Filicudi - und etwas Rinella und Leni

Auch am Sonntag (sic!) ist das Wetter sonnig, der Himmel wolkenlos. Steht unserem Filicudi-Trip nichts entgegen. Gianfranco meint aber, das Wetter würde sich morgen ändern und schlechter werden. Morgen, domani – interessiert uns das jetzt? Nö…

 

Um dreiviertel zehn nehmen wir den Bus nach Rinella, dem kleinen Hafenort an der Südküste. Über Valdichiesa führt die Straße zunächst nach Leni, der dritten salinesischen Gemeinde nach Santa Marina und Malfa. Leni liegt auf knapp 200 Metern über dem Meer, Rinella ist der dazugehörige Hafen. Immer alles steil hier…

Kurz nach zehn Uhr sind wir in Rinella und gehen gleich ins Ticketbüro am Hafen, der Endstation des Busses. Wir wollen die „Pietro Novelli“ um 10.55 Uhr nach Filicudi nehmen, kostet sieben Euro pro Person. Für den Rückweg gibt es unerwarteterweise noch ein Aliscafo gegen 16 Uhr. Wir würden uns die Option gerne offen lassen welches Boot wir nehmen wollen, müssen aber das Rückfahrtticket jetzt schon kaufen – das Büro auf Filicudi hätte geschlossen, sagt die Frau am Verkaufsschalter. Schiff ist uns lieber als Tragflügelboot, und so kaufen wir das Rückfahrtticket für 15 Uhr mit dem Schiff.

 

Und haben noch eine knappe Stunde Zeit, uns Rinella anzusehen. Ist ein netter Ort von überschaubarer Größe. Auffallend das Hotel Ariana mit seinem „Kopfschmuck“ und einem kleinen Sandstrand davor. Einen weiteren, etwas größeren Sandstrand hat es östlich des Hafens, hier herrscht, für uns überraschend, reger Badebetrieb. Aber es ist ja auch Sonntag, und das Wetter toll. Eine kleine Piazza hat es auch mit einem Keramikschild zu Ehren von Anna Magnani, die im 1947 auch hier gedrehten Spielfilm „Vulcano“ mitwirkte (und mit Roberto Rossellini zusammen war ehe der sich auf Stromboli Ingrid Bergman zuwandte).

In der Ferne sehen wir es über der schneebedeckten Nordseite des Ätna rauchen. Schon seit Wochen ist er aktiv, bisher war uns der Ätnablick immer von anderen Inseln verdeckt.

Wie wir so am Anleger stehen und beobachten wie ein Boot an Land geholt wird (Warum? Die Saison beginnt doch erst. Wegen des ab morgen drohenden Schlechtwetters?) geht jenseits des Strandes auf der anderen Buchtseite ein Steinschlag nieder, von der oberen Felsenkante ist etwas abgebrochen. Es hat dort gemauerte Bögen in der Steilküste und einen schmalen Kieselstrand davor – Baden nur mit Helm empfohlen. Zum Glück hat sich dort gerade niemand aufgehalten!

 

Mit etwas Verspätung nähert sich gegen elf Uhr unsere Fähre, die „Pietro Novelli“. Der Namen der Fähre steht hier übrigens nie auf dem Ticket, im Gegensatz zur Ägäis. Und unseren Namen will auch niemand haben. Viele Leute gehen nicht an Bord – wer will schon am Sonntag nach Filicudi?

Der Weg aufs Deck führt durch enge Durchgänge – wieder mal finden wir, dass der griechische Standard besser ist. Das Sonnendeck am Heck ist zu Hälfte abgesperrt und wird neu gestrichen. Die sengende Sonne trocknet die Farbe noch am Pinsel, aber irgendwie kommt auch etwas aufs Deck und wird vom Ruß aus dem Schornstein nachlackiert.

