Zwei Tage Wind, einer Sonne

Am frühen Morgen ist tatsächlich ordentlich Wind aufgekommen, den ich noch in meinem geschützt liegenden Zimmer merke. Der Himmel ist grau und bewölkt. Ich entschließe mich entgegen meiner ursprünglichen Vorstellung doch zu Aktivität, ziehe die Wanderstiefel an und fahre nach dem Frühstück im Kafenion um zehn vor zehn mit dem Bus hinab nach Adamas, wo ich mit Günter verabredet bin. Es ist schon elf Jahre her, dass wir uns getroffen haben und gemeinsam zwei Tage auf Ikaria unterwegs waren, aber da wir beide in diversen Griechenland-Foren aktiv sind, ist der Kontakt nie abgerissen. Nun ist er auf Milos, wohnt unten bei "Eleni". Wir schlendern zum Langada-Strand und weiter zum französischen Militärfriedhof. Da wollte ich Martin und Max, unterstützt von Jeremy, beim Üben der Kenterrolle zusehen, aber sie sind nicht da. Schließlich entdecken wir sie vorne am Langada-Strand, wo Rod vom Jeep aus zusehen kann (er muss sich ja noch isolieren). Ich staune, dass Max als Assistent die Rolle noch nicht beherrscht, aber offenbar ist das nicht Voraussetzung, und er arbeitet daran.

Dieser Teil der Küste ist windgeschützt, an die Nordküste schlagen heftig die Wellen. Gut, heute nicht im Kajak sitzen zu müssen. Der "Seajet 2" bleibt heute und morgen im sicheren Hafen von Adamas, aber die größeren Fähren sind unterwegs. So schlimm ist der Wind dann doch nicht.

Danach gehen wir auf einen Kaffee zu "Angeliki", wo der Galaktobureko erneut nur auf der Karte steht, aber nicht zu haben ist. Scheint ein Lockvogelangebot zu sein, grummel.... Dem schließen wir einen Besuch im Milos Mining Museum an - immer wieder interessant, wenn auch heute weniger ausführlich. Ich arbeite weiter an meiner Bentonit-Kaolin-Perlit-Baryt-Kompetenz. Darüber ist es zwei Uhr geworden, und ich werde nach Plaka hochwandern. Günter will nicht mit, aber wir verabreden uns für morgen erneut.

Den Weg hinauf nach Tripiti kenne ich gut, allerdings bin ich ihn bisher immer nur herab gewandert. So wie Kim, der mir am Ortsausgang von Adamas entgegenkommt. Nun also hinauf. Der Wind wühlt in den Getreidefeldern und sorgt für eine ansprechende Optik.

Auf halbem Weg zweige ich links nach Nychia ab, wo es prähistorische Obsidian-Steinbrüche gibt. In einem lückenhaft eingezäunten Bereichwerde ich fündig - der Boden ist zwischen niedrigen gelben Ginsterbüschen übersät mit den schwarzgrauen Steinen als wäre er geschottert. Trotz des Überangebotes ist Mitnehmen verboten. Ich widerstehe der Verlockung.

Ein Paar kommt mir entgegen, fragt, ob es hier einen Weg zur Küste nach Adamas gibt. Nein, gibt es nicht. Auch nicht nach Skinopi auf der anderen Seite. Und so nehme ich wenig später, als ich wieder auf der Hauptpiste bin und gen Tripiti weiterwandere, die Straße, die zu der Fischersiedlung hinab führt. Schließlich steht Skinopi schon lange auf meiner To-Do-Liste für Milos.

Die Straße ist sehr steil und ich denke schon mit Schaudern daran, dass ich sie nachher wieder hinauf muss. Ein PKW überholt mich, vielleicht kann ich mit ihm wieder hoch? Er hält oberhalb der Küste bei einigen Neubauten, die ich schon bei der Anreise von der Fähre aus sehen konnte. Drei oder vier flache Bungalows in Natursteinoptik stehen am Hang über den weißen Bootshäusern. Sieht aus wie Bunker oder Schiessscharten, und ich ärgere mich nicht zum ersten, und sicher auch nicht zum letzten Mal über die Großzügigkeit, mit der man auf Milos Neubauten zulässt. Oder kann man das schon Wildwuchs nennen? Aber man ist es auf Milos jahrhundertelang ja gewohnt, die Landschaft auszubeuten, also auch hier.

