich mich ihm über die Zufahrt nähere: feiner Marmorstaub wird aufgewirbelt und vom Wind in dichten Schwaden auch zu mir geblasen. Ich hätte mir eine Maske mitbringen sollen, aber vor allem in den Augen ist der feine Dreck sehr unangenehm. Da das große Fahrzeug außerdem weiter vor mir im unteren Eingangsbereich herumkurvt, werde ich nicht tiefer in den Steinbruch hineingehen. Ich will ja nicht unter die Räder kommen, auch wenn der Fahrer aufmerksam ist. Das ist etwas schade, aber andererseits fasziniert es mich, wie hier gearbeitet wird. Ein Hauch Bob der Baumeister ....
Wie eine steinerne Kaskade sieht der Taleinschnitt aus, in den ich nun nur von der Ferne einen Blick werfen kann. Wasser färbt manche Bereiche dunkel, und senkrechte Sägelinien zerteilen die glatten Marmorflächen. Dass es sich im grünen Marmor handelt, ist unter dem Steingrau höchstens zu ahnen. Weiter rechts an einem schrägen Hang lagern riesige Bruchstücke, die man einfach zur Seite geschaufelt hat. Bei einem Erdbeben ist man besser nicht hier ....
Und auf der oberen Plattform steigt immer noch eine dünne Staubfahne auf. Irgendwie tröstet es mich, dass hier doch noch Marmor abgebaut wird. Ich gucke mir nun die Blöcke hier unten an. Sie haben wunderschöne Maserungen, und ein Hauch Grün schimmert bei manchen durch.
Lange beobachte ich den Radlader, der sich wie eine Art gigantischer Mistkäfer durch die Steinblöcke arbeitet. Reiße mich los, gehe eine Kehre weiter abwärts und komme auf der anderen Seite zum Steinblocklager. Hier liegen nicht nur helle, glatte Blöcke, sondern auch dunkle, rauhe. Ganz oben steigt immer noch Staub auf - das Bohren der Sprenglöcher dauert offenbar auch industriell lange.
Schluss jetzt, ich muss weiter. Will weiter. In weiteren Kehren führt die Piste nordwärts, in den Tälern überall Reste von Steinbrüchen, mal eben verlassen, mal schon verwildert.
Ein Abzweigung führt hinab zum Meer, und mir fällt ein, dass ich irgendwo von einem riesigen steinerne "Pool" gelesen habe, der sich irgendwo hier bei Koumelas befinden muss. Ob das hier ist? Ich möchte jetzt nicht zum Meer hinab, wenn ich nachher wieder hinauf muss.
Der Himmel hat sich inzwischen in ein farbverschlingendes Grau eingefärbt, die Landschaft erscheint gedämpft wie in einem Angelopoulos-Film. Nur ohne Schnee. Die Terrassen sind von Pisten überzogen, senkrechte Wände und grünliche Stufen darin sowie einsame Gebäude zeugen von verlassenen Steinbrüchen. Ausgebeutete Landschaft. Hinter dem Meer wieder Andros, heute noch näher.
Nur den "Pool" von Koumelas kann ich nirgendwo entdecken. In meiner Karte ist er nicht eingezeichnet, und auf die Idee, in Google Earth zu gucken, komme ich zu spät.
Um kurz vor zwölf Uhr sehe ich die Kapelle von Koumelas vor mir, und links davon weiße Häuser, die sich an eine Felsenbucht kuscheln. Vor zwei Jahren bin ich von Marlas hier herab gewandert, aber nicht auf der Straße, sondern auf dem Tinos Trail E4, und weiter westlich herausgekommen. Weshalb ich nicht nach Koumelás hinabgestiegen bin. Das möchte ich heute nachholen.
