Koufonissia

Von Schinoussa paddeln wir Richtung Norden, peilen die Felseninselchen Gaidoura an, die zwischen Schinoussa und Kato Koufonissi liegen. Die Wellen haben kleine Spitzen. Und wir haben Gegenwind. Heute werden wir nass, aber nicht vom Himmel. Aber das macht uns nicht, denn mit Sonne ist alles schöner. Hut und Sonnenbrille werden benötigt, und etwas kräftigere Paddelschläge. Es geht durch den Kanal zwischen den beiden Gaidoura-Inselchen durch, und plötzlich sind wir im Windschatten. Kleine Pause auf See, und Bewunderung eines natürlichen Steinbogens. Platonas hat heute seine Videokamera an der Stirn befestigt, filmt unsere Überfahrt. Bisher hatte er sie vorne am Kajak befestigt, ferngesteuert. Auf die Ergebnisse bin ich gespannt.

Der Gegenwind bläst wieder stärker herein als wir von den Felsen die Südwestspitze von Kato Koufonissi ansteuern, die wir eine halbe Stunde später erreichen. Von hier geht es die sonnenbestrahlte Südostküste entlang, und da wir nun im Windschatten sind, können wir es ruhiger angehen lassen. Macht Spaß! Zuerst wartet aber eine Höhle auf uns. Der Eingang ist eng, damit man nicht so sehr über die Felsen schrappt oder die Paddel demoliert, kommen die Hände zum Einsatz.

Nach zwei Stunden Fahrt freuen wir uns über eine kleine Pause an einem Kieselstrand. Endlich kann man ein Sonnenbad nehmen. Ins Meer wollen wir aber doch nicht.

Danach geht es nonstop entlang der Küste nordostwärts. Eigentlich würde wir an der Südseite des unbewohnten Kato Koufonissi ein Nachtlager aufgeschlagen, aber da die Wetterprognose für morgen nach wie vor Windstärke 5 bis 6 verkündet, müssen wie dieses Lager auslassen, und werden dafür zwei Nächte auf Ano Koufonissi bleiben, wo man sich auch bei Wind nicht langweilt und den Tage nicht damit verbringen muss, das Zelt festzuhalten. Christina hat uns Zimmer reserviert. Nach zwei Campingnächten werden Ursula und ich auch ganz froh über mehr Zivilisation (Dusche! Toilette!) sein.

Aber noch sind wir auf Kato Koufonissi, beziehungsweise an dessen Küste. Für eine Pause in Nero - die markanten Palmen weisen hier auf Wasser hin - bleibt keine Zeit, wir passieren weitere bizarre Felsen, Wände mit Ziegen darin, und paddeln schließlich unter einer natürlichen Steinbrücke durch.

Am frühen Nachmittag legen wir in der Bucht von Panagia im Nordosten Kato Koufonissis an. Ein Kaiki im türkishellen Wasser gibt vor der imposanten Bergmasse der unbewohnten Insel Keros ein tolles Fotomotiv ab. Unser Ziel ist aber ein prosaisches: die Taverne "Venetsanos", fünf Minuten zu Fuß entfernt und tatsächlich auch geöffnet. Wenig überraschend sind wir die einzigen Gäste, nehmen im großen Gastraum Platz, da die Tische draußen noch nicht fertig sind. Der Gastraum entpuppt sich schnell als kühl, so dass Jacken von den Booten geholt werden. Platonas und ich bestellen jeweils "Lasagne", Manolis nimmt eine Spanakopitta, Ursula und Stephan entscheiden sich für einen frischen, gegrillten Fisch, einen Palamida von fast 30 Zentimetern Länge, der mit erstaunlich preiswerten zwanzig Euro für 800 Gramm auf der Rechnung auftauchen wird.
Irgendwo hier wird es auch gewesen sein als meine Mitpaddler Manolis darauf aufmerksam machen, dass bei kurzer Betonung des Wortes "beach" ein ziemlich anderer Sinn entsteht, der zu lustigen Missverständnissen führen könnte. ;-) Manolis ist perplex, hat nie daran gedacht, aber er wird an seiner Aussprache arbeiten. Und wir werden uns bei jedem nice, hidden oder beautiful beeeach eines grinsen. Und von denen hat es hier einige.