Wer unter "Skinopi" googelt, wird auch sogleich fündig - Luxus-Villen werden hier angepriesen, in einzigartiger Landschaft erbaut. Der Preis für die Übernachtung ab 400 Euro aufwärts in der Mittelsaison, ohne Mahlzeit (oder Fahrservice). Offenbar gibt es ausreichend zahlungskräftiges Publikum, das bereit ist, das zu bezahlen, und so die Preise endgültig versaut. Wenn ich schon 55 Euro für mein Zimmer im Hinterhof bezahlen. Aber das ist immerhin mit Frühstück.

 

Lieber würde ich in dem kleinen Häuschen etwas unterhalb wohnen, das sich unter einige Olivenbäume duckt. Oder in einem der zwei, drei Syrmata der eigentlichen Siedlung Skinopi, die inzwischen als (ebenfalls nicht gerade preiswerte) Feriendomizile angeboten werden. Vielleicht ein Dutzend schmale weiße Häuser drängt sich Schulter an Schulter ans Ufer, wobei schwer zu sagen ist, wo das eine Häuschen aufhört und das nächste anfängt. Wer hier wohnt, darf weder nasse Füße noch steile hohe Treppen scheuen, und auch wenn die Bucht von Adamas windgeschützter liegt als die Nordküste, ist der schmale Uferstreifen mit Seegras und Pfützen bedeckt. Glitschig ist es auch, und es gibt natürlich weder Laden noch Taverne. So hat man auch mehr Ruhe als in Klima, aber dafür nicht den wunderbaren Sonnenuntergangsblick. Letzte Zuflucht wäre Mikri Skinopi weiter nordwestlich - da kommt man nur mit dem Boot hin. Also keine Ferienhäuser dort.

Aktuell scheint keines der Häuser in Skinopi bewohnt, und ich mache mich wieder an den steilen Aufstieg. Leider kommt kein Auto vorbei, das mich mitnimmt. Ich freue mich auf eine Kleinigkeit zu essen im "Ergina" in Tripiti, aber als ich eine halbe Stunde später gegen Viertel nach vier dort ankomme, ist es geschlossen - öffnet erst später. Das "Glaronissia" etwas weiter oben ist aber geöffnet und das Omelette mit Zucchini und Kapern schmeckt auch gut.

Gegen 17 Uhr bin ich in Triovasalos zurück. Schwätze mit Jeremy und auf Abstand mit Rod.

Und mache zum Sonnenuntergang nochmals die Runde hinauf nach Plaka. Es ist kühl und zugig auf der Platia bei der Kirche Panagia Korfiatissa, nur wenige Sonnenuntergangsgucker sind da. Danach nehme ich doch den Weg nach Tripiti auf mich. Leider hat das "Bariello" geschlossen, und so lande ich schließlich doch noch im "Ergina". Die Pasta mit Knoblauchcreme ist wieder gut, aber das Verweilen auf der Terrasse wegen des Windes bald ungemütlich. Und die nette Wirtin ist auch nicht zu sehen.

Sieht so aus, als hätte ich zu Ende des Urlaubs wieder ein Wetter ähnlich wie am Anfang.

Zurück im Kafenio Perros treffe ich Volker und tausche mich mit ihm noch eine Weile über die griechischen Inseln und geeignete Kajak-Reviere aus. Schön, das auch mal auf Deutsch zu können. Volker will noch ein paar Tage nach Kimolos rüber, ehe er sich einen Weg quer durch die Ägäis gen Thassos suchen möchte. Als Vorruheständler hat er Zeit ohne Ende. Glücklicher.

