Kleine Runde zu Fuß, große mit dem Auto

Auch am Samstag ist es extrem windig. An Frühstück auf der Dachterrasse direkt vor meinem Zimmer ist nicht zu denken, aber das kleine Frühstücksbüffet im geschützten Panoramaraum daneben sieht gut aus: Kaffee satt, ein Glas frisch gepresster O-Saft, Rührei, allerlei Pittes, Joghurt, Käse, Wurst, Obst - passt! Faire zehn Euro werden dafür fällig, und ich werde auch die nächsten Tage hier den Tag beginnen. Zumal der Austausch mit den anderen Gästen - überwiegend Briten, aber auch einen Französin, nett ist. Danach ist Stromausfall angesagt, beziehungsweise Stromabschaltung. Ist mir aber egal.

 

Zur Einstimmung möchte ich heute eine kleinere Wanderung ab Filoti unternehmen. Der Bus soll um halb elf fahren, verspätet sich um fast eine halbe Stunde, und ist dann gut voll. Tickets für Hin- und Rückfahrt zu je zwei Euro 60 habe ich im KTEL-Büro gekauft. Während der Fahrt plane ich um: ich fahre weiter Richtung Apéranthos/Apíranthos, das spart mir einen Aufstieg. Der Busfahrer lässt mich dann wie gewünscht in Agia Irini heraus. Allerdings an der falschen Agia Irini, nämlich an der großen Kirche in der Haarnadelkurve kurz hinter Filoti. Agios Ioannis wäre richtig gewesen (und die Verwendung der Brille meinerseits), aber jetzt ist es schon zu spät und ich stehe auf der Straße. Gut, dann folge ich dieser eben bis zum Abzweig nach Agia Marina und Fotodotis. Das einsam gelegene Wehrkloster ist nämlich mein erstes Ziel.

 

Es hat wenig Verkehr auf der Straße, und schöne Blicke hinab nach Filoti. Es geht aufwärts, länger als gedacht. Gelegentlich kommen mir Wanderer entgegen, vom Zas, schätze ich. Zwei, drei Kilometer bis zur Abzweigung rechts an der Kapelle des Propheten Ilias, dann weiter auf Asphaltstraße und weiter aufwärts. Der Straßenrand blüht mal in Gelb, mal in Violett. Die Wiesen stehen fast hüfthoch. Es ist immer noch bewölkt und voller Windböen. Nach einer Stunde Gehzeit erreiche ich die Kapelle Agia Marina. Ob ich von hier aus in den nächsten Tagen zum Gipfel des Zas aufsteigen kann? Heute versteckt er sich in Wolken.

 

Ich nehme die Piste links, öffne später ein Tor, und sehe nach ein paar Minuten den grauen Turm von Kloster Fotodotis unterhalb von mir liegen. 2004 war ich schon mal hier, damals waren mir die merkwürdigen, braun-glänzenden Kugeln an den Walloneneichen aufgefallen. Trotz ihrer Größe von drei bis vier Zentimetern im Durchmesser keine Früchte, sondern Gallen der Gallwespe. Die gibt es jetzt auch wieder. Das Kloster wurde inzwischen renoviert, ist aber weiterhin unbewohnt und nur in den Sommermonaten zur Besichtigung geöffnet. Eine riesige Platane wächst daneben und spendet Schatten. Zwei Stuhlgruppen demonstrieren eindrucksvoll Ordnung und Chaos: die eine entlang er Mauer aufgereiht, die andere umgefallen im Klosterhof liegend. Lustig. Ob das der Wind war, oder menschliche Umwerfer?

Ich lasse die Stühle liegen und nutze die andere Reihe für eine Pause ehe ich das Kloster umrunde. Auch die Rückseite in ihrer Wehrhaftigkeit ist eindrucksvoll.

Von hier aus haben ich zwei Optionen: Auf Wanderweg Nr. 3 entweder nach Danakos hinab, oder über Agios Ioannis nach Filoti. Da von Danakos heute kein Bus mehr fährt, entscheide ich mich für die zweite Lösung. Um 16 Uhr 30 geht dort der letzte Bus nach Chora, das ist in fast zweieinhalb Stunden. Sollte reichen.