Wie das benachbarte Malí ist der Ort eine lediglich im Sommer bewohnte Siedlung, die von den Arbeitern der Marmorbrüche illegal erbaut worden sein soll. Ich gehe zur Kapelle hinab und suche ein letztes Mal weiter rechts vergeblich nach dem grünen Marmorpool "La Piscine", von dem der Wildschwimmer Hansjörg Ransmayer in einem Artikel auf GEO berichtet. Er befindet sich aber tatsächlich weiter nordöstlich. Nächstes Mal. Mein Wirt Michalis wird mir am Abend aber dringend davon abraten, darin zu schwimmen: Es sei viel Gift (Arsen?) im Wasser.
Koumelas scheint größer als das malerisch auf einem Felsensporn liegende Mali, aber mindestens so einsam. Nur der Wind sorgt für Geräusche und Bewegung, nicht mal Ziegen gibt es in dem Geisterort. Von den zart gerillten Wänden der verschlossenen Kapelle bröselt der Putz. Das gäbe eine gute Kulisse für einen Western. Viele Häuser oben sehen aber gut erhalten, ja nahezu neu aus. Wer hier im Sommer wohnt, hat auch einen Jeep um herzukommen.
Von der Kapelle geh ich hinüber auf eine kleine, kahle Anhöhe. Die Küste unterhalb ist steil und in schiefrigem Graugrün geschichtet. Der Südwind bläst hier nun unangenehm. Im Sommer ist aber ehe der Nordwind das Problem, vor dem sich die Häuser im Inneren der kleinen Bucht verstecken. Unten an schmalen Strand stehen Bootshäuser, Syrmata, Schulter an Schulter. Darüber auf dem Felsen ein Haus mit Terrasse, zu dem einen schmale Treppe hinaufführt. Ein Café?
Es wäre eine Idylle, würde mir die Verlassenheit nicht das Gefühl geben, illegal hier zu sein.
Vorbei an einer dachlosen Ruine und gepflegten Häuschen mit tinostypischen Oberlichten und einem dekorativen Portal steige ich über die Felsen hinab ins Innere der Bucht. Ein großes Graffiti ziert eine Wand, daneben ragt eine Satellitenschüssel aus einer Mauer. Die Sommergäste genießen das Paradies, wollen sich aber nicht langweilen. Oder schreiben dann ihre Namen auf eine Treppenmauer.
Auf den Stufen vor den Syrmata finde ich einen guten windgeschützten Rastplatz. Und überlege, ob ich hier Baden soll. Der Strand besteht aus flachen Kieseln, im Wasser ist es felsig. Sieht eisgrau aus. Ich kann mich nicht überwinden, und streune lieber noch durch das Dorf. Vielleicht versteckt sich ja doch ein Einwohner hier? Aber nicht mal ein Katze scheint hier zu wohnen.
Soll ich nun auf dem Fußweg zwischen Koumalas und Mali zurück nach Marlas gehen, oder wie vor zwei Jahren von Mali entlang des Tales? Ich entscheide mich für den zweiten Weg über Mali, und gucke, ob mir dieses Mal die Abkürzung über die Felsen westlich von Koumalas geheuer ist. Sie ist es nicht, und so steige ich auf der Piste wieder aufwärts über das Dorf. Und stehe plötzlich vor zwei Wanderern. Es sind die ersten, die mir auf Tinos begegnen. Oder überhaupt beim Wandern in diesem Urlaub? Es ist ein holländisches Paar, das offenbar auf dem vorderen Weg heruntergekommen ist. Wir schwätzen ein wenig, dann sehen sie sich Koumelas an, und ich gehe weiter nach Mali, wo ich sie später wiedersehen werde. Sie sind schneller als ich, oder gucken weniger ausführlich.
Der Blick von oben auf Koumelas ist auch nicht schlecht, und nachdem ich die Biegung erreicht habe, liegt Malí auf seinem Felsensporn vor mir, der etwas an Panagia Chrisopigi auf Sifnos erinnert. Vor zwei Jahren kam mir das wie eine Fata Morgana vor. Ich erwarte Mali nicht weniger verlassen als Koumelas, aber hinter der Kapelle kann ich ein Fischerboot ausmachen. Bei dem weiter auffrischenden Südwind bietet die Bucht guten Schutz.