 

Der Wind soll aber auch morgen noch nicht abflauen.

 

*

 

Oder er legt sogar noch zu. Also der Wind. Aber am Morgen scheint immerhin die Sonne. Ich nehme nach dem Frühstück - Abschied von Fleece und Martin, die abreisen - wieder den Bus hinab nach Adamas und treffe erneut Günter. Bei Happy Ride möchte ich ein Auto mieten, aber ich habe Pech: keines mehr frei. Klar, der ganze Hafen ist voller Segelboote, die wegen des Windes den zweiten Tag nicht wegkommen, und deren Besatzungen nun auf vier Rädern auf der Insel unterwegs sind. Bei Tourlakis werde ich noch fündig und leihe für 35 Euro einen Fiat Panda Diesel für einen Tag. Mit einem dicken Stift durchkreuzt die Frau im Büro den Südwesten der Insel, und die Straße, die zu den Schwefelminen führt. Diese allerdings so weit östlich, dass da reichlich Interpretationsspielraum bleibt, denn da wollen wir hin. Allerdings nicht bis zur Schwefelmine hinab, sondern zu den Obisidianbrüchen bei Demenagaki. Dort soll es auch einen Steinbruch für Mühlsteine geben, und den möchte ich gerne sehen.

Wir halten kurz in Zefiria, wo die Kirche der Panagia Portiani geöffnet ist und wir einen Blick in das reich ausgemalte Interieur werfen können. Dann auf der schlechter werdenden Piste ostwärts, vorsichtig. Geht aber. Durch eine Erosionstal unterhalb der Panagia Kastriani nun bis zur Kreuzung auf der Hochebene. Geradeaus geht es zur Schwefelmine, mit einem Baustellenschild markiert, links auf breiter, neu wirkender Schotterpiste Richtung Demenegaki. Wir biegen ab und stellen das Auto kurz darauf bei der Kapelle Agios Alexandros ab.

Der Wind bläst in Sturmstärke über die Hochebene und wirbelt uns in Staubteufeln Dreck in Augen, Mund und Nase. Unschön, aber nicht zu ändern. Wir folgen der breiten Piste, die wesentlich besser ausgebaut ist als meine Landkarte vermuten lässt. Geht das zur Kirche Panagia Giatrissa und nach Komia (wo heute, am 20. Mai und Vortag von Konstantin und Eleni eine Panigiri stattfinden soll. Aber erst abends)? Auf alle Fälle sind wir falsch, kehren um und nehmen den schlechteren Weg, der etwas vorher hügelwärts führt. In der Miloterranean-Karte ist hier der Wegpunkt 9 eingezeichnet, Blick auf den Mühlsteinbruch. Ich suche den Nahbereich gründlich ab, werde aber nicht fündig. Kunststück: ich habe die Beschreibung falsch gelesen, die Mine liegt weit unten im Tal an der Küste bei Rema, und von hier aus kann man nur einen Blick auf das Tal werfen. Aber das merke ich erst hinterher, und Jeremy wird es mir ab Abend noch sagen. Günter erträgt meine sinnlose Suche zum Glück mit Gelassenheit.

Wir gehen auf der leicht ansteigenden Piste weiter, die Obsidiandichte auf dem Boden wird höher und die Aussicht auf die Ostküste und die Landschaft mit Olivenhainen, Steinbrüchen und Ginsterbüschen weiter. Aber dann bremst uns ein Schild aus, das rechts in der Pampa liegt: Militärgebiet. Auch wenn es so aussieht, als würde es hier schon zwanzig Jahre lagern, und die Einsamkeit der Landschaft gerade zu körperlich zu spüren ist, bin ich gebranntes Kind. Wir gucken noch um die nächste Kurve, wo auf einer Anhöhe ein paar Steingebäude zu erahnen sind, und kehren dann um. Der Weg war das Ziel.

