Sinnefiasmeni Kiriaki

Der Sonntagvormittag bringt Wolken, aber keinen Regen. Immerhin. Es ist zu nass auf unserer Terrasse um dort zu frühstücken, und Theo schlägt vor, dass wir ins Isalos gehen könnten und dort etwas essen.

Gute Idee. Das Café Isalos (=Wasserlinie) liegt an der Uferpromenade und ist am Sonntagsvormittag für Januar gut besucht. Die Heizpilze sorgen auch auf der Terrasse (denn wer will schon drinnen sitzen) für angenehme Wärme, so dass die langhaarigen Katzen ungern die Sitze räumen wenn menschliche Gäste sie anstreben.

Das Frühstücksangebote ist beachtlich, wir können uns nicht entscheiden, bis unser Blick auf das „mediterrane Frühstück für zwei“ fällt – zwanzig Euro für Kaffee nach Wahl und so viel man will, Yoghurt, Obstsalat (total mediterran mit Erdbeeren, Kiwi, Banane und Apfel….), Strapazada, Käse, Salami, Marmelade, Brot, Toast, Orangensaft – da ist für uns beide etwas dabei. Zuerst kommen Kaffee, Saft, Toast, Marmelade und eine kleine Pastete, die sich als süßes Käseküchlein entpuppt. Für den zweiten und dritten Gang muss der Kellner dann anbauen: ein kleiner Klapptisch wird neben unseren Tisch gestellt, und darauf das Tomaten-Käse-Rührei, der Yoghurt und die weiteren Speisen abgestellt. Und wir sind den Vormittag beschäftigt - Wandern wäre nach diesem Frühstück nicht mehr möglich. Und weil wir als Gäste des Hydra Icons noch zwanzig Prozent auf das Frühstück hier bekommen, schlagen gerade mal 16 Euro zu Buche. Kann man nicht meckern.

Ein wunderbarer Platz auch, um das sonntagvormittägliche Treiben an der Paralia zu beobachten. Noch sind die Einheimischen unter sich, und so manche Hydriotin trifft sich zum Kaffee mit der Freundin, Familien kommen vorbei, kehren auf eine Süßigkeit ein. Und zum ersten Mal merken wir etwas vom Wahlkampf für die nächsten Sonntag stattfindende Parlamentswahl (außer den spärlichen Syriza-Plakaten): Flyer für „To Potami“ werden verteilt. Das Bild der später in den Gassen herumliegenden Flugblätter (sic!) wird für mich das Bild dieses Wahlkampfes sein.

 

Um halb zwölf kommt dann das Ausflugsschiff „Platiera ton Ouranon“ und für die nächsten eineinhalb Stunden werden vor allem Asiaten die Hafenbucht beleben. Die Eseltreiber haben schon Position bezogen und preisen sich beziehungsweise ihre Vierbeiner für einen Rundritt an. Und wir brauchen erst mal eine Pause – Frühstücken kann echt anstrengend sein.

Aber keine lange Pause – ich möchte zu einem Bummel auf den unserem Quartier gegenüberliegenden Hügel aufbrechen, und dabei auf dem Weg noch schauen, ob das Lazaros-Koundouriotis-Museum eventuell geöffnet ist. Theo guckt sich lieber die oberhalb unseres Hotels gelegene Kapelle an, und geht extra.

Das Koundouriotis-Museum in dem großen gelben Haus ist natürlich geschlossen, aber der Blick auf Hydra-Stadt ist schön. Theo kann ich bei der Kapelle ausmachen, ich winke, aber er sieht mich nicht.

Ich gehe weiter nach Norden bis zum anderen Koundouriotis-Museum oberhalb von Spilia, das byzantinische Kunst zeigen soll. Aber das ist natürlich auch zu. Weil ich damit gerechnet habe hält sich meine Enttäuschung in Grenzen. Außerdem habe ich damit zu tun, drei kuschelige junge schwarze Katzen abzuwehren, die mich neugierig anfallen. Sie sind sehr niedlich, ruinieren aber meine Hose mit ihren spitzen Krallen, und entziehen sich dem fotografiert werden.

Ich flüchte schließlich bergwärts, hinauf auf den Ruinenhügel, von dem aus man einen tollen Blick über Hydra-Stadt und zur Küste Richtung Kamini hat. Die Gelegenheit, die Panoramafunktion meines iphones auszuprobieren – nicht schlecht!

Allerdings zieht es hier oben mächtig – beim inzwischen schon wieder blauen Himmel hätte man sonst glatt vergessen können, dass Januar ist.

Durch die Oberstadt mache ich mich auf den Rückweg zum Hafen. Das Ausflugsschiff habe ich vorhin wegfahren sehen, und so liegt er wieder recht unbelebt da.