Die Besichtigung von Mali überspringe ich, und strebe gleich dem Strand hinter der Siedlung zu. Wie erwartet ist hier kein Zeichen aktueller Bewohnung zu erkennen. Das Fischerboot ist weit genug draußen, und so ziehe ich mich zügig auf den Stufen eines der Syrmata aus und tauche schnell ins kalte Wasser. Immer noch nur 17 Grad. Da hilft nur Bewegung und ich schwimme auf und ab. Warm wird mir aber nicht dabei, aber als Erfrischung reicht es. Das Wandererpaar hat jetzt Mali erreicht, ich kann sie zwischen den Häusern bei der Kapelle sehen. Schnell anziehen, und sie kommen dann irgendwann, wollen aber nicht baden, rasten nur kurz am Strand. Ich zeige ihnen wo der Weg hinauf beginnt, und sie entschwinden dann meinen Blicken. Später werde ich sie in Pyrgos wiedersehen.
Ich folge ihnen gemächlich. Über der Bucht verläuft der gut markierte Weg über Felsenplatten bis er den oberen Rand eines Tales erreicht und beginnt, dort parallel zu verlaufen. Kaum bin ich etwas höher, spüre ich den Wind wieder ungeschützt. Er hat noch ein, zwei Beaufort zugelegt.
Der Blick in das terrassierte Tal hinab ist echt schön, aber ich bin ich froh, dass ich dort nicht wieder hinunter muss. Sanft aufwärts geht es nun weiter. Ein Stück eines alten Tonkruges liegt am Weg. Eine antike Scherbe? Ich belasse es beim optischen Souvenir, und richte den Blick nach vorne, wo der Weg sich in der Ferne mit dem Tal trifft und wo ich die beiden Wanderer noch als Pünktchen entschwinden sehe.
Unter Bäumen steht rechts des Weges nun eine hübsche weiße Kapelle, an die ich mich von vor zwei Jahren gar nicht erinnere. Muss die in der Karte eingezeichnete Panagia-Odigitrias-Kapelle sein. Noch herumstehendes Baumaterial lässt auf eine frische Renovierung schließen. Das Relief über der Türe trägt in schlecht lesbarer Schmuckschrift zwei Jahreszahlen: 1718 und 1823. Gründungs- und Baujahr? Dazu ein Kreuz, zu dessen Fuß zwei Birnen? Quitten abgebildet sind. Interessant. Die Kapelle ist unverschlossen, und so kann ich auch heute nochmals singen. Kerzen sind aber keine da.
Höher steigend bleibt der seitliche Hügel mit einer Georgskapelle hinter mir. Hier soll es eine antike Akropolis gegeben haben, von der vielleicht meine Tonscherbe stammte.
Nicht mehr lange, und ich erreiche die fruchtbare Hochfläche von Ras, in der sich ein paar Häuser und eine Kapelle befindet. Nach Mamados möchte ich heute nicht hinauf, folge den Markierungen um ein Anwesen mit Kapelle, verliere dort irgendwo den Weg, finde dafür einen andere. Die Landschaft ist von Steinmauern und Zäunen zerteilt, die die Wegfindung irritieren. Ich komme dann bei einer weiteren Kapelle heraus, die oberhalb des Tales liegt. Geht der Weg nun oberhalb oder unterhalb nach Marlas? Ich kann mich nicht erinnern, versuche es erst oberhalb, dann unterhalb. Schlage mich schließlich durch dein Gebüsch und Brennnesseln und bin zu guter Letzt auf dem richtigen Weg, der mich direkt nach Marlas führt, wo ich um Viertel nach drei ankomme.