Neugierig und langsam folgen wir im Auto der offensichtlich neu ausgebauten Piste zur Kirche Panagia Giatrissa. Ein beigefarbenes Gebäude in grüner Wiese gelegen, fernab jeden Ortes. Hat etwas zuckerbäckermäßiges, fast eine Fata Morgana. Das müssen wir uns von Nahem ansehen. Daneben ein fünfstöckiger, unverputzter und daher grauer Glockenturm mit noch freien Plätzen für weitere Glocken. Wow!

Die Kirche hat einen doppelten Treppenaufgang, der zu einem riesigen Kirchenvorplatz führt, und sieht nagelneu aus. Im August wird hier ein großes Panigiri gefeiert, aber sonst kann ich nichts über sie in Erfahrung bringen. Die Kirchentüre ist unverschlossen, wir können das vollständig ausgemalte Innere bewundern. Sehr prunkvoll, das Ganze. Ob die Kirche der nahen Gemeinde Komia gehört? Der Ort, von dem ich vorher noch nie gehört hatte, liegt aber ein Stück entfernt und hat gerade mal 16 Einwohner. Wir werden das Rätsel dieser Kirche wohl nicht lösen. Giatrissa heißt übrigens "Ärztin".

Es ist ein Uhr vorbei, und wir haben Hunger bekommen. Leider ist die Taverne "To Petrino" in Zefiria geschlossen, und so fahren wir eben nach Paleochori. Der Himmel hat sich verdunkelt und verspricht Regen. In Paleochori am "Sirocco" ist (zu) viel los, wir fahren etwas weiter und landen schließlich im "Pelagos", wo wir einen brauchbaren Saganaki, Fava und Melitsanosalata mit Blick auf den langen, schirmgeschmückten Strand von Paleochori bekommen. Niemand badet, nur vermummte Strandspaziergänger bevölkern den schönen hellen Strand. Natürlich müsste man nun die etwas westlich gelegenen, farbigen Felsen noch angucken, aber ich kennen die milische Farbenpracht schon zu Genüge. Und der Himmel drückt wirklich ein paar Tropfen heraus, aber kaum der Rede wert. Gut, den Schirm und Wind passen nicht zusammen.

 

Danach irren wir noch über die Insel. Nein, wir fahren leicht ziellos umher. Zuerst nach Agia Marina, wo die Straße nach Embourios direkt gegenüber die Kirche abzweigt. Der Straßenzustand sieht miserabel aus. Muss nicht sein. Dann nach Fyriplaka. Auch nicht einladend, zudem es nun richtig regnet. Aber nicht lange. Am Strand von Achivadolimni an der Bucht von Milos freuen sich Surfer an Wind und Wellen. Immerhin sie haben ihren Spaß.

Wir kehren auf die andere Buchtseite zurück, trinken beim Bäcker ins Pera Triovasalos einen Elleniko zur Belebung, und fahren dann nach Klima hinab. Die letzten Aufenthalte habe ich es nicht hierher geschafft, nun muss es sein.

Wir parken ganz vorne bei der Dimitrios-Kapelle am Restaurant "Astakas". Es öffnet erst übermorgen, also am 22. Mai, aber Tische und Stühle stehen schon parat. Ich denke an einen schönen Abend vor vier Jahren, als Lothar und Therese hier mit Hanne, Herbert und mir die Verlobung der Tochter feierten. Inzwischen hat die Tochter geheiratet und Zwillinge, lebt im fernen Australien. Wie die Zeit vergeht ....

 

Die Wellen schlagen an die hübschen bunten Bootshäuser von Klima. Nur wenige Leute sind da, und auch schnell wieder weg. Ich scheue keine nassen Füße, hüpfe entlang der westlichen Häuser, wo eine bunte Bank auf einen Laden mit akzeptablen Souvenirs verweist. Eine Katze sitzt auf einem Tisch, mustert mich nur kurz, ehe sie sich wieder der Katzenwäsche widmet. Das Meer gischtet gelegentlich übers Ufer und duscht mich.