Fast zwei Stunden dauert unsere Pause. Der Himmel hat inzwischen einer hellgrauen Wolkendecke Platz gemacht. Nach Ano Koufonissi ist es nicht mehr weit, aber wir werden noch eine Runde um die vorgelagerte Insel Glaronisi machen und dann die Nordspitze von Kato Koufonissi umfahren, um uns dort die Felsentürme anzusehen.

Die Westseite von Glaronisi ist eher unspektakulär, aber die Ostseite wartet mit einer großen Höhle, interessanten Steinbögen und Felsensäulen auf, von denen aus brütende Möwen uns beschimpfen. Wir halten Abstand und bestaunen die Natur. Als wir dann an der Nordspitze von Kato Koufonissi vorbeifahren, beginnt es zu regnen. Wind, Sonne, Wolken, Regen - dieser 2. Mai wartet mit klassischem Aprilwetter auf. Wir lassen uns aber die Laune nicht verderben: Wasser ist schließlich das Element der Kajaker, und wir sind ja nicht aus Zucker.

Außerdem ziehen die unglaublichen Gesteinsformationen, Felsensäulen im Meer, nun unsere Aufmerksamkeit auf sich. Genial! Das kann man nur vom Boot aus erleben. Auch deshalb liebe ich Seekajaken.

Das Meer schimmert trotz des Regens in einem hellen Türkis und ist wunderbar glatt, als wir die letzte Querung des Tages nach Ano Koufonissi bewältigen. Ein kurzer halber Kilometer bis zur Südwestspitze, dann um den Hafen herum und zum schönen Sandstrand der Chora/Agios Georgios, wo wir die Kajaks an der Westseite an Land in den Schatten einiger Tamarisken ziehen. Christina hat für uns in den "Apollon Studios" Zimmer reserviert. Die liegen in der westlichen Chora, und schicken uns ein Auto um unseren Sache zu transportieren. Der Regen hat aufgehört, und wir folgen dem Wagen zu Fuß. Es ist schon sieben Uhr.

Die Wirtin Angeliki empfängt uns in der kleinen Anlage und verteilt die Zimmer. Ich bekomme das Einzelzimmer "Phoebus", das am unteren Rand der Anlage liegt, mit Küche, hübschem Bad und einem geschützten Außensitzplatz mit Blick auf den Fähranleger und hinüber nach Keros. 35 Euro bezahle ich pro Nacht - kann man nicht meckern. Die Doppelzimmer schlagen mit 45 Euro zu Buche. Die lange Dusche macht wieder einen zivilisierten Menschen aus mir, und das WLAN verbessert die Kommunikation deutlich. Irgendwie war das Mobilfunknetz in den letzten Tage sehr mäßig bis schlecht, ich werde merken, dass ich besser den Anbieter Nova auswähle, als die Auswahl automatisch zu setzen.

 

Zum Abendessen gehen wir durch den Ort auf Restaurantsuche. Die Hauptkirche Agios Georgios hat seit meinem letzten Besuch einen neuen Georg auf der Fassade bekommen, und auch sonst scheint mir der Ort stärker herausgeputzt. Letzte Woche, am 23. April war das große Panigiri zu Ehren des Inselheiligen Giorgios, das die Einwohner der Insel und Umgebung auf die Beine bringt. Manolis und Platonas waren auch da und berichten.

Wir landen schließlich im "Fos Fanari" (bedeutet übertragen so viel wie "es ist eindeutig"), dessen Karte mit verlockenden Vorspeisen aufwartet. Zum Glück können wir uns einigen, dass wir mehrere bestellen und von allen probieren. Der Linsensalat ist göttlich, und auch die Melitsanosalata. Die Chorta ist eher Geschmackssache. Danach für mich Linguini mit Thunfisch - irgendwie bin ich auf dem Pasta-Trip. Mit 90 Euro für fünf Personen liegen wir deutlich unter der Rechnung des Vorabends, geschmeckt hat es mindestens so gut. Um halb elf sind wir dann müde in den Betten. Doch wesentlich bequemer als Schlafsack und Luftmatratze.

 

*

 

Das Anlegen der "Blue Star Paros" samt Kuckuckswalzer-Klappenmelodie weckt mich in der Nacht, und erneut am frühen Morgen auf dem Rückweg. Nein, das ist nicht schlimm: Ich liebe den Anblick nächtlicher Fähren, und auch am Morgen. Nur den Ohrwurm des Kuckuckswalzers krieg ich den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Der Morgen zeigt weiß-blauem Himmel und Sonne, vom prognostizierten Wind mit fünf bis sieben Beaufort ist nichts zu spüren. Ja, Prognosen sind immer schwierig, vor allem wenn sie die Zukunft betreffen ...