Kaum ein Windhauch erfrischt uns oder kräuselt das Meer

Irgendwann fliehen wir vor der Sonne und dem Farbgeruch in den Schatten auf der Steuerbordseite. Der Blick auf den kahlen Monte dei Porri ist beeindruckend. Irgendwo dort herum führt ein Weg, vom Semaforo bei Pollara nach Leni. Nicht zu erkennen, im Gegensatz zum Weg über den Gipfel.

 

Unsere Aufmerksamkeit richtet sich nun auf unser Ziel, das langsam näherkommende Filicudi. Auch eine kegelförmige Insel (der höchste Gipfel, der auch hier Monte Fossa delle Felci heißt – äolisches Pendant zum Profitis Ilias? – und 774 Meter hoch ist), deren Symmetrie von einem vorgelagerten, zur Halbinsel angewachsenen stumpfen Kegelchen gestört wird. Monte Capo Graziano heißt es, und auch darauf gibt es Fundamente eines prähistorischen Dorfes zu besichtigen. Vielleicht reicht unsere Zeit dorthin, wir haben nur drei Stunden, sehr wenig.

Der Haupthafen von Filicudi, Porto, liegt auf der Ostseite der Insel. Komischerweise hält unsere Fähre aber ab dem Capo westlich, wird also nicht dort halten. Wie wir erfahren wird der Anleger in Porto neu gebaut, weshalb die Fähre im wesentlich kleineren Pecorini a Mare anlegen wird. Hmm, da müssen wir mal sehen ob dort überhaupt etwas los ist.

 

Um zehn nach zwölf legt die Fähre an. Wir fragen noch schnell ob sie wirklich auch wieder hier abfährt. Ja, das tut sie. Dann verlassen wir das Schiff, das sofort Richtung Alicudi ablegt. Außer uns sind acht, zehn Leute von Bord gegangen, einige werden von Autos abgeholt - aha, es gibt inzwischen also doch eine Straße auf dem Eiland, und zwar von Porto über Valle Chiesa nach Pecorini und Pecorini a Mare. Schnell kehrt am Anleger wieder Ruhe ein.

 

Und wir, was machen wir?

Wir sehen uns zunächst etwas um. Ein schmaler grauer Kiesstrand lädt nicht wirklich zum Baden ein. Noch dazu wo sich in der Ecke am Anleger rosafarbene tote Quallen ballen. Upps!

Die Insel macht durchaus einen grünen Eindruck, Häuser liegen verstreut entlang der hier nicht so steilen Berghänge. Es gibt einige Unterkünfte und Verpflegungsmöglichkeiten in bunten Häuschen, aber die sind alle noch geschlossen. Bis auf eine Bar mit Tavola Calda – da können wir nachher einkehren. Zuerst wollen wir aber etwas von der Insel sehen. Ob es uns bis hinüber nach Porto reicht? Nach ein paar Metern führt von der Straße nach rechts ein Fußweg ab, und den nehmen wir.

 

Mit uns vom Schiff ist ein älterer Mann gekommen, groß, hager, braungebrannt. Wir haben ihn schon mal gesehen, auf der Fähre von Neapel. Wir kommen ins Gespräch: er ist Deutscher und oft hier auf den Inseln unterwegs. Er hat sein Standquartier auf dem Campingplatz von Lipari und macht von dort aus Ausflüge auf die anderen Insel. Und das schon ziemlich lange, sein Name steht im Amann-Reiseführer bei den Tippgebern. Er meint, es gäbe etwas weiter vorne eine schöne Badestelle, von Porto aus wäre sie gut zu erreichen, aber von Pecorini a Mare ist es schon etwas weiter.

 

So wandern wir auf dem Ort hinaus, zunächst auf schön gemauerten Stufen, dann auf einem soliden Pflasterweg. Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es ordentlich bergauf geht und hier keinen Schatten hat. Dafür blühenden Ginster, Kakteen und andere Gewächse. Unten strahlt das Meer in tollem Blaugrün. Vor uns die helmförmige Erhebung der Halbinsel - ganz schön steil! Da schaffen wir es heute nicht mehr hin, und auch nach Porto ist es zu weit. Weil wir ja auch wieder zurückmüssen und keine Lust haben, in der Mittagshitze nochmals die 150 Höhenmeter auf dem Rückweg zu erklimmen.