 

Die Beleuchtung ist super. Blauer Himmel ist schön zum Fotografieren, aber auch schnell langweilig. Die dunklen Wolken, das seitliche Licht, die farbigen Balkone und Türen, in der Ferne der Umriss von Kap Vani und Antimilos - viel spannender! Ich würde ja gerne doch mal in so einem Bootshaus wohnen, sollte ich mir mal gönnen. Andererseits sieht einer der aktuellen Bewohner, der vor seinem Syrma sitzt, eher genervt aus. Ruhe und Einsamkeit hat man hier höchstens im Winter. Und das Meer in der Bude. Von Heizung ganz zu schweigen. Und zum Einkaufen und Essen muss man immer über den Berg. Aber das hält fit.

Als wir zum Auto zurückgehen, sehen wir die Zukunft von Klima: in die bootshausfreie Lücke in der Mitte des Ortes wurden in zweiter Reihe neue Ferienhäuser im Bootshausstil gebaut. Klima 2.0 - schmale, zweigeschossige Reihenhäuser mit jeweils andersfarbigen Fensterläden und Türen. Es ist ja schön, wenn man die lokale Architektur bei Neubauten aufnimmt, und auch, dass diese Studios vielleicht noch halbwegs bezahlbar sind. Nein, das war vor ein paar Tagen, nun kosten sie auch ab 300 Euro die Nacht (im Oktober - mal Klima Bay Beachfront Boutique Houses googeln). Aber dieser Ausverkauf (m)eines Traumes deprimiert mich trotzdem zutiefst. Und wer Milos und Klima nicht kennt, denkt vermutlich, er hätte ein Original Bootshaus gemietet ....

Ich setzte Günter danach in Adamas ab, und wir verabreden uns später. Ich möchte gerne ins "Alevromilos", das ein gutes Stück außerhalb von Adamas in Parasporos liegt und dessen Koch Vasilis Papikinos das kleine Kykladen-Kochbuch aus dem Verlag von Dimitris Pergialis (neafoni) geschrieben hat (und nicht die nervige Maria, wie die meisten anderen Hefte). Typische Kykladenküche - klingt gut.

Ich hole Günter um 20 Uhr in Adamas ab und wir fahren hinauf nach Parasporos. Die kleine Kapelle am Weg ist offenbar Konstantinos und Eleni geweiht, denn dort sind einige Leute am Feiern. Im "Alevromilos" ist wenig los, wir sitzen hinter einer windschützenden Plane draußen, aber es ist frisch, der Wind zieht durch die Ritzen und ab und an geht ein Regenschauer nieder. Richtig großen Hunger habe ich nach dem späten Mittagessen nicht, und so bestellen wir je nur eine Hautspeise, Günter moschari kokkinisto und ich Bakariaros. Die Preise sind ambitioniert, die Küche ist es wohl auch, denn die hübsch dekorierten Portionen sind übersichtlich. Ich bin satt, aber Günter guckt noch etwas hungrig. 37 Euro werden wir los, und sind um eine Erfahrung reicher. Braucht keine Wiederholung. Dazu gibt es auf Milos zu viele bessere Tavernen, und die Küche ist auch typisch kykladisch. Ich tanke noch, den Preis verdrängend.

Und morgen ist dann mein letzter ganzer Milos- und Urlaubs-Tag.

*

 

 

Der Wind ist fast weg, und der Himmel wieder blau. Ich entscheide mich gegen eine letzte Kajak-Tour mit Max - Klima, Fourkovouni und Arkoudes-Felsen - und bringe nach dem Frühstück das Auto zurück nach Adamas. Nach einem Einkaufsbummel nehme ich um halb elf den Bus hinauf nach Triovasalos, wo mein Kreislauf erst mal nach einem Kaffee verlangt. Danach wandere ich, mit den Badesachen im Gepäck, zum Strand von Plathiena. Immer ein schönes Badeplätzchen mit vorsaisonal wenig Badegästen und nachstürmisch viel Seegras. Das umgewühlte Meer hat sich auf 18, 19 Grad abgekühlt. Und das am 21. Mai. Mein letztes Bad im Meer für diesen Urlaub. Danach ein Nickerchen, und gegen ein Uhr Aufbruch bergwärts, mit Stippvisite in Fourkovouni, wo die Kajaker ihre Mittagspause abhalten. Max übt die Kenterrolle, und dem Urschrei nach, den er plötzlich ausstößt als ich noch oberhalb bin, hat er sie auch geschafft. Sie sind nur zu viert heute, und ich will auch gar nicht stören.