 

Zum Frühstück treffen wir uns um halb zehn in Café "Sofia" und können von der dortigen Terrasse beobachten, wie die geliebte "Skopelitis" an- und ablegt. Und während wir noch an der Tagesplanung sind, ist er plötzlich da, der Wind, und kräuselt die Meeresoberfläche mehr und mehr. Da wird der Plan noch fix angepasst: wir treffen uns um zwölf Uhr am Strand für ein paar Paddelübungen. Vorher muss ich aber noch jemanden finden, der die aufgeplatzte Naht meines Schlafsackes mit der Nähmaschine näht bevor die Innereien herausquellen. Manolis erkundigt sich und schickt mich zu einer Frau namens Spyridoula, deren Haus etwas oberhalb unserer Studios liegt, er hat mein Kommen angekündigt. Die Nähmaschine kann ich draußen an der Hauswand stehen sehen, zaghaft rufe ich nach Kyria Spyridoula. Eine alte Dame kommt aus dem Haus, sie spricht kein Wort Englisch. Da kann ich endlich meine in diesem Urlaub bisher wenig gefragten Griechischkenntnisse auspacken und ihr mein Schlafsackproblem schildern. Kritisch betrachtet sie durch die große Brille den Defekt, legt dann eine schwarze Spule in die Maschine und näht doppelt und blitzsauber, während ich versuche, ihr zu erklären, wie wir auf die Insel gekommen sind und was ein Sea Kayak ist. Sie versteht es aber nicht - zu weit jenseits ihres Vorstellungshorizontes. Da ist sie in guter Gesellschaft - auch in den Köpfen in der schwäbischen Heimat sind Kajaks bestenfalls auf Seen und Flüssen verortet, aber nicht auf dem Meer. Auf welchem Fluss ich denn paddeln würde in Griechenland, ist die klassische Frage, wenn ich von meiner Urlaubsaktivität erzähle. Die Kyria weiß aber noch nicht mal mit dem Ausdruck Kajak etwas anzufangen. Und Varkoula? Trifft es nicht wirklich.

Eine Bezahlung für ihre Nähtätigkeit lehnt sie ab. Vielleicht sollte ich später etwas Süßes vorbeibringen.

Zuerst zwänge ich mich aber in die lange Neopren-Hose, ziehe den Anorak über und gehe mit den Anderen zum Strand, wo inzwischen ganz hübsch Schwell ist, auch wenn sich die Wellen am flachen Sandstrand auslaufen. Ich denke, wir würden im Wasser üben und alle rausfahren, und räume mein Kajak aus. Aber da liege ich komplett falsch. Erst mal erklärt uns Manolis an Land, auf was man bei Wellen wie diesen alles achten muss, wenn man an Land geht, damit man vom schweren Kajak keine verpasst bekommt (was leicht zu mehr als ein paar blauen Flecken führen kann) . Und das ist viel mehr als gedacht. Als wir gerade dabei sind, nacheinander zur Übung ein leeres Kajak unter Beachtung der Wind- und Wellenrichtung an Land zu ziehen, kreuzen zwei Hafenpolizisten auf. Ob wir etwa auslaufen wollten? Nein, natürlich nicht - wir würden nur üben. Wie wir denn angekommen wären? Manolis und Plantonas erzählen etwas von der Fähre, und ich wundere mich. Um wenig später zu erfahren, dass unser Queren von Schifffahrtrouten ohne Anmeldung wohl jenseits der Legalität ist. Stimmt, auf Milos ist der Trip nach Vani inzwischen aus dem gleichen Grund nur noch selten im Programm. Trotzdem gibt es da reichlich Interpretationsspielraum, und manchmal hilft auch eine - natürlich kostenpflichtige - Anmeldung, mit Uhrzeit und Datum. Das erinnert mich an ein Erlebnis auf Kimolos, als die Hafenpolizei auch kräftig die Hand aufhielt. Ein Hauch Freibeutertum an der Ägäis.

Nachdem Manolis sachlich und auch für die Augen der Polizisten ausreichend unterwürfig die Fragen der Ordnungshüter geklärt hat, ziehen diese weiter, nicht ohne uns nochmal ermahnt zu haben. Manolis wird uns in der Folge einige Geschichten erzählen über die Schwierigkeiten mit der Obrigkeit und deren Willkür. Ich hatte gedacht, da hätte sich manches geändert, aber offenbar ist das doch nicht so.