 

Der Weg schlägt sich nun als schmaler Pfad Richtung Norden durch die Wiese und überwindet eine niedrige Höhe. Ich muss mich etwas durch die Büsche wühlen, offenbar ist der Weg kaum begangen. In der Ferne taucht ein weiße Dorf auf, das ich zunächst nicht einordnen kann. Erst später merke ich, dass es sich um Aperanthos handelt. Und dass der Weg dorthin vielleicht leichter zu finden gewesen wäre, als gen Filoti. Da habe ich mich aber längst zwischen unüberwindbaren Mauern, Ziegenzäunen und Dornen verlaufen. Irgendwo bei Karkos ist die Wegführung unklar, ich folge den falschen Pfad abwärts, muss zurück, sprenge eine Ziegenherde und komme etwas später nicht über eine hohe Mauer hinter der der Weg verläuft. Also muss ich im Umwegsamen zurück. Dann hab ich den richtigen Weg wieder, am Rande eines Hochtales. Aber auch der verliert sich einen Kilometer weiter in einem befestigten und baumüberwachsenen Bachbett, aus dem ich keinen Ausstieg zu einem Weg finde. Ich versuche es hier und da, um doch wieder vor einer unüberwindbaren Mauer oder einem Zaun ohne Öffnung zu stehen. Irgendwo muss doch die Straße Filoti - Aperanthos zu erreichen sein, weit kann es nicht mehr sein.

 

Schließlich steige ich pfadlos einen steilen Hang hoch, an dem erneut Ziegen weiden und auf dem sich Telekommunikationsanlagen (und womöglich Militär?) befinden, quere hinüber und erreiche erschöpft endlich eine Piste, die zur Hauptstraße bei Agios Ioannis führt. Eine Art Pass, über den der Wind in Sturmstärke bläst. Ich bin wütend über die schlechte Beschilderung und meine eigene Blödheit - ich habe Naxos gnadenlos unterschätzt. Weil es schon fast vier Uhr ist, schminke ich mir den Abstieg nach Filoti und den dort in Aussicht stehenden Galaktobureko ab und warte lieber hier auf den Bus. Vorher statte ich der hiesigen Agia-Irini-Kapelle einen Besuch ab, sie liegt unterhalb der Straße Richtung Filoti und ist viel kleiner als die Kirche in der Kurve. Kein Wunder hat mich der Busfahrer dort abgesetzt und nicht hier.

 

Der erneut volle Bus kommt gegen Viertel nach vier Uhr und nimmt mich mit zurück nach Chora.
9,4 Kilometer bin ich gewandert, in zweieinhalb Stunden reiner Gehzeit. 375 Meter aufwärts. 170 abwärts. War etwas mehr als die kleine Wanderung, die ich zum Einstieg machen wollte. Aber ich werde mich nicht entmutigen lassen.

Bei der Heimkehr schlägt der Wind im Hotel "Anixis" die Türe zur Frühstücksterrasse zu, ehe ich meine Hand draußen haben. Zum Glück bremst ein Türstopper auf den letzten Zentimetern und verhindert, dass ich in der Folge das örtliche Krankenhaus aufsuchen muss. Aber der Schreck sitzt mir in den Knochen. Gut, dass das Hotel Sicherheitsvorkehrungen getroffen hat - kommt wohl öfters vor. Und eigentlich weiß ich ja auch, dass Wind und Türen auf den griechischen Inseln oft unfallträchtige Symbiosen eingehen.

 

Das Abendessen mit der Paddel-Parea im "Axiotissa" ist hervorragend, wenn auch nicht ganz preiswert. Diese letzte Urlaubswoche hat meinen Geldbeutel ganz schön beansprucht, aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt um zu sparen. Zuhause wieder.

 

*

 

Weil für den Sonntag immer noch starker Wind und Wolken prognostiziert sind, habe ich meine Zas-Besteigung auf Montag verschoben. Es ist auch immer noch sehr windig, aber die Sonne setzt sich im Laufe des Tages gegen die Wolkendecke durch. Christina hat mir gestern Abend noch bei Naxos Rent a Car einen Mietwagen bestellt. Ich brauch ihn nur heute, 30 Euro werden als Miete fällig. Um halb zehn nehme ich von Sakis auf dem großen Parkplatz hinter dem Kastro-Hügel einen Citroën C3 in Empfang. Ich werde ihn am Abend zurückgeben.