Am Ende des Fußweges Richtung Plaka, der die Straße abschneidet, treffe ich den nächsten Bekannten: Volker, der mit seinem Campingbus auf der Suche nach Orten seiner Vergangenheit ist. Volker verbringt seine Urlaubstage am liebsten mit einem Buch an einem ruhigen Platz, da könnte er hier fündig werden, wenn nicht der Lärm irgendeiner Baustelle ertönt. Von Areti habe ich da schlechte Erinnerungen. Er hat auch Neuigkeiten: Sue und Dave seien heute angekommen. Die beiden Engländer helfen Rod in den nächsten Wochen aus. Es sieht so aus, als wäre ich nicht die Einzige, die Milos nicht mehr los lässt.

Ich gehe weiter auf den Kastrohügel vor mir zu, besuche die Kapelle Taxiarchis, die in den Hang hinein gegraben ist. Der weitere Fußweg bis Plaka ist leidlich freigelegt, dass ich hier ordentlich schwitze, hat auch schon Tradition. Keine Tradition hat hingegen, dass das Café Palaios geschlossen ist. Blöd, ich wollte mir eine Erfrischung gönnen, und einen Kuchen.

Auch weiter hinten in den Gassen finde ich nicht das Richtige. Dafür ist der Platz bei der Panagia Korfiatissa mit blau-weißen Fähnchen geschmückt. Warum? Das Panigyri findet meines Wissens erst im September statt. Oder hat es eine Seitenkapelle für Konstantin und Eleni? Oder weil heute die Saison im antiken Theater bei Tripiti eröffnet wird? Egal - es sieht einfach sehr hübsch aus.

Dann gehe ich doch hinauf zum Kastro, vorbei an der wunderbaren, ewig geschlossenen Panagia Thalassitra. Und dem Haus, das dort unterhalb liegt und zum akzeptablen Preis zum Verkauf angeboten wird. Ein Haus mit besserer Aussicht gibt es kaum auf Milos, aber der Traum wird ein Traum bleiben: weder habe ich genug Geld, noch will ich auf Milos als griechische Heimstatt festlegen. Wobei mir wie immer das Herz aufgeht, wenn diese Insel zu meinen Füßen liegt, so wie jetzt: mit der Panagia Thalassitra, Plaka und Triovasalos, der Bucht von Milos, dem kleinen Profitis Ilias und gegenüber dem großen, und Kap Vani.

Ein passender Abschluss von drei traumhaften Griechenland-Wochen. Fast kommen mir Astypalea und Amorgos schon Ewigkeiten her vor.

Die Profanitäten des Rests: ein Kartoffelsalat nach Art des Hauses und eine köstliche hausgemachte Limo in Katzengesellschaft im "Fatses" beim archäologischen Museum. Das Abendessen mit Volker, Sue und Dave im "Ergina" in Tripiti. Der Ausklang mit Volker im Kafenion Perros.

Das Packen in der Nacht, das frühe Frühstück, und die Taxifahrt gemeinsam mit den beiden Däninnen Mette und Bridget. 25 Euro kosten die Taxifahrt inzwischen. Der Rückflug mit fünfeinhalb langen Stunden Aufenthalt im Athener Flughafen - so voll, als hätte es Corona nie gegeben.

 

Es wird auch nächstes Jahr wieder diese Ecke der Ägäis werden müssen, fürchte ich. Oder hoffe ich.
Tha doume.