 

Nun geht es der Reihe nach ins Kajak. Bei Wind und Welle hinaus, Spitzdecke schließen, draußen wenden, dann wieder reinkommen und landen. Da erweist sich als schwieriger als gedacht - bis ich die Spritzdecke geschlossen habe, bin ich schon fast gekentert, weil die Wellen mein Kajak seitlich erfassen. Das muss schneller gehen. Und draußen wende ich in der falschen Richtung. Zum Abschluss steige ich viel zu früh aus dem Kajak, und kentere prompt beim Ausstieg. Statt dass ich mich einfach von den Wellen auf den flachen Sand hätte treiben lassen und trocken aussteige. Ich darf nochmal, und beim zweiten Mal klappt es dann auch besser. Aber da ist noch deutlich Luft nach oben. Ich bin eben auch nach 30 Tagen im Kajak immer noch Anfängerin.

Mit nassen Klamotten wird es an Land schnell sehr kühl, da hilft auch die Neoprenhose nichts. Im Gegenteil: die lange Hose hält das kalte Wasser. Ursula und Stephan üben auf dem Wasser Rettungsassistenz, aber ich verabschiede mich bald zum Umziehen gen Quartier. Als ich danach zum Strand zurückkehre, haben die anderen auch aufgehört. Auch Ursula ist nass geworden.

Und nun? Es ist halb drei Uhr am Nachmittag, und nach einem Kaffee ziehe ich die Wanderstiefel an und breche zu einer Runde über Koufonissi auf, im Uhrzeigersinn. Vorbei an der Windmühle geht es zum kleinen Hafen mit den Fischerboten. Immer wieder ein schönes Motiv. Ein Mann rudert in einem Boot zum Ausflugskaiki "Delfini", dessen Mast ein Maikranz ziert. Im Ort konnte ich meine Fotosammlung diesbezüglich schon erweitern. Das Skelett eines ausgedienten Kaiki ist etwas weiter zu betrachten. Immerhin scheint man hier seine Fischerbot nicht gegen Prämie abgewrackt zu haben wie anderswo.

 

Die befestigte Straße endet an einer Ansammlung von Gebäuden und Kläranlage. Ich kämpfe mich auf einem überwachsenen Fußweg gen Kapelle des Profitis Ilias am Rand des 113 Meter hohen Inselriesen Vardia, verliere die Spur und komme schließlich an der Müllkippe an der nordwestlichen Ecke der Insel heraus, die ihr Dasein schon vorher durch blühende Plastiklandschaften ankündigt. Nun habe ich wieder eine Straße, der ich nach Osten folgen kann. Die einsame Tankstelle an einer Kreuzung - soll ich direkt zurück nach Chora, oder noch einen Bogen zur Ostküste machen? Natürlich entscheide ich mich für zweiteres, biege aber erst etwas weiter unten nach links ab. Meine Meinung über das öde Inselinnere muss ich dabei nicht revidieren. Von allen bewohnten kleinen Kykladen ist Ano Koufonissi jenseits der Küsten wohl die langweiligste.

Meine Piste endet im Nichts, der in der Karte eingezeichnete Fußweg wird kurz darauf von einem Zaun ohne Tor versperrt. Ich überklettere den Zaun etwas weiter unten, quere eine Wiese und schrecke eine Herde Ziegen auf. Der untere Zaun hat dann immerhin ein Tor, auch wenn es fummelig zu öffnen ist, und ich bin wieder auf einer befestigten Straße. Hinter einer Kreuzung soll dann ein Fußweg nach Ormos Pori führen. Den Weg finde ich, er verläuft in einem Graben und ist hüfthoch zugewachsen. Nein danke, dann kein Ormos Pori. Ein paar Meter zurück liegt auf einem Hügel eine neu aussehendes Anwesen, fast noch Baustelle. An ihm vorbei kann ich nach Harakopou hinab gehen, einer wachsenden touristischen Siedlung vollen Baustellen, in denen auch schuftende Männer zugange sind. Man scheint wild entschlossen, die Zersiedlung der Ostküste voranzutreiben, die sich in Fanos fortsetzt, das ich bisher gar nicht als Ort abgespeichert hatte. Dort erreiche ich die Küste.