Die Hauptkirche Kimisi tis Theotokou ist zu, aber der marmorne Innenhof des Gebäudes mit den steinernen Kriegshelden ist geöffnet. Und ein paar Läden haben offen, und so ich mache einen Einkaufsbummel – es gibt hübsche Sachen. Ein Kleid ist hübsch, und dazu noch um die Hälfte reduziert. Kostet aber immer noch 90 Euro. Ich werde es mir noch überlegen (und kaufe doch nicht).


Theo sitzt im Isalos auf ein Bier und Chips, und ich geselle mich auf einen Elleniko dazu. Die Flying Cat kommt wieder vorbei auf dem Weg von Spetses nach Piräus. Der helle weiß-giftgrüne Anstrich verschwimmt vor dem hellen Hintergrund des Meers und des Himmels, so hat das direkt was von Tarnfarbe.

Weil es inzwischen schon fast vier Uhr am Nachmittag ist, und sich ein leichtes Hungergefühl einstellt (ewig hält auch das üppige Frühstück nicht an) bestellen wir ein Fläschchen Ouzo und Mezedes dazu. Mit Keftedakia, scharfen Loukaniko-Stücken, Geflügelsticks, Tirosalata, Gurke, Tomate, Käse. Da kann man doch locker ein paar Stunden dabei verbringen, und wir verpassen den Sonnenuntergang auf der Dachterrasse, der heute mehr im Graublau verschwimmt.

Unser Wirt Yannis guckt dann noch im Hydra Icons vorbei – er muss morgen nach Nafplio zu seiner Mutter und kann bei der Abreise nicht da sein weshalb ich jetzt schon bezahle und ihm versichere, dass uns das Hydra Icons sehr gut gefallen hat – kann man weiterempfehlen. Theo hat sich entschieden, noch einen Tag länger zu bleiben und mir am Mittwoch nach Spetses zu folgen. Das ursprünglich geplante Aegina ist leider nur mit einem Umweg über Piräus zu erreichen (obwohl die Fliegenden Katzen und Delfine dort direkt vorbeifahren – sie halten nicht), und für einen Tag lohnt das dann auch nicht mehr.

Ich werde dann in meinem Quartier anfragen ob noch ein Zimmer für ihn frei ist – über booking sind die Unterkünfte auf Spetses ausgebucht beziehungsweise geschlossen…. Weil Theo kein Handy hat, werde ich Yannis per SMS das OK geben wenn alles klar geht.

Nach den dauerhaften Mahlzeiten des Tages könnte ich auf das Nachtessen eigentlich verzichten. Wir ziehen trotzdem los, recht spät, und versuchen unser Glück bei „Annita“. Dort ist offen, wir sind die einzigen Gäste. Die Wirtleute sitzen hinten am Fernseher, wo Fußball über den Bildschirm flimmert.

Theo nimmt wieder Barbounia, ich verzichte auf eine Hauptspeise und esse nur vom Tirosalata – nicht zu empfehlen - und vom Melitsanosalata (dito). Die zwei Verdauungsschnäpse im griechenlanduntypischen 0,02-Liter-Miniglas kosten jeweils vier Euro, was man getrost als Abzocke bezeichnen darf. So wird mir der Abschied von Hydra leichter gemacht.

 

Und als wir unserer Unterkunft entgegen streben, nieselt es doch tatsächlich leicht. Ein Absacker auf dem Zimmer – Theo hat immer noch von dem kretischen Roséwein, oder war das schon die zweite Flasche? – rundet die alkoholischen, ähm alkyonischen Tage auf Hydra ab.


*


Meine Fähre geht um elf Uhr, so können wir in aller Ruhe auf der unteren Terrasse frühstücken, die längst schon wieder trocken ist. Frische Milopitta dazu (das schöne Foto vom frühstückenden Theo hat seine Rechtsabteilung leider zensiert). Das Ticketbüro beim Bäcker hat noch zu, da muss ich später nochmals kommen wenn es offen hat (Hydra - Spetses kostet 10,50 Euro pro Person.)

Die Wolken hängen heute tief, die Sonne hat es schwer. Wir warten bei einem Kaffee im Isalos.

Das Meer liegt glatt, und die Flying Cat kommt nur mit ein paar Minuten Verspätung. Sowohl die Zahl der ankommenden als auch der abreisenden Passagiere ist überschaubar, und wieder sieht Theo zu wie ich an Bord gehe – wie vor zwei Jahren schon. Wir werden uns ja schon morgen wiedersehen.

 

Erwartungsvoll blicke ich voraus nach Spetses – ganz ähnlich wie Hydra, und doch ganz anders.

Wobei mir Hydra wieder sehr gut gefallen hat. Könnte Top-Ten sein.