Zur Ormos Pori

Musik weckt uns. Nein, keine Musik, es ist „Für Elise“. Die „Blue Star“ mal wieder mit ihrer Klappenmelodie. Manchmal auch ne andere Musik, scheint zu wechseln. Die Melodie der kleine Ostkykladen. Das Wetter ist prima heute, wie schön!

Wir wollen zur Ormos Pori, immer am Meer entlang. Dieses Meer ist so unglaublich türkis heute, eine Augenweide!

Zunächst kommen wir zu Finikas an der Ormos Charakopou, wo ich vor Jahren gewohnt habe. Ich erkenne kaum etwas wieder, damals war nicht viel auf dem Weg dorthin, inzwischen hat es reichlich Häuser links, und auch das Strandhinterland sieht mir mehr bebaut aus. Der Strand ist aber immer noch sandig und schön, gebadet wird aber erst später, auf dem Rückweg vielleicht, und außerdem liegen da schon zwei Menschen, ich will einen Strand alleine :-)

 

Auch der nächste Strand hat schönen Sand, dann wird die Küste felsiger. Zum Inselinnern verläuft ein Zaun links der Weges, warum das? Ziegen hat es hier nur wenige, sollen Wildcamper an der Inbesitznahme der Bäume und Büsche gehindert werden? Keine Ahnung.

Das Ufer ist nun drei bis fünf Meter hoch, und gelb und ocker geschichtet. Kleinere Kieselstrände lösen die Sandstrände ab. Der Boden ist felsig und voller Risse, sieht aus wie gepflastert. Naturpflaster aus Kalkgestein, erodiert, ausgewaschen, sandgestrahlt. Faszinierend.

Belebende Farbtupfer dazwischen die Büschel mit Immortellen.

Nach vielleicht einer Dreiviertelstunde erreichen wir den „Swimming-Pool“, ein drei bis vier Meter im Durchmesser großes, meerwassergefülltes Felsenloch. Zum Reinköpfen lädt es nicht ein, aber rein optisch hat es der „Pool“ schon was... Gleich darauf sind wir an der Ormos Pori, der weiten, dreiviertelrunden Bucht (Das „Teufelauge“ haben wir verpasst – blöder Wanderführer, der es keiner Erwähnung für wert befindet und uns so darauf hinweist!). Leider hat mein Fotoapparat keinen Weitwinkel, so ist die Bucht nicht ganz aufs Bild zu kriegen.

Auf dem schmalen Sandstrandsaum konzentrieren wir uns wieder auf die Naxos-Augen-Suche. An dem Haus in Buchtscheitel (einer Taverne? Egal, da sowieso geschlossen) hat es tatsächlich noch andere Besucher, eine Familie mit Kleinkind, den Schatten suchend.

Tss, Koufonissi ist wirklich überfüllt, nirgendwo hier kann man alleine baden ;-)

Wir rasten erst mal, gönnen uns ein kleines Vesper, und ein Sonnenbad, ins Wasser zieht es uns nicht, zu viele Algen. Dann weiter zum Kap Poriou.

An der schmalen Stelle, die die Halbinsel Kap Poriou mit der Insel verbindet, befinden sich faszinierende Gesteinsformationen, mal an ein Theater erinnernd, mal an ein Gebiß. Der Wind bläst hier unglaublich, und hat in der Bucht nördlich der Landbrücke unglaublich viel Müll und Schmodder angespült, igitt! Wahrscheinlich alles auf Naxos oder Mykonos „auf Griechisch“ entsorgt...

Oben, ganz hinten auf dem Kap, befindet sich „Kleopatras Bad“, eine etwa zwölf Meter tiefe Bucht, fast kreisrund, mit unterirdischem Zugang zum Meer, und einem – allerdings sehr schattigen – Ministrand. Milchigweiß das Wasser darin, daher wohl der Name „Kleopatras Bad“ – Eselsmilch? Wind und Wellen toben hier lautstark, eine Böe nimmt meiner Mutter das Tuch vom Kopf, gerade erwischt sie es noch.

Toll auch die Gesteinsfärbungen, rosa schimmernd, dann wieder gelb, in Naturstufen geschichtet! Mit Worten kaum zu beschreiben, und auch die Fotos geben das nur unzureichend wieder.

Wir schwelgen ein wenig im Naturerlebnis bevor wir uns auf dem Rückweg machen. Weil ich noch ins Meer hüpfen will, nehmen wir den gleichen Weg zurück und gehen nicht durch das Inselinnere. Wieder vorbei am Swimming Pool und den Gesteinsschichten. Ein kleiner Kieselstrand lockt mit gleichgroßen, fast runden Steinen – kartoffelähnlich. Der Sandstrand weiter vorne ist belegt, inzwischen haben sich etwas mehr Badegäste eingefunden, rösten textilfrei in der Sonne. Die Saison beginnt! Ich springe in das doch ordentlich kalte Wasser, und so richtig bequem sind die Kiesel auch nicht, die Badeschuhe habe ich ob der ostkykladischen Sandstrände zuhause gelassen. Lange halte ich es nicht drin aus, aber immerhin war ich drin im Meer, die Begleiterinnen verzichten mal wieder.