Letzte Chance, noch zur Ormos Pori zu gehen, aber ich verzichte und wähle die Küstenstraße über Finikas, wo die Wellen unverdrossen an den Strand schlagen und jegliche Badewünsche ersticken.

Finikas - 1995 hatte ich mal hier für eine Nacht Quartier bezogen und nach dem abendlichen Besuch der Chora Mühe, im Stockdunkeln auf der Straße wieder zurückzufinden. Heute wäre das kein Problem, denn die Straße ist gesäumt von lose verteilten Feriendomizilen. Koufonissi boomt, die Zahl der Betten vervielfacht die Zahl der Einwohner. Lädt mich nicht zu einem längeren Besuch ein, auch wenn das eingefleischte Koufonissi-Fans nicht gefällt.

Immerhin ist die kleine Kapelle neben einer weiteren Ferienanlage geöffnet und ich kann mal eine Kerze anzünden und etwas singen. Die "Skopelitis" zieht vorbei auf ihrer täglichen Routine nach Amorgos. Heute auch noch über Donoussa - bei dem Wellengang macht das bestimmt keinen Spaß.

Gegen halb sechs bin ich in Chora zurück. Meine Tracking-App zeigt erstaunlich neun Kilometer an, die ich zurückgelegt habe. Und 112 Meter als höchsten Punkt - da war ich wohl doch auf dem Gipfel des Vardia ohne es gemerkt zu haben. Ich verlaufe mich dann noch in der Chora bei dem Versuch, direkt zum "Apollon" zu gelangen - die Straße endet in einer Sackgasse. Dafür kann ich noch ein paar Maikränze fotografieren.

 

Auf meiner windgeschützten Terrasse treffen wir uns und schlachten die Ananas, die wir noch seit Beginn im Gepäck haben. Dazu gibt es von dem psimeni raki, den unsere Wirtin in einem Karäffchen in meinem Zimmer für uns bereitgestellt hat, und die Planung für die nächsten Tage.              

Wenn die Prognosen zutreffen werden wir morgen tatsächlich nach Naxos übersetzen können, wo wir bei Panormos campieren möchten. Ursula und Stephan haben für unsere nächste Etappe Proviant eingekauft. Da für den späteren Nachmittag morgen aber eine erneute Wetterverschlechterung angesagt ist, sollten wir nicht zu spät los. Frühstück um acht bei Sofia, dann packen und los.

Und so machen wir es dann auch. Der Himmel ist am Donnertag immer noch bewölkt, ab und zu guckt aber die Sonne heraus. Der Wind hat etwas nachgelassen.

Um halb zehn ist unser Zeug wieder gut in den Kajaks verstaut, allerdings findet Platonas die Fernbedienung seiner Kamera nicht und muss nochmal zurück ins Quartier. Die Hafenpolizei ist heute glücklicherweise anderwärtig beschäftigt und belästigt uns nicht während wir auf ihn warten und nochmals die imponierenden Kulisse der Insel Keros betrachten. Ein ganz schöner Klotz, 432 Meter hoch, unbewohnt, und eine archäologische Fundgrube in Sachen Kykladenidole. Das Betreten sei deshalb auch nicht erlaubt, sagt Manolis.

Platonas ist in seinem Zimmer nicht fündig geworden, aber irgendwo in seinen Sachen wird seine Fernbedienung sich sicher verstecken. Drybags sind kein übersichtliches Gepäck. Um Viertel nach zehn legen wir ab.

Entlang der Ostküste von Ano Koufonissi mit ihren tollen Tuffformationen paddeln wir bis Ormos Pori.

Ein echter Leckerbissen, diese schroffen Wände mit Tunnel und Höhlen, in die wir natürlich hineinfahren. Und das Meer dazwischen leuchtet Smaragdgrün. Wunderschön! Und der erwartete Höhepunkt der Tour. Schön, dass das Wetter es doch noch zugelassen hat.

Gegen Mittag machen wir eine kleine Pause an einem kleinen geschützten Kiesstrand bei Pori. Unter dem angeschwemmt Müll befindet sich die Cocktailkarte einer Bar auf Paros. Ob die einen Bringservice haben? Ein Spritz wäre jetzt nicht schlecht.

 

Der Himmel hat sich etwas eingedunkelt. Sieht nicht gut aus, das Wetter. Wir ziehen die Anoraks an und fahren schnell weiter entlang der Nordküste, bis wir den richtigen Absprungpunkt nach Naxos gefunden haben.