 

Eigentlich habe ich keinen Plan für heute, außer dass ich dem Chimarrou-Turm einen Besuch abstatten und auf der Fahrt die blühende Landschaft genießen möchte. Und vielleicht mal einen Badeversuch? Nachdem ich für 15 Euro getankt habe, steuere ich den Wagen inseleinwärts, biege aber dann Richtung Süden ab. In Kastraki war ich gestern Abend zum ersten Mal, eine zu touristischen Zwecken ins Hinterland wuchernde Streusiedung. Erst der Hinweis auf den Oskelos-Pyrgos verlangsamt mein Fahrtempo und verlockt mich zum Abbiegen auf eine Nebenstraße. Die wird schnell schlechter, aber es ist nur etwa ein Kilometer, dann endet sie an dem großen Turm, der in Privatbesitz und verschlossen zu sein scheint. Er blickt über die Küste, was für die Wehrtürme eher selten ist, und stammt aus dem 17. Jahrhundert.

 

Zurück auf der Hauptstraße, die bei Alyko am Kap Kouroupia endet. Ich stelle das Auto in der Einsamkeit ab und bewundere zuerst die Graffiti auf den Ruinen eines Hotels, das mangels Genehmigung schon in den 1970ern nicht in Betrieb ging. Eine sehr weitläufige Anlage, die diese Felsenplattform hier massiv besetzt hätte. Nun wurde sie von Street-Art-Künstlern in eine Freiluftgalerie verwandelt. Ich erkenne einige Handschriften der Graffiti wieder, etwa die typischen Vögel von Fio Silva, denen ich auf Ai Strati schon begegnet bin.

Ich umrunde die Ruine, werfe einen Blick auf den Felsenstrand an der Westseite, und später auf den Sandstrand von Agios Georgios mit der kleinen Kapelle (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Strand bei Chora). Wenn das nicht zum Baden einlädt! Schnell zurück zum Auto und die Badesachen (vielmehr das Handtuch) holen. Das Auto muss ich zwischen den Dünen suchen, die Straßen sind hier etwas verzweigt. Es wird doch noch da sein? Ich hatte es unverschlossen gelassen, war ja niemand da. Ich finde es zum Glück, es ist weiter weg als gedacht. Dann doch gleich mit dem Auto weiter vor Richtung Strand. Mache ich, und fahre mich beinahe im tiefen Sand des Pistenrandes fest.

 

Auf einer Felsenbank nahe der Kapelle kann ich mich prima um- beziehungsweise ausziehen, dann textilfrei und schnell ins Wasser. Das hier allerdings sehr flach ist, so dass ich Mühe habe, tief genug hineinzukommen um richtig zu schwimmen. Und das Wasser ist brüllend kalt, vielleicht 17 Grad. Heh Zeus, du Wettergott, das ist doch deine Insel! Heute ist der 7. Mai, da wäre etwas wärmer schon angebracht! Oder muss ich deinen Bruder Poseidon ansprechen? Den fand ich schon immer eher unsympathisch.

 

Ich bleibe folglich nicht lange im Meer, ziehe mir schnell wieder trockene Klamotten an. Und jetzt?

 

Über die Sandpiste steuere ich langsam nach Agiassos hinüber, sie lässt sich problemlos befahren. Agiassos liegt ähnlich verlassen wie vor vier Jahren im Januar, also wieder nordwärts, durch blühende Wiesen. Soll ich zu Kastro Apolirou hinauf wandern, das rechts der Straße auf einem Berg liegt? Keine Lust. Ein Fotostopp am Bazeos-Turm, dann auf die Straße nach Chalki. Ein Abstecher zur Töpferei in Damalas erbringt eine hübsche getöpferte Schale. Chalki lasse ich links liegen, und auch durch Filoti geht es ohne Halt. Beide Orte wirken am späten Sonntagsvormittag gut besucht.

In Filoti wähle ich die Nebenstraße, die nach der Platia rechts Richtung Kalandos abzweigt, am Kegel des Agios Ioannis vorbei. Dann wächst links von mir, hinter einer herrlichen Blumenwiese, der Zas in die Höhe. Er ist inzwischen wolkenfrei. Morgen werde ich kommen, ich verspreche es.