 

Etwas weiter vorne finde ich doch tatsächlich ein Naxos-Auge – ein reichlich abgelutschtes, und groß ist es auch nicht, aber immerhin. Das bringt Glück!

Und Giorgia bringt jedem von uns wenig später, als wir auf der Terrasse die Sonne und den Hafenblick genießen, eine Portion Eis. Wir haben unseren Posten auf der Terrasse und die Fürsorge von Giorgia liebgewonnen, und überlegen nun ob wir nicht Iraklia aus unseren Reiseplänen streichen und dafür noch zwei Tage hier bleiben. Oder nach Iraklia nur einen Tagesausflug machen. Die Tante ist dafür, die Mutter dagegen, bei mir hat sich inzwischen eine gewisse Zufriedenheit eingeschlichen, der alles recht ist, gepaart mit Unlust nach neuer Quartiersuche. Und die Vermieterlage auf Iraklia war auf dem Herweg besonders schlecht – es gab keine!

Andererseits will die Mutter unbedingt Iraklia wiedersehen. Und ich eigentlich auch, und zur Höhle wandern, und sowieso. Also werden wir morgen mit der „Scopelitis“ weiterziehen.

Bevor wir Essen gehen müssen wir uns also noch Bootstickets besorgen. Das Büro im Ort ist allerdings geschlossen, wir werden zwei Häuser weiter verwiesen, wo eine Frau uns erklärt, dass sie die Tickets morgen vor der Abfahrt unten am Hafen verkaufen wird. Auch gut. Essenstechnisch nehmen wir eine Auszeit vom griechischen Essen und gehen in die Pizzeria-Taverne gegenüber vom Bäcker. Die ist sehr gut belegt, vor allem junge Männer – Albaner, Bulgaren, vermuten wir - sitzen dort, gucken Fußball.

Die Pizza ist gut und reichlich, wir können die unverspeisten Reste noch für morgen als Wegzehrung einpacken. Dringend muss ich noch zuhause anrufen, da die Telefonzelle im Stockdunkeln liegt (trotz Fast-Noch-Vollmond) und ich die Taschenlampe vergessen habe (Auf Koufo – wie schon mal – man lernt doch nix dazu!), wird schnell im Minimarkt gegenüber ein Feuerzeug zur Erleuchtung erworben. Nun weder die Telefonzelle noch uns anzünden – das klappt.

 

Und danach wieder das Silbermeer, im Hintergrund der dunkle Schatten von Keros, der zentralen und dennoch unbewohnten Insel der Ostkykladen.

 

Um 8.15 Uhr soll die „Scopelitis“ nach Iraklia fahren. Giorgias Sohn soll uns mit dem Auto zum Anleger bringen wenn er da ist – es fährt wohl in der Nacht raus zum Fischen wenn ich das richtig verstanden habe. Ist ja nicht weit zum Hafen, aber das Sandhindernis des Strandes stört das Trolleyziehen ein wenig. Der Sohn ist nicht da, wir ziehen los. Als wir den Strand fast passiert haben, kommt ein Auto – es ist nicht der Sohn, aber wohl der Nachbar, oder der Schwager, der unsere Sachen die zweihundert Meter zum Anleger fährt, wir gehen zu Fuß.

 

Von Kato Koufonissi kommen zwei Kajakfahrer herübergepaddelt, sie scheinen dort zu wohnen. Sie legen am Ortsstrand an. Müssen wohl etwas abholen, oder wegbringen, oder nach Naxos (das ist mit dem Kajak doch ein bisschen weit). Das Wetter ist soo klasse, das wird eine Skopelitis-Fahrt nach unseren Vorstellungen. Am Hafen ist der Bär los, so viele Leute, vor allem junge – Schüler. Kein Vergleich mit unserer Ankunft.

Ich bewundere den Abfallbehälter in Storchform im Wartehäuschen, kaufe die Tickets – Restbestände offenbar, nicht auf unseren Namen ausgestellt und von Anno Dunnemals. Klar, die Ticket-Verkäuferin hat hier keinen PC für Feindaten. 5 Euro kostet die Überfahrt nach Iraklia pro Person.

 

Die „Scopelitis“ kommt.

Und die Schüler fahren alle mit – Schulausflug nach Iraklia! Die Nachwuchsprobleme von Iraklia oder Donoussa scheint Koufonissi nicht zu haben – bestimmt 25 Schüler und Schülerinnen zwischen 10 und 15 Jahren entern das Schiff, auf dem sich schon eine französische Reisegruppe breitgemacht hat. Einen Platz an der Sonne bekommt hier heute trotzdem jeder.

Los geht’s nach Schinoussa und Iraklia, bye Kou!

Koufonissi war den zweiten Versuch wert!

Flucht war dieses Mal nicht nötig, auch kein geordneter Rückzug. Wenn nicht immer die Neugier auf die nächste Insel wäre – Nissomanie halt....