Im Inneren

Etwas über zwei Stunden dauert die Fahrt von Naxos nach Tinos. Mit Zwischenhalt in Mykonos, wo eines der obligatorischen Monsterkreuzfahrtschiffe neben einem kleineren liegt. Zum Glück darf ich weiterfahren.

 

Im Hafen von Tinos-Stadt empfängt mich Nikos vom Autoverleiher Dellatolas. Da mein Quartier für die nächsten drei Nächte im Inselinneren liegt, geht es nicht ohne Auto. Der Platzhirsch Vidalis hatte sich bei der Bitte um ein Angebot lustlos gezeigt: ich solle doch bitte über die Website buchen (ab 28 Euro am Tag). Ganz anders der nette Nikos, der mir schnell einen Nissan Micra für zwanzig Euro am Tag angeboten hat. Da sein Angebot aber in meinem Spamordner gelandet war, hat er mich sogar angerufen. Da war ich schon auf der Fähre. Nun steht er am Hafen, bringt mich fix ins nahe Büro, wo wir den Papierkram erledigen und er mich mit guten Restaurant- und Badetipps versorgt. Letztere werde ich aber nicht brauchen. Mein Quartier hat er auf Google gecheckt, und ist zufrieden, da mit Parkplatz. Der Wind bläst - wir sind schließlich auf Tinos - schon wieder kurz unter Sturmstärke, und so erfolgt die obligatorische Warnung bezüglich Öffnens der Autotüre. Ja, ich passe auf.

Und dann brause ist los, ins Inselinnere. Genauer: nach Krokos, einem im Schatten des Exomburgo gelegenen Dörfchens. Schon vor Wochen war mir auf einer großen Buchungsplattform dort das "Aesis" aufgefallen. Gute Ausstattung in reduzierter Optik, vernünftiger Preis, ruhig und abseits gelegen, aber zwei Tavernen in Gehweite. Nach dem lebendigen Naxos war mich nach Ruhe, den Wallfahrertrubel von Tinos-Stadt wollte ich lieber vermeiden. Als das Studio auch gestern noch zu haben war, hatte ich fix gebucht. Und nun bin ich wahnsinnig gespannt. So gespannt, dass ich nicht mal zum Einkaufen irgendwo anhalte. Was ich vielleicht besser getan hätte, aber im nahen Komi wird es sicher einen Laden geben.

 

Schnell bin ich vor Ort, finde die richtige Abzweigung, stelle das Auto in der Einfahrt auf der Kuppe ab und gucke mich um. Mein Vermieter Antonis hatte mich nach der Buchung umgehend kontaktiert und seine Abwesenheit bedauert. Aber der Schlüssel würde stecken, und wenn etwas fehlen würde oder ich Fragen hätte, solle ich mich melden.

Aber es fehlt eigentlich nichts, im Gegenteil (außer vielleicht Haken im Bad): Ein edel-reduziertes Apartment im Erdgeschoss eines zweistöckigen Hauses, mit kompletter Küche, Nespresso-Maschine, Luxusdusche, Außensitzplatz und Sonnenliegen auf der Außenterrasse. Der Blick reicht auf übers Tal auf die andere Seite, nach Smardakito. Kein Meerblick, aber das wusste ich. Und leider auch keine Sonne, aber dafür kann Antonis nichts. Immerhin liegt das "Aesis" etwas windgeschützt, was auf Tinos immer ein Pluspunkt ist.

Und eine Wanderkarte von Anavasi mit den neuen Tinos Trails ist auch da. Ein Weg geht sogar direkt an der Haustüre vorbei, den werde ich mir morgen vornehmen. Jetzt aber fahre ich erst ins drei Kilometer talabwärts gelegene Komi um etwas einzukaufen. Ich parke am südlichen Ortseingang, wo ich auch gleich einen geöffneten Mini-Markt sehe. Bevor ich einkaufe, gehe ich aber erst in den Ort hinein, durch den eine lange Hauptgasse führt, die am anderen Ende wieder an der Hauptstraße mündet. Dazwischen vor allem viele hübsche Wohnhäuser, kykladentypische Tore, eine geschlossene Bäckerei und eine schattigen Platia mit Café-Bar und großem Engels-Graffiti. Aus einem zurückgesetzten Gebäude dringt Musik. Offenbar eine Schule, in der Kinder traditionelle griechische Tänze üben. Einen weiteren Laden suche ich vergeblich, aber ich entdecke die Schilder der Tinos Trails. Auf ihnen ist neben einer Karte mit dem Wegverlauf - hier "Die Straße des Wassers und der Burg" auch ein Höhenprofil abgebildet. Sehr gut! Tatsächlich werde ich die Beschilderung der Wanderwege auf Tinos als ausgezeichnet erleben, vergleichbar bestenfalls mit Sifnos. Und Andros darf sich mit seinen Routes viel weiter hinten anstellen.