Gut fünf Stunden war ich unterwegs, auf 11,5 Kilometern mit etwas über 400 Höhenmetern. Reine Gehzeit zwei Stunden 48 Minuten, falls das denn stimmt. Egal, es war eine schöne und interessante Tour. Und ich bin hier im Norden noch lange nicht fertig, werde wiederkommen.
Zur Belohnung gibt es zurück in Pyrgos wieder einen Galaktobureko plus Elliniko an der Platia, dieses Mal in dem Café seitlich an der Platía namens "Plátanos". Die Süßspeise schmeckt auch gut, nur Wasser wird hier nicht automatisch dazu gereicht, und mit acht Euro fünfzig fällt die Rechnung etwas höher aus als in den anderen Cafés.
Dafür kann man besser über den Platz gucken, wo nun am Freitagnachmittag einige Leute sitzen. Eine eben angekommene Gruppe fällt mir auf, die im Lokal unter der Platane sitzt: Sieben Griechinnen, sechzig plus mit lautstarker Wortführerin. Und ein jüngerer Mann dabei, braungebrannt und sportlich, eher still. Da komme ich ins Grübeln, wie er zu dieser Weibergruppe gehört. Der Trainer? Der Fahrer? Ich werde es nicht erfahren, mag es aber auch sehr, stille Beobachterin zu sein. Ich schließe einen Bummel zum Friedhof an, ohne den ein Pyrgos-Aufenthalt nicht vollständig ist, und noch eine Fotorunde durch den Ort.
Ruhe dann auf meiner Terrasse aus. Die Sicht ist komplett diesig geworden, die Luft trägt Saharastaub, der sich auf Tisch und Stühlen absetzt. Das Auto sieht auch aus wie Sau. Nicht mein Problem.
Später bezahle ich mein Zimmer bei Michali, mit dem ich nun eine längere Unterhaltung habe. Er stammt aus einer Bildhauerfamilie aus Pyrgos, aber sein Vater war Leuchtturmwächter auf verschiedenen Inseln. Auch auf Ikaria am Kavo Papa. Als ich ihm erzähle, dass ich dort erst letzte Woche war, und wie sehr der Wind dort geblasen hätte, stimmt er voller Erinnerungen zu: dort wäre es immer windig. Aber er erzählt auch von seiner Arbeit als Bildhauer, die für ihn Leidenschaft ist, und die er sehr liebt. Nein, auch wenn er Aufträge wie die 130 gleichen Windmühlentäfelchen für die Hochzeit auf Mykonos habe: er würde gerne alleine arbeiten, könne sich dann alles einteilen. Nebenher gibt es auch Unterricht, wie für eine Französin, die heute gekommen ist, neben mir wohnt, und eine Woche bleiben wird um an ihrem Werkstück weiterzuarbeiten. Finde ich toll!
Er gibt mir sein Kärtchen. Gerne werde ich wieder bei Michali wohnen wenn ich in Pyrgos bin, auch wenn ich das Steinbildhauerei nicht mehr anfangen werde.
Zum Abendessen gehe ich heute wird ins "Yasmin" an der Platia. Der Platz ist jetzt so lebendig, junge griechische Familien treffen sich hier, lassen die Kinder bewundern, die dann hier herumtoben. Eine wachsende internationale Parea am Nebentisch, ich höre Englisch, Französisch, Griechisch, und auch etwas Deutsch, und spekuliere, was sie vereint. Künstler? Bildhauer?
Meine bestellte Fava kommt als Großportion und schmeckt sehr gut. Und auch das Gouvetsi mit roter Sauce ist hervorragend. Ich bin hungrig genug, beides zu schaffen, bezahle 22 Euro fünfzig zusammen mit Wein und Brot. Genieße dann noch eine Weile die einzigartige Atmosphäre von Pyrgos. Sauge beides in mich auf, um es mit nach Hause zu nehmen.
