Mit dem Taxi nach Rafina

Es würde knapp werden, das war von vorneherein klar. Unser Flugzeug würde laut Plan um 16.15 Uhr in Athen ankommen und die letzte Fähre nach Andros in Rafina um 17.30 Uhr abfahren. Mit dem Bus nicht zu schaffen, auch weil er nur stündlich fährt. Also Taxi.

Das Flugzeug landet sogar noch 10 Minuten vor der Zeit, unternimmt anschließend allerdings eine größere Flughafenrundfahrt, und bis der „Finger“ angedockt hat und wir den Flieger verlassen können, das dauert auch noch. Kein Grund zum Drängeln, denn wir brauchen ja noch unser Gepäck. Bevor es kommt, schnell noch abwechselnd auf die Toilette. Ach, wir hätten uns nicht so beeilen müssen, das Gepäck lässt sich Zeit, ich trete von einem Bein auf das andere. 16.40 Uhr, dann 16.45 Uhr – wenn es jetzt nicht kommt, brauchen wir kein Taxi mehr, dann können wir gemütlich den Bus nehmen, in Rafina übernachten und am nächsten Tag die Fähre nehmen. Wollen wir aber eigentlich nicht!


Da, endlich! Wir schnappen die 2 Gepäckstücke, hetzen hinaus. Schlange am Taxistand! Auch das noch. Aber es kommt ein Taxi nach dem anderen, schnell wird uns eines zugewiesen. Ich lade das Gepäck ein, sage dem Taxifahrer „nach Rafina!“ und frage was es kostet. Er hat es nicht eilig, ich solle einsteigen, was ich dann auch tue. Kaum sitzen wir und er fährt los, da nennt er 40 Euro als Tarif. 40 Euro! Auf den Internetseite des Flughafens werden für die Fahrt 20 Euro genannt. Ich sage ihm das, eine heftige Diskussion entbrennt. Es kämen noch Zuschläge pro Person dazu, und für das Gepäck, und weil es vom Flughafen wäre...
Aber wenn wir jetzt anhalten und aussteigen ist unsere Fähre definitiv weg. Ich sage ihm also, dass es dann aber schnell gehen muss, denn wir müssten die Fähre um 17.30 Uhr noch erreichen. Er schlägt die Hände über dem Kopf zusammen, sagt was von „poli kinisi“ und tritt aufs Gas, überholt rechts, überholt links, und macht ein wenig Theater, ein Schauspieler ist an ihm verloren gegangen.

Für seine Gala hab ich wenig Aufmerksamkeit, bin zu angespannt. Hoffentlich reicht es noch... Der Stau auf den Straßen hält sich aber in Grenzen und wir nähern uns Rafina, es ist 17.20 Uhr, wir werden die Fähre noch kriegen. Nun verweist der Taxifahrer auf sein gepflegtes Taxi – er hat recht, es ist wirklich ausgesprochen sauber. Und es sei ein Nichtrauchertaxi, und am Steuer würde er grundsätzlich nicht trinken wie viele seine Kollegen! (Das wäre ja noch schöner!) Auch sein Fahrstil war trotz der Rasanz noch im Rahmen, das müssen wir anerkennen. Das sollte uns doch den erhöhten Tarif wert sein. Ich diskutiere nicht mehr, habe resigniert...
Vor einem Reisebüro hält er, rennt mit hinein um Tickets zu kaufen, schnell dem Namen gesagt für die Tickets, ich weiß nicht wie man den Namen „Roller“ richtig aussprechen muss damit sie ihn so schreiben dass man ihn erkennen kann (Auf den Tickets steht nachher „Olau“ - hoffentlich geht unsere Fähre nicht unter, so findet man uns nie!). 12 Euro kostet die Fahrt nach Andros. Dann schnell hinüber zum Anleger, es ist 17.25 Uhr.
Ob sein Einsatz nicht die 40 Euro wert gewesen wäre, fragt der Taxifahrer? Mir ist es nun auch vollends egal, wir haben die Fähre, die Übernachtung in Rafina hätte mehr gekostet als auf Andros, und es macht uns nicht arm. Er bekommt sein 40 Euro, wir gehen auf die Fähre, die 2 Minuten später pünktlich ablegt.


Bloß dass ihm meine Begleiterin (von mir unbemerkt, sie hat es mir erst auf der Fähre gesagt), die von der ganzen Diskussion nichts verstanden hat, noch 2 Euro Trinkgeld gegeben hat – das wäre nicht nötig gewesen!

P.S. in der „Griechenland-Zeitung“ stand in dieser Woche, dass ein ausländischer Tourist von einem Athener Taxifahrer für eine kurze Strecke mit knapp 1.000 Euro zur Kasse gebeten wurde (was der Tourist zur Anzeige brachte und den Taxifahrer ins Gefängnis) – da haben wir ja noch Mal Glück gehabt! 

 

Oktober 2007