Ausklang in Nemea

Gegen halb zehn am Freitag fahren wir los. Es ein sonniger und wolkenloser Tag, was uns den Abschied schwerer macht. Wenn wir länger blieben, müssten wir mal einen faulen Tag machen. Im Urlaub bin ich für faule Tage aber nicht geschaffen - Faulenzen wird mir schnell langweilig. Oder kann ich zuhause (na, auch nur schlecht).

 

Heute nehmen wir gleich die Schnellstraße ab Gythio nach Norden. Der Taygetos ist wieder wolkenfrei und mit mehr Schnee bedeckt als bei der Anreise, als wir ihn zum letzten Mal gesehen haben. Ein Fotohalt an der wenig befahrenen Schnellstraße, am Straßenrand sammeln wir mit den Reifen noch ordentlich Erde ein.

Bei Tripoli fahren wir auf die Autobahn. Zahlen mal hier zwei, mal da drei Euro Maut. Es ist wenig Verkehr. Wir würden uns mehr Zeit lassen, aber wir haben noch einen längeren Besichtigungshalt eingeplant, und zwar in Neméa.

Kurz vor Mittag verlassen wir die Autobahn, durchqueren Flächen voller Weinanbau (Nemea ist ein sehr bekanntes Weingebiet) und parken an der Ausgrabungsstätte des antiken Nemea. Kurz hat uns erschreckt, dass viele Parkplätze belegt sind, aber die Autobesitzer müssen sich anderswo herumtreiben: in der Ausgrabung sind wir nach Bezahlung von drei Euro Eintritt für mich quasi alleine. Ein paar Arbeiter sind am Eingang mit Gartenpflege und ähnlichem beschäftigt, es sind vielleicht ihre Autos.

 

Ein weitläufiges, grünes Gelände mit gut erhaltenen Resten und Mauern liegt vor uns, akzentuiert von einzelnen Zypressen. Das Museum heben wir uns heute für später auf, denn unser Blick wird gleich auf die wiederaufgerichteten Säulen des Zeus-Tempels in einiger Entfernung gelenkt.

 

Nemea war einer von vier Austragungsorten der Panhellenischen Spiele (neben Olympia, Delphi mit den Pythischen Spielen und den Isthmischen Spielen in Korinth). Die nemeischen Spiele fanden zu Ehren des Gottes Zeus seit dem 6. Jahrhundert vor Christus statt, und zwar alle zwei Jahre, versetzt zu den Olympischen Spielen. Siegerpreis war ein Kranz aus Sellerieblättern. Hat dem Sieger bestimmt Appetit gemacht ...
Seit 1996 bemüht man sich darum, die antiken Spiele wiederaufleben zu lassen. Aber das lesen wir alles erst später auf den zahlreichen Tafeln, die die Ausgrabung gut erschließen (wenn man Zeit und Lust hat, das alles zu lesen). Demnach war Nemea nur in den Sommern der Spiele wirklich belebt.

 

Wir schauen uns trotzdem erst die gut erhaltenen Bäder an, an denen sich anschaulich die Bade- und Waschrituale der Athleten erklärten lassen.

Nun aber zu den dorischen Säulen des Zeus-Tempels. Neun sind es inzwischen, die wieder aufgerichtet wurden, zwei Reihen über Eck, und eine kleine Zweierreihe davor. Man kann zwischen ihnen flanieren und posieren. Das macht Spaß, und wir freuen uns am frühlingshaften Eindruck.

 

Optisch ebenso beeindruckend der am Boden liegenden "Säulenaufschnitt" - die kannelierten Säulenscheiben liegen wie gefallen am Boden, teilweise noch geschichtet.

 

Hinter dem Zeus-Tempel liegt am Rande des Geländes die Werkstatt. Auf Tafeln wird erklärt, wie die Säulenfragmente in mehreren Zeitabschnitten der letzten Jahre zugeordnet und zu den Säulen zusammengesetzt wurden. Das ist auch heute noch ein ganz schöne Act - wie viel mehr war es das von zweieinhalbtausend Jahre, ohne moderne Kräne! Danke an die University of Berkeley, die hier unterstützend tätig war!

Auf einem Luftbild sind die liegenden Teile der einzelne Säulen farbig markiert - wie ein Puzzle.

Wirklich gut gemacht hier!

Ein einzelner Besucher hat sich noch hier eingefunden, ein Grieche, der emsig telefoniert. Schnell ist er wieder weg, während wir uns Zeit lassen. Über eine Dreiviertelstunde lang genießen wir Antike unter griechischer Sonne, ehe wir dann ins Museum gehen. Und auch hier ist es sehr interessant. Etwa das Modell der antiken Stätte mit dem Originaltempel im Hintergrund. Oder die verschiedenen historischen Schichten - in christlicher Zeit stand eine Basilika auf dem Gelände. Rührend die kleine Statue einer Mutter mit Kind aus geometrischer Zeit. Oder die goldenen Kettenteile.

 

Man kann hier lesend und schauend leicht viel Zeit verbringen, und von allen Ausgrabungen und Museen, die wir in diesem Urlaub besucht haben, fand ich nur Korinth vergleichbar gut. Vielleicht lag es aber auch am Wetter.

