Al mare

So, und was macht man nun so auf Alicudi?

 

Die erste Möglichkeit: Gar nichts. :-)

Das heißt, man sitzt oder liegt auf der Dachterrasse, liest ein Buch (ein gutes natürlich - sagen immer die Leute, die im Fernsehen nur arte und 3sat gucken ;-) ), und guckt ab und zu ins Land.

Beziehungsweise auf Meer:

 

Da kommen und gehen Aliscafi (Tragflügelboote) der Liberty Lines, zwei morgens, zwei nachmittags. Mit fortschreitender Nachsaison verringert sich die Zahl allerdings, von Palermo kommt nun nichts mehr, was rechtzeitig im Internet-Fahrplan abzubilden die Liberty Lines nicht schaffen.

 

Und es kommen Ausflugsboote, die ihre ratlosen Passagiere für eine Stunde in der Stufenwildnis aussetzen. Die sind danach bestimmt froh, dass sie hier keinen Urlaub machen müssen. Alicudi hat kein einladendes Wesen und erschließt sich dem eiligen Besucher nicht. Zum Glück gibt es das Café "Golden Noir", das den kurzzeitig Gestrandeten Unterkunft bietet.

Segler verirren sich mangels guter Anker- oder Anlegemöglichkeiten nur gelegentlich nach Alicudi.

 

Seltener (fünf Mal die Woche) kommt die große Fähre "Isola di Stromboli" von Milazzo (wenn sie es schafft anzulegen) und bleibt ein halbes Stündchen ehe es auf die Rückfahrt geht.

 

Und bei Wind und Wetter kommt gar nix.

Auf Alicudi hat es leicht Wind und Wetter, das sollte man bei der Reiseplanung berücksichtigen.

 

Vielleicht zieht eine Gruppe Delfine draußen vorbei. Oder ein Fischerbötchen trotzt den Wellen.

 

Oder die Nachbarinsel Filicudi mit dem vorgelagerten La-Canna-Felsen wird von der Abendsonne in romantisches Äolenglühen getaucht.

An Land gibt es auch was zu gucken. Neben den besagten Tagesausflüglern (die wenigsten schaffen es hinauf bis zur Kirche San Carmine auf 100 Metern über Meer/208 Stufen) ist Mitte September die Zahl der Gäste überschaubar: Da ist das ältere deutsch-französische Paar, und deren befreundetes (?), ebenfalls älteres französisches Paar, das den Schiffswechsel in Filicudi beinahe verpasst hätte (komischerweise schlägt die Siremar-Buchungsmaschine das Umsteigen in Rinella/Salina vor, und nicht auf dem näheren Filicudi. Trotzdem dort umsteigen!). Die Insel und ihr Quartier, das Casa Mulino, entsprächen eher nicht ihren Erwartungen und sie reisen vorzeitig wieder ab. Wir werden sie wiedersehen.

Die Mailänder sind am Sonntag schon wieder abgefahren.

 

Ein paar andere Urlaubspaare sieht man gelegentlich im "L' Airone". Und nach der eineinhalbtägigen wetterbedingten Fährunterbrechung landet eine große deutsche Gruppe auf der Insel. Bestimmt Wanderer. Wobei, nicht alle sehen so aus, als wären sie geländegängig genug für die hiesige Topografie. Oder sind es sogar zwei Gruppen? Wir verlieren den Überblick in dem plötzlichen Ansturm.

 

Dann kann man wunderbar beobachten, wie unten am Hafen aus einem LKW Heu auf Esel beziehungsweise Mulis verladen und bergwärts gebracht wird. Winterfutter - sozusagen ein Tanker für Esel.... Schade, dass man die Tiere nicht von Kaktusfeigen ernähren kann, davon gibt es auf Alicudi nämlich reichlich. Aber das werden wir erst noch merken.

Freizeitoption Nummer zwei: Man geht baden.