 

Der Mini-Markt "Cynara" mit einem ausländische wirkenden Besitzer hat ein bescheidenes Angebot, aber einige lokale Produkte. So wandert ein Glas mit Artischocken-Marmelade in meinen Korb, neben Joghurt, Bananen und Orangen. Auch ohne frisches Brot kann ich damit morgen mein Frühstück gestalten.

Zum Abendessen gehe ich hundert Meter entlang der Straße, wo in der Kurve gleich drei Lokale ohne Ort liegen: das "Veneranda" ist noch nicht geöffnet, aber im Werden. Gegenüber das Bistro mit dem ungewöhnlichen Name "Krokmonsieur". Ich wähle aber das traditionelle "Kafenio tis Kyra Lenis" aus, das direkt in der Kurve liegt. Die am Straßenrand geparkten Pickups verweisen auf die eher ländlich geprägte, aber mobile Kundschaft. "Lauf"kundschaft gibt es hier keine, die verstreute Infrastruktur der Dörfer erfordert einen fahrbaren Untersatz, und dank der berüchtigten tiniotischen Winde besser auf vier als auf zwei Rädern.

 

Das Lokal ist klein und gut besucht. Die Essensauswahl auf der Karte ist angemessen. Ich bestelle eine Fava vorab und dann das offerierte Tagesessen, Moschari lemonato. Und natürlich Wein, schließlich bin ich zu Fuß da. Die Fava ist groß und ausgezeichnet, das in einer Papiertüte dazu gereichte Brot dürfte aber mehr sein. Auch an den zwei Scheiben Rindfleisch mit Reis ist nichts auszusetzen. Höchstens, dass das Ganze etwas zu schnell für meinen Geschmack geht, was meine Aufenthalt kurz gestaltet. Ich bezahle 21 Euro und bin früh wieder zuhause. Heute mal zeitig ins Bett - hier gibt es allenfalls tierisches Nachtleben. Was ich genau so wollte.

 

*

 

Ich wache erholt auf. Es ist so wunderbar ruhig hier, wie in Watte gepackt. Noch nicht mal der Wind ist zu hören. Er ist aber immer noch da, im Gegensatz zur Sonne. Verhaltener als gestern, immerhin. Der Himmel ist grau, es wird ein trüber Tag. Davon lasse ich mir die Laune aber nicht verderben und lasse mir das improvisierte Frühstück schmecken.

 

Dann suche ich mir auf der Landkarte eine Wanderung für heute aus. Die im Studio vorhandene Karte ist mir da sehr nützlich, da meine mitgebrachte Terrain-Karte zu alt ist um die Tinos Trails zu verzeichnen.

Da der Weg Nummer M4 beziehungsweise M4B bei mir vorbeiführt, entscheide ich mich für einen Rundweg aus der Kombination der beiden Wege: zuerst durch das Tal hinab nach Kómi, dann hinauf nach Smargákito und Tarambados, und über Kambos und Loutra zurück.

 

Vor zur Straße genieße ich den Blick auf den schroffen Burgberg des Exomburgo mit den weißen Häusern und dem Jesuitenkloster von Loutro an der grünen Hängen davor. Eine imposante Landmarke, meist windumtost. Nichts für Tage wie diese.

Ein ausgeschildeter Zubringerweg führt von der Straße hinab ins Tal, er ist etwas zugewachsen, aber begehbar. In der Talsohle treffe ich dann auf den gepflegteren Weg, dem ich abwärts folge. Es ist hier noch grüner als auf Naxos. Ist ja auch der "Weg des Wassers". Eine Taubenhausruine auf der anderen Talseite, dann eine zweite hier. Nicht alle werden renoviert, manche zerfallen leise.