Wir bleiben also erst mal einfach hier sitzen und genießen die Umgebung. Der Deutsche wandert weiter, er will noch zum Badeplatz bei Le Punte. Da er nicht schnell geht, wird das vermutlich knapp.

Es ist wie immer bei Tagesausflügen: die Zeit ist zu kurz, man muss mit mehr Zeit wiederkommen, am besten ein paar Tage. Was ich mir in dem Moment vornehme. Und dann auch noch nach Alicudi, das im Westen herausragt und die ruhigste Insel des Archipels ist (so ruhig, dass in dem Film „Caro Diario“ von Nanni Moretti der Freund des Helden dort eine Art Inselkoller bekommt – mangels Strom gibt es kein Fernsehen, und damit keine amerikanischen Soaps. Der Held suchte Ruhe zum Arbeiten. Die fand er aber weder auf Salina noch auf Stromboli, und schon gar nicht auf Lipari). Dabei wollte ich das Sammeln italienischer Inseln eigentlich nicht auch noch anfangen….

Als wir in der namenlosen Rosticceria eintreffen (der Scontrino weist den Namen als „Furnari Rosa“ aus), kommt der Deutsche auch schon. Den Badetrip hat er aufgegeben, zu weit.

In dem Lokal gibt es Nudelauflauf und Pizzastücke, wir bestellen je eine Portion (7 und 3 Euro), dazu eine Limo und ein Bier fürs Radler – aaaah, tut das gut!!

 

Schön sitzt es sich im Schatten auf der abgeschirmten Terrasse. Der Landsmann kann noch jede Menge Insidertipps los werden, ist früher öfters auch auf dem Stromboli gewesen, als man noch unkontrolliert hinauf und oben übernachten durfte. Immer diese Nostalgiker, die von früher schwärmen und in einem das Gefühl erweckt, heute wäre alles nicht mehr das. Morgen möchte er auf Salinas Monte Fossa. Ich erzähle ihm dass ich gestern oben war, und dass das Wetter morgen schlechter werden soll. Und von unseren nissomanischen Griechenlanderfahrungen, die sicher auch was für ihn wären (wobei er im Zug und Fähre aus D angereist ist, er scheint nicht gerne zu fliegen). Da meint er, die Griechen würden jetzt nach der Wahl wohl die Drachme wiedereinführen. Hoppla, fällt mir doch plötzlich auf: wir hatten seit Tagen keine Nachrichten vom Rest der Welt, und immer noch keine Ahnung wie die Wahlen in Griechenland vor einer Woche ausgegangen sind. Deutsche Zeitungen gibt es hier nicht, italienische verstehen wir nicht, Fernseher haben wir im Quartier auch keinen (und auch nicht vermisst), und ein internetfähiges Handy hab ich nicht und will ich im Urlaub auch nicht. In Malfa soll es laut Reiseführer ein Internetcafé geben, vielleicht morgen mal?

Es geht schon auf 15 Uhr zu, wir bezahlen und gehen zum Anleger, wo die „Pietro Novelli“ gerade anlegt. Schnell noch ein Ape-Dreirad fotografiert, und dann an Bord. Pünktlichst um 14.55 Uhr legt das Schiff ab und endet unser viel zu kurzer Filicudi-Aufenthalt.

Das Schiffsdeck ist inzwischen komplett gestrichen, die pinselschwingende Besatzung hat sich verzogen. Siesta?