Das Wasser ist von wunderbarer Klarheit, und die Wassertemperatur beträgt noch bequeme 25°C. Weniger bequem sind die Strände von Alicudi: kein Sand, kein Kies, nur schwarze, graue und gelegentlich rötlichbraune Lava-Kiesel, die mindestens Tennisballgröße, im Wasser auch Fußballgröße haben, und am Uferrand gelegentlich glitschig sind. Für empfindliche Fußsohlen und für Nicht-Fakire sind Badeschuhe unbedingt zu empfehlen. Liegen und Sonnenschirme sucht man (zum Glück!) vergeblich. Wer auf Alicudi urlaubt, kann auf Bequemlichkeit verzichten. Und etwas Leidensfähigkeit kann auch nicht schaden.

 

Ich habe drei "Strände" ausprobiert. "Strände" in Anführungszeichen, denn da entstehen leicht falsche Bilder im Kopf. "Badeplätze" trifft es besser.:

Zunächst den Strand westlich des Hafens, vor Perciato und dem Hotel "Ericusa". Er ist weitläufig, zahlreiche Bötchen liegen dort (mangels sicherem Hafen müssen sie nach Gebrauch wieder an Land gezogen werden), es hat große und kleinere Steine (die sind immer noch groß), aber weder Kies noch Sand. Es geht schnell tief hinein, was von Vorteil ist wenn man über die unbequemen Kiesel stolpert und hineinfällt. Bei warmem Wasser kein Problem, im Frühjahr hätte ich vermutlich auf ein Bad verzichtet.

Etwas bequemer (und für mich die beste Inselbademöglichkeit) ist der kleinere Strand östlich des Anlegers. Auch hier hat es Kiesel, und es geht noch steiler hinein. Aber die Kiesel sind insgesamt etwas kleiner (nur etwas), und man kommt besser ist Wasser. Dafür ist am späten Nachmittag die Sonne schon weg, und man ist nicht so ungestört wie am anderen Strand, weil der Fähranleger nahe ist.

Richtig endlosen Strand gibt es bei Bazzina. Großkieselstrand natürlich. Und weil es in Bazzina keinen richtigen Ort, sondern nur ein paar edlere Ferienhäuser und -villen (unter anderen vom Bosch-Erben) gibt, die sich gegenseitig ordentlich Abstand gönnen, ist es auch ziemlich intim dort.

Richtig bequem ist es badetechnisch dort auch nicht, es sei denn, wir haben ein feinkieseligere Stelle übersehen. Das kann sein, denn das Manko an diesem Strand ist, dass man knapp eineinhalb Kilometer zu Fuß dorthin gehen muss (es sei denn, man hat ein Boot wie die Villenbesitzer). Und zwar erst die Hauptstufenbahn "Via Roma" hinauf bis hinter die Chiesa del Carmine (die untere Kirche, auf ca. 100 Metern gelegen, 216 Stufen), dann halbwegs waagrecht, und am Schluß nochmals gut hinab (198 Stufen). Direkt an der Küste entlang zurück soll auch gehen, aber da muss man evtl. etwas klettern. Vielleicht sind gerade dort die besten Badestellen?

 

Wir haben uns vor der Villa Bosch getummelt, die Steine am Ufer waren glitschig und unfallträchtig, der Einstieg über den Bootsanleger hat auch nicht richtig viel gebracht. Aber das Wasser ist herrlich klar wenn man mal drin ist (wie überall dort), und falls man doch die eine oder andere Quallenberührung erlebt (zum Glück nur der harmloseren Sorte) - zum Ausgleich gibt es vor Sonnenuntergang Stechmücken massiv auf dem Balkon. Auf Alicudi hat man eben ein Herz für Tiere und echte Natur.

Wer gerne schnorchelt, sollte Flossen, Taucherbrille und Schnorchel nicht vergessen. Ich hab den Kopf lieber über Wasser - das war noch nie so richtig mein Element.

 

Mein Element ist eher die Erde.

Und das Wandern. Aber davon im nächsten Text mehr.