Dann eine Kapelle mit hellblauem Dekor und Zuckerbäckerschnörkeln. Agia Anna. Zehn Minuten später durchquere ich den Weiler Perástra, der Weg wird zur Fahrstraße, auf der mir kurz darauf telefonierend der Besitzer des Laden aus Komi entgegenkommt.

 

Komi verlasse ich schon am Ortseingang wieder und folge dem Fußweg bergan gen Süden. Die Taubenhäuser häufen sich, und die blühenden Wildblumen. Ich wandere immer noch im Windschatten. Zum ersten Mal treffe ich andere Wanderer. Sie kommen mir entgegen und ich werde sie später auf der Runde wiedertreffen.

Leider lässt sich weiterhin die Sonne nicht blicken. Und das diesige Wetter setzt mir zu, ich fühle mich etwas schlapp heute. Ist das Südwindwetter? Hier im Tal ist der Wind aber kaum zu spüren. Wenn es hier irgendwo einen Frappé gäbe, der könnte mich aufmöbeln.

Nach eineinhalb Stunden Wanderzeit erreiche ich Smardakito, das Dorf, das sich von meinem Quartier aus so fotogen präsentiert. Von den 50 Einwohnern zeigt sich keiner, und auch die Taverne an dem Platz mit dem Brunnenhaus ist geschlossen. Gut, dann esse ich eben die mitgebrachte Banane.

 

Aus dem Ort hinaus gibt es zwei Wegführungen, ich bin verwirrt und kann eine Frau fragen, die gerade mit ihrem Hund in ein Auto steigt. Es gibt also doch Menschen hier. Noch ein Stück bergauf auf dem Fußweg parallel zur Straße, und dann hat mich der Wind wieder.

Aber das ist mir egal, denn nun liegt plötzlich dieses zauberhafte Tal von Tarambados vor mir, das ich bisher nur von der anderen Seite, von oben her, kenne: mit einem Dutzend Taubenhäuser. Strandflieder, gelbe Wiesen und dunkle Zypressen sorgen für einen angemessenen Rahmen und lösen einen Fotorausch aus. Diese Taubenhäuser sind wirklich ein Traum, es gibt kleine schmale und große zweiteilige. Der prächtigste Turm ist bewohnt, pflichtbewusst kommen weiße Tauben ihrer Aufgabe nach und lassen sich von mir ablichten. Eine tolle Kulisse! Wenn jetzt noch die Sonne da wäre .... aber sie will nicht.

Auch das Café in Tarambados ist geschlossen. Vielleicht in Kambos? Nein, auch in Kambos ist nichts offen, dafür knallt am Ortsausgang erfrischend eine violette Blumenwiese.

 

Der Weg führt nun wieder ins wasserreiche Tal hinab. Frösche quaken in einem Wasserbecken mit Seerosen, eine Frau kommt mir mit einem Wäschekorb entgegen und fragt nach dem Wohin. Offenbar kann man hier Zimmer mieten. Und dann kommen mir die beiden Wanderer von vorher entgegen. Wir grüßen uns mit der verschwörerischen Miene der Wander-Insider.

Kaum in der Talsohle, geht es auch schon wieder aufwärts. Nach einer Viertelstunde erreiche ich Loutra, das kleine Dorf mit gleich zwei Klöstern: dem (katholischen) Ursulinenkloster und einem Jesuitenkloster, in dem es ein volkskundlichen Museum gibt. Alles ist geschlossen, ob nun wegen der Jahres- oder der Tageszeit, kann ich nicht erkennen. Das macht mir aber nichts, denn nun ist es nicht mehr weit bis sich in Krokos der Kreis wieder schließt. Auf der Zufahrt gehe ich hinauf zur Hauptstraße und folge dieser, vorbei an einem neu aussehenden Taubenhaus, bis zur Kurve mit der hohen Tavernendichte. Als ich zufrieden im "Krokmonsieur" meine Runde beschließe (9,5 Kilometer, 2 Stunden 41 Minuten reine Gehzeit, je 380 Meter hinauf und hinab), ist es halb drei vorbei.