 

Die Straße steigt nun langsam an zum 580 Meter hohen Pass. Vorher halte ich an der prägnanten Kapelle des Heiligen Efstathios. Das Kapellchen ist unverschlossen, der Heilige scheint über einen großen Vorrat an Besteckteilen und reichlich Improvisationsgabe zu verfügen: bildete beim letzten Besuch ein Löffel die Türklinke, so ist es jetzt ein Messer.

Bei dem Hof im Tal zu Füßen der Kapelle bewegt sich eine riesigen Ziegenherde. Lieferanten des köstlichen Graviera Naxou.

Der Ginster am Strandrand beginnt schon zu blühen, und die Hänge sind gelb von Wildblumen. Mit den Höhenmetern steigt meine Freude über diesen wunderbaren Frühlingstag. Ist Naxos schön!

 

Hinter der Passhöhe öffnet sich der Blick auf den Inselsüden und die vorgelagerten kleinen Kykladen. Der Inselsüden wäre mal eine eigens zu erkundenden Welt, zu Fuß. Aber Übernachtungsmöglichkeiten gibt es hier kaum, und ohne Auto geht es nicht. Von Filoti aus wäre man aber schnell da. Andermal.

Kurz vor dem Pyrgo Chimarrou wechselt der Straßenbelag, was wohl archäologische Gründe hat. Und dann streckt er sich vor mir in die Höhe, hell und gerüstfrei: der hellenistische Wachturm, mein heutiges Etappenziel. Ich parke den Wagen am Straßenrand und betrete das eingezäunte Gelände durch ein Tor auf der Nordseite. Ich bin die einzige Besucherin, teile mir die antike Stätte mit einer Herde Schafe, die im Schatten der Bäume dösen. Einmal aufgescheucht, folgen sie mir mit gesenktem Kopf und großer Penetranz. Das kenne ich schon vom letzten Jahr auf Amorgos. Ich flüchte ins Turminnere, das noch mit stützendem Gestänge gefüllt ist. Ob das bleibt, oder noch wegkommt? Ein Gecko klebt an der Wand.

 

Ich setze mich hin, esse und trinke eine Kleinigkeit. Und nun? Weiter nach Süden möchte ich ab hier nicht. Aber vielleicht nach Moutsouna zum Mittagessen? Das ist eine ziemlich Ecke entfernt, aber ich habe ja noch Zeit, es ist erst Mittag vorbei.

Zurück über den Pass und ab Filoti nach Apiranthos, 600 Meter über Meer gelegen. Von dort die endlose Strecke entlang der Schmirgelminen hinab zum Meer. Immer wieder die Übrigbleibsel des Bergbaus am Straßenrand: verrostete Schiffe, Loren, die Seilbahn in der Luft. Ein Fotohalt an der Kapelle des Agiou Mama mit Blick zum Felsensporn des Stavros-Kap. Dahinter die Makares-Inseln, und im Dunst Donoussa, mehr zu ahnen als zu sehen.

 

In Moutsoúna ist wenig los, aber zwei Tavernen sind geöffnet. Ich wähle die Taverne "To Dichty", und einen Sardellensalat. Danach liege ich mich für ein Sonnenbad an den kleinen Strand etwas weiter südlich, und schlafe ein. Mit heißem Gesicht wache ich wieder auf: noch bin ich die Sonne nicht gewöhnt - war ja kaum mal da.

Wenn ich schon mal hier an der Ostküste bin und noch Zeit habe, dann werde ich die Küstenstraße ein Stück weit fahren.

 

Es ist eine karge und einsame Küste, gelegentlich von felsigen Buchten mit Mini-Stränden unterbrochen. Die in der Landkarte verzeichneten Orte wie Ligarídia, Kanáki oder Klidó sind kaum mehr als eine Handvoll Häuser mit einem, maximal zwei Dutzend Einwohnern, die aber nicht zu sehen sind. Klar, am späten Sonntagnachmittag. Kaum etwas verlockt zum Anhalten, und bin ich fix in Panormos/Panermos, wo wir die Nacht auf Freitag verbracht haben. Ich fahre nicht hinab, sondern wende oberhalb und fahre über Moutsouna und Apiranthos in die Berge zurück, wo ich die Route Richtung Koronos für die Rückfahrt wähle. Immer wieder beeindruckend die Aussicht von der auf der Passhöhe liegenden Stavros-Kapelle. Das letzte Mal, als ich hier oben war, lag Schnee.