 

Während der einstündigen Überfahrt unterhalte ich mich weiter mit dem Deutschen, der meine Mutter zu ignorieren scheint. Er zeigt mir den Verlauf des Wanderweges um den Monte dei Porri, der in Amanns Wanderführer falsch beschrieben ist (die Korrekturen bzw. Aktualisierungen erfolgen nur auf zwei Extra-Doppelseite, ein Ärgernis!) und erzählt vom schönen Rastplatz im Schatten eines großen Olivenbaum. Und dass es vorher einige Stellen gibt, an denen man sehr aufpassen muss wegen des losen Untergrundes. Eine sehr schöne Wanderung wäre das. Ich muss mich irgendwann vor der sengenden Sonne schützen und gehe unter Deck. Ihn kann die Sonne nicht schrecken, so braungebrannt wie er ist. T-Shirt hat er jetzt auch aus.

 

Dass man den großen Felsenbogen Punta Perciato, Salinas Wahrzeichen, vom Meer aus gut sehen kann, fällt mir erst auf dem Rückweg auf. Die Wegrichtung verändert Perspektiven.

Um 16 Uhr verlassen wir die Fähre in Rinella.

Ich möchte unbedingt noch baden nachdem wir auf Filicudi keine Gelegenheit dazu hatten. Am einsameren, westlich des Hafens gelegenen Strand suche ich ein winziges schattiges Plätzchen um mich umzuziehen. Eine Frau steht im Wasser, unschlüssig ob sie weiter hinein soll. „Jellyfish“ sagt sie, und deutet auf den Ufersaum. Oh, das ist aber nicht einladend. Ich springe zur Abkühlung schnell ins Wasser, traue mich aber nicht, richtige Schwimmzüge zu machen. Ratzfatz wieder raus ehe mich die Nesseln irgendwo erwischen. Immerhin, jetzt geht es mir besser.

Ein Gelato für die Mutter und eine Granita für mich in der Bar an der Piazza sorgen dann noch für innere Abkühlung, um Viertel nach fünf bringt uns der Bus zurück nach Malfa (Übrigens: wer gleich Hin- und Rückfahrt kauft zahlt weniger!).

Wir steigen an der dortigen Piazza aus und geraten in einen Autocorso feiernder Juventus-Fans. Ich dachte, die Turiner wären schon letzte Woche, als wir auf Stromboli waren, Meister geworden. Tatsächlich haben sie da die Sache klar gemacht, den Titel gibt es aber erst heute. Noch Stunden später wird der Corso über die Insel ziehen, die Juve-Hymne gelegentlich zu hören sein: „Forza la Juve la Juve la Juve alè…!“

Am Abend gehen wir ins „I Cucunciu“ zum Pizza essen, heute ist ja Sonntag, da gibt es welche. Für zwei schmackhafte Pizzen, ein Dessert (wieder Tartufo, mhh!), Wasser und dem obligatorischen halben Liter Wein kommen wir mit dreißig Euro davon. Und sind nach dem heißen Tag ziemlich müde und erschlagen.

 

*

 

In der Nacht kommt starker Wind auf, wir müssen irgendwann die Fenster schließen weil die Vorhänge waagrecht im Zimmer stehen. Am Morgen zeigt sich der Himmel bewölkt und regenschwer. Gianfranco hat auf der Frühstücksterrasse die Wind- und Regenschutzrollos herabgelassen.

Gelegenheit für einen Einkaufsbummel in Malfa – wir wollen ja unbedingt Kapern kaufen. Am östlichen Ortsrand werden wir fündig, in der Azienda Agricola Gaetano Marchetta kann man Kapern, Malvasia (und anderen Wein), Grappa sowie Olivenöl direkt beim Erzeuger erstehen. Zwei Kilo Kapern und ein Kilo Kapernäpfel wandern in unseren Einkaufskorb, angesichts der hohen Preise verzichten wir auf Malvasia und Grappa. Die Suche nach einer deutschsprachigen Zeitung scheitert, und so gönne ich mir eine halbe Stunde im Internetcafe am oberen Ortsrand, Kontakt zum Rest der Welt. Ganz so dramatisch wie der Deutsche gestern meinte präsentiert sich die Lage in Griechenland gar nicht – die Koalitionsverhandlungen sind gescheitert, es wird nochmals Wahlen geben. Und der Euro bleibt den Griechen noch erhalten. Ansonsten hat der FC Bayern im DFB-Pokal-Endspiel kräftig gegen den BVB verloren – grins.