 

Das Innere des "Krokmonsieur" ist gut und international belegt - ich höre Italienisch und Amerikanisch, aber auch Griechisch. Scheint ein beliebtes Einkehrziel von Touristen zu sein. Mir ist kalt - es fehlen heute einfach Sonne und Wärme. Ich bestelle Tee und Omelette, beide akzeptabel. Danach gönne ich mir eine warme Dusche im "Aesis", und einen heißen Kaffee. War noch kein Frappé-Wetter in diesem Urlaub ....

Gegen fünf Uhr sind meine Lebensgeister wieder hergestellt, und es zieht mich nach draußen. Nun aber mit dem Auto. Über Skalados und Koumares fahre ich nach Mesi, auf der Suche nach einem Bäcker. In Mesi gibt es einen, aber der hat geschlossen. Die Schafe, die sich gegenüber in der hüfthohen Wiese tummeln, und ein Schwein in seinem Pferch sehen glücklich aus, auch ohne Sonne. Mir schlägt der trübe Himmel inzwischen etwas auf die Stimmung. Ob in Myrsini das Lokal von "Teresa" geöffnet ist? Weil es mit 18 Uhr immer noch etwas früh ist, fahre ich erst an Myrsini vorbei, Richtung Livada. Eines von den zahlreichen Inseldörfern im Abseits, die noch den Einheimischen vorbehalten scheinen.

 

Ob ich es bis zum Leuchtturm schaffe? Wenige Meter hinter Livada wird die Straße schlecht, und kurz darauf richtig schlecht. Nein, das ist nichts für meinen Micra. Und weil der Wind gewaltig durch das Tal bläst, ist auch ein Spaziergang keine Option. Ich wende den Wagen und kehre nach Myrsini zurück, parke am Ortseingang B bei einem gewaltigen Taubenhaus. Die meisten Dörfer haben zwei Zufahrten, aber keine Durchfahrt, da sie zu eng sind. Oder höchstens für Zweiräder. So bleiben natürliche Fußgängerzonen. Aber jetzt ohne Fußgänger: Auch in Myrsini ist gegen sieben Uhr abends der Hund begraben. Wenn es denn einen gibt - ich erspähe nicht mal eine der sonst so omnipräsenten Katzen. Das Kafeinopantopolio von Teresa entdecke ich nach Durchbummeln der Gasse am anderen Ortseingang, und es ist leider geschlossen. Ob nur jetzt, heute oder saisonal, kann ich nicht eruieren - es gibt kein Schild mit Öffnungszeiten. An einem Donnerstagabend im Mai lohnt es sich hier wohl nicht, zu kochen oder den Laden zu öffnen. Schade.

Dann werde ich mein Glück in Volax (Volakos) probieren. Der Bäcker in Mesi hat jetzt offen, aber sein Angebot ist jetzt am Abend verständlicherweise nahezu ausverkauft. Nur ein Tsoureki wandert über die Theke in meine Tasche.

 

Nun aber auf nach Volax! Und hoffentlich hat eine der beiden Taverne dort offen!

Die Stichstraße von der Hauptstraße führt durch die merkwürdige Landschaft voller riesiger Steinkugeln, die auch beim wiederholten Besuch und unter grauem Himmel beeindruckt. Zumal wenn üppige Wildblumen die Felsbrocken umkränzen. Einsam stelle ich meinen Wagen auf dem ackerähnlichen Parkplatz am Ortseingang ab. Wie das wohl ist, wenn die Parkplätze hier alle belegt sind?

 

Die Taverne "Volax" ist dann auch tatsächlich offen. Aber sie wäre erst meine zweite Wahl wenn "Rokos" beim Freilufttheater (nicht Amphitheater) geschlossen haben sollte. Und außerdem möchte ich erst etwas durch Volax bummeln.