*
Am Morgen hängen noch Wolken am Gipfel des Profitis Ilias, aber bald verdrängt sie ein strahlend blauer Himmel. Ich frühstücke letztmalig auf meiner Terrasse, schenke meiner französischen Zimmernachbarin dann die übrigen Frühstücksutensilien und packe meine Sachen in den Wagen. Meine Fähre wird erst um Viertel vor eins abfahren, aber ich möchte noch etwas über die Insel fahren, und in Tinos-Stadt eine Kleinigkeit essen.
Ich verabschiede mich von Michalis und fahre los. Auf der nördlichen Panoramastraße über die Exo Meria. Das letztjährige Kunst-Stillleben bei Koris Pyrgos ist zerstört beziehungsweise wurde durch weitere Ablagen ergänzt. Ein Kinderfahrrad, und weiter drüben stehen zwei Schrottautos. Offensichtlich die Entsorgungsecke der Insel.
Das Licht lässt gelbe Wiesen aufleuchten, die wunderbar zu dunklen Schattenhängen kontrastieren. Über die Adlerneste Aetofoliá erreiche ich die Ebene von Kato Klisma und Komi, klettere hinter Krokos hoch nach Skalados und dann Steni. Von dort fahre ich ein Stück auf der Straße nach Potamiá um mir das Tal anzusehen. Die Gegend kenne ich noch gar nicht, aber ein Bekannter möchte sich demnächst mit seiner Familie hier irgendwo einquartieren. Schön, und ziemlich grün, aber auch etwas ab vom Schuss. Tinos hat so viele unterschiedliche Aspekte.
Zurück auf der Hochebene bei Mesi zieht ein Schwade Hochnebel ins Bild und verhüllt den vorher noch so klaren Exomburgo. Tolle Stimmung!
Ich tanke noch oberhalb von Tinos-Stadt und gebe um elf Uhr den Mietwagen im Büro von Dimitris Rent a Car zurück. Dieses Mal bin ich nur 175 Kilometer gefahren, aber ohne Auto wäre der Urlaub so nicht möglich gewesen. Den Luxus gönne ich mir. Nach der Rückgabe kann ich das Auto mit meinen Sachen noch am Fährhafen abstellen bis ich abreise.
Gerade kommt die "Fast Ferries Andros" an, und sorgt für entsprechenden Trubel am Hafen.
Der Besuch von Tinos-Stadt fällt heute flüchtig aus. Ich muss noch ein Mitbringsel für meinen wohnungshütenden Nachbarn besorgen (am besten Thymian-Honig), und kaufe meine Ticket für die
"Theologos P" (35 Euro).
Bis zur Wallfahrtskirche hoch schaffe ich es nicht mehr, beobachte aber den Verkehr auf der Wallfahrtsspur. Wundere mich über zwei Frauen, die aufrecht barfuß statt auf allen Vieren bergwärts zur
Panagia streben. Wallfahrt light?
Beim Bäcker kaufe noch ein paar Lichnarakia, und daneben eine Gyropitta to go, die man in Griechenland trotzdem im Sitzen verzehren darf. Um halb eins hole ich meine Sachen aus dem Wagen, deponiere den Autoschlüssel, und reihe mich im rechten Wartepferch des Fährhafen ein. Die kommt wenige Minuten später ins Sichtfeld. Etwas warten, dann dürfen wir an Bord.
Ich wundere mich, dass die "Blue Star Paros" drüben am alten Hafen Hafen anlegt, und erinnere mich an der Tinos-Erstbesuch 1991, als das Standard war. Wie wir damals zu einer ablegenden Fähre rannten, weil wir dachte, es wäre unsere. Die fuhr dann aber erst nach Mykonos. Wie viele Kykladenbesuche folgten danach? Bestimmt vierzig. Und Fährfahrten? Hunderte.....
Mit einer Viertelstunde Verspätung legt die "Theologos P" um ein Uhr ab.
Bye-bye Tinos! Es war wieder sehr schön. Ich komme wieder!