 

Ich nehme noch eine große Pizzaschnitte beim Bäcker mit, unser Mittagessen. Der Wind hat etwas nachgelassen, ein paar Tropfen hat es geregnet. Zwei weitere Gäste sind im B&B eingezogen, zwei junge Männer, ein Asiate und ein Italiener. Die Skandinavier sind schon seit gestern wieder weg. Sonst passiert hier nicht viel außer den weiteren Vorbereitungsarbeiten für die Saison – Terrassendächer anbringen, Wegumrandungen streichen. Die Maulbeeren (Gelso) des namensgebenden Baumes reifen und fangen allmählich an zu schmecken.

Um dreiviertel zwei nehmen wir den Bus nach Valdichiesa. Die Mutter hat die Kirche ja noch nicht gesehen, und von dort können wir hinab nach Leni wandern und uns das noch ansehen. Nur ein Spaziergang, bei dem Regen nicht sehr stört - wir haben die Schirme dabei.

 

Entlang des Weges von der Straße hinauf zur Wallfahrtskirche stehen an der linken Seite Terracotta-Reliefs, die Szenen aus dem Leben Jesu darstellen. Moderne Arbeiten, die uns gut gefallen. Da sie hinter Glas sind, ist das Fotografieren schwierig: es spiegelt zu sehr.

In der Wallfahrtskirche della Madonna del Terzito sind wir auch heute die einzigen Besucher. Mit etwas mehr Zeit sehen wir mehr Details, lassen die Kirche stärker auf uns wirken.

Von der Kirche führt eine schmale Straße – hauptsächlich von landwirtschaftlichen Dreirädern genutzt – südwärts nach Leni. Es geht durch Salinas grünes Herz, entlang von Weinbergen und Obstplantagen. Vereinzelt Kapernsträucher. Unsere erste Ziegen in diesem Urlaub (eingesperrt – sonst wäre die Insel nicht mehr so grün). In den Weinbergen wird gearbeitet – Reben hochbinden oder so…

                                    

Schon nach kurzer Zeit haben wir einen schönen Blick auf Leni mit seiner aparten Kirche. Ein eckiger Glockenturm und eine merkwürdige, „verlängerte“ Kuppel über der Kirche: mit leicht griechischen Anklängen. Typisch für die äolischen Inseln, wie wir in der Akropolis von Lipari merken werden – dort stehen mehrere Kirchen mit ähnlichem Outfit.

Schön auch, was für einen Dachzierschmuck manche Häuser auf Salina haben. Auf keiner der anderen Äolen haben wir Ähnliches gesehen – ein Hauch Orient.

Dann erreichen wir Leni. Es gibt große Häuser hier, die aber schon besser Zeiten gesehen haben – jetzt sind sie verlassen und am Verfall. Was so ein Palazzo wohl kostet? Und erst die Renovierung? In der Dorfmitte, oberhalb der Kirche (die geschlossen ist) hat es einen Platz mit einem Denkmal für den ersten Inselarzt Giuseppe Pittorino. In dem Haus dahinter vermietet seine Enkelin Zimmer, sicher nicht schlecht.

 

Im Ort ist nicht viel los, die wenigen Läden sind geschlossen, das Hotel gelegentlich knattert eine Ape vorbei, oder auch mal ein richtiges Auto. In einer geöffneten Bar namens Chiofalo kaufen wir ein Eis, die Sonne ist sogar etwas herausgekommen. Wir gehen noch etwas straßenabwärts und sehen unter uns Rinella liegen. Da ist man doch schnell unten, oder? Am östlichen Ortsrand soll es einen Treppenweg geben, da nehmen wir doch einen späteren Bus und gehen dort noch hinab. Wieder vorbei an der Kirche bis zur nächsten Straßenkehre, dort fängt der Weg an. Er ist schön gemacht und recht neu, an manchen Stellen hat es aber schon wieder Löcher – der Winter nagt hier an allem.

