Zwei Tage auf Donoussa, ungeplant.

 

Eigentlich hatte ich nach Amorgos gewollt. Es ist schon ein paar Jahre her (1995 genauer), und vor Beginn meines Studiums hatte ich einen günstigen Flug nach Santorin ergattert. Nach einer Übernachtung auf Santorin dann am Vormittag die Fähre nach Naxos, von dort sollte es mit der alten „Scopelitis“ am Nachmittag nach Amorgos gehen. Das klappt auch, allerdings fuhr die Fähre eine andere Route als ich gedacht hatte, nämlich über Donoussa. Und so habe ich kurzentschlossen meine Reisepläne geändert und bin in Donoussa runter von Schiff – Amorgos konnte warten.

 

Donoussa war eigentlich meine erste richtig kleine Insel. Im Vorjahr hatte ich einen Franzosen getroffen, Pascal, der von Donoussa schwärmte. Und dann gab es da einen unsäglichen deutschen Spielfilm gleichen Namens, eine düstere Inzestgeschichte oder so (der aber auf Kythira gedreht worden war – kein Wunder dass das die Donousser – oder Donoussioten? – nicht wollten), das machte trotzdem neugierig.

 

Auf der Fähre hatte ich einen Österreicher, einen Südtiroler und zwei Schwestern auf Pforzheim getroffen, und gemeinsam machten wir uns auf Quartiersuche (was zum Drücken des Preises sehr nützlich war.). Fürs Einzelzimmer habe ich 1.800 Drachmen bezahlt, günstiger hab ich nie wieder ein Dach über dem Kopf und ein Bett darunter bekommen. Na ja, ich war jung und hatte kein Geld...

Die Unterkunft war namenlos, aber in Ordnung. Allerdings bin ich in der Nacht beinahe von Schnaken (für Norddeutsche: Stechmücken) aufgefressen worden.

 

An Details kann ich mich leider wenig erinnern, und Aufzeichnungen habe ich keine gemacht. Aber unsere kleine Gruppe beschloss im Laufe des Abends (mit frischem Fisch zum Abendessen) – oder war es schon auf der Fähre – am nächsten Tag, die Insel zu umwandern.

Blöd war, dass wir viel zu spät erst kurz vor Mittag aufgebrochen sind. Noch blöder, dass wir keinen Proviant dabei hatten, nur unsere 1,5-Liter Wasserflaschen. Am Livadi-Strand waren wir völlig alleine und gönnten uns ein mehr oder wenig hüllenloses Bad. Dann der Aufstieg nach Mersini, wo es leider nichts zu Essen gab, wir aber immerhin an der Quelle unsere Wasservorräte auffüllen konnten. Die Sonne stand hoch und brannte, und das Stück von dort bis Kalotaritissa zog sich, der Hunger machte sich bemerkbar.

Der Nachmittag war schon fortgeschritten als wir in Kalotaritissa eintrafen – ein kleiner Weiler, vielleicht zehn Häuser. Aber mit einer Taverne – unser Glück (Fastenwandern war noch nie mein Ding, schon gar nicht in Griechenland!). Selten hat mir ein frugales Mahl aus Feta und Oliven so gut geschmeckt wie bei dem kleine, blonden Wirt mit dem lichten Haupthaar und der fast doppelt so großen Frau. Die Männer wollten noch baden und erschienen lange nicht wieder, wir Frauen erholten uns lieber in der Taverne. Ich bummelte noch ein wenig herum und fand einen türkisgrün gestrichenen Webstuhl in einem Keller, sogar bespannt. Mein Vorleben als Weberin lag da erst ein paar Tage zurück – tempora mutantur, nos et mutamur in illis....

 

Wir hatten uns verbummelt, und mussten nun zügig nach Agios Stavros (Donoussa-Chora) zurück wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit dort sein wollten (und wir wollten – man glaubt gar nicht, wie stockdunkel es nachts auf diesen Inseln sein kann!). Wir rannten fast um die Wette weglos auf der Direttissima, zwischen Steinen und Macchia über einen Bergrücken, die Flanke des Pappas, immerhin 382 Meter hoch. Erreichten unseren Ausgangsort mit der Dämmerung, halbtot.

Der Wirt vom „Meltemi“ präsentierte stolz zwei kleinere Schwertfische, die er an dem Tag gefischt hatte. Wir hätten gerne etwas davon gehabt, aber die waren wohl für einen besonderen Zweck vorgehen. Schade!

 

In der Nacht kam die große Fähre nach Piräus und die halbe Insel reiste ab – ich habe das nie wieder so erlebt wie damals! Die Sommerferien waren zu Ende, und es ging für Kinder und Eltern zurück nach Athen, die Insel war am nächsten Tag leer! Und weil die „Scopelits“ damals nur zweimal pro Woche (im 2- und 5-Tage-Abstand) über Donoussa fuhr, musste ich entscheiden ob ich noch weitere 5 Tage bleiben wollte oder schon weiter wollte nach Amorgos. Meine Reisebekanntschaften nahmen die „Scopelitis“ am Morgen Richtung Naxos, und ich am Abend nach Amorgos. Den Tag verbummelte ich am Kendros-Strand und in den beiden geöffneten Tavernen, erst am späten Nachmittag kam dann die Fähre und nahm mich mit.

 

Zwei Tage auf Donoussa – ungeplant und unvergesslich.

 

Donoussa soll sich sehr verändert haben, Straßen wurden gebaut.

Aber ich möchte unbedingt mal wieder hin!

Nächstes Jahr vielleicht?