 

Hier ist zwar nicht gerade viel los, aber aus einem Laden dringt Musik. Heavy Metal. Neugierig betrete ich den Laden, der auch noch "Eros" heißt. An einem Tisch sitzt ein langhaariger und bärtiger Mann mittleren Alters, der mit feinem Pinsel Miniaturen auf Keramiktäfelchen malt, während die Musik in Sturmstärke tobt. Er lässt sich von mir nicht ablenken, und ich kann in Ruhe die umfangreiche Auslage bewundere. Eine lebensechte Schlange aus Ton würde zwar eher nicht brauchen, und auch Tassen und Teller habe ich längst in ausreichender Zahl von der Ägäis nach Hause geschafft. Aber es gibt wirklich hübsche und interessante Dinge zu kaufen, auch zu akzeptablen Preisen. Ich entscheide mich schließlich für die Miniatur eines Taubenhauses am Kordel als Halsschmuck. Das braucht kaum Platz im Gepäck, und ist trotzdem typisch. Freundlich reduziert der Bärtige die Musiklautstärke und fragt während des Kassierens nach dem Woher und Wohin. Ich mag Volax, hatte sogar überlegt, mich hier einzuquartieren. Aber dann war das Studio schon belegt. Ich suche es, werde aber nicht fündig.

 

Vom unteren, nördlichen Ortsende sind es nur ein paar Minuten zu Fuß bis ich im Steinbrockenfeld stehe. Thymian und Zistrosen setzen violette Tupfen zwischen den sanften glattgeschliffenen Formen, die sich manchmal wie moderne Kunst ausnehmen, oder wie Eier riesiger Dinosaurier. Eine urtümliche Landschaft, in der ich mich wie eine Ameise zwischen Kieseln fühle. Der Spielplatz mit Schaukeln im letzten Tageslicht gibt dem Ganzen vollends Angelopoulos-Stimmung. Fehlt nur noch Nebel.

 

Bevor mich die Dunkelheit verschlingt, eile ich in den Ort zurück. Das Theater ist ausgeschildert, dort ist auch der Zugang zu "O Rokos". Die plastikverglaste Terrasse sieht leer und dunkel aus, aber die Eingangstüre ist offen. Im urigen kleinen Gastraum voller Malereien an den Wände - der Wirt malt selber - sitzt die Familie - Vater, Mutter, erwachsene Söhne - am Tisch. Der unvermeidliche Fernseher läuft unbeachtet. Sonst ist niemand da. Ja, es sei geöffnet.

Ich setze mich und bekomme umgehend vom Junior, der so jung auch nicht mehr ist, die Karte gebracht. Die Auswahl fällt schwer und zu groß aus: Kapernsalat, Käsebällchen, frittierte Bällchen aus getrockneten Tomaten, dazu eine Limo und Wasser (ich muss ja fahren). Die Portionen sind üppig: elf Käsekugeln (sicher inspiriert von der hiesigen Landschaft), acht Tomatenteile, und der Kapernsalat ist auch eine ordentliche Portion. Er schmeckt ausgezeichnet und auch die Bällchen sind gut. Aber ich werde sie nicht alle schaffen. Ich tue was ich kann, und überlege dann, ob und wie ich die überzähligen diskret in meiner Tasche verschwinden lassen kann. Doggy-Bags sind in Griechenland ja nicht üblich. Als der Junior (Rokos? Oder hat der Name mit den Steinen = Rocks zu tun? Egal, passt irgendwie) sieht, dass ich nicht mehr aufnahmefähig bin, kommt er und fragt, ob er die Bällchen für mich einpacken soll. Ich muss erst nachfragen ob ich mich nicht verhört habe - in 30 Jahren Griechenland ist es wohl das erste Mal, dass ein Wirt von sich aus ein Doggy-Bag anbietet. Erfreut stimme ich zu, und habe das Frühstück gesichert. Noch etwas Brot dazu.

 

Allerdings habe ich die Gastfreundschaft auch sonst unterschätzt, denn nun bringt er mir noch eine Familienportion Joghurt mit löffelsüßen Siruptrauben. Satt war ich schon vorher, und dieser Joghurtberg ist nicht zu erklimmen. Immerhin die Hälfte kann ich schaffen, danach bräuchte ich dringend einen Verdauungsschnaps. Geht aber nicht, wegen Fahren. Und im Quartier habe ich auch nichts, mangels guter Einkaufsmöglichkeiten in Komi. Es wird auch so gehen, und nudelvoll rolle ich mich wenig später ins Bett. Wird morgen alles abgearbeitet.