Der Blick zurück auf den malerischen Ort der rosafarbenen Häuser hinter blühenden Wiesen, überragt vom Monte die Porri – Salina ist schön. Vielleicht nicht so spannend wie Stromboli oder mondän wie Panarea (was wir aber auch nicht erlebt haben). Dafür entspannt, zurückhaltend, normal.

 

Rinella kennen wir ja schon. Es ist ruhiger als gestern, der Strand ist leer. Klar, es ist Montag, und keine Sonne. Hinter den in den Felsen gemauerten Bögen waren früher wohl Höhlen, die als Wohnungen und später als Bootshäuser gedient haben. Inzwischen sind sie zugeschüttet – sicher zu instabil, das Ganze. Wir haben ja gestern einen Steinschlag erlebt.

 

Laut Fahrplan müsste jetzt ein Aliscafo und die „Pietro Novelli“ hier anlegen – beide bleiben aus. Ist das Wetter schon zu schlecht für die Fährverbindungen? Sieht ganz so aus. Wir warten im Schutz des Fahrkartenhauses auf den Bus, der kommt pünktlich und bringt uns über die mir Übelkeit verursachende kurvenreiche Strecke nach Malfa, wo ich mich erst mal einige Minuten an der Piazza erholen muss. Ein paar Jungs spielen dort Fußball, ein Blondgelockter spricht Deutsch, aber im Fußball ist das kein Hindernis, der ist international.

Später gehe ich alleine zum Hafen von Malfa hinab. Heute ist es ja nicht so heiß, und ich möchte ihn mir schon noch näher angucken. Am Strand, zu dem ich nur von oben hinabgucke, ist niemand, die Brandung ist gewaltig. Noch stärker donnert sie am Hafen, gischtet meterhoch über den Anleger, schäumt weiß. Völlig unbeeindruckt arbeitet eine Handvoll Männer an Booten, Netzen, belädt Dreiräder. Auch hier die typischen Holzboote ohne Aufbauten, die mir zunächst etwas mickrig erschienen. Aber sie werden hier herstellt, sind original äolisch. Und genügen scheinbar den Anforderungen der Fischer. Sie sind auch leicht mit Winden an Land zu holen was aktuell die Wellen erfordern. Am Hafen hat es dafür – wie auch in Santa Marina – extra flache Schrägen mit Holzbrettern darauf. Sieht nicht so pittoresk aus wie in der Ägäis, aber erfüllt seinen Zweck.

Und wieder bricht eine Woge über die Hafenbaustelle. Wenn hier in Zukunft tatsächlich Ausflugboote halten sollen, braucht es aber schon ein Café unten direkt an Anleger. Da ist allerdings nicht viel Platz, steil stapeln sich die angegammelten Häuser ungeschönt die mauerbefestigte Küste hinauf. Und ob Tagesausflügler die Mühe des Aufstieges zum Ortskern auf sich nehmen? Ich mach das – wenn es nicht heiß ist, kein Problem, und schlendere noch etwas durch die Gassen von Malfa, wo sich manches schöne Motiv zum Ablichten anbietet.

Am Abend sind wir wieder im „I Cucunciu“ zum Essen. Wir haben es in der Rosticceria-Bar an der Piazza probiert, wo man auch schön auf einer überdachten Terrasse sitzen kann, aber uns wird bekundet, es gäbe nichts zu essen. So genießen wir Kapernsalat und Thunfischspaghetti und sind – wieder einmal – sehr zufrieden mit der äolischen Küche.

 

Wenn jetzt das Wetter morgen ein bisschen besser wird, dann wollen wir nochmals wandern – rund um den Monte dei Porri.