Weiter Richtung Moní durch eine romantische Gegend, die wohl gerade (im Juli 2023) Opfer eines heftigen Waldbrandes wurde. An der Kreuzung nördlich von Moni steht ein fliegender Händler, der Honig, Kräuter und Wein anbietet. Neugierig mache ich den Fehler zu halten. Beredet preist er seine Waren an, die nicht gerade preiswert sind. Ich kaufe schließlich einen halben Liter lokalen Wein in der Plastikflasche, der mit sechs Euro deutlich zu teuer ist, auch wenn er akzeptabel schmecken wird. Nein, kein Honig, danke!

 

Die Straße an der Panagia Drossiani ist vollgeparkt. So viel Touristen? Wohl kaum, zumal ein Gruppe Griechen in Festkleidung vor mir die Straße überquert. Ich parke ebenfalls und folge ihnen zur Kirche, vor der auf Tischen die Geschenke für Taufgäste aufgebaut sind. Eine Taufe ist also in Gange, oder gleich mehrere. Ich stehle mich in das alte Gotteshaus und kann so immerhin noch einen Blick ins Interieur der Kirche werfen, während die Taufgesellschaft in anderen Teil zugange ist. Welches der herausgeputzten Babys dreimal untergetaucht wurde, kann ich nicht ausmachen. Und will auch nicht weiter stören.

Über Chalki und die Potamia-Dörfer geht es zurück nach Chora. Als ich den Mietwagen gegen sieben Uhr wieder auf dem Parkplatz abstelle, habe ich dem Tacho 168 Kilometer hinzugefügt. Naxos ist doch größer als gedacht.

Frisch geduscht gebe ich das Auto um halb neun wieder zurück. Danke, war alles problemlos!

 

Sehr hungrig bin ich nicht, als ich vom Parkplatz entlang der Küste zum Hafen schlendere. Die hinter dem Tempeltor untergehende Sonne taucht die Wogen des anbrandenden Meeres in ein dramatisches Licht. Toll!

Was für ein optisch wunderschöner Abschluss eines geglückten Tages, an dem ich mich neu in Naxos verliebt habe.

Aber der Tag ist noch nicht vorbei. Auf der Platia an der Paralia findet eine Tanzvorführung statt. Das ist natürlich genau das Richtige für einen Tanzfex wie mich. Es sind verschiedene Gruppen, überwiegend von Schülern, die hier griechische und regionale Tänze vorführen. Eine Gruppe ist aus Apiranthos (Απεραθίτικος Πολιτιστικός Σύλλογος “Τα Φανάρια”), und natürlich in Tracht. Sie tanzen traditionelle Tänze aus Aperanthos auf Live-Musik mit Tsambouna (Dudelsack) und Toumbaki (Trommel). Mir fällt die Verwandtschaft mit kretischen Tänzen auf, und ich erinnere mich, dass Apiranthos von kretischen Siedlern gegründet worden sein soll. Interessant ist auch ein verhaltener Frauentanz, bei dem die Tänzerinnen in jeder Hand eine brennende (elektrische) Kerze halten. Ich glaube, er kommt aus Kleinasien.

 

Als der Tanz für alle eröffnet wird, ist es schon zehn Uhr vorbei. Ich tanze etwas mit, aber der Hunger ist inzwischen gewachsen. Die Lokale an der Paralia sind gut gefüllt, das eine oder andere hat heute erst geöffnet. Die Saison beginnt!

 

Ich entscheide mich schließlich für das "Meze Meze" (auch Meze²) und einen kleinen Vorspeisenteller aus Tsatsiki, Melitsanosalata und Tirosalata, begleitet von einem Glas Raki und Wasser. Sowohl Raki als auch die Cremes sind großzügig dimensioniert, und schmecken hervorragend. Gute Wahl! Mit knusprigem Brot und Wasser bezahle ich nicht mal zwölf Euro.

Die Trunkenheit vom Tag wird tanz- und rakiselig abgerundet. Und ich werde, wenn möglich, meinen Naxos-Aufenthalt um einen Tag verlängern.

Und morgen dann auf den Gipfel!