Natürlich müssen wir nun noch zum Stadion hinüber, das sich einen halben Kilometer entfernt befindet und das besterhaltene in Griechenland sein soll. Ein abgesperrtes Säulenkarree markiert das Apodyterion, also den Umkleideraum der Athleten. Durch einen 36 Meter langen, sauber in mit passenden Steinen gemauerten Tunnel, der sich schnurgerade durch eine als Zuschauertribüne genutzte Böschung schneidet, gelangen wir ins Stadioninnere. Es ist ungefähr 180 Meter lang und 26 Meter breit, auf seinen Rändern sollen 40.000 Zuschauer Platz gefunden haben.

 

Wir steigen auf die bewaldete Böschung, umgehen das Halbrund des Stadions oben. Der Boden ist übersät mit violetten Schwertlilien. In der Ferne ist ein Schneeberg zu sehen. Ein gelungenen Abschluss unseres Peloponnes-Urlaubes. Eine Besuch in Neméa können wir sehr empfehlen.

Wir verlassen die Peloponnes am Kanal von Korinth. Es ist zwei Uhr mittags vorbei, und wir sind echt hungrig. Waren nicht in Agii Theodori Tavernen? Gerne mit Meerblick? Wir wählen also die Küstenstraße, halten dort und laufen herum, aber werden nicht fündig.

 

Weiter auf der Straße parallel zur Autobahn. Zur Not tut es auch ein Bäcker. In Kineta vielleicht, das sich verstreut entlang der Schnellstraße zieht. Da rechts, vor dem Restaurant steht ein Aufsteller mit Essensangebot draußen. Wir parken, gehen durch den schattig-dunkeln Gästeraum Richtung Theke. Ein Mann und einen Frau sitzen dort am Tisch: die Wirtsleute. Ja, es sei geöffnet. Was wir gerne wollten, fragt er, und zeigt auf die Küche. Wir wählen eine Fleischpastete, und eine mit Käse. Nochmals Chorta, und Wasser. Die Pasteten sind köstlich, die Chorta auch gut. Noch zwei griechische Kaffee. Was wir bezahlt haben, weiß ich nicht mehr, aber viel war es nicht.

 

Zufrieden nehmen wir die letzte Etappe zum Flughafen Athen unter die Räder. Um die Stadt herum staut es sich etwas, und ich vergesse zu tanken. Wir haben beschlossen, das Auto heute schon zurückzugeben, da Barbaras Rückflug morgen schon um halb neun am Morgen ist und wir Rückgabestress am frühen Morgen vermeiden wollen. Für die Nacht haben wir uns daher im Hotel Avra in Rafina einquartiert, das einen kostenlosen Bring- und Abholservice ab Flughafen bietet, was wiederum den Preis von 80 Euro für das billigsten Doppelzimmer relativiert.

 

Den Shuttle haben wir auf 17.30 Uhr bestellt, aber wir sind schon kurz nach 16 Uhr am Flughafen. Fahren noch zur Tankstelle beim IKEA um vollzutanken. Der Tankwart nutzt die Gelegenheit, unseren Tank mit teurem Sprit zu zwei Euro den Liter zu füllen - auch egal.

303 Kilometer sind wir heute gefahren, und 1.575 während des ganzen Urlaubes. Hat sich ganz schön geläppert.

Die Rückgabe des Fiat Panda ist völlig unproblematisch und nach wenigen Minuten erledigt. Jetzt sind wir viel zu früh dran, müssen eine Stunde auf unseren Shuttle warten. Vielleicht haben wir Glück, und der Avra-Shuttle - er hat einen Fahrplan, den man buchen muss - hat auch eine Stunde vorher schon eine Abholung? Er hat, allerdings ist der Van schon fast wieder weg ehe wir ihn sehen und wir uns noch bemerkbar machen können. Gerade noch geklappt. Praktisch.

 

Über Feldwege geht es in zwanzig Minuten nach Rafina, wo wir im würfelförmigen Gebäude des Avra nahe der Paralia ein Zimmer mit Landblick beziehen. Es ist nicht groß, aber für eine Nacht passt es schon. Und der kostenlose Flughafentransfer scheint sich als florierendes Geschäftsmodell für das Hotel zu erweisen.

Zwei Ouza am Hafen im "Agoni Grammi", ein kurzer Bummel herum im Ort. Ich bin etwas angeschlagen, habe Kopfweh und bin müde. Nach dem Urlaub wird es mich zwei Tage erwischen, Husten und Fieber.

 

Hungrig sind wir auch später noch nicht, essen einen Fava und Salat, wieder im "Agoni Grammi" und sind früh im Bett. Eigentlich hatte ich mir unseren letzten Griechenland-Abend anders vorgestellt, aber so ist es jetzt halt.

 *

 

Um halb sechs klingt der Wecker, um sechs bringt uns der gut gefüllte Shuttle-Bus zum Flughafen. Jetzt nicht über die Feldwege, was etwas länger dauert. Aber um halb sieben sind wir am Ziel, können zügig einchecken. Barbara fliegt eine Stunde vor mir, aber die Zeit reicht noch zum Einkaufen und für Frühstück mit Kaffee und Pittes. Wir verabschieden uns am Gate. Kalo taxidi Barbara, und efcharisto poly! Es war wieder sehr schön, mit dir zu reisen!

 

Es war ein gelungener Winterurlaub mit unglaublich vielen neuen Eindrücken. Die Peloponnes hat sich als interessantes Reiseziel erwiesen, und sehr wintergeeignet. Wiederholung nicht ausgeschlossen.